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Abschied

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07.11.2017
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Abschied

Es regnete.

Seit Stunden schon warfen sich mutige Heerscharen ewig-gleicher, grundverschiedener Wassertropfen aus höchster Höhe auf alles, was sich zwischen Ihnen und ihrem Weg nach Unten befand. Kaum angekommen vereinigten sie sich mit ihren Vorgängern und Nachzüglern, dem Asphalt, der Erde und dem sonstigen nutzlosen Allerlei, formten eine Schlange liquider Vergänglichkeit und krochen eilig in sämtliche Ritze und Hohlräume der nächtlichen Straßen.

Die Welt schien zu ertrinken und es schien sie nicht zu kümmern.

Es regnete weiter.

Ella stand am Fenster. Die Augen in die Stille gewandt. Irgendwo da draußen wartete er auf sie. Er wartete.
Er würde sich wohl daran gewöhnen müssen.

„Ella?“ wollte jemand wissen.

„Ella?“.

Das Mädchen neigte den Kopf zur Seite. Vor ihr durchbrach nun die kantige Silhouette des Bettes die ansonsten ruhenden Schatten. Irgendwo musste auch ein Stuhl stehen.

Erneut schallte die Stimme, erneut neigte sich der Kopf.

Durch das Schlüsselloch der Zimmertüre kämpfte sich ein schwacher Lichtstrahl, welcher wohl nur aufgrund der ansonsten allumfassenden Finsternis die Möglichkeit besaß überhaupt von einem menschlichen Auge erfasst werden zu können. Doch das interessierte in diesem Moment nicht.

„Ella?“

Der starre Blick wandert zurück zum Fenster, durchbrach den gläsernen Vorhang und verweilte erneut im feuchtfröhlichem Schauspiel auf den Straßen.

Ellas linke Hand hob sich leicht und umfasste den hölzernen Griff des Rahmens. Ein Holzspan bohrte sich tief in ihren Daumen. Es tat kaum weh. Es war egal.

Was er wohl gerade tat?

Ella hatte Schmerzen.

Lethargisch schob sie das hölzerne Konstrukt bei Seite. Ein kurzes, hohles Knacken pries die vollendete Entriegelung an.
Regen prasselte laut singend auf den Fenstersims. Wasser strömte über den Boden, über ihre Kleidung, über ihr Gesicht. Es wurde kalt, frisch und auf wunderbare Weise unangenehm.

Ein Körper begann zu zittern.

Ihm würde es hier und jetzt gefallen.

„…Ella?“

Ella lehnte sich weit hinaus ins Freie. Nur die Spitze ihrer Zehen ließ sie auf der morschen, vom Regen geküssten Diele zurück. Der Rest ihres Körpers atmete Freiheit – atmete Hoffnung – atmete Leben – atmete Luft.

Sie atmete tief, wie noch nie zuvor.

„Irgendwo da draußen!“, dachte sie.

„Irgendwo da draußen?“.

„Ella?“

„Ella?“

Die monotonen Rufe näherten sich stetig. Ein weiteres Rufen – und Ella saß auf dem Fenstersims. Ihre Füße baumelten hin und Her. Berührten die raue, nasse Hauswand. Wurden kälter und kälter. Schürften sich auf.

Ein schönes Gefühl.

Die Glocken begannen zu läuten. Ella wollte die Schläge zählen.

„Ella?“

Die Stimme war nähergekommen. Vier Schläge.

„Ella…?“

Es dauerte nun nicht mehr lange. In der Ferne ein Blitz.

„Ella…!“

Die Glocken waren wieder verstummt. Ella hatte sie nicht mehr gezählt. Sie hatte losgelassen. Es regnete.

„Ella!“

Die Zimmertüre wurde aufgestoßen. Schnelle Bewegungen.

Ein alter Lumpen setzte den Trauertänzen des Regens ein abruptes Ende. Ein herzloser, stinkender Fetzen Stoff bändigte die Wasserlache auf dem Boden.

„Ella?“

Ein Fenster wurde geschlossen. Ein Span bohrte sich tief in einen fremden Daumen.
Ein Schrei. Ein kurzes Fluchen.

Ein Blitz erhellte das Zimmer.

Es regnete – irgendwo da draußen.

 
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Hallo rycbarm,

Willkommen. Ich möchte gleich auf deinen Text eingehen. Für meinen Geschmack erzählst du zu wenig. Ich weiß, es steht eine Ella am Fenster und beobachtet den Regen. Sie denkt an irgendeine Person. Irgendwer ruft sie die ganze Zeit durch die verschlossene Tür. Sie ignoriert ihn, macht das Fenster auf und wird nass. Sie genießt offenbar die Schmerzen, die sie sich selber zufügt. Die Tür zu ihrem Zimmer wird aufgebrochen, und ob sie nun aus dem Fenster gesprungen ist oder nicht, kann ich nicht mit Gewissheit herauslesen. Zuerst dachte ich schon, dass sie gesprungen ist, aber dazu passt die Reaktion der Person, die den Raum betritt, nicht.
So, kurz zusammengefasst, ist das der Inhalt deines Textes. Mir fehlt ein wenig Hintergrundinformation. Wer ist Ella? An wen denkt sie und warum? Hat sie nur Liebeskummer oder ist ihr Schlimmeres widerfahren? Das alles hätte ich gerne erfahren. Schade, dass du mich da so im Dunkeln lässt.

Liebe Grüße

Sabine

 

Hallo rycbarm

willkommen im Forum. Zunächst solltest du die ganzen Leerzeilen weglassen und den Text wie in jedem üblichen Buch gestalten. Die Spalten zwischen den Sätzen stören ein wenig den Lesefluss. Die sehr häufige Wiederholung von „Ella?“ ist ebenfalls nicht so schön zu lesen. Aber ich weiß selbst, aller Anfang ist schwer. Im Laufe der Zeit sammelt man hunderte von Details über das Schreiben, dann wird’s besser.
Inhaltlich gibt es nicht viel zu sagen. Ella springt aus dem Fenster und jemand schließt es. Zumindest interpretiere ich es so, da jemand die Lache vor dem Fenster aufwischt und noch einmal nach ihr fragt. Wobei ich mich hier frage, wieso ein stinkender, alter Lumpen dafür verwendet wird?
Und warum ist ein Lumpen herzlos? Das Ganze sollte in einem Bezug zum Text stehen, sonst reicht ein Handtuch.

Ein Span bohrte sich tief in einen fremden Daumen.

Warum ein „fremder“ Daumen. Für wen? Die Person scheint Ella zu kennen. Dem Span kanns egal sein. Das passt nicht so richtig.

Interessant wäre es gewesen, etwas über die Personen zu erfahren. Was bewegt Ella zum Springen? In welchem Verhältnis steht sie zu der anderen Person? Ist es der Vater und seine kranke Tochter oder die Ehefrau, die ihr Leben nicht mehr erträgt?

Seit Stunden schon warfen sich mutige Heerscharen ewig-gleicher, grundverschiedener Wassertropfen

Mutig ist eher ein Adjektiv, das sich auf eine Person bezieht. Einen mutigen Regentropfen bekomme ich nur sehr schwer herunter.

der Zimmertüre kämpfte sich ein schwacher Lichtstrahl,

Auch das finde ich weniger günstig formuliert.

Ein Körper begann zu zittern.

Welcher, ihrer?

Ich kann dem Text stellenweise nicht so richtig folgen, es fehlen auch Informationen, um ihn besser zu verstehen. Aber es ist auch noch kein Schriftsteller vom Himmel gefallen. Weiterhin viele Spaß auf Wortkrieger.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

Hej rycbarm und herzlich willkommen,

deine Geschichte transportiert ohne Frage eine düstere Stimmung. Der Regen, Kälte, Schmerz und Stimmen, die nicht zugeordnet werden können, tragen dazu bei.
Ich vermute einen Suizid und eine vernebelte Protagonistin.

Dennoch warst du mit Sprache zu sparsam, als dass ich mich völlig einlassen könnte. Wenn alles nur andeutet bleibt, bleibe auch ich als Leserin distanziert und etwas desinteressiert. Du müsstest mich schon tiefer mitnehmen. Bei mir würde das funktionieren, wenn du mir mehr preisgibst über Ella. Wie es dazu kam, dass sie springt, ihrem Namen hört, anteilnahmslos ist, wo sie sich befindet und warum. Wer "er" ist, ist mir eigentlich egal, nur was er warum in Ella ausgelöst hat müsste ich schon wissen, um mich emotional anzupassen.
Gerne dürftest du für meinen Geschmack in trüben Bildern und regnerischen Andeutungen bleiben.

Das ist bloß ein Leseeindruck und freundlicher Gruß, Kanji

 

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