Advent
Mein Sohn wohnt immer noch bei mir. Früher war er ja wirklich mal sehr niedlich, aber jetzt ist er einunddreißig! Freundinnen hatte er schon ne ganze Menge, doch mit keiner ging es länger als n halbes Jahr. In letzter Zeit geht er auch schon gar nicht mehr in die Disco oder sonst irgendwo hin, wie soll er da noch eine kennen lernen? Nach hause wird ihm keine kommen! Aber ich will ihn auch nicht drängen.
Nur will mir scheinen, dass er sich etwas zu wohl fühlt bei mir. Gestern sagte er: „Ach, Mutti, weißt du noch, wie du früher immer so lustige Adventskalender für mich gebastelt hast? So was hätt ich heute gern noch mal.“
Na, dem werde ich einen basteln, der soll sich kugeln! Hinter der ersten Tür findet er eine Gartenpumpe. Das ist ein Trinkröhrchen, wie er sie immer unter unseren Gartentisch fallen lässt.
Hinter der zweiten Tür versteckt sich eine Trennungsmaschine. Ein Teeei, womit man ganz sauber den Tee vom Wasser trennen kann.
Tür drei beherbergt eine Sofortbildkamera, das ist ein Taschenspiegel.
Tür vier spendet ein Schönheitsset, nämlich eine Tube Zahnpasta. Sie besteht schließlich aus dreierlei: Tube, Inhalt, Deckel, das kann man schon als Set bezeichnen.
Vor dem Nikolaustag gibt es eine Küchenmaschine in Form eines Quirls.
Am Nikolaustag bekommt er einen Weinabend für zwei Personen. Der besteht aus zwei Zwiebeln.
Am siebenten Dezember gibt es eine Dampfnudel, eine schöne weiße Zigarette.
Am achten sodann eine kleine Leckerei. Nee, nischt is mit Süßigkeiten, die Leckerei ist bloß eine Briefmarke.
Hinter der neunten Tür wartet ein Partyspiel, ein klitzekleiner Würfel.
Hinter der zehnten findet er eine Alarmanlage, ein Weihnachtsglöckchen.
Tür elf beschenkt ihn mit einer Flugreise für zwei, die sich das Ziel selber aussuchen können. Da darf er zwei Luftballons aufblasen und fliegen lassen.
An zwölfter Stelle folgt ein Flammenwerfer, das ist natürlich ein Streichholz.
Dreizehn schlägt es mit einer Arbeitsschutzbekleidung, einem niedlichen Pariser.
Den Scharfmacher aber gibt es am darauf folgenden Tag, eine Dose Pfeffer.
Am fünfzehnten gibt es ein Essen für vier Personen, seine geliebte Tomatencreme-Suppe aus der Tüte.
Danach folgt eine Reiseschreibmaschine. Nee, keinen Kugelschreiber, die Pistole bekam er, als er elf war. Heute ist es ein schlichter Bleistift.
Jetzt braucht er ein Beruhigungsmittel, also bekommt er einen Babyschnuller.
Am achtzehnten gibt es eine Designer-Anstecknadel, eine simple Büroklammer.
Am neunzehnten gibt es eine Traumreise für zwei Personen, zwei Schlaftabletten.
Der zwanzigste beschert ihm ein Streichinstrument, einen Pinsel.
Am einundzwanzigsten findet er den längsten Schal der Welt in Form einer Rolle Toilettenpapiers.
Der zweiundzwanzigste hält ein Nadelset bereit, bestehend aus einem Tannenzweig.
Der dreiundzwanzigste spendet einen munter-macher, da überlege ich mir noch, ob es ein Wecker wird, eine kleine Flasche Kümmel oder schlichtweg eine Reißzwecke, die ich ihm auf den Stuhl lege.
Am vierundzwanzigsten ist natürlich der absolute Knüller zu erwarten. Da bin ich sehr spendabel. Er bekommt eine kostbare Obstschale. Beim Apfel sitzen die meisten Vitamine doch direkt unter der Schale, nicht wahr?
Ei, wird mein Sohn sich wundern, was er dieses Jahr für einen tollen Adventskalender hat!