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Ach du kleiner Zimmermann
Das erste Mal war es nur ein kleiner Zimmermann.
Ich war schon über die Pubertät hinaus, hatte aber noch nie sexuellen Kontakt. Ich war ja auch keine Schönheit, die Natur hatte es nicht gerade freundlich mit mir gemeint, so zeigte bisher kein Mann Interesse an meiner Person
Also zurück zum Zimmermann: der Zimmermann gehört zu den Spinnengetieren, er hat acht lange Beine und einen im Vergleich dazu kleinen Körper.
Ich lag gerade im Bett, kurz vor dem Einschlafen, als ich ihn an der Zimmerdecke erblickte. Ich verspürte keine Angst, aber er ging mir schlicht weg auf den Geist. Was suchte so ein Getier in meinem Schlafzimmer? Es dauerte eine ganze Weile bis ich ihn erwischte, aber dann fühlte ich ihn zwischen meiner Handballe und meinen Fingern, eingeklemmt. Es war ein gutes Gefühl. Ich öffnete die Hand, packte ihn am Körper und riss ihm das erste Bein aus. Das Bein zuckte sicher noch zwei Minuten, nachdem ich es ihm aus dem Leibe gerissen hatte, auf meiner ausgestreckten Hand. Mich durchlief ein nie gekanntes Wonnegefühl und zwischen meinen Beinen wurde ich angenehm feucht. Der Zimmermann verlor ein Bein ums andere, bis nur noch sein kleiner Körper übrig blieb. Doch bei den andern Beinen wollte das Wonnegefühl nicht mehr eintreten, schade! Den noch zuckenden Körper zermalmte ich in meinem Mund, die Beine warf ich weg. Danach schlief ich zufrieden ein.
Das nächste Opfer war eine Amsel, die mich schon lange mit ihrem Gesang nervte. Ich kaufte ein Netz und verknüpfte es rundum mit schweren Drähten. Ans obere Teil des Netzes band ich eine lange Schnur, legte sie unter meinem Fenster durch, das gegen den Gang ging, und zog die Schnur so fest an, dass nur am oberen Teil über dem Boden ein Spalt breit offen blieb. Dann schloss ich das Fenster. Unter das Netz hatte ich Sonnenblumenkerne und Haferflocken gestreut. Ich musste nicht lange ausharren. Der Winter war hart und die Vögel hatten Nachholbedarf. Als meine Amsel unter das Netz schlüpfte, fühlte ich es wieder, dieses Gefühl, diese Macht. Ich öffnete das Fenster und das Netz fiel direkt über die Amsel. Sie schlug mit den Flügeln und stiess zwitschernde Angstlaute aus. Ich war zufrieden, aufgegeilt. Ich liess sie noch ein bisschen zappeln, holte sie dann unter dem Netz hervor und drehte ihr den Hals um. In der Küche schlitzte ich sie auf, riss ihr das Herz aus dem Leibe und ass es genussvoll. Es schmeckte viel besser als das widerliche Zimmermännchen!
Jetzt musste ein echter Warmblüter her, nicht nur so ein kleines Federbällchen. Das Opfer würde der Kater meiner Nachbarin sein. Es war einfach ekelhaft, wie rührend sie sich um ihr Katerli sorgte. Katerli da, Katerli dort, Schätzchen da, Bussi dort. War doch kein Mensch dieser verdammte Kater.
Mit dem Kater war es so eine Sache! Er ging mir immer aus dem Weg, mochte mich wohl nicht. Als ich einmal den Versuch machte ihn zu streicheln, fauchte er mich böse an. Seine grünen Katzenaugen, die mich irgendwie durchschauten, machten mir fast ein bisschen Angst. Ich kaufte die verschiedensten Sorten Katzenfutter, um ihn damit in meine Nähe zu locken, doch entweder schmeckte ihm das ausgesuchte Futter nicht oder er war wirklich sehr intelligent. Es machte mich rasend seinen geschmeidigen Körper von weitem betrachten zu müssen, und nicht in der Lage zu sein, irgendwie in seine Nähe zu kommen. Tagelang, wenn es die Zeit denn zuliess, beobachtete ich ihn. Mit der Zeit fiel mir auf, dass er in etwa immer die gleiche Route nahm. Auch legte er sich meist an den gleichen Plätzen nieder und schien sich auch zeitlich daran zu halten. Also waren auch Katzen Gewohnheitstiere!
Wochenlang malträtierte ich meinen Kopf, wie ich den Kater überlisten könnte. Doch dann kam mir ein Zufall zu Hilfe. Die Nachbarin verreiste und ein Mädchen übernahm die Fütterung. Jetzt musste ich zuschlagen, ihm habhaft werden. Ausgerüstet mit einem Schlaghammer hockte ich mich hinter die Mauer, die direkt zu seinem Katzentürchen führte. Er würde mich erst im letzten Augenblick erspähen und seine Zeiten kannte ich ja. Und wirklich, pünktlich erschien er um die Ecke, erkannte mich, und wollte schon Reissaus nehmen, als ihn der Hammer traf. Die Wucht des Hammers traf ihn dermassen, dass sein Körper sich noch zweimal in der Luft drehte, bevor er mausetot auf der Erde landete. Diesmal erlebte ich einen echten Orgasmus, es war affengeil! Von ihm schluckte ich nur die grünen frechen Augen, den Rest entsorgte ich im Müll.
Was die blöde Nachbarin nach ihrer Rückkehr bot, ist eigentlich nicht erwähnenswert. Aber ich habe mich trotzdem köstlich amüsiert, wie sie, mit verheulten Augen, schwarzen Ringen darunter, Wochen lang die Nachbarschaft absuchte, rufend nach ihrem Katerli, gar eine Belohnung versprach, die vielleicht einem Menschen würdig gewesen wäre. Ein Absurdum seinesgleichen!
Ich aber machte mich auf die Suche nach einem neuen Opfer!
Da kam mir ein Mann dazwischen!
Er sprach mich auf der Strasse an, einfach so. Zuerst war ich natürlich misstrauisch, wer wird’s mir verübeln. Doch dann schöpfte ich Vertrauen, verliebte mich. Ich traf ihn zweimal in einem Kaffee – wunderbar! Seine Komplimente liessen mich dahinschmelzen, mich fühlen als ob ich neu geboren wäre.
Ich öffnete ihm die Türe. Er brachte mir Gladiolen, einen ganzen Strauss davon. Rote Gladiolen, das muss ich noch erwähnen. Dann ging alles sehr schnell. Wir landeten in meinem Schlafzimmer und stürzten uns aufeinander. Nie hätte ich gedacht, dass mich die Kopulation so aufwühlen würde, mich hineintragen würde in eine Welt, die ich mir fuck noch einmal nie erträumt hätte. Wir trieben es die ganze Nacht, bis der Morgen seinen Einzug hielt. Dann schaute er mir tief in die Augen, stiess in mich hinein und in diesem Moment verwandelten sich seine Augen in ein Grün, das einer Katze sehr ähnlich kam, und als ich ein silbernes Blitzen wahrnahm, das einem grossen Messer entsprach, fügte ich mich in die Reihe des Zimmermännchens, das eigentlich auch nicht wollte, dass man ihm an den Kragen geht.
von Christine Seebacher