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Abseits der gewissen Stunden

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29.01.2010
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Abseits der gewissen Stunden

In Susanne wuchs ein Unbehagen über den unverhofft freien Sonntagnachmittag. Ihr, der die Zeit sonst immer knapp war. In ihrem Beruf ging es um Geld, sehr, sehr viel Geld. Nicht, dass sie sich keine Freiräume gönnte, doch diese waren abgestimmt auf geschäftliche Interessen. Eine Ausnahme bildeten ihr ab und zu die gewissen Stunden. Wäre sie nicht zu Hause, würde sie eine dieser renommierten Escort-Agenturen anrufen, wie sie es zeitweise bei ihren Geschäftsreisen im Ausland tat. Die Manieren dieser gut gebauten jungen Männer waren geschliffen und Diskretion absolut gewährleistet.

Die Unterlagen und Verträge, welche sie mit nach Hause genommen hatte, waren in der Ausfertigung einwandfrei, es waren keine Änderungen oder Ergänzungen mehr erforderlich. Zeitiger als sie erwartete. An sich konnte sie zufrieden sein, ihre Mitarbeiter hatten gute Arbeit geleistet. Morgen könnte sie sich noch den normalen Arbeiten widmen. Dienstag wird sie fliegen, um das neue Projekt mit der Aerospace Newtech Inc. unter Dach und Fach zu bringen.

Im Haushalt konnte sie nichts tun, ihre Putzfrau war da sehr gründlich und sie mochte solche Tätigkeiten auch nicht. Gelangweilt griff sie zur Zeitung, um nachzusehen, ob eine Veranstaltung sie interessieren könnte. Das Einzige, was infrage kam, war ein Violinkonzert. Nein, solches musste sie im Rahmen der gesellschaftlichen Verpflichtungen zur Genüge wahrnehmen. Sie legte die Zeitung beiseite. Ines anrufen? Unmöglich, es sähe nach Aufdrängen aus. Sonst habe ich ja auch nur nach langer Vorausplanung Zeit für sie. In Gedanken kaute sie an ihren Fingernägeln. Verärgert unterliess sie es, als sie Kratzer im Lack bemerkte.
Sie vertiefte sich in die Financial Times, doch schweiften ihre Gedanken von den Themen ab. Die Nervosität wucherte.
Soll ich doch eine Agentur anrufen? Die Versuchung war gross, sich diese Entspannung zu gönnen. Nein, hier vor Ort aus Prinzip nicht.

Das Wasser im Fluss, dem sie entlang schlenderte, glitt ohne Wellen mit starker Strömung dahin. Es könnte ein Ebenbild meines Lebens sein, immer in Fluss, kein Moment des Stillstands. Es war lange her, seit sie letztmals einfach so promenierte. Der Frühjahrstag lockte vermehrt Spaziergänger ans Wasser, Paare und Familien kreuzten ihren Weg oder besetzten die Sitzbänke. Ihre Kindheit mit den Sonntagsspaziergängen kam ihr in den Sinn, die sie nicht sehr mochte.

Ein freilaufender, kleiner Hund kam des Weges und begann mit dem Schwanz zu wedeln, als er sie erblickte. Sie blieb stehen. Sein Verhalten war überschwänglich, als er näherkam, als ob er sie kennte. Unverhofft sprang er an ihr hoch. Seine Vorderpfoten reichten knapp über ihre Knie. Staubige Abdrucke zierten nun ihren schwarzen Jupe, was sie mit Verärgerung bemerkte. Ihre Versuche mit Worten und Handbewegungen den Hund abzuwehren, waren vergeblich. Heute ist gar nicht mein Tag.

Ein scharfer Pfiff liess den Hund aufschrecken. Mit einer Kehrtwendung spurtete er zu seinem Herrchen, der um eine Biegung des Weges kam.
«Es ist mir sehr peinlich», äusserte der Mann, als sie auf gleicher Höhe waren.
Sie hatte die Abdrücke mit der Hand gerieben, doch waren sie noch zu sehen.
«Ich werde die Reinigung natürlich übernehmen», bemerkte er.
Sie wehrte ab. «Nein, nein, es lässt es sich sicherlich ausbürsten.» Erst jetzt sah sie ihn sich genauer an. Er war einen halben Kopf grösser als sie mit ungewöhnlich wirkenden, hellblauen Augen in einem markanten Gesicht. Ihr Ärger dämpfte sich. Der Hund stand freudig wedelnd neben ihnen, keinerlei Schuldgefühle zeigend.
«Melden Sie sich bitte bei mir, wenn doch eine Reinigung notwendig sein wird. Ich heisse Tom Harder. Leider habe ich keine Karte dabei, aber Sie finden meine Nummer im Telefonbuch.»

Einige Wochen später begegneten sie sich zufällig in der Stadt. Vergessen hatte sie seinen Namen nicht, rief ihn aber auch nicht an. Nun stand er vor ihr, sie ansprechend.
«Schön, Ihnen wieder zu begegnen.»
Es war ihr unangenehm, da er Gefühle in ihr auslöste, die sie im Griff zu haben meinte. Er war nicht der Typ Mann, den sie für gewisse Stunden bevorzugte. Und doch fand sie ihn attraktiv, sehr sogar. Seiner Einladung auf ein Getränk entzog sie sich nicht, entgegen ihrem unbehaglichen Gefühl überrumpelt worden zu sein. Er erwies sich als angenehmer Unterhalter, der das Gespräch mit Geist und Witz bereicherte. Als sie sich nach einer halben Stunde trennten, versprachen sie sich, voneinander hören zu lassen.

Trotz mehrerer Anrufe gelang es Tom erst Monate später, sie zu einem Abendessen zu überreden. Nicht nur Zeitdruck hemmte sie, mehr noch verspürte sie Abwehr, da sie nicht in eine Abhängigkeit geraten wollte. Ab und zu kamen ihr Gedanken zu ihm auf. Erschreckend bewusst wurde es ihr, als sie mit einem jungen Mann zusammen war. Sie hatte gelernt, sich in solchen Stunden einfach fallen zu lassen und zu geniessen. Doch diesmal spielte ihr die Fantasie einen Streich. In entscheidenden Momenten dachte sie an Tom, ihn als ihren Partner projizierend. Es waren seine Hände, die feinfühlig ihrem Rücken entlangstrichen. Deren Berührung an den Oberschenkeln sie erzittern liessen. Seine Lippen, die zielsicher an erogenen Zonen lockten. Seinen Charme und seine Feinfühligkeit versteht er selbst hier einzusetzen, mein Verlangen behutsam steigernd zu entfachen, um dann endgültig das Feuer der Begierde zu entzünden. Es gab ihr Auftrieb, während ein anderer Körper ihr zugewandt war.

Sie hatte sich vorgenommen, beim gemeinsamen Abendessen Tom freundlich aber bestimmt zu erklären, dass sie nicht an einer vertieften Beziehung interessiert sei. Das Kerzenlicht erzeugte ihrem Zusammensein eine intime Note. Ein Beobachter hätte in ihnen Verliebte deuten können, wie sie an andern Tischen sassen, nur einander selbst wahrnehmend. Nun waren sie schon beinah drei Stunden zusammen, und sie konnte sich nicht dazu durchringen, diese Stimmung zu beeinträchtigen. Er ist anders, als ich es von Männern gewohnt bin. Seine Ausgeglichenheit gibt mir eine eigenartige Behaglichkeit, als ob ich mich anlehnen könnte, ohne dass er etwas fordert.
Sein Vorschlag, den Abend bei ihm ausklingen zu lassen, alarmierten ihre abwehrenden Gedanken wieder. Was erwartet er von mir. Ich muss es ihm sagen, selbst wenn er dann … Ach Blödsinn, dies sind Zweifel an mir selbst, die mir Verwirrung bereiten. Sollte es doch geschehen, wird es bei diesem einen Mal bleiben, darin werde ich kompromisslos sein.

Seine Wohnung war nur ein Strassenzug entfernt, im obersten Geschoss eines klassizistischen Gebäudes, direkt an der Limmat gelegen. Der Blick von der Terrasse über den Fluss auf den jenseitigen Teil der Altstadt gegenüber war faszinierend. In der Dämmerung hob sich das Grossmünster mit seinen beiden hohen Türmen im Scheinwerferlicht majestätisch ab. Die Lichter der Häuserfronten, entlang dem Limmatquai abwärts, begannen sich im Wasser reflektierend zu spiegeln. Über die Quaibrücke, den Blick auf den Zürichsee gerichtet, ragten im Hintergrund bei Vollmondlicht, dunkle Zacken der Berge gegen den Himmel. Die Mythen, wie Torwächter des Alpengebietes da thronend. Es war eines dieser Luxusappartements an bester Lage, sündhaft teuer. Er führte sie durch die Wohnung, gefolgt von seinem Hund, der sich freudig aber brav verhielt. Im Wohnzimmer waren gerahmte Fotografien aufgehängt, junge Männer mit nackten Oberkörpern darstellend, der Haltung nach einen asiatischen Kampfsport ausübend. Es waren schlichte schwarzweiss Bilder. Beinah wären sie ihrer Aufmerksamkeit entgangen, da das moderne Design der zweckmässigen Einrichtung ein Blickfang war. Sie blieb vor einem dieser Bilder stehen, ein sehniger Körper in einer gespannten Haltung, die im nächsten Moment zu blitzschneller Aktion übergegangen sein musste. Merkwürdig, sie passen so nicht in diesen Raum, nicht zu Tom. Zwei grossformatige Ölbilder, etwa farbenfrohe von Miro, würden hier viel eher zur Geltung kommen, die Raumgestaltung betonen. Sie betrachtete das nächste Bild. Einen besonderen Reiz konnte sie darin nicht erkennen. Na ja, vielleicht schätzt er diese Sportart. Oder er ist … Nein, das kann nicht sein. Aber möglicherweise ist er einer jener, die zu beiden Geschlechtern eine Zuneigung aufweisen. Zu weiblichen Reizen hat er auf jeden Fall eine sensitive Beziehung. Sie fühlte sich trotz ihres Rückschlusses verunsichert, konnte ihre Erkenntnis nicht recht zuweisen.

Während sie ihr Gespräch auf dem Sofa fortsetzten, überlegte sie, ob sie wohl die Initiative ergreifen sollte. Sie hatten beim Abendessen über alles Mögliche gesprochen, auch über ihre beruflichen Tätigkeiten, doch das Privatleben nur in gesellschaftlichen Bezügen erwähnt. Wahrscheinlich ist er geschieden. Seiner Einrichtung nach zu urteilen, lebt er nicht in einer festen Beziehung. Wobei, dies kann mir nur recht sein, wenn es signalisiert, dass er auch nicht auf eine feste Bindung aus ist.
Von ihm kam keine Initiative, wobei sie sich nicht vorstellen konnte, dass er zu scheu war. Als er sie beim ersten Wiedersehen ansprach, zeigte er keinerlei Hemmungen sie charmant aber aber zielbestimmt zu umgarnen. Sie beugte sich zum Weinglas vor, die Gelegenheit nutzend näher an ihn heranzurücken. Nach einem kleinen Schluck aus dem Glas sah sie ihn an. Die hellblaue Iris seiner Augen schienen, wie mit kleinen Funken durchsetzt. Eine kleine Neigung von ihr reichte, um ihre Lippen auf seine zu pressen. Er sträubte sich nicht, doch erwiderte er auch nicht ihr Verlangen, wenngleich er sie umarmt hielt und seine Lippen ihr nicht entzog. Sie setzte sich wieder aufrecht, verlegen zum Weinglas greifend. Verdammt, bin ich so reizlos, dass er mich nicht mal küssen will? Oder ist es so, dass bei ihm auf dieser Ebene gar nichts los ist? Der Gefühlssturm, der sie beherrschte, bereitete ihr Mühe. Ich muss noch einen Augenblick zuwarten, ehe ich aufstehe und gehe. Sonst wirkt es hysterisch. Obwohl, eine Frechheit, ist es von ihm. Einen Moment herrschte Stille zwischen ihnen, nur leise Musik erfüllte den Raum.
Tom nahm einen Schluck aus seinem Glas, bevor er zu sprechen begann.
«Es tut mir leid, wenn ich dich in dieser Beziehung enttäusche. Ich mag dich Susanne. Das Zusammensein sowie die Gespräche mit dir sind mir bereichernd. Du bist auch zweifellos sehr attraktiv. Meine entsprechenden Bedürfnisse sind jedoch auf das Maskuline beschränkt. Ich wollte es dir eigentlich beim Abendessen sagen, doch dann hatte ich Skrupel. Ich befürchtete, du könntest dich verletzt fühlen und kurzerhand weglaufen. Um es dir diskreter und sanfter zu vermitteln, kam mir der Gedanke, dich in meine Wohnung einzuladen. Ich war der Meinung, die Bilder würden es offen legen.» Seine Hand wies die Wände entlang auf die Fotografien.
Susannes Wut war verklungen. Sie fühlte sich nur noch betreten. Nicht über das, was er ihr über sich offenbarte, sondern deshalb, da ihre Bedürfnisse die vorhandenen Signale offensichtlich ignorierten. Dies hätte ich spätestens bei unserer zweiten Begegnung merken müssen. Das gibt es doch nicht, dass man dies als Frau nicht spürt, das Bauchgefühl nimmt es sensorisch wahr. Oft ist es das äussere Erscheinungsbild, manchmal auch das Verhalten oder die Bewegungen, sicher aber die Blicke, wie sie hübsche Männer taxieren. Innerlich seufzte sie. Ich war es selbst, die die gesetzte Schranke überschritt. Sie atmete einmal tief durch. Dann erzählte sie ihm, welche abwehrenden Empfindungen sie im Vorfeld ihres Treffens plagten. Auch erwähnte sie nun ungehemmt, wie sie ihr Liebesleben regulierte.
Ihr Lachen, in das sie gemeinsam einstimmten, wirkte befreiend. Die Sympathie zueinander gewann wieder Raum. Sie konnten die Intimsphäre einander gegenüber nun unbelastet zulassen.
«Ich denke, du bist dir über deine wirklichen Bedürfnisse nicht im Klaren, Susanne. Deine Abwehr und dein Verlangen in dieser Konstellation scheinen mir tiefer gehender zu sein, als du dir selbst eingestehen willst. Was dir fehlt, ist ein wirklicher Partner.»
Susanne lachte verunsichert. «Ich hatte nie das Verlangen nach einer festen Beziehung. Mein Beruf erfüllt mich vollauf und er beansprucht mich auch rund um die Uhr.»
«Ein Beruf ist kein Partnerersatz. Glaub mir, ich weiss, wovon ich spreche. Ich lebte mal in einer Partnerschaft mit einem jungen Mann. Unsere Interessen waren jedoch zu unterschiedlich, das konnte nicht gut gehen. Aber fehlen tut es mir schon auch. Darum beanspruche ich manchmal auch die Dienste gehobener Escort-Agenturen. Dies ist aber nur eine Ersatzhandlung. Überlege mal, wie deine Gefühle reagieren, wenn du mit Paaren zusammen bist. Ist da nicht ein Unbehagen des Alleinseins, ja vielleicht gar Neid.»
Wieder einmal fühlte Susanne sich von Tom überfahren, diesmal mit harter Konfrontation. Es war ihr, wie wenn er eine Schleuse geöffnet hätte, die Gedanken welche auf sie einstürmten, waren nicht mehr zu bremsen. Sie war den Tränen nahe, als Tom seine Hand auf die ihre legte. Am liebsten hätte sie ihren Kopf an seine Schulter gelehnt. Doch sie liess es bleiben, da sie wusste, sie würde dann zu heulen beginnen.
Nach langer Pause, er hatte einen Arm um sie gelegt, als er merkte, dass sie wieder gefasster war, sah sie ihn an.
«Du hast recht. Ich verrannte mich so in meinen Beruf, dass ich meine wahren Bedürfnisse nicht mehr wahrnahm. Deine Art, wie du mit mir umgegangen bist, unsere Gespräche, die hatten da dieses Verschüttete wahrscheinlich geweckt. Und ausgerechnet du, der Mann der dies bewirkte, ist für mich unerreichbar.» Bei den letzten Worten begann sie, zu lächeln.

 

Hallo Anakreon,

eine Geschichte für die Unterhaltung; einfaches Setting, zwei Personen und ein bisschen Liebe - oder so :). Ich hab mich locker durch den Text gelesen, dachte hier und da - aha! oder auch nur aha.
Thema ist wohl die Einsamkeit der Geschäftsfrau, die keine Beziehung will - jedenfalls nicht bewusst und dann macht ihr das Unterbewusstsein einen Strich durch die Rechnung und wir haben einen inneren Konflikt. Das wirklich traurige an der Geschichte ist jetzt, dass Du nicht den inneren Konflikt am Ende auflöst, sondern den - naja - doch sehr übersichtlichen und weniger spannenden äußeren Konflikt Deine Aufmerksamkeit schenkst.

So Textgedöns:

Susanne legte die letzten Akten zur Seite, welche sie mit nach Hause nahm, und klappte den Laptop zu.

Plusquamperfekt - das schreit danach ;)
Mal abgesehen davon, glaubst Du, dass dieser Satz ein guter erster Satz ist? Einer wo der Leser nicht anders kann, als weiter lesen? Ich habe nichts gegen den Satz, gar nichts, aber seiner Vormachtsstellung wird er nicht gerecht.

... welches sie mit der Aerospace Newtech Inc. aufzugleisen beabsichtigte,
...
ihre Zugehfrau war da sehr gründlich

Wo findest Du nur solche Wörter :)

alsbald verärgert der Kratzer im Lack bewusst werdend.

Das geht doch sicher auch übersichtlicher - das sind so Gebilde, die den Leser den Satz immer zweimal lesen lassen und das ist ja nicht gut, wenn er da ständig den Inhalt erst mal filtern muss und aus dem Lesefluss aussteigt.

Ein freilaufender kleiner Hund, der des Weges kam, begann zu wedeln, als er sie erblickte.

Ein Hund der des Weges kam :) Niedlich. Niedlich ist in diesem Fall aber nicht unbedingt gut.

Ihre Laune war nun noch stärker vermiest.

Braucht es nicht, Leser ist clever und bemerkt, dass sie an dem Hundespiel keine Freude hat.

... der eben um eine Biegung des Weges kam.

Das klingt so witzig :).

In entscheidenden Momenten dachte sie an Tom, ihn als ihren Partner projizierend, eine Empfindung, die ihr Auftrieb gab, während ein anderer Körper ihr zugewandt war.

Och komm - trau Dich. Mut zum Detail. Ein anderer Körper ... Hände ihren Bauch? Zunge ihre Oberschenkel? Atem auf ihrer Schulter?

Im Wohnzimmer waren Fotografien von jungen Männern mit nackten Oberkörpern aufgehängt, ...

Also, ich wusste in diesem Augenblick alles über Tom. Da muss was anderes kommen. Vielleicht registriert sie die nur beiläufig (so ein Nebensatz) - und gleich danach sucht sie nach Spuren einer Partnerschaft. Das ihre Aufmerksamkeit da auf die völlig falschen Dinge gerichtet ist. Hast Du ja, aber zu spät. Auch meine Aufmerksamkeit muss hier von den Bildern weggelotst werden.
Und dann folgt ein Bericht über den weiteren Verlauf des Abends. Du bist komplett aus der show Sache raus und widmest Dich dem tell. Das ist schade. Abgesehen, dass ihr innerer Konflikt ab einer bestimmten Stelle nicht mehr von Bedeutung ist. Klar, die Sache mit Tom hat sich erledigt, aber nicht die um ihre Sehnsucht nach einer Partnerschaft.

«Es tut mir leid, wenn ich Dich in dieser Beziehung enttäusche. Ich mag Dich Susanne, ...

Du - klein in der wörtlichen Rede :teach:

Tom legte nun offen, dass auch er manchmal gehobene Escort-Agenturen beanspruchte.

Der letzte Satz ist wie der Erste. Damit lässt Du Deinen Leser ziehen. Und der klingt irgendwie drangehängt.

Also wie gesagt, ich habe die Geschichte nicht ungern gelesen, aber so richtig begeistern konnte ich mich auch nicht. Halt so ein bisschen :).

Liebe Grüße Fliege

 

Lieber Anakreon,

wie meine Vorredner hat mir dein komplizierter Schachtelschreibstil das Lesen nicht gerade leicht gemacht. Oftmals verwendest du eigenartige Wörter und Wendungen, die ungewollt lustig klingen. (Fliege hat hier ein paar genannt.) Jedenfalls ist die Geschichte insofern lustig, da eine erotische Nacht angekündigt wird, und tatsächlich nur Wein vergossen wird. Die Geschichte ist sicherlich unterhaltsam, aber besonders sprachlich weist sie große Defizite auf. Damit meine ich nicht Rechtschreibung und Kommasetzung, sondern das, was man umständlich und bemüht nennt.

Hier ein paar Korrekturen und Verbesserungsvorschläge:

(Ich verliere mich teilweise in Alternative. Bitte fass das nicht als grundsätzlich negativ auf. Ich hoffe dir damit zeigen zu können, was speziell mir an jenem Satz missfällt.)

Nicht, dass sie sich keine Freiräume gönnte, doch diese waren abgestimmt auf geschäftliche Interessen.
"Freiräume" würde ich hier durch "Auszeit" ersetzen. Zudem finde ich, dass in diesem Satz irgendwie der Wurm drin ist. Ein Widerspruch, der durch das "doch" signalisiert werden soll, ist nicht vorhanden. Eher eine Einschränkung.

Dann liess sie sich von einer der renommierten Escort-Agenturen einen dieser gut gebauten jungen Männer kommen.
Dann ließ ...

Ihre Unruhe intensivierte sich.
"intensivierte" ist ein unpassendes Verbum für emotionale Beschreibungen ...

Gelangweilt griff sie zur Zeitung, um nachzusehen, ob eine Veranstaltung ihr Interesse wecken könnte.
Kann man nachsehen, ob irgendetwas irgendjemands Interesse wecken könnte?
Alternative:
Gelangweilt griff sie zur Zeitung, um nachzusehen, ob irgendwo eine interessante Veranstaltung stattfand.
Wenn ich so deine Geschichte lese, fällt mir auf, dass du kaum Parataxe verwendest. Formulierungen, wie "Gelangweilt griff sie zur Zeitung. Sie hoffte auf eine interessante Veranstaltung. Zugleich wusste sie, dass nichts ihr Interesse wecken würde."

In Gedanken kaute sie an ihren Fingernägeln, alsbald verärgert der Kratzer im Lack bewusst werdend.
Da warst du wohl auch in Gedanken. Dieser Satz versickert nach und nach.
In Gedanken versunken kaute sie an ihren Fingernägeln. Langsam wurde ihr der Kratzer im Lack bewusst und sie begann, sich zu ärgern.

Die Versuchung war gross sich diese Entspannung zu gönnen.
Die Versuchung war groß, sich diese Entspannung zu gönnen.

Das Wasser im Fluss, dem sie entlang schlenderte, glitt ohne Wellen aber mit starker Strömung dahin. Es könnte ein Ebenbild meines Lebens sein, immer in Fluss, kein Moment des Stillstands.
Diese Naturaufnahme ist dir etwas misslungen.
Warum nicht: Sie schlenderte einen Fluss entlang. Das Wasser glitt trotz starker Strömung ohne Wellen dahin. Dieser Fluss, so immer fließend ohne einen einzigen Moment des Stillstands, könnte meines Lebens Ebenbild sein.

Ein freilaufender kleiner Hund, der des Weges kam, begann zu wedeln, als er sie erblickte.
Darf der Schwanz so ganz ungenannt bleiben?

Sein Verhalten war überschwänglich, als er näherkam, als ob er sie kennen würde.
Die "als er" "als ob er" Formulierung gefällt mir hier nicht.
Mit Worten und Handbewegungen versuchte sie den Hund abzuwehren, vergeblich.
Das finde ich schön formuliert. Nur musst du hier die Satzzeichen anders setzen:
Mit Worten und Handbewegungen versuchte, sie den Hund abzuwehren. Vergeblich.

Ein scharfer Pfiff liess den Hund aufschrecken.
Ein scharfer Pfiff ließ ...

«Es ist mir sehr peinlich», äusserte der Mann, als sie auf gleicher Höhe waren.
äußerte der Mann, ...
Fraglich nur, warum er es nicht einfach bloß sagt.

Sie hatte die Abdrücke mit der Hand gerieben, doch waren sie noch zu sehen.
Obwohl sie versucht hatte, die Pfotenabdrücke mit der Hand wegzuwischen, waren sie noch deutlich zu sehen.

«Nein, nein, es lässt es sich sicherlich ausbürsten
Das grenzt schon an Wortwitz.

Er war einen halben Kopf grösser ...
Er war einen halben Kopf größer ...

ungewöhnlich wirkenden hellblauen Augen
ungewöhnlich wirkenden, hellblauen Augen

Ihr Ärger dämpfte sich. Der Hund stand freudig wedelnd neben ihnen, keinerlei Schuldgefühle zeigend.
Unpassende Wortkombinationen und Partizipien dämpfen hier das Lesevergnügen.
Warum nicht einfach: Der Ärger schwand. Frei von Schuldgefühlen stand freudig wedelnd der Hund neben ihnen.

heisse
heiße

Einige Wochen später begegneten sie sich zufällig in der Stadt. Vergessen hatte sie seinen Namen nicht, aber auch nicht angerufen. Nun stand er vor ihr, sprach sie direkt an.
«Schön Ihnen wieder zu begegnen.»
Es war ihr unangenehm, da er Gefühle in ihr auslöste, die sie im Griff zu haben meinte. Er war nicht der Typ Mann, den sie für gewisse Stunden bevorzugte. Und doch fand sie ihn attraktiv, sehr sogar. Seiner Einladung auf ein Getränk entzog sie sich nicht, entgegen dem unbehaglichen Gefühl überrumpelt worden zu sein. Er erwies sich als angenehmer Unterhalter, der das Gespräch mit Geist und Witz bereicherte. Als sie sich nach einer halben Stunde trennten, versprachen sie sich, voneinander hören zu lassen.
Zwar nicht ganz ohne Holpersteinchen - aber dieser Abschnitt hebt sich sprachlich erstmals von der Vorgeschichte ab.

Ab und zu kamen ihr aber doch Gedanken an ihn auf.
Hin und wieder musste sie aber doch an ihn denken.

geniessen
genießen

Das Zusammensein mit ihm ist wirklich angenehm. Er ist auch äusserst korrekt und zugleich charmant. Aber … Ach Blödsinn, dies sind Zweifel an mir selbst, die mir Verwirrung bereiten. Sollte es doch geschehen, wird es bei diesem einen Mal bleiben, darin werde ich kompromisslos sein.
- äußerst korrekt -
Und stets mag mir der Innere Monolog nicht authentisch klingen. Es wirkt alles so gestellt. Dabei muss ein Einblick in die Gedankenwelt eines Menschen dynamisch und lebendig erzählt werden.

Strassenzug
Straßenzug

Zumindest lebt er seiner Einrichtung nach nicht in einer festen Beziehung.
Seiner Einrichtung nach zu urteilen, lebt er nicht in einer festen Beziehung.

Die hellblaue Iris seiner Augen schienen, wie mit kleinen Funken durchsetzt.
Das klingt schön.

Eine kleine Neigung von ihr reichte, um ihre Lippen auf die seinen zu pressen.
... auf die Seinen ...

Es tut mir leid, wenn ich Dich in dieser Beziehung enttäusche.
Das Wort Beziehung beschwört hier falsche Assoziationen - ersetze es durch "Hinsicht"

Ich mag Dich Susanne, sehr gut sogar.
Im Deutschen pflegt man, "sehr gern sogar" zu sagen.

«Es tut mir leid, wenn ich Dich in dieser Beziehung enttäusche. Ich mag Dich Susanne, sehr gut sogar. Das Zusammensein sowie die Gespräche mit Dir sind mir bereichernd. Du bist auch zweifellos sehr attraktiv. Meine entsprechenden Bedürfnisse sind jedoch auf das Maskuline beschränkt. Ich wollte es Dir eigentlich beim Abendessen sagen, doch dann hatte ich Skrupel. Ich befürchtete, Du könntest Dich verletzt fühlen und kurzerhand weglaufen. Um es Dir diskreter und sanfter zu vermitteln, kam mir der Gedanke, Dich in meine Wohnung einzuladen. Ich war der Meinung, die Bilder würden es offen legen.»
In diesem Statement verbirgt sich der ganze Reiz deiner Geschichte und du präsentierst es derartig unspektakulär. Wenn man in ein Restaurant geht, bestellt man sich doch kein Brot. Hier musst du richtig auf den Putz hauen! =)

Nicht über das was er ihr über sich offenbarte, ...
Nicht über das, was ...


Abschließend kann ich nur sagen. Wäre die Frau ein Mann gewesen, wäre dieser Abend nicht so glimpflich ausgegangen. Mit deiner Geschichte kritisierst du ein wenig die Arbeitswut unserer Gesellschaft und die immer eigenartiger werdende - für manch einen widernatürlich erscheinende - Sexkultur der Zivilisation. Wo doch jeder mit jedem könnte.

Nicht ungern gelesen - aber mach es uns bei deiner nächsten KG bitte nicht unnötig schwer. ;)

Beste Grüße
markus.

 

Salü Anacreon,

Der Blick von der Terrasse auf den Fluss und die Altstadt gegenüber war exzellent und beeindruckend.

Nei aber au, dieser Blick ist nicht nur excellent und beeindruckend, der lässt Touristen ins Schwärmen geraten, zumal wenn sie ihn dann ein wenig nach rechts (oder links) schweifen lassen: zum Bergpanorama hin, zu den Glarner Alpen, den Mythen, dem Pilatus. Da bricht doch jeder Heimweh-Zürcher in Tränen aus! Dann die schmalen Häuser unterm Lindenhügel oder die Prachtbauten der Zunfthäuser am Limmatquai! Da muss ich Dich echt schimpfen und an den Schultern rütteln. Auch eine noch so tolle Geschäftsfrau geht da doch in die Knie, (es sei denn, es regnet, dann sind ja eh alle Katzen grau :D )

Dies nur ein Beispiel für die Distanz, die Du hier ausbreitest. Sei doch mal mutig und greif in die Vollen! Schenk uns Lesern deine Phantasie, mal aus, werde üppig. Auch hier:

Im Wohnzimmer waren Fotografien von jungen Männern mit nackten Oberkörpern aufgehängt, der Haltung nach einen asiatischen Kampfsport ausübend.
So eine Geschäftsfrau (wenn sie derart erfolgreich ist) weiss doch sofort, dass dieser Herr sich mehr fürs 'Maskuline' interessiert? Is ja in Ordnung, aber Du schreibst das so, als merke sie nichts, überlegt noch, ob sie die Initiative ergreifen soll? Auweia, dachte ich, kriegt sie ihn rum? Und wenn ja, WIE?

Die Idee finde ich ja gut - nur ist das hier zu durchsichtig, zu früh angedeutet und in dieser beschreibenden Form einfach zu weit weg vom Geschehen.

Ach, ich weiss auch nicht. Mein Gemeckere ist, auch wenn gut gemeint, wenig hilfreich.Sei's drum: "Hier stehe ich und kann nicht anders."

Herzlich lieben Gruss,
Gisanne

 
Zuletzt bearbeitet:

Was Du aber auch mit den Erwartungshaltungen des Publikumns so treibst,

lieber Anakreon,

das weckt bei mir natürlich vor allem Neugier.

Kleistsche Arkaden - insgeheim hätt' ich dergleichen bei seinem Jubelfeste schon erhofft (ich fürcht' die eben nicht) - und dass heut'gentags

Freiräume
besser
Auszeiten (M. Glasss)
zu nennen seien, bringt schon unfreiwillig ein komisches Element hinein. Der junge Freund wird es schon erleben, wenn sein Freizeitverhalten nix anderes ist als die Verlängerung des Arbeitslebens und genauso fremdbestimmt.


Dienstag würde sie fliegen.
Hier genügte auch ein Futur I, es sei denn, sie (besser: Gott-Autor) wäre sich nicht sicher.

Nee, solches muss ich im Rahmen der gesellschaftlichen Verpflichtungen zur Genüge wahrnehmen.
Gedanke der Frau und ich habs nicht mitgekriegt oder verwechseltes Pronomen (sie statt ich)? Ah, der weitere Verlauf verräts!

Die Versuchung war gross sich diese Entspannung zu gönnen.
Unser Geheimnis: K 117 Ziff. 2

Sein Verhalten war überschwänglich, als er näherkam, als ob er sie kennen würde.
Ja, dass müsste Befriedigung genug sein, jedem Voyeur. Aber sollte der Hund nicht den Konjunktiv II ohne würde-Konstruktion hinkriegen?, oder würden die jungen Leute das
"..., als ob er sie kennte"
mit der Vergangenheitsform verwechseln?
«Schön Ihnen wieder zu begegnen.»
Besser ein Komma nach dem Ausruf des "schön".

entgegen
lässt auch den Genitiv zu.

Nicht über dasKOMMA was er ihr über sich offenbarte, ...

Gern gelesen und ohne Probleme, doch der anfänglichen falschen Hoffnung ... Als Hundehalter weiß ich um die sinnstiftende Wirkung des Menschen liebsten Freundes.

Gruß

Friedel

 
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Salü Maria

… Escort-Agentur … Escort-Agentur? Escort-Agentur!!! Holy Shit, ich hoffe, die bestellt einen …

Beinah hättest du mich jetzt völlig aus dem Konzept geworfen, wenn du einzig den ersten Abschnitt geschrieben hättest. :D Doch dies wäre des Guten zu viel gewesen.

Du hast wieder dieses Komplizierte in deinen Sätzen … Du benutzt wieder einmal Wörter, die in meinem Wortschatz so selten gebraucht werden ..

Komplizierte Sätze, ja die hat es sicher, teils auch um eine versnobte Atmosphäre zu erzeugen. An sich habe ich es als Übungsstück gebracht, hin und her abwägend, ob es zumutbar ist.

Aber, ich merke, du gibst dir schon mehr mühe, die Sätze etwas einfacher zu gestalten.

Hier machte ich einen erlösten Seufzer, einer Schildkröte gleich, den Kopf wieder aus dem Panzer streckend und weiterlesend.

Das ist echt eine Frechheit und ich frage mich ganz ehrlich, wer sagt so was? Guck mal deinen eigenen Namen im Telefonbuch nach und wenn er gewöhnlich ist wie Tom Harder, dann findest du gleich einen Dutzend von denen. Nein, mein Herr, in solch einer Situation gibt man die Nummer her.

:D Zumindest ist die Provokation gelungen, deine Reaktion ist goldig.
Ich fand es auch unverschämt, auf das Telefonbuch zu verweisen. Die Situation legte es jedoch nahe, da Harder (hemdsärmlig) nur mit seinem Hund spazieren war, verfügte er nicht über eine Karte, die er ihr hätte geben können. Natürlich hätte er ihr seine Nummer nennen können, damit sie diese in ihr Handy abspeichert. Als Dame hatte sie ja zumindest eine Handtasche dabei. Doch wäre auch diese Version etwas frech und ich fand es so aufreizend, ein Verhaltensklischee hervorrufend.

Die KG ist wieder einmal distanziert mMn, aber im Vergleich zu den anderen, die ich von dir gelesen und kommentiert habe, sind hier doch mehr Gefühle und du erlaubst dem Leser diesmal auch, die Prot zu bemitleiden und sie besser zu verstehen. Siehe da, du machst Fortschritte ^^

Der Distanziertheit war ich mir bewusst und fand es für diesen Stoff auch angezeigt. Aber es stellte sich mir die Frage, wie weit darf es sich so darstellen.

Also bis auf die Dialoge, die mir doch etwas zu übertrieben vorkamen, kann ich von mir behaupten, dass mir diesmal deine KG gut gefallen hat. Das Ende war ziemlich interessant und du bestätigst da einen Gedanken, der kurz auftauchte, als du die Bilder beschrieben hast xD Das hat mir echt gut gefallen ^^

Mein zweiter Seufzer. Als ich sah, dass du einen Kommentar gesetzt hast, dachte ich schon jetzt werde ich in der Luft zerrissen. Da bin ich ja mit einem blauen Auge weggekommen und es freut mich, dass du an der Geschichte doch einen echt Guten gefallen fandest. :)

Danke für deinen Kommentar, den ich beim Überdenken des Textes auch vor dem geistigen Auge halten werde.

Liebe Grüsse

Anakreon

*​

Hallo Fliege

Es freut mich schon, wenn die knappe Geschichte dir beim Lesen ab und zu ein Aha mit Ausrufzeichen zu evozieren vermochte. Ja mehr als zur Unterhaltung kann sie nicht dienen, kein Text, den man lange im Gedächtnis verwahrt. Beim Auftreten der Idee dachte ich etwas karikiert an eine Managerin, die sich nicht mal die Zeit gönnt eine Beziehung zu pflegen, ihre Bedürfnisse sich nur für gewisse Stunden erwirbt. In verschütteter Erinnerung hatte ich auch einen Film mit Vivien Leigh von 1961, Der römische Frühling der Mrs. Stone. Die Handlung basierte da auf andern Gegebenheiten, doch ging es auch um käufliche Liebe. Deine Interpretation ist aber soweit richtig.

Das wirklich traurige an der Geschichte ist jetzt, dass Du nicht den inneren Konflikt am Ende auflöst, sondern den - naja - doch sehr übersichtlichen und weniger spannenden äußeren Konflikt Deine Aufmerksamkeit schenkst.

Diese Deutung finde ich interessant, ich hatte sie wirklich kaltschnäuzig nicht ins Auge gefasst. Du hast recht, der innere Konflikt von ihr bleibt ungelöst. Ich werde mir da noch Gedanken dazu machen.

Plusquamperfekt - das schreit danach
Mal abgesehen davon, glaubst Du, dass dieser Satz ein guter erster Satz ist? Einer wo der Leser nicht anders kann, als weiter lesen? Ich habe nichts gegen den Satz, gar nichts, aber seiner Vormachtsstellung wird er nicht gerecht

Ich stimme dir zu, die Zeitform ist falsch gewählt und der Satz ist ödend. :shy: Nicht, dass ich über den Einstieg glücklich war, er widerspricht der Regel zu Beginn den Leser einzubinden, zu interessieren. Ich war da zu sehr bemüht, eine Chronologie aufzubauen, statt Informationen nachträglich soweit erforderlich einzuspielen. Es schwant mir ungefähr, wie ich es ändern kann.

... welches sie mit der Aerospace Newtech Inc. aufzugleisen beabsichtigte,
...
ihre Zugehfrau war da sehr gründlich

Wo findest Du nur solche Wörter

In meinem Gedächtnis habe ich eine Schublade mit antiquarischen Begriffen, wenn die mal ein Spalt offen steht, entschlüpft ab und zu einer. Die Zugehfrau (süddt.) ist wenigstens im Wahrig, Ausgabe 1986, noch erwähnt. Bei aufzugleisen scheiterte ich in allen Wörterbüchern und musste googeln, um Nachweise zu finden. Da kam das Wort in verschiedenen Artikeln bei Schweizer Medien, darunter die NZZ, vor. Vermutlich also dem Dialekt entstammend. Aber wenn es befremdend wirkt, lassen sich diese anpassen.

Zitat:
alsbald verärgert der Kratzer im Lack bewusst werdend.

Das geht doch sicher auch übersichtlicher - das sind so Gebilde, die den Leser den Satz immer zweimal lesen lassen und das ist ja nicht gut, wenn er da ständig den Inhalt erst mal filtern muss und aus dem Lesefluss aussteigt.

Eigentlich hat mir der kurze, prägnante Satz gefallen. Aber ich werde mir dazu Gedanken machen.

Ein Hund der des Weges kam Niedlich. Niedlich ist in diesem Fall aber nicht unbedingt gut.

Hm. Ich sehe das Problem im Moment nicht, werde zu der Situation aber noch in mich gehen.

Zitat:
Ihre Laune war nun noch stärker vermiest.

Braucht es nicht, Leser ist clever und bemerkt, dass sie an dem Hundespiel keine Freude hat.

Stimmt.

Zitat:
In entscheidenden Momenten dachte sie an Tom, ihn als ihren Partner projizierend, eine Empfindung, die ihr Auftrieb gab, während ein anderer Körper ihr zugewandt war.

Och komm - trau Dich. Mut zum Detail. Ein anderer Körper ... Hände ihren Bauch? Zunge ihre Oberschenkel? Atem auf ihrer Schulter?

Eigentlich war es eben meine gemeine Absicht, nicht erotische Details einzublenden, sondern nur anzutönen. Parallel zu dieser nüchternen Geschichte habe ich eine andere geschrieben, die damit dann freizügiger umgeht, doch soll dieser anders gelagerte Kontrast dann erst viel später erscheinen. Auch nicht als Nächste. Aber vielleicht ist dies ein Spiel mit dem Leser, das so nicht ganz einwandfrei ist. Ich werde mir überlegen, doch ein paar Sätze einzufügen.

Zitat:
Im Wohnzimmer waren Fotografien von jungen Männern mit nackten Oberkörpern aufgehängt, ...

Also, ich wusste in diesem Augenblick alles über Tom. Da muss was anderes kommen. Vielleicht registriert sie die nur beiläufig (so ein Nebensatz) - und gleich danach sucht sie nach Spuren einer Partnerschaft.

Da muss ich mal drüber nachdenken, wie sich diese Situation besser auflöst. :confused:

Du bist komplett aus der show Sache raus und widmest Dich dem tell. Das ist schade.

Ja eben die schon erwähnte Kaltschnäuzigkeit von mir, aber ich werde daran nochmals feilen.

Du hast das Skalpell im Text fein angesetzt, die Schnitte haben mir viele Gedanken geweckt, die ich nun mal sichten muss. Für deine Aufarbeitung und deinen Kommentar danke ich dir. :)

Liebe Grüsse

Anakreon


*​

Da hab ich ja etwas Unerwartetes ausgelöst, mit diesem kleinen Text, wie ich den vielen weiteren Kommentaren ersehe.

Lieber Markus, liebe Gisanne und lieber Friedel,

Ich muss nun zwischendurch erst meinen hausmännlichen Pflichten nachgehen. Heute war Waschtag und nun geht es noch ans Bügeln, bevor ich eine Rüge erhalte. Doch werde ich so gegen die mitternächtliche Stunde wieder Zeit finden, auf eure Kommentare gebührend einzutreten oder wenigstens damit zu beginnen und morgen abzuschliessen. Also bis dann.

Liebe Grüsse

Anakreon

 

Lieber Markus

Die Geschichte ist sicherlich unterhaltsam, aber besonders sprachlich weist sie große Defizite auf. Damit meine ich nicht Rechtschreibung und Kommasetzung, sondern das, was man umständlich und bemüht nennt.

Ja, Sprache ist etwas Kostbares, das man pflegen und hegen sollte. Doch ist es vermessen, wie in vielen Dingen, zu meinen, man kenne nun die erhabenste Form dessen.

Vorab einen Hinweis, da dir dieser Sachverhalt, wie ich merke, nicht bekannt ist. An der seinerzeitigen Sprachkonferenz zur Neuen deutschen Rechtschreibung wurden zahlreiche Regeln festgelegt, was sein kann und soll. Es ging hier nicht um eine nationale Identifikation, sondern um einen Sprachraum. Eine dieser Regeln beinhaltet etwa, dass für die Schweiz, welche das starke s (ß) nie anwandte, auch künftig keine Änderung eintritt. Dies ist sowohl in alten Duden-Ausgaben als auch in den allerneuesten einsehbar. Dieser Pauschalhinweis mag dir reichen, warum ich auf die diesbezüglichen Anmerkungen nicht weiter eintrete. An Stellen, die mir stark als Wortklauberei erschienen, trete ich hier auch nicht weiter ein, werde sie aber bei der Überarbeitung allenfalls gewichtend im Auge behalten.

Zitat:
Nicht, dass sie sich keine Freiräume gönnte, doch diese waren abgestimmt auf geschäftliche Interessen.

"Freiräume" würde ich hier durch "Auszeit" ersetzen. Zudem finde ich, dass in diesem Satz irgendwie der Wurm drin ist. Ein Widerspruch, der durch das "doch" signalisiert werden soll, ist nicht vorhanden. Eher eine Einschränkung.

Ich denke, du hast dich hier von etwas anderem als der aufgezeigten Gegebenheit leiten lassen. Freiräume benennen einen Wert, der einen anderen Stellenwert als Auszeit einnimmt. Friedel hat in seinem Kommentar, dem Deinigen nachfolgend, dies sehr schön dargestellt. So, dass ich dich darauf verweise.

"intensivierte" ist ein unpassendes Verbum für emotionale Beschreibungen ...

Natürlich könnte man es auch anders umschreiben, als ihre Unruhe intensivierte sich. Dass es falsch für emotionale Beschreibungen sein soll, ist mir nicht nachvollziehbar.

Zitat:
Gelangweilt griff sie zur Zeitung, um nachzusehen, ob eine Veranstaltung ihr Interesse wecken könnte.

Kann man nachsehen, ob irgendetwas irgendjemands Interesse wecken könnte?
Alternative:
Gelangweilt griff sie zur Zeitung, um nachzusehen, ob irgendwo eine interessante Veranstaltung stattfand.
Wenn ich so deine Geschichte lese, fällt mir auf, dass du kaum Parataxe verwendest. Formulierungen, wie "Gelangweilt griff sie zur Zeitung. Sie hoffte auf eine interessante Veranstaltung. Zugleich wusste sie, dass nichts ihr Interesse wecken würde."

Die gewählte Formulierung spiegelt ihre Befindlichkeit, das Verlangen nach einem Reiz. Der Vorschlag von dir hingegen impliziert einen Widerspruch. Aber vielleicht ist dies das Bild, das du dir machtest und ich muss mir überlegen, wieso du zu solchem Rückschluss kamst.

Zitat:
In Gedanken kaute sie an ihren Fingernägeln, alsbald verärgert der Kratzer im Lack bewusst werdend.

Da warst du wohl auch in Gedanken. Dieser Satz versickert nach und nach.
In Gedanken versunken kaute sie an ihren Fingernägeln. Langsam wurde ihr der Kratzer im Lack bewusst und sie begann, sich zu ärgern.

Ja, eine konstruktive Möglichkeit.

Zitat:
Das Wasser im Fluss, dem sie entlang schlenderte, glitt ohne Wellen aber mit starker Strömung dahin. Es könnte ein Ebenbild meines Lebens sein, immer in Fluss, kein Moment des Stillstands.

Diese Naturaufnahme ist dir etwas misslungen.
Warum nicht: Sie schlenderte einen Fluss entlang. Das Wasser glitt trotz starker Strömung ohne Wellen dahin. Dieser Fluss, so immer fließend ohne einen einzigen Moment des Stillstands, könnte meines Lebens Ebenbild sein.

Ich akzeptiere, dass die Formulierung deinem subjektiven Naturverständnis nicht zu entsprechen scheint. In deinem Vorschlag erkenne ich keinen Gewinn, auch ist der Schluss zu poetisch und hier fehl am Platz.

Zitat:
Ein freilaufender kleiner Hund, der des Weges kam, begann zu wedeln, als er sie erblickte.

Darf der Schwanz so ganz ungenannt bleiben?

Wenn von einem Hund die Sprache ist, der wedelt, stelle ich mir in der Regel keinen Skifahrer vor. Aber ich werde mir noch Gedanken machen, wieweit es störend ist.

Zitat:
Sein Verhalten war überschwänglich, als er näherkam, als ob er sie kennen würde.

Die "als er" "als ob er" Formulierung gefällt mir hier nicht.

Ich denke nicht, dass es sich beisst, trotz der zweimal er.

Zitat:
«Nein, nein, es lässt es sich sicherlich ausbürsten.»

Das grenzt schon an Wortwitz.

Ein durchaus gängiger Ausdruck. Möchte man jedoch die abweichenden Fantasien der Leser zu allen möglichen Worten berücksichtigen, müsste eine Kurzgeschichte an jeweiligen Stellen mit Anmerkungen versehen werden, was weniger Wortwitz ergäbe, aber mehr Wahnwitz.

Zitat:
Ich mag Dich Susanne, sehr gut sogar.

Im Deutschen pflegt man, "sehr gern sogar" zu sagen.

Es ist eine andere Betonung, die du da nennst. Es kommt sehr wohl darauf an was jemand damit ausdrücken will. Aber ich werde mir zu seinen Gefühlen hierbei noch Gedanken machen.

In diesem Statement verbirgt sich der ganze Reiz deiner Geschichte und du präsentierst es derartig unspektakulär. Wenn man in ein Restaurant geht, bestellt man sich doch kein Brot. Hier musst du richtig auf den Putz hauen! =)

Dies ist deine Sichtweise, wie du die Geschichte wahrgenommen hast. Aber es wäre im Kontext verfehlt, hier auf den Putz zu hauen, es entspräche nicht dem gezeichneten Charakter und Temperament.

Abschließend kann ich nur sagen. Wäre die Frau ein Mann gewesen, wäre dieser Abend nicht so glimpflich ausgegangen. Mit deiner Geschichte kritisierst du ein wenig die Arbeitswut unserer Gesellschaft und die immer eigenartiger werdende - für manch einen widernatürlich erscheinende - Sexkultur der Zivilisation. Wo doch jeder mit jedem könnte.

Nicht ungern gelesen - aber mach es uns bei deiner nächsten KG bitte nicht unnötig schwer.


Ich denke, hier liegst du etwas falsch, es ist keineswegs als Gesellschaftskritik verfasst. Auch nicht als Kritik an einem Lebensstil. Beabsichtigte ich etwas Derartiges, käme es auch klar zum Ausdruck. Es schildert schlicht einen Abschnitt aus dem Leben zweier fiktiver Menschen, deren Eigenarten als solche durchaus respektierend, ohne dass sie mit meinen persönlichen Idealen in irgendeinem Bezug stehen.

Was das mir an deinen Kommentaren aufgefallen ist, du sprichst öfters mit absoluter Meinung und implizierst ein Muss. Nicht, dass ich dir deine subjektive Meinung absprechen möchte, aber es vermittelt teilweise ein Charakteristikum, das mich eher nachdenklich stimmt als anspricht. Beispielgebend dazu ist etwa der letzte, oben angeführte Satz von dir. Spätestens im Zeitpunkt, als ich in Dialektik unterwiesen wurde, lernte ich, dass es sich nur in seltenen Fällen ziemt, anderen Menschen gegenüber mit einem du musst aufzutreten. Auch ist es ein Prinzip vernünftiger Kommunikation, dass man seine Meinung für sich spricht und nicht pauschalisiert. Zudem macht der Ton die Musik, wie dir an anderer Stelle schon mal gesagt wurde. Kritik ist eine Kunst des Differenzierens, man sollte die Wortwahl eher behutsam und gewählt einsetzen, sonst kehrt sie sich gegen einen selbst. Aber wir lernen ja alle dazu.

Für deine Fleissarbeit danke ich dir und werde sie soweit beherzigen, wie es mir in der Sache dienlich scheint.

Gruss

Anakreon

 

Ich noch mal ...

In entscheidenden Momenten dachte sie an Tom, ihn als ihren Partner projizierend, eine Empfindung, die ihr Auftrieb gab, während ein anderer Körper ihr zugewandt war.

Och komm - trau Dich. Mut zum Detail. Ein anderer Körper ... Hände ihren Bauch? Zunge ihre Oberschenkel? Atem auf ihrer Schulter?

Eigentlich war es eben meine gemeine Absicht, nicht erotische Details einzublenden, sondern nur anzutönen ... Ich werde mir überlegen, doch ein paar Sätze einzufügen.

Oh, ich meinte nicht, dass Du da mehr Erotik einblenden solltest. Nur die Aussage: während ein anderer Körper .... durch ein konkretes Bild ersetzen könntest. Mehr Sätze wären meines Erachtens nach fehl an dieser Stelle. Es geht ja nicht um das Liebesspiel, welches sie in diesem Moment betreibt, sondern um ihre Gedanken.

Da finden sich noch einige Stellen mehr im Text, wo eine sachliche Aussage des Erzählers durch ein Detail (ein Bild) ersetzt werden könnten. Schließlich sind Geschichten ja Kopfkino ... :).

Wollt ich nur anmerken, weil ich Angst hatte, ein Missverständnis hervorgerufen zu haben.
Wat für ein Schwurbelsatz *kopfschüttel* :D

Lieben Gruß Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Salü Gisanne

Nei aber au, dieser Blick ist nicht nur excellent und beeindruckend, der lässt Touristen ins Schwärmen geraten, zumal wenn sie ihn dann ein wenig nach rechts (oder links) schweifen lassen: zum Bergpanorama hin, zu den Glarner Alpen, den Mythen, dem Pilatus. Da bricht doch jeder Heimweh-Zürcher in Tränen aus!

Herrlich, wie Dich das markante Bild links und rechts der Limmat und der Blick hinaus über den Zürichsee in die Alpenregionen packt. Ich wusste gar nicht, dass du für Tourismus Schweiz aktiv bist. :D Aber du hast natürlich vollkommen recht, etwas mehr dieser malerischen Bilder verträgt der Text durchaus. Die Szene spielt zwar am späteren Abend, aber der Text lässt ja offen, welche Jahreszeit genau, so kann es noch genug hell sein, den Firn der Berge wahrzunehmen. Ich werde daran arbeiten.

Dies nur ein Beispiel für die Distanz, die Du hier ausbreitest. Sei doch mal mutig und greif in die Vollen! Schenk uns Lesern deine Phantasie, mal aus, werde üppig. Auch hier:

Zitat:
Im Wohnzimmer waren Fotografien von jungen Männern mit nackten Oberkörpern aufgehängt, der Haltung nach einen asiatischen Kampfsport ausübend.

So, so. :D Ich werde mich auch an dieser Stelle bemühen, es auszuarbeiten. Dieses Motiv hatte ich meiner Erinnerung geklaut. Ich war vor langer Zeit einmal zu Gast in einem der teuer ausgebauten Häuser im oberen Niederdorf, wie ich diese erblickte. Ihrer Bedeutung für den Besitzer kam ich erst viel später beinah zufällig auf die Spur. Meine Naivität aber der Managerin zu unterstellen, war wohl doch etwas ausgefallen. Ich werde es in etwas andere Wege leiten.

Die Idee finde ich ja gut - nur ist das hier zu durchsichtig, zu früh angedeutet und in dieser beschreibenden Form einfach zu weit weg vom Geschehen.

Ja, ich werde versuchen es lebensnah und fliessend einzubringen.

Ach, ich weiss auch nicht. Mein Gemeckere ist, auch wenn gut gemeint, wenig hilfreich.Sei's drum: "Hier stehe ich und kann nicht anders."

Du gabst mir da wenige aber gute Impulse, das finde ich angenehm und regte meine Fantasie an. Distanzierte Inhalte kommen einfach nicht so gut an, da nützt alles aufbäumen von mir nichts, ich werde es nun wohl endlich akzeptieren.
Anderseits freute ich mich natürlich, hierdurch zu sehen, dass du meine Texte nach wie vor liest.

Herzlichen Dank für deinen bildhaften Kommentar.

Liebe Grüsse

Anakreon


*​

Lieber Friedel

Kleistsche Arkaden - insgeheim hätt' ich dergleichen bei seinem Jubelfeste schon erhofft

Du bringst mich da auf eine gewagte Idee, der Narziss lebt auf beim Namen von Kleist. Kleist und Henriette Vogel in einem kleinen Stück zu würdigen, wäre eine Herausforderung. Ich werde mir mal Gedanken machen, ob ich einer solchen Aufgabe gewachsen wäre. Vielleicht zu deren 200. Todestag im November. Nur, schon wieder Leichen, sie zieren zunehmend meine literarischen Spuren.

Nee, solches muss ich im Rahmen der gesellschaftlichen Verpflichtungen zur Genüge wahrnehmen.

Gedanke der Frau und ich habs nicht mitgekriegt oder verwechseltes Pronomen (sie statt ich)? Ah, der weitere Verlauf verräts!

Hier war es das Kursive, das ihren eingeschobenen Gedanken preisgab. Aber vielleicht findet es in der Überarbeitung noch hervorgehobenere Darstellung.

Unser Geheimnis: K 117 Ziff. 2

Es springt an sich auch ins Auge, so lässt es sich nur durch narzisstische Blindheit erklären, die sich im Text verlor und Regeln übersprang.

Für deine wie immer stimmigen korrigierenden Hinweise danke ich dir, ich werde sie alle im Text einfliessen lassen.

Gern gelesen und ohne Probleme, doch der anfänglichen falschen Hoffnung ... Als Hundehalter weiß ich um die sinnstiftende Wirkung des Menschen liebsten Freundes.

Das Prinzip Hoffnung ist doch eine gute Regung, sie hält die Spannung aufrecht. Es freut mich, dass die ausgefallene Idee doch auch deinen Gefallen fand.

Gruss

Anakreon


*​

Danke dir für deinen Nachtrag, liebe Fliege. Alles klar, die Gefühlsempfindungen folgen. :D

Lieben Gruss

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Anakreon,

ssssssssssssss und ßßßßßßßßßßßßßßßß soll uns nun nicht länger trennen. Danke für den Hinweis. Ich werde diesbezüglich bei dir keine Beanstandungen mehr machen. Es war ja auch irgendwo zu sehen, dass du "ss" nicht fälschlicherweise verwendet hast, sondern konsequent.

Hier habe ich deine Anmerkungen kommentiert. Ich hoffe, du weißt jeweils, was womit gemeint ist:

M. Glass schrieb:
Gelangweilt griff sie zur Zeitung, um nachzusehen, ob irgendwo eine interessante Veranstaltung stattfand.*
Wenn ich so deine Geschichte lese, fällt mir auf, dass du kaum Parataxe verwendest. Formulierungen, wie "Gelangweilt griff sie zur Zeitung. Sie hoffte auf eine interessante Veranstaltung. Zugleich wusste sie, dass nichts ihr Interesse wecken würde."
Die gewählte Formulierung spiegelt ihre Befindlichkeit, das Verlangen nach einem Reiz. Der Vorschlag von dir hingegen impliziert einen Widerspruch. Aber vielleicht ist dies das Bild, das du dir machtest und ich muss mir überlegen, wieso du zu solchem Rückschluss kamst.
Wenn sie in der Zeitung blättert und was sucht, was sie interessieren könnte, weiß ich schon, dass sie ein Verlangen nach einem Reiz hat. In meinem Vorschlag fällt dies ja nicht unbedingt weg. Es kommt halt noch eine Prise Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit hinzu.

Ich akzeptiere, dass die Formulierung deinem subjektiven Naturverständnis nicht zu entsprechen scheint. In deinem Vorschlag erkenne ich keinen Gewinn, auch ist der Schluss zu poetisch und hier fehl am Platz.
Also es geht um die Flussgeschichte: ich finde es sehr gut, dass du den fließenden Fluss mit dem Leben einer deiner Figuren vergleichst. Das ist ein Kunstgriff, der viel über die Psyche eines Charakters verrät. Meine poetische Variante ist wirklich zu poetisch. :) Aber ich finde, du stellst dir oft selbst ein Bein, indem du z.B. sagen musst, dass das Wasser im Fluss ist.


Ich mag Dich Susanne, sehr gut sogar.
Im Deutschen pflegt man, "sehr gern sogar" zu sagen.

Es ist eine andere Betonung, die du da nennst. Es kommt sehr wohl darauf an was jemand damit ausdrücken will. Aber ich werde mir zu seinen Gefühlen hierbei noch Gedanken machen.

Hm ... wenn wir deinen Satz auflösen heißt er: Ich mag Dich sehr gut, Susanne. Findest du das richtig?

Dies ist deine Sichtweise, wie du die Geschichte wahrgenommen hast. Aber es wäre im Kontext verfehlt, hier auf den Putz zu hauen, es entspräche nicht dem gezeichneten Charakter und Temperament.
Jetzt wo ich mir den Absatz noch einmal durchlese, merke ich, dass diese sehr dezent gehaltene Art und Weise zuzugeben, dass man vom anderen Ufer ist, durchaus seinen Reiz hat. Da stimme ich dir zu.

Was das mir an deinen Kommentaren aufgefallen ist, du sprichst öfters mit*absoluter Meinung*und implizierst ein*Muss. Nicht, dass ich dir deine*subjektive Meinung*absprechen möchte, aber es vermittelt teilweise ein Charakteristikum, das mich eher nachdenklich stimmt als anspricht.

Zudem macht der Ton die Musik, wie dir an anderer Stelle schon mal gesagt wurde. Kritik ist eine Kunst des Differenzierens, man sollte die Wortwahl eher behutsam und gewählt einsetzen, sonst kehrt sie sich gegen einen selbst.
Dann muss ich dich jetzt ganz direkt fragen: Hast du dich teilweise durch meine Kritik angegriffen gefühlt? (Denn das ist natürlich nicht meine Intention, wie sich hoffentlich versteht. Ich möchte helfen, indem ich sage, was ich nicht gut finde.)

Spätestens im Zeitpunkt, als ich in Dialektik unterwiesen wurde, lernte ich, dass es sich nur in seltenen Fällen ziemt, anderen Menschen gegenüber mit einem*du musst*aufzutreten. Auch ist es ein Prinzip vernünftiger Kommunikation, dass man seine Meinung für sich spricht und nicht pauschalisiert.
Sicher hab ich dir in meinem Kommentar oft eine Alternative vor die Nase gehalten, aber ich zwing dich doch zu keiner einzigen. Indem ich eine Alternative anbiete, möchte ich dir zeigen, dass mir der jeweilige Satz nicht so gut gefallen hat und dir zeigen, an was es genau gelegen hat. Denn so wenig du meine subjektive Sichtweise ankreidest, will ich auch deine verurteilen. Jeder hat seine eigene Meinung und ich erhebe nicht den Anspruch, meine Meinung sollte die aller sein. Was wäre ich dann für ein Mensch?

Ich finde, es ist durchaus hilfreich, was andere Menschen denken und fühlen, finden und empfinden, wenn sie deinen Text lesen. Und wenn ich dir das unzensiert sage, darfst du das nicht als Beleidigung oder Hetze auffassen. Ich will doch nur helfen.

Aber wir lernen ja alle dazu.
Das hoffen wir doch. Ich hoffe auch, ich hab mich jetzt nicht unnötig unbeliebt gemacht, denn wie du selbst bemerkt hast, habe ich mir sehr viel Zeit genommen, um dir hilfreiche Kritik zu geben.

Bei meinen Kommentaren möchte ich den Autor:
1. korrigieren
2. mitteilen, ob ich die Geschichte gut oder schlecht fand
3. sagen, ob er seine angestrebte Intention auch tatsächlich erreicht hat
4. Alternativen anbieten, um ihn bei der Entwicklung seines Schreibstils zu helfen

Beste und freundschaftliche Grüße
markus.
euer junger Keimling

 

Lieber Markus

Um den gegebenen Raum hier nicht zu strapazieren, konzentriere ich mich möglichst auf das Wesentliche.

Vorab, ich war nicht beleidigt, sonst wäre ich auf deine Ausführungen schlichtweg nicht eingetreten. Bei einigen Punkten ärgerte mich jedoch die Tonlage. Deinen Einsatz insgesamt honorierte ich und bedankte mich.

Dass du deine eigene Meinungen zu den Geschichten bildest, ist völlig in Ordnung. Wenn du auf Fehler in Rechtschreibung oder Grammatik hinweisen kannst, sollte ein Autor dir dankbar sein. Häufig sind es ja Vertipper, auf die sich kurz hinweisen lassen, oder wenn sie generalisiert sind, kann man auch pauschal darauf hinweisen.
Bei den Punkten 3. und 4., welche du in deiner Kommentator-Erläuterung anführst, scheint mir eine überlegte und differenzierte Wortwahl angezeigt. Ob einem eine Geschichte gefällt oder nicht, hat seinen individuellen Hintergrund, der z. B. auf Erfahrungswerten, Sympathien etc. beruht. Jemandem sagen, seine angestrebte Intention sei erreicht oder nicht, setzt m. E. profunde Kenntnisse und Sicherheit voraus. Auch muss man sich selbst fragen, kenne oder verstehe ich die Intention des Autors wirklich. Trifft dies nicht zu, und dies dürfte eher mehr der Fall sein, ist es angezeigt, seine subjektive Meinung als solche auszudrücken.
Alternativen zum Schreibstil anzubieten, kann sinnvoll oder auch völlig daneben sein. Es gibt verschiedene Genres von Geschichten und verschiedene Stile. Dass sich diese immer vertragen ist nicht gesagt, aber das dies nun jeder Leser einfach so fachlich beurteilen kann, bezweifle ich. Hier ist es zuweilen besser, dies zurückhaltend auszuformulieren. Zu Kommunikation mich spezifisch zu äussern, würde zu weit führen, aber Grundregeln zu gelingenden Austausch sind in verschiedenen Quellen leicht auffindbar.

Dass auch bekannte, professionelle Kritiker sich in die Nesseln setzen können, ist hinlänglich bekannt. Bei diesen kann man u. a. eine vertiefte, hinführende Ausbildung voraussetzen, eine breite Kenntnis der thematischen Spektren, vereinzelt vielleicht sogar Berufung.
Wenn ich einen Kommentar zu einem Text eines Autors abgebe, bilde ich mir nicht ein, die vorstehenden Fähigkeiten abzudecken. Ich kann aber durchaus meine subjektive Meinung als Leser dazu abgeben, mit meinem individuellen Erfahrungswerten oder u. U. fachlichen Kenntnissen. Einmal hat mir jemand auf ein Lob hin sinngemäss geantwortet, dies sei wertlos, es zähle quasi nur die Kritik, um als Autor einen Gewinn erzielen zu können. Ich halte dies aus motivationspsychologischer Sicht nicht für qualifiziert, dies geht konstruktiv nur über beide Komponenten. Ich erachtete es jedoch nicht als meine Sache, den andern zu belehren. So muss jeder seine eigene Erfahrungen machen und selbst beurteilen, was er daraus ziehen kann oder nicht.

Ich denke, damit können wir den Abstecher zu Kommentierungen abschliessen.

Beim besprochenen Stück selbst habe ich in einem ersten Durchgang aufgrund der Kommentare bereits Änderungen vorgenommen, von dir auch welche berücksichtigt, teilweise auch Wörter/Sätze ganz gelöscht, also keine von beiden Versionen berücksichtigt. Ich werde jedoch noch einige Durchgänge machen, um die Einwendungen von allen zu prüfen und anzupassen, stellenweise Ergänzungen verfassen und letztlich dann die mir genehme Fassung einbringen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Anakreon schrieb:
Ich denke, damit können wir den Abstecher zu Kommentierungen abschliessen.

Ja das denke ich auch. Alle weiteren Kommentare zum Kommentieren bitte als PM.

 

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