Was ist neu

Adeles Teddy

Mitglied
Beitritt
26.12.2011
Beiträge
43
Zuletzt bearbeitet:

Adeles Teddy

Vater schüttelt hilflos den Kopf, während er seiner Frau beim Aufwischen der Dreckspur zuschaut. Fast täglich führt eine Spur aus frischer Erde vom Fenster zum Bett. Sorgenvoll runzelt er die Stirn. Adele, ihre Tochter, liegt seit dem schlimmen Unfall schwer verletzt im Bett. Wie kommt dieser Dreck jeden Abend in ihr Zimmer? Sie konnte unmöglich aufstehen.

Freudig schaut Adele die Blumen und die verschiedenen kleinen, mit Erde verschmierten Gegenstände auf ihrem rosafarbenen Nachttisch an.

"Wer hat diesen Dreck ins Zimmer gebracht?", fragt Adeles Mutter irritiert.

"Teddy."

"Wer hat die frischen Wiesenblumen auf deinen Nachttisch gelegt?", fragt sie weiter.

"Teddy hat sie mir gebracht."

Frau Fransen runzelt kummervoll ihre Stirn. "Liebes, dein Teddy ist nur ein Plüschtier. Er kann dir keine Blumen gebracht haben."

"Doch natürlich! Schau, er hat mir auch noch schöne Schneckenhäuschen mitgebracht." Strahlend zeigt Adele auf der kleinen, flachen Hand verschiedene, mit nasser Erde verschmierte Kleinigkeiten.

Seufzend wirft Frau Fransen den Bodenlumpen ins Schmutzwasser und stellt den Putzkübel zur Seite. Langsam nimmt sie das Röhrchen aus der Hosentaschen, schüttelt ein paar Tabletten in die Hand und legt sie auf die Zunge. Für ein paar Sekunden schliesst sie die Augen. Plötzlich, nur für einen ganz kurzen Moment, glaubt sie, einen Schatten hinter dem langen Vorhang zu sehen. Nein, nein, denkt sie und greift nochmals nach dem rasselnden Döschen.

"Wieso ist das Fenster offen?", wundert sich ihr Vater, der die Szene bis jetzt anteilslos beobachtet hat.

"Das Fenster klemmt. Teddy konnte es nicht mehr schliessen", erklärt Adele.

Verzweifelt schauen sich Herr und Frau Fransen in die Augen. Der Vorhang bewegt sich leicht im Durchzug. Es fällt ihnen schwer ihre Tränen zu unterdrücken.

Dazu will ihr Vater nichts sagen. Die Hirngespinste seiner Tochter machen ihm grosse Angst. Stattdessen ermahnt er sie, "du sollst nicht neben dem offenen Fenster liegen, Kleines." Sofort realisiert er, wie idiotisch seine Bemerkung ist. Adele wird nie mehr alleine aufstehen können. Ich muss unbedingt dieses Fenster reparieren, denkt er traurig und schliesst das Fenster mit einem kräftigen Ruck.

Während Herr Fransen die Steine und Schneckenhäuschen im Lavabo sorgfältig mit einer alten Zahnbürste säubert, bettet seine Frau ihre Tochter voller Liebe ein. Sie nimmt Adeles Teddy vom Regal. Seit sie angefahren wurde, kann sie ohne das Stofftier nicht mehr einschlafen, denkt sie tief traurig. Adele streckt die immer noch eingebundenen Arme ihrem Teddy entgegen. Schlaff hängen die mit Erde verkrusteten Beine und Arme des felligen Spielzeuges an seinem Körper.

 

Hallo Rosalia und herzlich willkommen auf kg.de,

nette, kleine Geschichte, die du da geschrieben hast. Gerne gelesen.

Ein paar Kleinigkeiten

Freudig schaut Adele die Blumen und die verschiedenen kleinen mit Erde verschmierten Gegenstände auf ihrem rosafarbenen Nachttisch an.

Freudig schaut Adele die Blumen und die verschiedenen kleinen KOMMA mit Erde verschmierten Gegenstände auf ihrem rosafarbenen Nachttisch an.

"Wer hat die frischen Wiesenblumen auf deinen Nachttisch gelegt?" Fragt sie weiter.

"Wer hat die frischen Wiesenblumen auf deinen Nachttisch gelegt?" fragt sie weiter.

kleinen, flachen Hand verschiedene mit nasser Erde

kleinen, flachen Hand verschiedene KOMMA mit nasser Erde

"Wieso ist das Fenster offen?" Wundert

"Wieso ist das Fenster offen?" wundert

Verzweifelt schauen sich Herr und Frau Fransen tief in die Augen. Es fällt ihnen schwer ihre Tränen der Verzweiflung zu unterdrücken.

TIEF kann man weglassen, verzweifelt genügt meiner Meinung nach. Die Verzweiflung kommt hier außerdem zweimal kurz hintereinander vor. Daher Tränen besser ohne Verzweiflung.

Stattessen ermahnt er sie: "du sollst nicht neben dem offenen Fenster liegen, Kleines."

Stattdessen ermahnt er sie KOMMADu sollst... Du groß (bin mir aber nicht ganz sicher)

Grüße und weiter so

Resi26

 

Hallo Resi26

Vielen Dank für Deine Korrekturen. Ich habe mich nochmals an diesen Text gesetzt. Du hast in allen Punkten recht. Ich habe die Korrekturen angebracht.
Dankeschön auch für den ermutigenden Kommentar! Du hast mir die Bedenken etwas genommen.

Herzliche Grüsse
Rosalia

 

Hallo Rosalia,

deine Geschichte hat durchaus Atmosphäre, ein ruhiges Gedrücktsein wird vermittelt.
Die beiläufige Erwähnung des Unfalls ("Seit sie angefahren wurde"), erklärt einiges, unerklärlich finde ich, dass die Mutter den Dreck am Teddy nicht bemerkt. Natürlich ist das Geschehen seltsam, aber du bleibst gewissermassen auf der Grundstufe der Seltsamkeit stehen. Was ist Seltsames an den Eltern, dass sie die Situation nur so eingeschränkt wahrnehmen? Du könntest den Leser mehr dazu anregen, ins Kellergewölbe seiner Unvernunft herabzusteigen ...

Tschüß ...

Woltochinon

 

Oh hallo Woltochinon

Danke vielmals für Deine Mail mit Gedankenanstoss.

Es war meine Absicht eine Art Rätsel, etwas Mystisches, zu schaffen, über welches der Leser oder die Leserin sich selber Gedanken machen soll. Vielleicht habe ich die Regel, dass eine Kurzgeschichte offen sein und zum Nachdenken anregen soll zu fest gebogen.
Ich versuchte Mutter und Vater sehr verzweifelt, gefangen in ihrer Traurigkeit, in ihrer Tunnelblick ähnlichen Hoffnungslosigkeit darzustellen. Die Eltern können schlicht nicht mehr klar denken, sehen.

Was meinst Du mit: mehr ins Kellergewölbe der Unvernunft gehen? Wie könnte das aussehen? Das klingt spannend!

Herzliche Grüsse
Rosalia

 

Hallo Rosalia,

du schreibst:

„Vielleicht habe ich die Regel, dass eine Kurzgeschichte offen sein und zum Nachdenken anregen soll zu fest gebogen.“

Das sehe ich nicht als verpflichtendes Merkmal einer Kurzgeschichte an (nach Gelfert: „es [gibt] keine naturgegebene Gattung der Kurzgeschichte … [sie ist das], als was man sie definiert).

Mit dem ‚Kellergewölbe der Unvernunft‘ meine ich, dass Seltsames mit Unvernunft zu tun hat, mit Dingen, die man nicht vernünftig (oder mit Vernunft) erklären kann. Man würde eine zusätzliche Ebene (abgesehen von den Aktionen des Stofftiers) der Seltsamkeit eröffnen, wenn die Reaktion der Eltern („Tunnelblick“) eben nicht vernünftig zu deuten wäre.

Hat das "Rätsel" eine Lösung? (Soetwas hinzukriegen ist eine besondere Herausforderung).

Tschüß …

Woltochinon

 

Hallo Woltochinon

Vielen Dank für Deine Erklärungen. Das klingt für mich etwas mystisch oder sogar nach SF, was eigentlich nicht meine Richtung ist. Da habe ich ungewollt ein ganz anderes Stockwerk betreten. Ich mache mir auf jeden Fall Gedanken, wie ich das auf Papier bringen könnte! Vielleicht kann ich mit dieser Geschichte etwas machen. Sonst fange ich eine neue Idee ein.
Nochmals herzliche Dank für Deine Unterstützung!
Gruss Rosalia

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom