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Abschied

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11.04.2002
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Abschied

Blumen auf dem Tisch. Ich sehe noch dein Gesicht vor mir, als wäre es gestern gewesen. Du bist gegangen, kommst nicht wieder.
Tagelang, Nächtelang lag ich im Bett, habe geweint. Ich weiss, du wirst nicht zurückkommen. Zu weit weg, warum bist du gegangen?
Ich werfe das Taschentuch weg, nass ist es, von Abschiedstränen, die zu spät kommen. Ich konnte es nicht glauben, als du es mir sagtest, nicht verstehen, als ich erfuhr, das du es getan hast. Noch immer liege ich nachts in meinem Bett und ertappe mich dabei, dass meine Augen feucht werden. Am morgen sagt mir dann der Spiegel das es wahr ist. Du bist gegangen. Warum?
Wieso hast du nichts gesagt? Immer lachen, gut drauf sein, bloß keine Gefühle zeigen. Gut dastehen, egal wie es in dir aussieht. Hättest du doch etwas gesagt.
Ich nehme die Blumen und stelle sie auf den Stein, Marmor. Es wird dunkel. Ich öffne das Türchen, zünde die Kerze an. Hoffentlich lässt der Wind das Licht in Ruhe.
Warum hast du es getan?
Ich stehe auf und gehe, Tränen in den Augen. Denke immer noch an dich, dein Gesicht.
Musstest du das wirklich tun?
Deine Stärke beweisen, indem du den Moment des Abschieds selbst bestimmt hast?

 

Hallo Campino,

willkommen auf kurzgeschichte.de!

Du hast sehr eindringlich,dicht geschrieben, sehr einprägsam und gefühlvoll. Gelungener Text.
Der letzte Satz ist sehr stimmig gewählt.

Gruß lakita

 

Hm, dieser Beitrag wird sicher wieder Kontroversen darüber auslösen, ab wann eine KG wirklich eine ist, und ob diese entfernt wird oder nicht.

Aber zur Story:
Wenn man über nicht vorhandene Handlung hinwegsieht, offenbart sich dem Leser in den wenigen Zeilen ein sehr emotionaler Text, der das Warum einmal mehr in den Vordergrund stellt, und recht authentisch die Gefühle eines Verlassenen darstellt. Stimmig, gefällt.

Nur der letzte Satz klingt ein wenig arrogant, und steht für mich im Gegensatz zum Rest der Story, die nie anklagend wird oder die Verstimmung des Protagonisten zum Vorschein treten lässt. Aber die Frage, warum der oder die andere den Zeitpunkt selbst gewählt hat, finde ich nicht sehr schön, denn es klingt so, als habe der Handelnde darauf abgezielt, selbst zu entscheiden, wann Schluss sein soll.

Ansonsten kann ich mich Lakita nur anschließen ;)

So long...

Bassi

 

@ Basstardo

aber der in dem Text Beschriebene hat doch den Zeitpunkt seines Todes selbst bestimmt, weil er Selbstmord begangen hat.
So hab ich es verstanden und von daher finde ich gerade diesen letzten Satz sehr gut.

Gruß lakita

 

Klar, sieht man den Satz nur im Bezug darauf, dass er das Geschehene noch einmal resümiert und die Endgültigkeit feststellt, so ist er ganz gewiss gelungen. Was ich daran bemängele ist allerdings, dass er, zumindest auf meine Wenigkeit, so wirkt, als sei der Trauernde nur darüber enttäuscht, dass der/die Verflossene/Gestorbene den Zeitpunkt seines Abschieds selbst gewählt hat. Dadurch könnte der Eindruck entstehen, der Protagonist wolle bestimmen, wann der Zeitpunkt für einen Abschied gekommen sei und dies nicht dem anderen überlassen.

Bassi

 

Hallo campino2k,

auch mir hat Deiner Geschichte sehr gefallen. Du schilderst ganz eindringlich den Zustand des Verlassenen... Diese ständige Frage, die ihm im Kopf herum schwirrt; "Warum?" - Nur ein Wort, aber es taucht immer wieder auf und nagt an seiner Seele...
Tolle Geschichte, wirklich. Ich finde nicht nur die Sprache schön und eindringlich, sondern auch das ganze Gesamtbild.

Gelungen!

Gruß
stephy

 

Also ich muss schon sagen, soviel gutes aut einmal - da muss man ja direkt rot werden!

Eine Frage habe ich noch, was würdet ihr denken, ist es eine Trauernde oder ein Trauernder ?

Im Übrigen soll der letzte Satz nicht heißen, das der Trauernde / die Trauernde (??) den Zeitpunkt des Ablebens des anderen gerne bestimmt hätte, sondern das der Selbstmord ein Zeichen einer Hoffnunglosigkeit darstellt, die es eigentlich nicht geben sollte, denn das "Ich" stellt eine Person dar, die dem oder der Gestorbenen sehr nahe stand, allerdings auch vor der Vertuschung des persönlichen Unvermögens aus einer Zwanglage oder Depression kapitulieren musste...

[ 15-04-2002, 17:55: Beitrag editiert von: campino2k ]

 

Hm, auf mich macht der Protagonist den Eindruck, als gehöre der männlichen Spezies an. Frag mich aber nicht warum, ich schätze es ist die Verletzlichkeit, aber ob das jetzt ne Begründung ist???

So long...

Bassi...

 

find die geschichte echt total schön. aus dem leben gegriffen, kommt mir vor wie ein songtext. wer war nicht schon einmal in dieser situation?!
gefällt mir!

 

Ich stufe den Hinterbliebenen als männlich ein, die Verstorbene also als weiblich.

Das hat irgend etwas mit dem Schlußsatz zu tun. Weil man es gemeinhin bei Männern nicht als verblüffend oder erwähnenswert empfindet, wenn sie "Stärke beweisen"

Natürlich nur mein subjektiver Eindruck...

 

Hmm, na gut, ihr habt mich überzeugt, aber eigentlich sollte das aus der Sicht eines weiblichen Wesens sein...
Naja, vielleicht beim nächsten Mal ... :whocares:

 

Das hätte ich jetzt auch so gesehen campino, da die permanent vorkommenden Tränen etwas sind, was vor allem bei Frauen in Trauersituationen auffällig ist.
Wir Männer halten so was ja für memmenhaft wir Memmen.
Auser dem giebt gerade der letzte Satz Aufschluss, weil doch gerade männer immer, aber auch wirklich immer versuchen stark und toll zu sein.
Nicht umsonst nennt man uns das "starke" Geschlecht.
So... jetzt muss ich aber, nach dem ich meinen Senf dazu gegeben habe, noch mal betohnen wie gut ich die Geschicht fand. ;)

[ 23.04.2002, 23:23: Beitrag editiert von: Marot ]

 

Das hätte ich jetzt auch so gesehen campino, da die permanent vorkommenden Tränen etwas sind, was vor allem bei Frauen in Trauersituationen auffällig ist.
Wir Männer halten so was ja für memmenhaft wir Memmen.
Was sind das denn bitteschön für Klischees??? Ich glaube es ist ziemlich infam zu behaupten, Männer fänden so was im allgemeinen memmenhaft, und obige Aussage kommt mir ebenfalss doch sehr gewagt rüber.
Egal, war hoffentlich nich so gemeint, wie ichs verstanden habe.

So long...

Bassi

 

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