Abspann
Als letzten Endes dann die Welt unterging, konnte ich mir das Lachen nicht länger verkneifen. Es war einfach so logisch. Das absehbare Resultat eines tragischen Prozesses. Kein Zufall. Auch wenn es genau das war, was geschniegelte Anzugträger andauernd wiederholt hatten, in der schier unendlichen Anzahl an Talkshows, die diesem verhängnisvollen Ereignis vorangegangen waren. Ein verzweifeltes Mantra der Parasiten gegen die offensichtliche Mitschuld an der eigenen Auslöschung. Dabei hatte sich der unaufhaltbare Niedergang doch schon lange abgezeichnet. Einem Depressiven gleich, der sich innerlich bereits auf den eigenen Freitod vorbereitet, hatte der Planet sich unter der schweren Last aus Beton in sich zurückgezogen. Bäume, Tiere und zum Schluss sogar das Sonnenlicht waren einer grauen Eintönigkeit gewichen, die nur durch schreckliche manische Phasen der erkrankten Erde durchbrochen wurde. Naturkatastrophen, in immer kürzeren Abständen und mit immer heftigerem Verlauf, waren die letzten Zeichen, die die Natur noch von sich gab. Doch auch das hatte ein Ende. Neue, verbesserte Schutzsysteme, riesige Dämme, weitere Tonnen grauen, toten Betons brachen den Lebenswillen des Planeten endgültig. Unfähig sich selbst zu zerstören, gefesselt und gebändigt durch seine letzten Bewohner, driftete er leidend durchs All, auf der Suche nach einem Ausweg.
Und hier war er nun. Ein gleißend leuchtender Engel hoch oben im Himmel, bereit diesen kleinen, unbedeutenden Himmelskörper namens Erde mit seiner glühenden Faust auszulöschen. Ein erhabener Anblick, der mir dieses erste Lachen seit Jahren entlockte, welches ich mir eigens für diesen Anlass aufgespart hatte, seit ich das Sterben meiner Welt zum ersten Mal erkannte. Es war ein schallendes Lachen, aus den tiefsten Tiefen meines Körpers, dass noch einen Moment nachzuhallen schien, als mein Körper sich schon, zusammen mit dem ganzen Planeten, in eine Wolke bedeutungsloser Partikel aufgelöst hatte.
Danach war es still.
Für immer.