Was ist neu

Adolf findet was

Mitglied
Beitritt
11.04.2011
Beiträge
246
Zuletzt bearbeitet:

Adolf findet was

Verwirrt checkte der Zeitreisende seinen Palm. Klar; da steckte der Fehler. Eine Fahrlässigkeit seines Freundes Ratthapark; der ihm unter den sorgfältig ausgewählten Zielen des Tages versehentlich dieses untergejubelt hatte.
Oder mit Absicht?
Er hatte einen anstrengenden Tag erlebt: Am Morgen der mit flüssigen Steinen um sich werfende Vulkan, 00790824, die phänomenale Katastrophe eines von glühender Asche beerdigten Pompeji; mittags dann der nicht weniger erregende Einsturz der Zwillingstürme von 20010911. Den Abend gedachte er im Liverpooler Cavern Club zu beschließen. Pünktlich zu 19610321, dem ersten Auftritt der Beatles. Er freute sich darauf; sah sich bereits, locker an die schmierigen Ziegel des rauchgeschwängerten Gewölbes gelehnt, ein frischgezapftes Bier - ja, Bier! – genehmigen und John Lennon bei der Arbeit zusehen; bei seinem allerersten „Shake it up, baby, Twist and shout!“
Yeah.
Nix yeah, Pustekuchen. Er hatte sich in einem beschissenen Dorf materialisiert; es war neblig und kalt und vier Uhr dreißig am Morgen. „Fuck!“, fluchte er. Und ließ sich, gerädert von der langen Reise, auf die schmutzigen Latten einer alten Bank fallen. Schielte auf das Display seines Palms:

„Braunau, Österreich, 19010420.“

Himmelherrgott. Kato, der Reisende, schaute sich um. Es schien der trostlose Marktflecken des Ortes zu sein, ein ungeschickt gepflasterter Platz mit einem Ziehbrunnen in der Mitte und zwei planlos abgehenden Straßen – rumpeligen, unbefestigten Gassen, welche durchzogen waren von den tiefen Spuren vermutlich nutzviehbetriebener Fuhrwerke.
Armut, dachte Kato. Alles hier roch nach Armut. Da stand ein Wirtshaus gegenüber – wie immer, wenn er auf Reisen war, verwendete er den passenden Begriff; der meist anachronistisch klang und komisch; aber gerade das war ja der Reiz, oder? Conflicts hießen „Kriege“ hier, Epidemics „Seuchen“ und Ingestions eben „Wirtshäuser“. Dreckige Spelunken, in deren Kammern die Ratten Feste feierten. Hölzerne Balken - Fachwerk, erinnerte er sich - trugen das Gebäude, geduckt unter ihrer Last wie ein geprügelter Sklave. Ähnlich das gedrungene Haus zur Rechten: schmierige Fensterscheiben und schiefe Mauern; die abblätternde Farbe eines jämmerlichen Holzschildes erklärte es zur „Zollstation“.
Der Reisende gähnte. Griff in seinen Rucksack und schluckte eine Attenol, streckte seine Arme über den Kopf, verschränkte die Finger und ließ es knacken. Okay, Kato, denk nach. Er gab sich alle Mühe, durchforstete seinen Erfahrungsschatz nach „Braunau“ und fand – nichts. Versuchte es mit dem Datum, kam ihm das irgendwie bekannt vor? Fehlanzeige. Kato aktivierte den Palm und stellte eine Statusabfrage. Ratthapark sollte sich verdammt noch mal äußern zu dieser Scheiße hier. Und ihn rausholen, dachte er und wurde müde. Sein Kopf schien zu wachsen, wurde schwer und kippte nach vorn. Der Reisende begann, zu schnarchen.
Schlief tief und fest, als ihn der Zeitstrahl erfasste. Und verschwand mit einem Plopp.


Adolf erwachte im gleichen Moment. Er erinnerte sich sofort an gestern. Der Abend war nicht anders verlaufen als die meisten: Die Mutter trug ihm auf, den Vater abzuholen. Er war also zur „Eiche“ gelaufen; hineingegangen und gleich zum Tisch des Vaters, der dort saß und Gott und die Welt verfluchte. Alois starrte ihn aus blutunterlaufenen Augen an, drosch sein Maß auf die klebrige Platte des Tisches, stand auf und verpasste ihm eine. Eine anständige Watschn, die sich lange abzeichnen würde auf seiner Backe; zur Erheiterung seiner Mitschüler. Adolf stellte sich in die Ecke neben der Standuhr und wartete. Betrachtete das hin und her schwingende Pendel und später die Geweihe an den Wänden, bis der Vater sein Bier ausgetrunken hatte und sich maulend erhob. Half ihm auf die Straße hinaus, wo Alois neben ihm her torkelte, bis ihm die frische Luft ins Hirn stieg und Übelkeit auslöste, und er sich im Graben übergeben musste. Sich für den Rest des Weges auf den Jungen stützte und ihn einen Hundsfott nannte und dabei aus dem Maul stank nach Schnaps und Speim; in ein Schlagloch tappte und stolperte; wütend wurde und ihn ein zweites Mal schlug. So heftig diesmal, dass Adolf der Länge nach hinstürzte und sich das Knie aufschlug.
Die Mutter eilte ihnen entgegen, gemeinsam packten sie Alois aufs Kanapee. Klara strich ihm dankbar über den Scheitel und wollte nach der Verletzung sehen; aber natürlich entzog er sich ihr und ging sich waschen; das Knie, Hemd und Hose. Stieg mit zusammengebissenen Zähnen die acht knarrenden Stufen nach oben und betrat die Kammer.
Angela lag da, Alois junior und die winzige Paula.
Er wusste um die Anderen, es hatte Edmund gegeben; aber der war im vorigen Jahr an Masern gestorben; und dann noch Gustav, Ida und Otto. Sie waren gegangen und hatten Platz gemacht für ihn und Paula. Adolf kroch in sein Bett.
Und hoffte auf Stille.
Vergebens.
Er zog sich die Decke über den Kopf, als es begann; die Geräusche drangen nach oben – wie immer. Alois bellte, Glas brach und dann schlug er sie – dreimal, zählte Adolf, drei dumpfe Schläge. Später das Unvermeidliche. Ihr Wimmern und das Knarren des von Würmern zerfressenen Bettes.
Lang hatte er nicht geschlafen, es war noch dunkel. Jetzt aber raus! , dachte Adolf und schlug die Decke zurück. Er ignorierte den Schmerz und wusch sich, ließ das eiskalte Wasser über sein Knie laufen, stieg in die zerrissene Hose und steckte die Füße in die Holzschuh. Es gab viel zu tun: er würde die gewaschenen Laken ins Wagele stapeln und zur Mangel bringen, beim Baumgartner Milch und Gries holen, das Geschirr spülen und den Tisch decken. Danach die Zisterne schrubben; damit musste fertig sein, bevor der Vater erwachte. Alois hatte ihm die Arbeit auferlegt, gestern, nachdem er die tote Ratte im Wasser fand. Er hatte geschnuppert und war aufgestanden, marschierte zur Zisterne, hob den Deckel an und entdeckte den Nager. Adolf war ihm gefolgt, schaute an Vaters breitem Rücken vorbei in die schmutzige Brühe und genau in ihre Augen; die hässlichen, engstehenden Augen einer Ratte. Plötzlich traf ihn Vaters Faust, zündete wie ein Blitz neben seinem Ohr. Er hatte es nicht kommen sehn und riss die Arme hoch, aber Alois kannte seine Schwächen und trat ihm in die Seite. Von da an prasselten die Schläge.
Adolf kauerte sich zusammen und zählte sie.

Ja, das tat er immer. Angela hatte ihn einmal gefragt, warum er sie zählte und auch, warum er jeden Abend zu spät zum Abendbrot kam und dafür eine Tracht Prügel einsteckte, wo er doch wisse, was ihn erwartet? Weil es mir nichts ausmacht, hatte er geantwortet. Was sind schon fünf oder zehn Minuten Prügel, wenn ich dafür dreißig Minuten oder eine Stunde länger spielen kann?
Spielen. In Wahrheit spielte er nicht mehr. Früher, als er noch ein kleiner Bub war, als Edmund noch lebte, da hatte er recht gern gespielt … mit dem Georg und dem Franz, der Kati sogar. Irgendwann verlor er daran die Lust. Seitdem streunerte er im Dorf herum und im nahegelegenen Wald. Zerdrosch Blumen mit seinem Stock, blies Frösche auf und zerdrückte die Spinnen mit dem Zeigefinger. Redete mit den Bäumen, holte weit aus mit seinen Armen und Händen und deklamierte vor den Bewohnern des Waldes, als deren Gebieter er sich fühlte. Er lächelte milde, wenn sie vor ihm niederknieten; hielt Gericht und strafte die Treulosen während er den Ergebenen Orden um den Hals heftete.

„Schleich di, du Ratz!“, ahmte er den Vater nach und glitt aus dem Haus. Machte sich auf den Weg, die Straße hinunter, zum Markt. Zog den Wäschewagen, das Bergabstück immer schneller, zog ihn um die Ecke und blieb stehen - stocksteif.
Auf der Bank.
Da lag etwas.
Etwas … Unfassbares. Adolf trat näher und traute seinen Augen nicht; was sie erblickten, passte nicht hierher, nicht auf die alte Bank, nicht nach Braunau. Er war sich nicht sicher, wohin es überhaupt passte und plötzlich brach ein Gefühl in ihm aus, heftig und unangekündigt wie ein Gewitter in den Bergen. Er hasste es, hasste diesen fremden Gegenstand, der anders war und nicht hierhergehörte und brennen sollte – ja, er würde ihn in Brand stecken! Adolf trat vorsichtig näher. Umrundete das Objekt mit wachem Blick, bereit davonzuspringen wie vor einem gefährlichen Hund. Ein … Sack, dachte er.
Und griff zu.
Ließ den Wagen stehen und packte den Sack und rannte los, ließ ihn fallen und hob ihn wieder auf und rannte weiter, stürzte mit dem seltsamen Stück die Straße hinunter und schlug Haken, bis er den Wald erreichte und ein Stück weiter zum Ziel: Der Zuflucht, dem Ort, wo ihn keiner jemals fand.
Es war der alte Schuppen, die „Wolfsschanze“. So jedenfalls nannte er ihn. Adolf sprang hinein, knallte die Tür zu und schob den Riegel vor. Dann ließ er sich zu Boden sinken.
Und betrachtete den Sack.
Seine Finger strichen vorsichtig über das Material. Es war glatt; ein makelloser Stoff, der völlig anderes war als alles, was er je berührt hatte. Das Gewebe war von einem unglaublichen Blau, ihm fiel nichts ein, dem es ähnelte; am ehesten noch frisch geschliffenem Metall. Es war verziert, mit einer Kordel, die sich wie eine Narbe über den Stoff zog; ein klaffender Mund mit einem Ring daran, um den sich seine Finger jetzt schlossen und daran zogen. Die Narbe öffnete sich. Doch statt Blut quollen Sachen aus dem Sack, erstaunliche Sachen. Er wurde mutig und drehte den Beutel um, da purzelten die verrückten Dinge aus ihm heraus und verteilten sich. Scheinbar friedlich, scheinbar ungefährlich, zwischen seinen Beinen.
Adolf keuchte. Seine Augen huschten wie die einer jungen Ratte über die unerklärlichen Sachen auf dem Boden der „Wolfsschanze“.
Ein Streifen aus Silber. Mit zittrigen Fingern griff er zu. Er fühlte sich weder hart noch weich an, hatte recht scharfe Kanten an der Seite und wog praktisch nichts. Ein glitzernder Streif mit aufgedruckten Buchstaben und Zahlen auf der Silberseite, durchscheinend wie Glas auf der anderen. Pillen, wie beim Apotheker, dachte er. Egal, ihm fehlte die Geduld, den Streif weiter erforschen.
Beim Anblick des nächsten Wunders.
Einer … Flasche? Auch sie schien aus jenem fremdartigen, leichten Material zu bestehen. Sie war zur Hälfte gefüllt mit einer klaren Flüssigkeit; er schüttelte sie und kratzte an einem Emblem, das sich nicht lösen ließ, denn es war der Körper selbst, der eingefärbt war und das rätselhafte Schild trug. Mit Schriftzeichen, wie die Pillen. Schnörkellose Buchstaben, die einen unleserlichen Text bildeten.
Weiter! Ein grellbunt verpacktes Stück mit unleserlicher Aufschrift; Moment, „Riegel“ konnte er entziffern und den Namen der Stadt „Berlin“. Er griff noch einmal zur Flasche und fand „Volvic“. War das ebenfalls eine Stadt? Und wennschon, auch das verlieh dem Ganzen keinen Sinn. Adolf schwirrte der Kopf. Närrische Sachen aus einem exotischen Behälter, gefunden auf dem Ruhbankerl vor Vaters Zollhaus.

Ein einziges Teil war noch übrig.

Er hatte es als Erstes greifen wollen, gleich am Anfang. Aber genauso, wie er sich das seltene Stück Suppenfleisch immer bis zuletzt aufhob, hatte er es mit diesem Ding getan. Außerdem hatte er Angst. Denn der Gegenstand schien noch narrischer zu sein als die anderen. Sollte er so etwas anfassen?
Das Ding glich einer Schachtel. Es war flach, flacher als sein kleiner Finger. Es hatte, zumindest von der Größe her, Ähnlichkeit mit einem seiner Bücher, einem ungeliebten Buch: dem „Kleinen Katechismus“.
Adolf gab sich einen Stoß und hob es auf. Es fühlte sich weder warm noch kalt an, hatte blankpolierte Ecken, glatter als die Kanten des Chorgestühls. War feiner noch gearbeitet als die besten Stücke Giagels, des Tischlers, der auch die härteste Eiche zu schleifen und lackieren vermochte. Kein Holz, das Ding war von einem anderem Material, einem zugleich festen und doch weichen Stoff. Adolf hielt das Objekt gegen das Licht – denn ja, es war bereits Tag! – gegen einen, durch die Bretterwand fallenden Sonnenstrahl. Die Schachtel war auf allen vier Seiten schwarz, abgesehen von einem Schriftzug, gedruckt in jenen irrwitzigen Lettern, die er bereits von Flasche und Silberstreif kannte. Die schmucklosen Buchstaben ergaben keinen Sinn, dafür das deutlich abgebildete Symbol – und Adolf liebte Symbole! Ein angebissener Apfel, schlohweiß auf nachtschwarzen Grund. Gedankenverloren strich er über die Vorderseite. Und da passierte es.

Furchtbares! Adolf fuhr zusammen - das Ding erwachte zum Leben! Die eben noch nachtschwarze Oberfläche entzündete sich und brannte – brannte lichterloh in grellem Weiß; entsetzt schloss er die Augen und riss sie wieder auf, hielt das Ding soweit es ging vom Körper weg und konnte doch nicht seinen Blick abwenden von der tanzenden Scheibe! Wabernden Bewegungen kryptischer Symbole in allen Farben dieser Welt auf diesem Handwerkszeug des Teufels, das in diesem Moment etwas noch viel Schlimmeres machte: Es piepte.

Adolfs Glieder ruckten an wie der Kolben einer Lokomotive. Vorbei mit der Beherrschung, schockiert, ließ er das Ding fallen und rannte davon. Wohin? – Egal, nur weg, er lief gegen die gegenüberliegende Wand, stieß sich den Kopf und fiel, rappelte sich hoch und kroch zur Tür, die er selbst abgesperrt hatte und nun, panisch, nicht aufbekam, vor dem verschlossenem Riegel hinfiel und – Kruzifix. Er sah an sich herab. Und lief rot an.

Es war wieder passiert.

Er hatte sich eingenässt. Pisste sich ein, wie zuletzt, als der Vater der Ochsenziemer rausholte und die Mutter bestrafte und er, zum Nichtstun verdammt, sie wimmern hörte und dann die viel schlimmeren Geräusche, das Schnaufen und das Stöhnen, wenn Alois der Mutter auf die Wundn hupfte. Er machte sich also die Hose voll und wusste, es würde nicht aufhören, die ganze Blase würde sich entleeren wenn er nicht darauf schlug; und so tat er es, schlug mit der Faust auf seinen Zipfl, einmal und noch einmal und noch einmal.
Bis es vorbei war und er stöhnend innehielt.
Das Ding. Er lugte danach; es lag da, als sei nichts passiert. Und Adolf kroch – seine Neugier war stärker als die Angst - darauf zu.
Die vormals schwarze Oberfläche hatte sich verwandelt, tanzte in hundert verschiedenen Farben auf ihrer Oberfläche, die nicht etwa glatt war, sondern Berge und Täler bildete, mannigfaltige Symbole wie mit einem Stichel herausgearbeitet. Sinnbilder, die regelrecht dazu einluden, berührt zu werden, Noten und Kompass, Zahnrad und Zirkel und da, das kreisenden Symbol eines …, jawohl, eines Briefumschlages. Adolf drückte einfach drauf. Und es verschlug ihm den Atem.
Satansding! Es klackte und erschuf Wellen aus dem Nichts, Linien, die sich zu drehen begannen und erneut brannte die Schachtel, ohne Hitze und doch gleißend hell.
Diesmal war er sitzen geblieben. Mehr noch, er hatte das Ding festhalten wie ein Held, sich behauptet wie der tapfere Old Shatterhand, dessen Geschichten er allesamt gelesen hatte und dessen Mut und Kraft er bewunderte wie kein anderer hier. Er hatte standgehalten und sich nicht verbrannt. Kein Feuer, das Ding sah noch immer eine flachgedrückte Kohle aus, mit einer Ausnahme: die Oberseite trug eine Zeile Text. Klar leserlicher Text, den er langsam entzifferte:

„Ab Ratthapark Mar Casai, 21121031, 1412, Leipzig, D - An Kato Farah Willaroid, 19010420, 0612, Braunau, AUT“

Darunter stand:

„Mensch Kato, du Spast, du weißt wiedermal gar nichts. 18890420 hatten wir in der sechsten Klasse, wo warst du da? Vermutlich mal wieder Kreide holen. Hab dir als Denkanstoß „Mein Kampf“ hochgeladen; klingelt’s jetzt? Schicke dir den Zeitstrahl wie vereinbart, Glück und Frieden, Ratth.“

Er las den Text, dreimal; ohne zu begreifen. Gewahrte die kleine Büroklammer und tippte darauf. Das inzwischen bekannte Spiel, die tanzende, brennende Oberfläche, dann …
Ein … Buch? Etwas holprig zunächst verstand er nach einigen Versuchen die Wörter. Die Sätze, endlich. Sie waren nicht einfach zu erfassen, doch … Adolf setzte sich. Die Hose mochte trocknen, seine Aufgaben konnten warten. Adolf las Zeile um Zeile und blätterte am Ende der Seite ganz selbstverständlich und ohne nachzudenken mit einer Wischbewegung um. Las Satz für Satz, und … was da stand war … gut. Mehr als das, er hatte noch nie etwas gelesen, das ihn so fesselte.

„Kommt er endlich Sonntag oder Montag nachts nach Hause, betrunken und brutal, immer aber befreit vom letzten Heller und Pfennig, dann spielen sich oft Szenen ab, dass Gott erbarm. In Hunderten von Beispielen habe ich dieses alles miterlebt.“

Adolf nickte langsam. Wer immer seine Gedanken in die Schachtel gelegt hatte, kannte sich aus.

„Wenn aber dieser Kampf unter den Eltern selber ausgefochten wird, in Formen, die an innerer Rohheit nichts zu wünschen übrig lassen, dann müssen sich die Resultate eines solchen Anschauungsunterrichtes bei den Kleinen zeigen. Welcher Art sie sein müssen, wenn dieser gegenseitige Zwist die Form roher Ausschreitungen des Vaters gegen die Mutter annimmt, zu Misshandlungen in betrunkenem Zustande führt, kann sich der ein solches Milieu eben nicht Kennende nur schwer vorstellen. Mit sechs Jahren ahnt der Junge Dinge, vor denen auch ein Erwachsener nur Grauen empfinden kann.“

Adolf seufzte. Er hatte einen Leidensgenossen gefunden.

Dabei … nun, er verehrte Alois, trotz allem. Er verehrte ihn so sehr, wie er die Mutter liebte. Der Zollamtsoberoffizial war ein entschlossener Mann, welcher einmal ins Auge gefasste Pläne mit der notwendigen Härte durchsetzte. Sein Sohn würde kein anderer werden. Adolf hörte die hinter vorgehaltener Hand geflüsterten Worte seiner Mitschüler. Die nannten ihn verbohrt und widerspenstig und manchmal verrückt.
Weiter! Adolf verschlang den Text, entfloh mit jedem einzelnen Absatz ein wenig mehr der Enge des Dorfes; trank die Lehren wie ein Vertrocknender das Wasser, schickte seine Gedanken auf die Reise in großen Städte und fremde Länder wie Old Shatterhand, der große Westmann, der ihm so ähnlich war und niemals Schmerz zeigte, auch unter den widrigsten Bedingungen nicht; am Marterpfahl gefesselt und von den Wilden ins Fleisch geschnitten.

Nicht weinen, die Schläge zählen.

Adolf begann sich zu fragen, wer um alles in der Welt die Weisheit besaß, dies niederzuschreiben. Gott? Der wusste gar nichts. Der Autor dieses Werkes plante – ja - Adolf wurde sich immer sicherer bei dieser Annahme, sein Volk mit seinem Wissen zu beglücken, es teilhaben zu lassen an seiner Macht und es zu heiligen Taten zu führen. Ein sanfter, wohlmeinender und über allen stehender Herrscher. Adolf lächelte. Und las den ganzen Tag hindurch bis zum Abend.


„Fuck!“, stöhnte Kato. Sein Magen krampfte und er ging in die Knie, aber es half nichts, er klappte zusammen und übergab sich, kotzte den kümmerlichen Mageninhalt auf den klinisch sauberen Boden der Chronokammer. Ratthapark öffnete die Schleuse. Kato zitterte am ganzen Leib, unfähig zu gehen, ließ sich er sich von seinem Freund aus der Kammer ziehen. Saß zehn Minuten später auf einer Bank des Vorbereitungsraumes mit einer Tasse Kaffee in der Hand.
„Interferenzen“, meinte Ratthapark knapp. „Du hast dich vierzig Kilometer entfernt materialisiert, auf irgendeinem gottverlassenen Acker. Ich hoffe mal, ohne Zuschauer. Oder?“
Kato schüttelte abwesend den Kopf.

Es war sein dritter Versuch, zurückzugehen. Ratth hatte ihn immer wieder auf die Bedarfsliste geschummelt; die Administratoren seine Daten abgegriffen und die Offiziellen die Zulassung erteilt. Die Techniker seine Atome durchs das Wurmloch geschossen. Erfolglos. Zweimal traf er Braunau, beim letzten Mal sogar die Ortsmitte, doch stimmte die Zeit nicht und die Familie war längst nach Passau gezogen.
„Du schaffst das nicht nochmal“, stellte Ratth fest. „Und sowieso, das Ganze ist `ne Nummer zu groß für uns. Ist dir eigentlich klar, was du angerichtet hast? Wir sollten die Cleaner einschalten, Kato. Fuck, wir müssen es tun, und zwar sofort.“
„Nein!“ winselte Kato. „Bitte, Ratth, die machen mich zur Schnecke. Ich darf nie wieder reisen, wenn …“
„Wir machen es anders“, unterbrach ihn sein Freund. „Ich werde gehen.“

Adolf hatte damit begonnen, die Zeilen laut zu lesen und durch heroische Gesten zu unterstreichen. Es selbst war es, der da zu den Menschen sprach, die Gefahren der jüdischen Weltverschwörung und des Bolschewismus anprangerte, Auswege aufzeigte und hehre Ziele formulierte. Es war längst dunkel; er hörte die Rufe der Erwachsenen, die ihn wohl suchten, unterschied das flehende Rufen der Mutter - einmal sogar ganz nah am Schuppen - und das Bellen des Vaters. Es interessierte ihn nicht. Als Hunger und Durst ihn zu quälen begannen, verzehrte er den „Riegel“ – er schmeckte fantastisch. Öffnete kurzentschlossen die Flasche und trank klares Wasser. Warum nicht auch die Pillen, dachte er und nahm eine. Sie wirkte sehr schnell, durchströmte seinen Körper mit Energie; Adolf fand alle Müdigkeit wie weggeblasen. Er war bereit weiterzumachen, würde die ganze Nacht durch lesen, ohne eine Kerze zu benutzen, denn das wundersame Buch leuchtete von selbst. Er schluckte die Pillen auch am folgendem Morgen und verließ den Schuppen nur zweimal; ganz kurz, um sich Brot zu stehlen. Adolf las sechsunddreißig Stunden lang. Dann öffnete sich ein Viereck, warf eine Meldung über die geliebten Seiten und forderte ihn zu unverständlichem Zeugs auf, einem „Aufladen“. Er wischte es wütend weg. Zwei Stunden später, der Nacht des dritten Tages, verlosch das Ding.

Erstarb; gerade als er mit glühender Stimme kerzengerade Autobahnen, quer durch sein Reich in Richtung Meer gezogen, versprach. Verlosch und ließ ihn im Dunkel des Schuppens zurück. Er schüttelte das Ding, schaffte es nicht, sich zu beherrschen – und warf es zu Boden. Adolf war allein; ein kleiner, müder, durchgefrorener Junge. Tränen stiegen in ihm auf, er zählte bis zehn und kämpfte sie nieder. Stand mit krummem Rücken über dem zerbrochenen Ding da und dachte nach. Vor allem über den letzten Satz, mit dem es ihn gefragt hatte:

„Wollen sie dem Dokument - Adolf Hitler, Mein Kampf, Erstausgabe München, Franz Eher Verlag, 19250718 - ein Bookmark hinterlegen?“

Egal wie sehr ihm der Kopf schwirrte, er hatte sich nicht getäuscht. Da hatte sein Name gestanden.

Adolf Hitler.

Der Führer, dachte er - und war sehr glücklich dabei.

Ratthapark materialisierte sich wenige Meter von Katos Palm entfernt. Ort und Zeit perfekt getroffen. Was er sah, nahm ihm die Luft.
Er hatte ihn bereits zweimal gesehen.
Niemals aber so.
Der Führer war ein schmutziges, stinkendes Kind. Mit flacher Brust und tief in ihren Höhlen verkrochenen Augen. Das Monster befand sich noch im Stadium einer Larve. Und Ratth überfielen allzu menschliche Regungen: Mitleid mit dem geschundenen Balg, und ohnmächtige Wut auf den verfluchten Zollbeamten. Dann aber kamen die anderen Dinge hoch; erschlugen ihn beinahe die Erinnerungen: Er hatte das brennende Berlin gesehen. Sterbende Teenager in den Schützengräben vor Stalingrad, verhungernde Menschen in der Stadt. Am schlimmsten aber …

Auschwitz.

Hochsommer; und die auf Schienen hereinrollenden Viehtransporte. Verdurstende, angstzerfressene Menschen, welche, mit ihrem eigenen Kot beschmiert, aus dem Waggon stolperten. Ihre Schreie beim Auseinanderreißen der Familien. Ihr Nach-Luft-Schnappen in den Gaskammern; ihre leblosen Körper, in Gruben geworfen wie Abfall.

Sein Werk.

Ratthaparks Hand fasste nach einem Rohr, das da lag, ein halbmeterlanges, zolliges Eisenrohr.
Nahm es und schlug ihm den Schädel ein.

Nein, das tat er natürlich nicht. Niemand mehr schlug einem anderem den Schädel ein, niemand mehr übte Gewalt aus, einhundertsiebenundsechzig Jahre nach dem letzten Krieg. Kaum eine Schulhofrauferei, dachte Ratth und beruhigte sich. Brachte den Schocker in Position und drückte ab. Fing den Jungen auf, so gut es ging. Öffnete den kleinen Koffer, entnahm das Thiopan und zog die Spritze auf. Sein Arm glitt unter den schmalen Leib des Jungen und hob ihn ein Stück hoch, fand leicht die Vene und injizierte die Flüssigkeit. Die zweite Spritze brachte den Jungen zurück an die Oberfläche, er erwachte und rappelte sich auf in eine sitzende Position.
Ratth setzte sich ihm gegenüber. Er schaffte es nicht, dem Monster in die Augen zu sehen. „Diese drei Tage“, begann er. „Es hat sie nie gegeben. Der Rucksack, die Dinge, das Buch, sie existieren nicht. Verstehst du das?“
Der Junge nickte.

Ratth packte zusammen, zog seinen Palm und initialisierte die Rückreise. Stellte sich aufrecht, mit leicht angewinkelten Beinen in die Mitte des Schuppens und wartete auf den Strahl.

„Hilf mir“, sagte der Junge.

Und Ratth … gab sich einen Ruck, und sah ihm in die Augen. Sie waren … es waren bereits seine Augen.

„Schlag zurück, beim nächsten Mal“, sagte er. „Er wird dich dann nicht wieder anfassen. Und“, fügte er zögernd hinzu, „beginne, zu zeichnen. Du hast Talent. Zeichnen, das ist deine Zukunft.“

Der Junge nickte.

Und Ratthapark verschwand.

 

Hab eine Weile überlegt: Gesellschaft? Historik? Und mich dann doch für SF entschieden. Bin gespannt auf Eure Meinung zu dieser, vielleicht mal etwas anderen Sicht auf unser aller Obermonster.
Gut Nacht,

Nastro.

 

Also, eins vorweg: Die Rubrik ist richtig. Es ist eine Zeitreise.
Eine mit einem der All-time-top-ten-Ziele: Adolf Hitlers Kindheit. All-time-top-ten meint hierbei SF-Autoren, nicht Zeitreisende, die können sich vermutlich bessere Ziele vorstellen, und damit meine ich weder den Untergang der Titanic (zu nass) und die Entdeckung des Südpols (zu kalt).

Das Problem an Deiner Geschichte ist, dass der Autor die ganze Zeit darüber schwebt. Ich nehme als Leser überdeutlich wahr, dass der Autor will, dass die Zeitreise an diesen Punkt führt, dass er will, dass der Reisende moderne Gadgets zurücklässt, dass erwill, dass wir Adolfs Vater kennenlernen, dass er will, dass klein-Adolf sich in die Hose macht. Der Autor interessiert sich kein bisschen dafür, dass Zeitreisen physikalisch unmöglich sind, dass sie nie ohne dramatische, unlösbare Paradoxa auskommen; er interessiert sich nicht für die Person des Zeitreisenden oder den Rest der Welt, sondern nur für eines: Für das Gedankenexperiment "was wäre, wenn Adolf Hitler als Kind sein eigenes Buch lesen würde". Mit welchem Ergebnis? "Er war sehr glücklich dabei".
Was für ein erhellender Einblick in die Psyche eines Kindes, dessen Vater um sich schlägt. Übrigens ein Schicksal, das nicht nur in der damaligen Generation von vielen geteilt wird.
Und der Zeitreisende? Der schon Auschwitz gesehen hat (und dort wievielen Menschen das Leben rettete?), der Adolf mit einem zufällig herumliegenden Eisenrohr erschlägt - oh, doch nicht? - und ihm dann einen heißen Tipp gibt?

Ich drücke es mal anders aus: Eine Zeitreise zu Adolf Hitler ist keine besonders neue Idee. Und Du gewinnst ihr weder einen neuen Aspekt ab, noch überzeugt Deine Erzählung durch Tiefe. Hätte das Thema weniger Stacheln als der Kaktus auf meiner Fensterbank, wäre das alles kein Problem. Aber wer mit einer Fackel in der Hand einen Gasaustritt untersucht, geht gewisse Risiken ein, zu denen das Ergebnis in einem gesunden Verhältnis stehen sollte.

Und nochmal anders ausgedrückt: Lass Hitler ruhen. Ruhen als das, was er laut Wikipedia (die Dein Zeitreisender offenbar nicht auf dem Palm hat) war. Erzähl uns einfach eine andere Geschichte.

Uwe
:cool:

 

Hi Uwe,

herzlichen Dank für Deine, wie man so schön sagt, konstruktive Kritik. Deine Worte muss ich erstmal sacken lassen, was mir sofort dazu einfällt:

... Ich nehme als Leser überdeutlich wahr, dass der Autor will, dass die Zeitreise an diesen Punkt führt, ...

Hab ich beim Schreiben eigentlich nicht so empfunden mit dem will. Scheiße, wenn man die Stimme des Autors vernimmt, ist das wirklich so? Er sollte unsichtbar bleiben, ganz klar. Ein Problem für mich war offensichtlich: Ich habe einen bösen Protagonisten, an den ich nicht wirklich rangehen kann. Selbst Darth Vader darf verletzliche Seiten zeigen, mehr noch, als Kind ist er knuffiger Justin-Bieber-Typ, der Podrennen gewinnt. In einer guten Geschichte ist kein Bösewicht einzig böse und kein Guter chronisch gut. Schwierig bei Adolf, gehst du wirklich an ihn ran, wirst du – denn er ist erst zwölf Jahre alt – symphatische Seiten finden. Akzeptiert das der Leser? Oder Aufschrei? Von da her ein gewagtes Unterfangen.

... Der Autor interessiert sich kein bisschen dafür, dass Zeitreisen physikalisch unmöglich sind, dass sie nie ohne dramatische, unlösbare Paradoxa auskommen, ...

Auf die Technik habe ich bewusst verzichtet, weil es für diese Geschichte – meiner Meinung nach - ohne Belang ist. Hab mich ein wenig an Audrey Niffenegger (Die Frau des Zeitreisenden) und Wolfgang Jeschke (Der Zeiter) orientiert oder meinetwegen auch am „Jesusvideo“; wo es relativ oder auch völlig wurscht bleibt, wie die Leute zurückgehen, weil es dem Autor er auf die Geschichte ankommt. Zu den Paradoxa gibt es ein alternatives Ende (es gibt drei bis vier alternative Enden), in denen Paradoxen (Paradoxa?) passieren, die hab ich aber (zunächst) verworfen.

Zu den Paradoxen kenne ich – nach Studium allerdings nicht hunderter, sondern vielleicht zwanzig derartiger Romane – vor allem zwei Theorien:
1. Du darfst nichts verändern in der Vergangenheit, sonst stürzt das Weltgebäude ein.
2. Benimm dich wie du willst, egal, jede Veränderung der Vergangenheit öffnet eine neue, eine Parallelwelt.

Meine Geschichte wäre Punkt 1, für die man üblicherweise eine Art Zeitpolizei benötigt, um den ganzen Mist, den die Reisenden machen, auszubügeln. Kato und Ratth informieren – um straffrei zu bleiben – keine “Cleaner „ sondern gehen selbst zurück.

... Übrigens ein Schicksal, das nicht nur in der damaligen Generation von vielen geteilt wird. ...

Okay, aber was willst Du uns damit sagen? Das Adolf, genau wie die Amokläufer und Kampusch-Fänger unserer Zeit möglicherweise eine beschissenen Kindheit hatten, dies aber niemanden dazu berechtigt, als Erwachsener Böses zu tun? Mag sein, allerdings missfällt mir, das A.H.s schlagender Vater von heutigen Publizisten gerne unterschlagen wird, ein Tabuthema ist, oder eben gesagt wird: Das war in diesen Zeiten so, da gabs gern mal eine drauf. Trifft nicht ganz den Punkt, denn Alois H. war tatsächlich fieser als der damals übliche Durchschnitt.

Okay, eins noch: Ich bin kein SF-Autor und werds auch nicht. Liebe aber dieses Genre und würde es gern - ab und an - weiter, wie in diesem Fall, als Werkzeug (Zeitreisen) benutzen.

Also nochmals Danke und ciao,

nastro.

 

Hallo Nastro

Der in den Titel gesetzte Vorname suggerierte mir gleich die von dir gewählte Person. War wohl von dir auch so gewollt, als Aufhänger. Nun, auf jeden Fall, dieser Test funktionierte, zumindest bei mir.

Den Text las ich, wie bis anhin stets bei deinen Geschichten, leicht und mitreissend. Nur vereinzelt stutzte ich, wenn ich überlegen musste, was der gewählte Begriff bedeutet. Es tauchten da auch Namen auf, deren Duplikate in der Kammer Historik meines Gedächtnisses lagern, sodass sich die Assoziationen leicht bildeten. Ein wenig Unsicherheit bereitete mir Adolfs biografischen Daten, die ich wegen Mangel an Interesse nicht lückenlos gespeichert halte. Dies erzeugte mir einzig ein Konflikt, weil er in meinem Fundus bei einer Tante aufwuchs, da seine Eltern anscheinend früh verstorben waren. War wahrscheinlich später. Doch diesbezüglich klammerte ich alsbald meine lückenhafte Erinnerung aus, und hielt mich an die von dir aufbereiteten Daten.

Die Idee, er könnte sein späteres, diktiertes Werk als Kind selbst gelesen haben, ja einen Zugriff in die ferne Zukunft erlangen, fand ich eine recht ulkige Idee. Ob neu, das kann ich nicht beurteilen, da ich mich in Science-Fiction nur recht kümmerlich auskenne. Doch die Idee als solche gefiel mir.

Er ihn bereits zweimal gesehen.

Hier hatte die zweite Materialisierung wohl zum Verlust eines Wortes geführt. Ich las es für mich als: Er hatte ihn bereits zweimal gesehen.

Da kam auch schon schnell das Ende. Ratthapark hatte wohl die Erkenntnis, dass er selbst bei seiner Transformation die Geschichte nicht ändern kann, die Geschicke der Welt unverrückbar laufen müssen und sie sich nur im aktuellen Zeitpunkt zur Historie kitten.

Für mein Verständnis ungewöhnlich unter Science-Fiction, wo ich als Genre-Banause eigentlich hochtechnisierte utopische Welten erwartete, doch über die ganze Strecke zog es mich in den Bann.

Es war mir ein Lesevergnügen einer anderen Art, das ich mit grossem Interesse und gutem Unterhaltungswert wahrnahm. Von dem her gern gelesen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo anakreon,

und Danke, Du fleißiger Kritiker. Ehrlich, von Dir bekommt man fast immer was zu hören.
Das vergessenen "hatte" ist nachgetragen.

Mit den Lebensdaten habe ich es - Geschichten sind fiktiv - nicht hundertprozentig genau genommen. Ohne weiterführende Literatur wußte ich zunächst mal auch nur den Geburtstag und natürlich den -ort, sowie die Namen seiner Eltern Klara Pölzl und Alois Hitler, unehelicher Sohn der Anna Maria Schicklgruber und eines der beiden Hiedler-Brüder, welcher, wurde nie festgestellt. Der Name "Hitler" resultierte dann vermutlich aus einem Schreib- und/oder Hörfehler des Notars. Alois war zunächst mit einer vierzehn Jahre älteren, dann mit zwei viel jüngeren Frauen verheiratet und zeugte mit der ersten Alois junior sowie Angela. Adolfs Mutter Klara war mit Alois entfernt verwand und zeugte Gustav,Ida, Otto, Adolf, Edmund und Paula.

Wie der GRÖFAZ hatte auch Paula keine Kinder, womit wir es heute mit einer hitlerfreien Welt zu tun haben, auch kein Fehler. Jedenfalls ging die Familie irgendwann von Braunau nach Passau, ich habe keine Ahnung wann und habe das für meine Geschichte unterschlagen, weils letztlich nicht wichtig ist.
Wichtig ist es vermutlich für Passau, man stelle sich vor, A.H. wäre dort geboren worden ...
Neben einem Buch und den obligatorischen Fernsehsendungen von Guido Knopp hat mich vor allem Stephen Frys fantastischer Roman "Geschichte machen" auf die Idee gebracht. Von da stammt auch die Stelle mit der Ratte, wers gelesen hat - Lesen! -wird wissen, was ich meine.

Du schreibst: "Ratthapark hatte wohl die Erkenntnis, dass er selbst bei seiner Transformation die Geschichte nicht ändern kann, die Geschicke der Welt unverrückbar laufen müssen und sie sich nur im aktuellen Zeitpunkt zur Historie kitten."

Dem ist nichts hinzuzufügen, genau so sollte es sein. Deshalb hat er auch keinem der Auschwitz-Opfer geholfen o.ä. Im Gegensatz zum Spaßreisenden Kato hatte er sich mit der Sache bereits befasst, was auch Uwe`s Einwand erklären soll, warum Kato keine Ahnung von Braunau hatte.
Aber naja, wenns der Leser nicht kapiert, ist zunächst mal der Autor schuld oder?

Nochmal Dank an Anakreon,

nastro.

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe aber dieses Genre und würde es gern - ab und an - weiter, wie in diesem Fall, als Werkzeug (Zeitreisen) benutzen.
Das ist genau das Problem. Genau das - dass Du die Zeitreise als Werkzeug benutzt - ist in dieser Geschichte offensichtlich. Das habe ich gemeint, als ich schrieb, dass ich den Autor zwischen den Zeilen höchstpersönlich erwischt habe.
Ich gebe gern zu, dass ich überempfindlich bin, was Zeitreisen angeht. Im Grunde sind sie eine Krücke, um Damals und Jetzt in einem was-wäre-wenn-Spiel zu konfrontieren. Zeitreise ist nicht mehr als Mittel zum Zweck. Werkzeug, wie Du schreibst. Du bedienst Dich eines einzelnen, einfachen Mechanismus, der dem SF-Genre zugeordnet ist, ohne eigentlich eine SF-Story zu schreiben, denn Dein Thema ist Hitlers Kindheit. Vielleicht ist ein anspruchsvoller SF-Leser wie ich dadurch irgendwie enttäuscht.
Mir stellt sich die Frage: War die Geschichte nicht ohne die "Krücke" Zeitreise schreibbar?

 

Guten Morgen Uwe,

Danke für den Kommentar.

War die Geschichte nicht ohne die "Krücke" Zeitreise schreibbar?

Wäre sie auf jeden Fall, wäre aber damit auch langweiliger. Ich komme auf "Geschichte machen" zurück: Dort wird Alois durch eine zeitreisende Pille in seiner Zisterne unfruchtbar gemacht. Es gibt keinen Adolf, stattdessen größere Probleme (der Motor jeden Romans, vom Autor hervorragend gestartet). Fry hätte die Geschichte des anderen Führers erzählen können, aber ohne die Zeitreise hätte das entscheidende Werkzeug gefehlt.

War gestern im Kino bei "Hugo Cabret", hier geht es im Grunde um die Geschichte der allerersten Filme. Wäre eine klassische Dokumentation geworden ohne die Werkzeuge: Zwei Waisenkinder finden sich, alter verbitterteter Mann blüht auf und Oberwerkzeug 3D.

...Du Du bedienst Dich eines einzelnen, einfachen Mechanismus, der dem SF-Genre zugeordnet ist, ohne eigentlich eine SF-Story zu schreiben,...

Erwischt, so isses. Ich persönlich mags aber auch so - das soll um Gottes Willen nicht gegen die Hardcore-SF-Fans gehen - ; mag Geschichten wie die von Dick, Ballard und Bradbury, wo eigentlich eher hiesige (Erde, heute) Probleme auf ferne Planeten in andere Zeiten versetzt werden.

Hab mal in Deine Geschichten reingeschaut, finde ich durchaus okay (Knutball ist gut!), trifft aber nicht völlig meinen Geschmack; ich gehe im Buchladen an Perry Rhodan und StarWars meist schnell vorbei oder suche zwischen den bunten Deckeln was von Lem, Aldriss oder Asimov.

Schön Sonntag Dir und allen hier!

 

Hallo nastroazzurro,
ich habe mit Deiner Geschichte eine ohne Makel gern gelesen und finde vor allem gut, daß Du Dich mit Hitler beschäftigst, ohne den Versuch zu machen, die Perversitäten des 3. Reiches mit der furchtbaren Kindheit des Mannes, der gemeinhin dafür hauptverantwortlich gemacht wird, zu relativieren.
Der Hauptverantwortliche für die Diktatur in der DDR ist nach ihrem Zusammenbruch immerhin friedlich im chilenischen Exil gestorben. Weil wir ja in einem Rechtsstaat leben, gelle?
Mit anderen Worten: Die Unantastbarkeit des Bösen muß endlich beseitigt werden und Deine Geschichte ist m. E. ein schöner Beitrag dazu.
Gruß,
TheDo

 

Hallo TheDo,

ganz herzlichen Dank für Deine Einschätzung, freut mich, wenn es Dir gefallen hat.

Was Du ansprichst, war ganz genau mein Ziel: Der Leser soll Empathie für Adolf empfinden, jedoch keine Sympathie. Er soll die Möglichkeit sehen, das Adolf auch durch seine Kindheit zu dem wurde, was er ist: der schlimmste aller Mörder. Ob es an der Kindheit lag, kann wohl niemand mehr mit Sicherheit sagen, obwohl wir immer wieder selbsternannte Fachleute zu diesem Thema hören werden.

Zu Honecker: Der war ja nach Chile geflohen, da kann man dem Rechtstaat keinen Vorwurf machen. Leute wie Krenz, Mielke und Mittag wurden verurteilt.
Ist auch immer ein schwieriger Vergleich, nur sehr wenigen Leuten wurde in der DDR ein so extremes Leid zugefügt, wie das bei den Nazis der Fall war. Für mich ist Honecker kein Diktator, sondern ein politisch engagierter, nicht eben intelligenter Dachdecker, der zufällig nach oben geschoben wurde auf den ersten Posten der DDR. Des Arbeiter- und Bauern-Staates, der niemals einer war, sondern auch Intellektuelle beherbergte und mutige Menschen, welche diese tattrige Bande letztendlich aus Wandlitz heraus warfen.

Ciao nastro.

 

Hallo nastro,

Ich fand deine Geschichte gelungen.

Man kann sich dem Thema auf jeden Fall auch ohne Zeitreise nähern – es gibt zum Beispiel einen sehr spannenden Roman von Éric-Emmanuel Schmitt „Adolf H. Zwei Leben“, wo er zum einen Hitlers reale Biografie und parallel eine Alternativgeschichte erzählt, in der Hitler an der Wiener Kunstakademie angenommen wird, eine Psychotherapie bei Sigmund Freud macht, und sich dann völlig anders entwickelt. Daran musste ich hauptsächlich denken, weil dass das erste Mal war, dass ich in einem Buch näheres über Hitlers Kindheit erfahren habe, die du hier auch sehr eindrücklich beschrieben hast.

Aber ich fand deine Zeitreisenden ganz gut – obwohl die ja eigentlich nur die Rahmenhandlung darstellen, sind mir Kato und Ratthapark irgendwie sympathisch geworden, obwohl es ganz schön verantwortungslose Schufte sind. Die Idee, dass „Mein Kampf“ da sozusagen von sich selbst inspiriert wird, hat schon was Gruseliges.

Die ganze „Zeitreisenlogistik“ hat sich mir nicht ganz erschlossen. Die Möglichkeit, Emails durch die Zeit zu schicken, gefällt mir, die Technik hätte ich auch gern :). Aber der Rest ist nicht so richtig klar. Auf der einen Seite scheinen die Zeitreisen touristischer Natur zu sein, auf der anderen Seite gibt es so was wie „Bedarfslisten“, es gibt die Cleaner, die Zwischenfälle wieder ausbügeln, und dann scheint das Ganze auch geografisch nicht sehr präzise zu sein, was doch auch Gefahren mit sich bringt (stell dir vor, du willst den Untergang von Pompeji ansehen und landest in einem Lavastrom :sconf:) – unter den Umständen kann ich es mir nicht vorstellen, dass man Zeitreisen zum Vergnügen überhaupt erlauben würde.
Und dann reisen die da auch noch, um sich den 11. September oder Auschwitz anzusehen? Ich meine, so voyeuristische Zeitreisende sind ja als Motiv nicht neu, aber deine Protagonisten kommen mir eigentlich nicht wie gefühllose Arschlöcher vor … warum machen die so was? :confused:

Ich will auf dem Zeitreisezeug aber gar nicht so viel herumreiten, das waren halt die Gedanken, die mir beim Lesen gekommen sind – insgesamt mochte ich die Geschichte und dein Ziel hast du bei mir erreicht – das fand ich auch sehr schön beschrieben, Empathie, aber keine Sympathie zu wecken.

Grüße von Perdita

 

Hallo nastroazzurro!

Sprachlich finde ich deine Geschichte sehr gut, inhaltlich gefällt sie mir nicht besonders.

Adolf hatte damit begonnen, die Zeilen laut zu lesen und durch heroische Gesten zu unterstreichen. Es selbst war es, der da zu den Menschen sprach, die Gefahren der jüdischen Weltverschwörung und des Bolschewismus anprangerte, Auswege aufzeigte und hehre Ziele formulierte.
Weiter! Adolf verschlang den Text, entfloh mit jedem einzelnen Absatz ein wenig mehr der Enge des Dorfes; trank die Lehren wie ein Vertrocknender das Wasser, schickte seine Gedanken auf die Reise in großen Städte und fremde Länder wie Old Shatterhand

Ähm ok, Mein Kampf ist also ganz saftig formuliert, eine der raffiniertesten Propagandaschriften, die es je gab, ganz sensationell und etwas total Besonderes? Ein Kind, das normalerweise Karl May liest, wird davon so richtig mitgerissen, es reist gedanklich in große Städte und fremde Länder wie mit einem sauguten Roman?
Das kaufe ich nie im Leben, nicht mal mit dem Bonus, dass das Kind seine eigenen Gedanken liest und da eine Verbindung fühlen könnte. Hast du Mein Kampf mal gelesen? Das Ding ist sooo versülzt und laberig, teilweise stinklangweilig und immer anstrengend (von der „schriftstellerischen Seite“ betrachtet).
Ich habe den Eindruck, dass sich eine Art Mythos um dieses Buch gebildet hat (gefördert durch das Verbot), den man meiner Meinung nach nicht unterstützen sollte. So als verfügte dieses Buch über irgendeine Form von Genialität, bösartig zwar, aber ganz gerissen und mächtig … hm.

Adolf las Zeile um Zeile und blätterte am Ende der Seite ganz selbstverständlich und ohne nachzudenken mit einer Wischbewegung um. Las Satz für Satz, und … was da stand war … gut. Mehr als das, er hatte noch nie etwas gelesen, das ihn so fesselte.
So wie du es geschrieben hast, wird suggeriert, er liest das Buch von Anfang an --> ungünstig! Guck nochmal nach, im Grunde geht’s (in diesem verdrehten laberigen Stil) auf der ersten Seite um eine Zusammenschließung von Deutschösterreich mit Deutschland - und innerhalb deiner KG ist überhaupt nicht ersichtlich, warum deine Figur davon gefesselt werden sollte. Die von dir verwendeten Textstellen, mit denen der kleine Adolf sich identifizieren kann, kommen wesentlich später im Text (google sagt, zweites Kapitel).

Da hast du irgendwie einen Nerv bei mir getroffen, fast immer wenn Leute mit Mein Kampf ankommen, bezweifle ich, dass die das tatsächlich gelesen haben.

Warum überlegst du dir nicht etwas anderes (aus der heutigen Zeit), was Hitler auf dem iPad lesen könnte und das ihn prägt? Damit hätte die KG gleich viel mehr Pfiff.
Ein aus dem Zusammenhang gegriffener Kommentar über die Wiedervereinigung Deutschlands, die der kleine Hitler natürlich missverstehen muss und ihn auf die Idee des großen deutschen Reiches bringt …
Ein geschickt gewählter Ausschnitt aus einer aktuellen politischen Rede von einem Politiker / einer Partei, die dir schon immer latent braun vorkamen …
ach, ich weiß auch nicht, vielleicht fällt dir ja was Originelles ein.

Oder, wenn du unbedingt diesen Ringschluss willst, dass Hitler sich selbst inspiriert: Zeig ihm eine Video-Aufzeichnung einer seiner Reden, zeig die marschierenden und jubelnden Menschenmassen. Es ist sowieso arg konstruiert, dass Ratth als „Denkanstoß“ einen etwa 800seitigen Text schickt! Dann schon eher ein kleines Filmchen mit dem Kommentar „na, kennst du nicht mehr diesen Herrn hier, das Video hast du neulich selber aufgenommen“ oder so ...

Ich hab eigentlich nichts gegen Zeitreisen, aber gerade diese Ringschluss-"Pointe" wirkt immer so billig, finde ich.
Stilistisch finde ich deine Schreibe, wie gesagt, sehr gut. Du hast halt thematisch was gewählt, was mich sehr ungnädig gestimmt hat.
Das wird ja beim nächsten Mal vielleicht anders. :)

 

Hallo Perdita,

herzlichen Dank für Deine Einschätzung zu „Adolf“. Schön, dass Dir die Geschichte gefallen hat.
Meine zwei Zeitreisenden, der sorglose Kato und umso besorgtere Ratth sind nicht viel mehr als Rahmenhandlung, ganz klar.
Die „Zeitreisenlogistik“ sollte man – in vorliegender Geschichte – nicht wirklich ernst nehmen. Ich liebe Zeitreisen, habe gerade erst wieder eine gelesen – Stephen Kings „Der Anschlag“ – unterwerfe mich aber nicht der Knute, eine physikalisch „richtige“ Geschichte schreiben zu müssen. In einem Roman hätte ich die Technik natürlich recherchiert und bis aufs i-Tüpfelchen ausgefeilt. Dazu hatte ich hier ganz offen gesagt keine Lust und sehe auch die Notwendigkeit nicht. Nur so viel: Die Zeitreisenden bewegen sich auf einer Art Zeitstrahl, der von ihren Palms angefordert und gesteuert wird (Ort und Zeit). E-Mails und Textnachrichten sind jederzeit möglich. Nimm die beiden als bessergestellte, verwöhnte Yuppies, die dank Papas Kohle die Möglichkeit zur Reise haben, Katto macht gern auf Event, während sich Ratth dann auch schon mal Auschwitz umschaut.
Was würdest Du Dir ansehen?
Spannende Frage, nicht? Die Cleaner machen die Drecksarbeit, notfalls lassen sich wirre Paralleluniversen vielleicht auch löschen – Stephen King macht‘s im „Anschlag“ vor (den hab ich allerdings erst danach gelesen).
Um sich den 11. September oder Auschwitz anzusehen, muss man vielleicht kein gefühlloses Arschloch sein. Das Ganze ist hunderte Jahre her, ein Grund mehr, sein Wissen aufzufrischen und so wie wir Menschen immer heftigere Bilder zu ertragen imstande sind wird die Entwicklung weitergehen. Auschwitz zu sehen, vermutlich ist das der Gipfel des Erträglichen, aber Ratth ist wohl der Typ dafür. Geht mir selbst so, es gibt da einen Film, der mich so stark berührt hat, dass ich ihn mir nie wieder anschauen werde. Aber die Menschen unterscheiden sich, Ratth kann das.
Also Danke nochmal.
Ciao, nastro.
@Möchtegern, ist schon spät, ich antworte morgen ….

 

Hallo Möchtergern,

und Danke für Deine Rezension.

Du gehst sehr speziell an das Thema ran. Was an welcher Stelle in Hitlers Buch steht, ist – außer den herausgegriffenen Zeilen – für meine Geschichte nicht wichtig.

Deine Ideen sind sicher eine Überlegung wert. Bei meiner KG allerdings möchte ich bei dem von mir gewählten Plot bleiben. Weniger ist manchmal mehr, eingeschobene Videos o.ä. würden meiner Geschichte so viel Pfiff verleihen wie Morgenradio meinem Tag.

Glaube, Ratth und Kato sind so Typen, die sich für ganz schlau halten, die schicken sich lieber einen Text und beweisen damit Bildung ;)

Ciao, nastro.

 

Hi nastro,

Was würdest Du Dir ansehen?

Ha, das ist doch gar keine Frage! Dinosaurier natürlich! :D

Um sich den 11. September oder Auschwitz anzusehen, muss man vielleicht kein gefühlloses Arschloch sein. Das Ganze ist hunderte Jahre her, ein Grund mehr, sein Wissen aufzufrischen und so wie wir Menschen immer heftigere Bilder zu ertragen imstande sind wird die Entwicklung weitergehen.

Hm, ja, aber wenn man da hinreist, dann ist es in dem Moment ja nicht mehr hunderte Jahre her, sondern passiert vor deinen Augen.
Und Ratth fand das ja auch schlimm genug, um sich zumindest vorzustellen dem Adolf den Schädel einzuschlagen, obwohl das in seiner Kultur nicht mehr so üblich ist. Aber ich denke ich weiß, was du sagen willst. Es gibt eben Leute, die extreme Erfahrungen suchen, und die würden das auch im Fall von Zeitreisen tun.

 

Hallo nastro,

Du gehst sehr speziell an das Thema ran. Was an welcher Stelle in Hitlers Buch steht, ist – außer den herausgegriffenen Zeilen – für meine Geschichte nicht wichtig.
Ah, aber doch ist das wichtig! Aus folgendem Grund nämlich: du verwendest und beschreibst das Buch hier auf eine Weise, die mich als Leser zweifeln lassen, ob du es gelesen hast. Diese Situation, dass der Leser meint "Autor weiß nicht, wovon er redet", die ist immer Mist, ganz großer Mist.

Ich kann ja völlig falsch liegen, aber die Geschichte hat mir den Eindruck vermittelt:
Der Autor hatte Sekundärliteratur (vermutlich über Hitlers Kindheit, denn darüber wollte er schreiben) und in der Sekundärliteratur kamen die zitierten zwei Schnipsel vor, die hat der Autor sich rausgegriffen und verwurstet. Außerdem hat der Autor gewusst, was alle wissen, dass in Mein Kampf irgendwie Nazi-Weltanschauung beschrieben wird.
Wie gesagt, ich kann völlig falsch liegen, vielleicht hast du Mein Kampf 80mal gelesen und eine Magisterarbeit drüber geschrieben - dann fände ich es erst recht interessant, warum du das Buch hier so verwendet hast wie du es verwendet hast.

Der Vorschlag mit der Videoaufzeichnung war nur so eine Idee, was du statt des Buches verwenden könntest, ohne den Plot ändern zu müssen.

Glaube, Ratth und Kato sind so Typen, die sich für ganz schlau halten, die schicken sich lieber einen Text und beweisen damit Bildung
Hehe, ok.

Nimm die beiden als bessergestellte, verwöhnte Yuppies, die dank Papas Kohle die Möglichkeit zur Reise haben, Katto macht gern auf Event, während sich Ratth dann auch schon mal Auschwitz umschaut.
Was würdest Du Dir ansehen?
Spannende Frage, nicht?
...
Um sich den 11. September oder Auschwitz anzusehen, muss man vielleicht kein gefühlloses Arschloch sein. Das Ganze ist hunderte Jahre her, ein Grund mehr, sein Wissen aufzufrischen und so wie wir Menschen immer heftigere Bilder zu ertragen imstande sind wird die Entwicklung weitergehen. Auschwitz zu sehen, vermutlich ist das der Gipfel des Erträglichen, aber Ratth ist wohl der Typ dafür.
Nichts davon steht in deiner Geschichte. Schade eigentlich, denn das sind typische SF-Ideen - du kannst zeitreisen, was würdest du dir ansehen? Wer macht auf Event und warum (was heißt Event und warum)? :D Wer reist nach Auschwitz und warum? Wer guckt sich die Dinosaurier an und warum?

Hm, so im Nachhinein versteh ich Uwes Kritik wohl doch. Dein Autorenherz hängt eigentlich nur an der Idee, Hitlers Kindheit zu beschreiben. (Oder?) Also, was heißt "nur". Das hättest du doch machen können, ohne Zeitreise, ohne diese "Verherrlichung" von Mein Kampf, ohne den SF-Teil eben, den du zum Beiwerk degradierst.

Äh, so zickig, wie das jetzt klingt, steh ich der Geschichte gar nicht gegenüber. Aber jetzt, auch nachdem ich alle Kommentare gelesen habe, denke ich: du wolltest über Hitlers Kindheit schreiben. Die vielleicht in Beziehung setzen zum späteren Hitler. Okay, tu das doch. Ohne Krücken. ;)

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom