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Abschied

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Abschied

Abschied

Fort Lauderdale, 27. März 1997
Ich trage mich mit dem Gedanken meine Heimat für immer zu verlassen. Dieser Gedanke überkam ich quasi über Nacht und scheinbar ohne einen offensichtlichen Grund. Weggehen. Bisher hatte ich mir ein Leben außerhalb dieser Stadt nicht vorstellen können. Und plötzlich übt nun der Gedanke, tausende von Meilen weit weg ein neues Leben aufzubauen, eine ungeheure Faszination auf mich aus. Noch einmal ganz von vorn anfangen. Was für eine Chance. An einem Ort, an dem dich niemand kennt, niemand Fragen stellt und alle Möglichkeiten offen stehen. Ich habe es niemandem hier gesagt. Ich weiß, sie würden sonst versuchen mich zu halten. Ich weiß, sie würden es schaffen. Aber ich werde nicht zulassen, dass sie meinen Plan durchkreuzen. Diesmal nicht. Ich hatte einmal ein Leben. Doch die Erinnerungen daran erscheinen mir wie so weit weg, als wäre es nur eine Geschichte, die ich vor langer Zeit einmal gelesen habe. Dieses Leben ist vorbei. Schon viel zu lange. Aber ich bin noch nicht bereit diese Welt für immer zu verlassen. Meine Aufgabe ist nicht erfüllt. Meine Ziele nicht erreicht.
Ich gehe zu den Landungsbrücken und sehe den Schiffen zu, die vom Meer hereinkommen. Eines dieser Schiffe wird mich mitnehmen. Gleichgültig, welchen Zielhafen es auch haben mag. Das ist nicht wichtig. Noch vor Sonnenaufgang des nächsten Tages werde ich meine Heimat verlassen.
In meinem Haus liegt ein Brief auf dem Küchentisch. Danny hat ihn noch nicht gelesen. Aber wenn er spät von der Arbeit heimkommt und den Kühlschrank nach etwas Essbarem durchsucht, wird er ihn finden. Es sind nur ein paar Zeilen, denn mehr gibt es nicht zu sagen.
„Geliebter Danny, ich habe dich und Amerika für immer verlassen. Ich muss wieder leben. Das ist hier nicht möglich. Meine einzige Erinnerung an dieses Leben wirst immer nur du bleiben. In Liebe, Mary.“
Er wird es zuerst nicht verstehen. Er wird mich suchen und er wird verzweifelt sein. Doch ich weiß, eines Tages wird er wissen, dass ich dies tun musste. Und er wird mir in ewiger Liebe verbunden bleiben. So wie ich ihm.
Ich werfe noch einen letzen Blick auf die am Horizont untergehende blutrote Sonne, dann laufe ich an der Mole zurück. Im Vorübergehen fällt mir ein Schiff auf. „MS Kalkutta“ steht in großen blauen Lettern auf dem Bug. Das ist mein Schiff. Meine Fahrkarte in die Zukunft.
Als das Schiff im Morgengrauen die Anker lichtet, weiß ich, es war die einzig mögliche Entscheidung. Eine Entscheidung fürs Leben.

 

Hi Powell :)

Einfach wegfahren, irgendwo ein neues Leben beginnen - sich zielleos treiben lassen - wie hier mit einem Schiff...

Ein an sich schönes Thema.

Was mich etwas störte: Das ganze spielt wohl irgendwo im Ausland - Fort Lauderdale klingt nach Amerika.

Warum nicht Hamburg? warum muss es irgendwo weit weg sein?

Dann dachte ich erst: Ein Vater lässt seinen Sohn aleine (Danny) es wird viel zu spät klar das der Ich Erzähler eine Frau ist.

Das Datum - der Ort ect... ist das alles so wichtig?

Ich würde dieses "Fort Lauderdale 27. März 1997" einfach weglassen - da so eine Geschichte überall an jedem Ort spielen kann - so können sich eigentlich nur Leser aus diesem Ort direkt hineinversetzen - obwohl das Thema allgemeingültig ist ...

Fazit:

Das Thema gefällt mir - da ich es kenne plötzlich wegzuwollen, irgendwohin nur nicht mehr an dem Ort blieben wo man vielleicht Jahrelang war.

Die Umsetzung ist etwas zu knapp. Es wird wie gesagt zu spät klar des es hier um eine Frau geht und diese "amerikanisierung" der Geschichte finde ich nicht so gut.

 

Hallo Jadzia!

Vielen Dank für deine Kritik.
Bezüglich "Amerikanisierung" möchte ich sagen, dass ich die Geschichte zu dem Hintergrund von Didos Song "Mary's in India" geschrieben habe. Deshalb habe ich als Ort Amerika gewählt.
Die exakte Zeitangabe könnte man weglassen, stimmt. Ich habe sie gewählt, da das Datum für die Protagonistin ja eine spezielle Bedeutung hat, und außerdem zwecks mehr Authentizität.
Dass man erst so spät merkt, dass es sich um eine Frau handelt, ist mir selbst gar nicht aufgefallen. Aber du hast recht. Werd mal überlegen, wie man das ändern kann.

LG, Powell :)

 

Ach so - dann erklärt sich der Hintergrund :)

Zwecks Namen, wie wäre es wenn sie zB schon ein Ticket für das Schiff hat und ihr Name daraufsteht ...

OK das nimmt der Sache dann etwas die Spontanität ...

 

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