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Adam 101

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13.04.2003
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Adam 101

„Es gibt nichts, gar nichts. Ich meine, abgesehen von uns. Das finde ich langweilig.“
»Wie soll ich dass den verstehen, bitteschön?«
„Oh. Nein, das geht nicht gegen dich.“
»Das will ich dir auch geraten haben. Ich bin ja nur gerade mal mehr, als eine Vorstellung verkraftet. Aber wenn dir das nicht genug ist ...«
„Jetzt sei doch nicht gleich beleidigt.“
»Hmm ...«
„Ich meine, genau das ist doch der Punkt. Mehr, als eine Vorstellung verkraftet. Das kann doch nur in komplettem Wahnsinn enden. Wir benötigen etwas Greifbares, etwas Reales.“
»Wozu?«
„Um ... weil ... ach! Du treibst mich in den Wahnsinn.“
»Eben. Weil ich nicht vorstellbar bin. Ist das nicht toll?«
„Nein, ist es nicht. Unvorstellbares ist langweilig.“
»Ach, jetzt bin ich langweilig. Besten Dank.«
„Jetzt sei doch nicht gleich beleidigt. Ich meine lediglich, dass es langweilig ist, wenn es überhaupt keine Chance gibt, sich auch nur annähernd etwas vorzustellen, was unvorstellbar ist und bleibt. Verstehst du? Kein Ziel.“
»Und warum ist so ein Ziel so wichtig?«
„Hast du ein Ziel?“
»Nö. Außer vielleicht, dass deine Mutter nicht ständig an mir herumnörgelt. Aber das ist kein echtes Ziel. Schließlich weiß ich ja, dass ich perfekt bin.«
„Aha! Und wie fühlst du dich?“
»Ich ... also ... ach, Herrgo... du lieber Himmel! Na schön, mal angenommen, ich gebe dir Recht. Nur angenommen! Was dann?«
„Dann benötigen wir etwas Unvollkommenes. Und das können wir dann beobachten und uns darüber lustig machen.“
»Hmm ...«
„Und uns noch besser fühlen. Weil wir dann nicht nur wichtig, sondern wichtiger sind.“
»Also eigentlich finde ich mich jetzt schon sehr wichtig. Aber deine Idee ist nicht schlecht.«
„Dann stimmst du mir zu?“
»Ausnahmsweise. Na gut. Damit die Sache funktioniert, benötigt das Ding einen Verstand. Schließlich muss es verstehen, dass es nicht so perfekt ist, wie ich. Dieser graue Klumpen hier bietet sich dafür an.«
„Sieht ekelig aus.“
»Um so besser. Dann wird ihm gleich seine Unvollkommenheit klar, hähä.«
„Na gut, für den Anfang schon mal nicht schlecht.“
»Wie: für den Anfang? Reicht das nicht?«
„Ich will dich nicht erzürnen ...“
»Das ist auch besser so.«
„... aber das reicht noch nicht. Ein Haufen grauer Klumpen, die wissen, dass sie Müll sind. Wo bleibt da der Spaß?“
»Vielleicht hast du Recht. Irgendwelche Ideen?«
„Ich fände es witziger, wenn sie es nicht von Anfang an wüssten, sondern darauf kommen müssten. Langsam, aber sicher. Verstehst du?“
»Natürlich verstehe ich. Ich bin schließlich –.«
„Perfekt. Ich weiß.“
»Genau. Na gut. Die Klumpen benötigen ein zusätzliches Element, um ihre erbärmliche Existenz zu erfassen.«
„Oder mehrere.“
»Oder mehrere. Gut, was hätten wir denn da? Sehen, riechen, gabern, schmecken, luriehen, schmarzen, hören, furotsen, keckern, bluuuuuuuusern, fühlen, karpfen –.«
„Karpfen?“
»Die Wahrnehmung nichtlinearer Zeit. Witziges Wort. Muss ich mir merken. Dann wären da noch gruppern, hielafen und queguhrzulafostupironglessen.«
„Viel zu kompliziert. Ich bin für sehen, riechen, hören und keckern.“
»Mit keckern löscht man sämtliche Existenzen aus.«
„Okay, dann fühlen statt keckern.“
»Junge, das ist aber eine Menge Zeug. Das wird nicht ohne weiteres funktionieren. Dafür benötigen wir schon einen Motor.«
„Hast du eine Idee.“
»Selbstverständlich. Ich will nicht darauf herumreiten, aber ich bin eben ..., na, du weißt schon.«
„Ja, ich weiß.“
»Dieses faustgroße Ding aus Muskelmasse müsste reichen. Es hat vier Kammern.«
„Ein Viertakter?“
»So ähnlich. Aber wie jeder Motor benötigt es Energie.«
„Dann gib ihm doch genug mit auf den Weg.“
»Langweilig. Ich wäre dafür, dass es sich selbst versorgen muss. Wenn schon, denn schon.«
„Okay, und wie?“
»Er muss Energie zu sich nehmen. Das kann direkt geschehen.«
„Oder in Form von anderer Materie. Wie wäre es dann damit?“
»Als sei nicht schon alles kompliziert genug. Aber gut, wenn du unbedingt möchtest ...«
„Bitte. Das wird bestimmt lustig.“
»Dann benötigen wir etwas zur Umsetzung; mit Materie kann der Motor nichts anfangen, außer in elementarer Form. Und selbst dann nur begrenzt. Das ist kompliziert.«
„Selbst für dich?“
»Haha, Mr. Neunmalklug. Nichts ist für mich kompliziert. Nicht einmal deine Mutter!«
„Ich hoffe, sie weiß das. Sie steht nämlich direkt hinter dir.“
»Was?«
„Kleiner Scherz.“
»Sehr witzig! Schön, dann erschaffe ich mal eben ein System zur Umsetzung von Materie. Dazu benötigen wir einen Ein- und Ausgang für das Zeug.«
„Einen Ausgang?“
»Für den Rest der Materie, der nicht umgesetzt werden kann. Wir wollen schließlich keine paradiesischen Zustände erschaffen, oder?«
„Lustig.“
»Und wenn es schon Materie aufnehmen muss, geben wir ihm noch schmecken zur Erfassung mit. Das passt ganz gut. Fertig.«
„Noch nicht.“
»Wieso?«
„Was macht es denn, wenn es sämtliche Materie in seinem Umfeld verbraucht hat.“
»Blöde Frage, dann ist es tot.«
„Wäre es nicht spannender, wenn es die Materie erreichen müsste, um sie zu konsumieren?“
»Was meinst du? Kilometerlange Tentakel? Ja, genau. Solche, mit Saugnäpfen daran.«
„Ich dachte eher an eine Art der Fortbewegung. Räder!“
»Quatsch!«
„Wieso?“
»Ich mag keine Räder. Ich habe eher etwas übrig für Kreuze.«
„Kreuze?“
»Frag nicht. Aber genau das ist es. Wir geben dem Ding ein Kreuz. Daran befestigen wir zwei Gliedmaßen, damit es sich bewegen kann.«
„Sechs!“
»Einigen wir uns auf vier.«
„Gut, dann aber mit mehreren Gelenken.“
»Warum musst du immer alles so kompliziert machen? Na schön, drei Gelenke pro Gliedmaß.«
„Lass uns an den Enden noch ganz viele ansetzen. Mindestens fünf.“
»Wozu?«
„Damit der graue Klumpen wenigstens bis zwanzig zählen kann.“
»Bis zwanzig?«
„Ja, und noch ein weiteres Glied ... äh ... –maß. Irgendwo in der Mitte. Meinetwegen unten.“
»Warum zur H... ?«
„Das ergibt einundzwanzig. Das ist die Hälfte von zweiundvierzig. Ich muss dir ja wohl nicht die Wichtigkeit dieser Zahl erklären.“
»Musst du nicht. Na gut, wenn es dir Spaß macht. Ich habe heute Nachmittag eh nichts besseres zu tun. Ich denke, wir haben jetzt alles Wichtige. Wie soll das Ding denn nun sein? Fest, flüssig, gasförmig oder reine Energie?«
„Flüssig. Und ein bisschen fest. Und Gase könnte es produzieren.“
»Du hast Wünsche. Dafür gibt es dann aber nichts zu Weihnachten für dich.«
„Was ist Weihnachten?“
»Später, mein Sohn. Also, es bekommt einen festen Bestandteil. Eine Kalziumkugel wäre perfekt. Da packen wir alles rein, was mit sehen, riechen, schmecken und hören zu tun hat. Inklusive des grauen Klumpens an sich. Da ist alles halbwegs sicher. Die Kugel befestigen wir an dem Kreuz – ebenfalls aus Kalzium – und daran wiederum die Gliedmaßen. Das Kreuz schützt mit ein paar Auswüchsen die Rückseite des Dings. Das sollte reichen, schließlich bewegt es sich auf vier Extremitäten. Und wenn wir die Wahrnehmungselemente nur nach vorn, beziehungsweise unten, ausrichten, benötigen wir auch nicht so viele Kugelgelenke«
„Was ist mit fühlen?“
»Dafür überziehen wir die komplette Konstruktion mit dem entsprechenden Element und versehen es stellenweise mit Haaren. Das ist tote Abfallmaterie, aber sie hilft beim Fühlen und hält zusätzlich warm.«
„Sieht ganz schön hässlich aus.“
»Jetzt wage es bloß nicht, dich zu beschweren! Das ganze Ding war deine Idee.«
„Ich meckere ja gar nicht. Es sieht nur so hässlich aus, das ist alles.“
»Für ästhetische Aspekte ist es zu spät. Die Konstruktion bleibt, wie sie ist.«
„Armes Ding. Ich an seiner Stelle hätte keinen Drang, meinen Motor mit Energie zu versorgen um meine Existenz zu sichern.“
»Junge, du treibst mich in den Wahnsinn!«
„Dann weist du ja endlich, wie es allen ergeht, die sich versuchen, dich vorzustellen.“
»Okay! Dann machen wir folgendes. Wir lassen das Ding glauben, dass es nach unserem Ebenbild erschaffen wurde.«
„Igitt! Das soll funktionieren?“
»Vertrau mir. Was Wunder betrifft, bin ich unschlagbar. Außerdem lassen wir es nach uns suchen, dann hat es wenigstens etwas zu tun, außer Materie zu konsumieren. Und für diejenigen, bei denen es Probleme damit gibt, erschaffe ich noch ein paar abgespeckte Modelle. Dann können sie daran glauben, sich aus ihnen entwickelt zu haben.«
„Aber was, wenn sie bis zu dem billigsten Modell vorgedrungen sind? Zu einfachsten Form? Werden sie sich dann nicht fragen, woher die kommt?“
»Das ist deren Problem.«
„Na gut. Und was jetzt?“
»Jetzt? Jetzt bleibt nur noch eines.«
„Was denn?“
»Es werde Licht!«

 

Hallo Xenomurphy,
finde deine KG. super, bin begeistert. Wäre sie nicht besser in der Rubrik>Humor plaziert.
Werde mir deinen Namen vormerken, damit ich weitere KG von dir lese.

Klasse Geschichte, ich hoffe bald noch mehr von dir zu hören bzw. zu lesen.

liebe Grüße aus der Weltflucht

 

Hi Xenomurphy,

lange nichts von dir gelesen. Schön, dass du mal wieder reingeschneit bist.
Zu Beginn hatte ich noch etwas Schwierigkeiten, dem Dialog zu folgen, wusste manchmal nicht, wer gerade spricht.
Witzig fand ich die Veränderung. Zu Beginn denkt man trotz des Titels noch an einen typischen Mann/Frau Dialog, im Verlauf der Geschichte offenbart sich dann offenbart sich langsam ein leicht zickiger Gott, streng auf seine Allmacht bedacht, wahrscheinlich im Zwiegespräch mit dem Teufel.
Der Mensch bleibt nichts als ein unvollkommenes Experiment zum Zeitvertreib.

Hat mir gefallen, war witzig zu lesen, selbst für mich als Christen. :)

Lieben Gruß, sim

 

@ Weltflucht:
Besten Dank für dein Lob. Ich werde mir Mühe geben, aber mein zweiter Roman frisst gerade einen Großteil meiner Freizeit.

@ sim:
Da warst du aber aufmerksam. Kaum bin ich nach Monaten der Abstinenz wieder da, hast du mich auch schon erspäht.
Ich habe den Dialog nun in Roman und Bold unterteilt, um dem Leser die Unterscheidung der Sprecher leichter zu machen. Dabei habe ich tatsächlich noch zwei Dialogfehler entdeckt; kein Wunder, dass du durcheinander gekommen bist. Aber ich wollte bewusst auf alles andere abgesehen von direkter Rede verzichten.
Aber was die Identität der beiden angeht, solltest du die KG noch einmal lesen.
Und da ich beim Schreiben nicht vom Blitz erschlagen wurde, denke ich, das geht schon klar. ;)

 

Aber was die Identität der beiden angeht, solltest du die KG noch einmal lesen.
Okay, die Anrede Vater habe ich überlesen. ;)

Lieben Gruß, sim

 

Ohne den Dialog gelesen zu haben: Die ständige Hervorhebung des einen Sprechers durch eine fette Auszeichnung finde ich unverhältnismäßig. Besser fände ich eine kursive Schrift. Fettschrift suggeriert eine besondere Gewichtigung des Hervorgehobenen. Ich lese den Text außerdem jetzt auch so, als ob der zweite Sprecher stets besonders laut, der andere dagegen stets besonders leise sprechen würde. Ich glaube aber nicht, dass das tatsächlich der Fall sein soll.

 

Hi P. R.,

grundsätzlich stimme ich dir zu. Die Anwendung eines Bold-Schriftschnitts - besonders in einer derartigen Häufigkeit wie hier - zerstört das gleichmäßige Graubild, das eine Buchseite haben sollte.

Unter anderen Umständen hätte auch ich mich sofort für einen kursiven Schriftschnitt entschieden, aber der Inhalt der Geschichte liefert einen guten Grund, hier Bold statt Kursiv zu nehmen.

Oh ja, dieser Sprecher ist tatsächlich sehr laut und hat eine besondere Gewichtung.

 

Hej Xenomurphy,

„Haha, Mr. Neunmalklug. Nichts ist für mich kompliziert. Nicht einmal deine Mutter!“

Wenn es sich hier um Gott und seinen Sohn handelt, dann untertreibt er maßlos. Sicher, Zeit spielt für Gott keine Rolle, trotzdem ein kleines Kunststück: den Menschen erschaffen, und obwohl Maria noch gar nicht existiert mit ihrem Sohn sprechen.:)

Viele Grüße
Ane

 

Witzige Idee, dass Gott-Vater und Sohn den Menschen aus Langeweile erschaffen haben, und mit einer Brise Galgenhumor

„Ich meckere ja gar nicht. Es sieht nur so hässlich aus, das ist alles.“
„Okay! Dann machen wir folgendes. Wir lassen das Ding glauben, dass es nach unserem Ebenbild erschaffen wurde.“
Die Anspielung auf die Evolutionstheorie find ich auch lustig :lol: :
Und für diejenigen, bei denen es Probleme damit gibt, erschaffe ich noch ein paar abgespeckte Modelle. Dann können sie daran glauben, sich aus ihnen entwickelt zu haben.“
Der Titel soll wohl bedeuten, dass es sich hier um eine weitere Variante der Schöpfungsgeschichte handelt?

Das Fettgedruckte hat mich beim Lesen allerdings auch gestört,
lg, akira.

 

Hi Ane,

Sicher, Zeit spielt für Gott keine Rolle, trotzdem ein kleines Kunststück: den Menschen erschaffen, und obwohl Maria noch gar nicht existiert mit ihrem Sohn sprechen.
Angenommen es gibt Gott, wird er Zeit sicher nicht linear wahrnehmen, da stimme ich dir zu. Allerdings glaube ich nicht, dass Maria Jesus Mutter war.

Hi akira,
danke für dein Lob und deine Kritik. Die Ziffernfolge 101 kommt aus dem amerikanischen Schulbereich und bezeichnet Anfängerkurse.

Da es doch sehr störend ist, habe ich den Bold-Schriftschnitt herausgenommen und zur Unterscheidung der Sprecher deutsche und französische Anführungszeichen genommen. Da fühlt man sich doch gleich wie Gott in Frankreich, hehe.

 

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