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Abschied

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03.07.2003
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Abschied

Abschied

Der Geruch von feuchter, frisch aufgewühlter Erde hing in der Luft und der kalte Herbstregen fiel stetig auf Alena hinab. Es wehte ein kalter Wind, der einem das Gefühl gab, dass bereits Winter wäre. Lediglich das grüne Gras um einen herum erinnerte daran, dass erst der 23. September war. Es war still um Alena herum. Aus einiger Entfernung konnte sie noch die Schritte der anderen hören, die sich auf dem Weg zu ihren Wagen befanden. Einige Meter neben ihr lag ein schwarzes Stofftaschentuch, dass jemand hatte fallen lassen. Sie ging darauf zu und hob es auf. Es war aus schwarzer Spitze, lediglich vom Regen durchnässt. Eine Träne lief ihre Wange hinab. Sie fühlte sich einsam. Ihr Vater war mit ihrem Bruder schon zum Auto gegangen. Sie hatte noch bleiben wollen. Sicher war er extra aus England angereist, doch sie wollte noch hier bleiben. Sie würde ihn später noch sehen. Alena war froh, dass es ihn gab. Dass sie wenigstens noch ihn hatte. Doch sie stand ihm nicht so nah wie ihr Bruder. Robert hatte von jeher eine engere Beziehung zu ihrem Vater gehabt.
Alenas Tränen mischten sich mit dem Regen und durchnässten ihr schwarzes Kleid. Ihren Mantel hielt sie auf dem Arm und obwohl ihr kalt war, zog sie ihn nicht an. Es schien alles so gleichgültig. Was scherte es sie noch, dass sie sich eine Erkältung zuzog? Sie sah mit tränenerfüllten Augen das Taschentuch an, machte dann einen Schritt vorwärts, auf das Grab zu, blieb dann allerdings doch stehen, als sie Schritte hinter sich vernahm.
„Alena...Du bist also noch hier...“
Sie drehte sich nicht um. Sie wusste, dass es Kristian war. Nun trat er neben sie und legte ihr sanft die Hand auf die Schulter.
„Ich habe Georg und Robert gesagt sie sollen schon mal ohne dich fahren. Ich setze dich dann bei deiner Wohnung ab...“
Alena nickte nur, ihren Blick immer noch auf das Grab fixiert.
„Ich dachte mir, dass du noch etwas bei ihr bleiben willst...Ich...Ich konnte auch einfach noch nicht gehen...“
„Du hast sie geliebt, oder?“ Alena sprach leise, kaum hörbar und ohne ihren Blick von ihrem Fixpunkt abzuwenden. Sie konnte nicht anders. Furcht, dass das Grab verschwinden würde, wenn sie es nicht ansähe, füllte ihre Gedanken aus. Es war Unsinn. Es würde noch immer da sein. Das Grab war ein Zeichen für das Ende.
„Ich...“ Kristian nahm seine Hand von ihrer Schulter. „Sie war wie eine Schwester...Nein...Sie war mehr. Ja...Ich habe sie geliebt, auf eine nicht körperliche Weise...“
„Ich weiß...“
„Es tut mir leid, dass sie nicht mehr hier ist...Ich weiß nicht...“
„...wie es weitergehen soll?“
„Ja...Sie...“
„Sie war ein Teil unser beider Leben...Auf verschiedene Weise...Wir haben sie beide geliebt.“
Kristian betrachtete sie aus traurigen Augen heraus. „Du bist ganz durchnässt...“
„Was soll es?“ Alena seufzte. „Es kümmert mich nicht mehr.“
„Warte, ich gebe dir mein Jackett...“ Kristian zog es aus und hing es ihr über die Schultern. Alena lächelte leicht, doch hielt noch immer das Taschentuch in ihren Händen.
„Du brauchst das nicht zu tun...“
„Ich will aber.“ Kristian griff sanft nach ihrer Hand und drückte sie leicht. Alena ließ es zu. „Komm...Ich bringe dich nach Hause...“
„Warte.“ Sie entzog ihre Hand seinem Griff und ging auf das Grab zu. Die Erde lag noch locker darauf und die Blumenkränze verbreiteten ihren süßen Duft. Rosen, Orchideen, Flieder. Die Lieblingsblumen Angelas. Alena wischte sich eine Träne von der Wange und legte dann das Taschentuch auf das Grab. Sie strich mit den Fingern leicht über die lockere, schwarze Erde. „Ich komme wieder...Sei nicht traurig...“, flüsterte sie leicht. Kristian stand ein Stück weit entfernt und sah ihr zu. Dann stand Alena auf, blickte noch einmal auf das Grab und drehte sich zu Kristian um. „Gut...Lass uns gehen...“
„Es fällt schwer zu gehen...“ In seinen Augen glitzerten Tränen.
„Ich weiß...“ Sie sah ihm in die Augen und nahm dann seine Hand. „Komm...“ Auch er blickte nochmals wehmütig auf das Grab und ging dann gemeinsam mit Alena zu seinem Wagen. Der Friedhof erschien düster im grauen Regen. Nur wenige Vögel zwitscherten. Ansonsten herrschte vollkommene Ruhe. Alena atmete ruhig und sagte auf dem ganzen Weg zum Wagen kein Wort. Als sie aus dem Friedhofstor traten, waren schon alle Trauernden gegangen. Das Plätschern des Regens auf dem Asphalt war gut zu vernehmen. Es verdeutlichte die Stille die hier herrschte. Das betroffene Schweigen. Als wäre die ganze Welt in Trauer.
Kristian ging auf seinen schwarzen Ford zu und öffnete Alena die Beifahrertür. Sie nickte ihm zu und setzte sich dann in den Wagen. Es roch vertraut. Wie der Wagen Angelas. Sie rauchten beide die gleiche Zigarettenmarke. Alena verdrängte schnell den Gedanken. Kristian ging um das Auto herum und setzte sich hinter das Lenkrad. Er legte die Hände darauf und starrte ausdruckslos zur Frontscheibe heraus. Alena ließ sich in den Sitz sinken und sah ihn nachdenklich an. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, fand aber nicht die richtigen Worte und schloss ihn wieder. Kristian sah mitgenommen aus. Traurig wie er war hatte er etwas kindliches. Sie hätte ihn gerne in den Arm genommen wie man es mit einem kleinen Kind tut, das weint. Doch sie selbst war viel zu traurig um Trost spenden zu können. Kristian fasste sich wieder und startete den Motor. Er fuhr sich mit der Hand durch sein kurzes blondes Haar und lenkte dann den Wagen zur Einfahrt heraus. Die Straßen glänzten und die Lichter der Straßenlaternen spiegelten sich in den Pfützen. Es wurde bereits dunkel und die Wolken verhinderten, dass das Licht des Sonnenuntergangs zu ihnen durchdrang. Der Verkehr war ruhig, denn es waren wenige Menschen unterwegs. Es war Sonntag. Angela hatte Sonntage geliebt.

„Da vorne musst du abbiegen. Nach rechts.“ Alena wies Kristian auf die Querstraße hin, in der ihre Wohnung lag. Sie waren 20 Minuten gefahren und hatten kein einziges Wort gewechselt. Es schien, dass alle Worte unangebracht waren.
„Gut...“ Er lenkte den Ford an der Ampel auf die Abbiegerspur und wartete, bis es grün wurde. „Hier wohnst du also...Es ist eine schöne Gegend...“ Kristian sprach leise, doch schien er sich gesammelt zu haben.
„Ja...Schön viele Bäume, schöne alte Häuser...“
„Mhm...“, stimmte er zu. Dann gab Kristian Gas und bog rechts ab.
„Da vorne ist es. Hausnummer 14.“ Alena sah ihn an und Traurigkeit stieg in ihr auf. Auch Furcht. Sie hatte angst alleine zu sein. Bisher hatte sie die Einsamkeit in ihrer Wohnung geliebt. Die Ruhe vor dem Stress des Alltags. Doch nun kam ihr die Vorstellung grauenvoll vor.
Kristian parkte den Wagen vor ihrem Haus und schaltete den Motor aus.
„Danke, dass du mich nach Hause gebracht hast...“ Alenas Stimme zitterte.
„Das ist selbstverständlich.“ Er sah sie besorgt an. „Was hast du?“
„Angst...Ich...“ Sie sah ihn mit feuchten Augen an. „Meine Wohnung kommt mir so groß vor auf einmal...“
„Komisch...Sie hat nicht einmal bei dir gewohnt und trotzdem fehlt etwas.“
„Ja...“ Sie seufzte und Kristian ergriff sanft ihre Hand. „Wäre es okay für dich noch kurz mit hoch zu kommen...? Wenigstens ein bisschen, dass ich nicht ganz so alleine bin.“
„Gut...“ Er versuchte ihr zuzulächeln, doch er war nicht in der Verfassung dazu. Also zog er den Zündschlüssel und stieg aus dem Wagen aus. Auch Alena stieg aus und kramte ihren Hausschlüssel aus ihrer Handtasche. Sie betraten den Hausflur. Aus ihrem Briefkasten lugten Beileidsbescheinigungen von Bekannten und Freunden, die sie noch nicht fähig gewesen war zu lesen. Gemeinsam stiegen sie über die Treppe in den dritten Stock hoch und betraten dort ihre Wohnung. Alena schloss die Tür hinter Kristian. Er stand etwas unbeholfen in ihrem Flur. Er wirkte so jung. Tatsächlich war er 10 Jahre älter als sie und der beste Freund Angelas gewesen.
„Du hast es schön hier...“ Kristian betrat das Wohnzimmer, das in hellen Farben gestaltet war. Viele Pflanzen standen in dem Raum, Kerzen und Bilder. „Ich sehe du malst.“
„Ja...Ich versuche es.“
„Die Bilder sind gut.“
„Möchtest du dich setzen?“
„Ja, danke.“ Er ließ sich auf dem alten Sofa nieder. Angela hatte es Alena geschenkt.
„Es ist von Angela...“, sagte Alena, als sie feststellte, dass Kristian sie verwirrt ansah. Ein Kloß hatte sich in ihrem Hals festgesetzt und ihr stiegen wieder Tränen in die Augen.
„Möchtest du lieber, dass ich nicht hier sitze?“
„Nein...Es ist schon in Ordnung...“ Ihre Stimme zitterte und sie ließ sich neben Kristian nieder. „Danke, dass du mitgekommen bist...“
„Um ehrlich zu sein wäre ich jetzt auch nicht gerne alleine.“ Kristian legte seine Hände in den Schoß und den Kopf in den Nacken. „Ich vermisse sie so...“
„Ich auch...Was soll ich denn ohne sie machen?“ Alena lief nun eine Träne die Wange hinunter. Kristian drehte sich zu ihr uns sah sie sanft an. Dann wischte er ihr mit dem Daumen die Träne weg. „Nimm mich bitte ganz fest in den Arm...“ Sie schmiegte sich an ihn und er legte seine Arme um sie. Es tat gut an seiner festen Brust zu liegen, seine Wärme zu spüren. Es gab ihr das Gefühl nicht so alleine zu sein. Kristian strich ihr mit der Hand über das lange, braune Haar und lehnte seine Wange an ihren Kopf. Sie spürte, wie seine Tränen auf ihr Haar fielen. So saßen sie einige Zeit. Dann hob Alena den Kopf und sah ihm in die Augen. Er sah so traurig aus. Genau so traurig wie sie und sie wollte, dass es ihm besser ging. Dank ihm ging es ihr etwas besser. Sie spendeten sich gegenseitig Trost und sie begann ihn mit anderen Augen zu sehen. Auf eine zärtliche Weise.
„Tu es nicht...“
„Was?“ Alena sah ihn verwirrt an.
„Küss mich nicht...“ Er seufzte. „ Ich weiß nicht, was dann passiert...Ob es gut ist, wenn es passiert.“
„Ich...“ Sie war betroffen. Sie hatte kurz mit dem Gedanken gespielt, ihn tatsächlich zu küssen. Nun war sie unsicher. Sie wollte ihn einfach bei sich spüren, ihm nahe sein. Er war der einzige der wirklich verstand, wie sehr ihr der Tod ihrer Mutter zu Herzen ging. Einfach, weil es ihm genau so ging.
„Ich sollte besser gehen...“ Kristian stand auf, doch Alena nahm seine Hand und hielt ihn fest.
„Bitte geh nicht...“
„Ich habe Angst vor dem hier...“
„Wovor?“
„Dass zwischen uns etwas passiert...Dass etwas aus Trauer passiert, das wir unter normalen umständen niemals wollten.“
„Aber...“ Sie stand auf und sah ihn an. „Du gibst mir das Gefühl von Sicherheit...Das Gefühl des Nicht-Allein-Seins. Wenn du gehst, dann sitze ich wieder hier alleine und...“
„Psst...Bitte...“ Er legte ihr den Zeigefinger auf die Lippen. „Ich gehe jetzt besser...“ Er löste sich aus ihrem Griff und nahm seinen Mantel. Dann sah er sie noch einmal an. „Ich würde dich auch gerne in meiner Nähe spüren. Und das macht mir Angst. Ich täte nichts lieber, als dich jetzt zu küssen...Aber es wäre eine falsche Art, sich zu trösten.“
„Kristian...bitte bleib...“ Alena streckte die Hand nach ihm aus, doch er ging zur Tür.
„Ich kann nicht...“ Er ergriff die Türklinke und wollte sie herunterdrücken, doch Alena eilte zu ihm, nahm sein Gesicht in ihre Hände und küsste ihn. Kristian stand wie angewurzelt da und ließ es geschehen. Doch Alena ließ von ihm ab.
„Es...es tut mir leid...“ Sie wollte von ihm wegtreten, doch er umfasste ihre Hüften und zog sie an sich. Dann küsste er sie. Diesmal hörten sie nicht auf. Sie fuhr mit ihren Händen durch seine Haare, über sein Gesicht und seine Brust. Der salzige Geschmack ihrer Tränen war auf ihren Lippen und ihre Kleider waren noch immer feucht vom Regen.

Mit offenen Augen lag Alena auf dem Rücken in ihrem Bett. Immer wenn ein Auto auf der Straße vorüber fuhr wanderten die Lichter der Scheinwerfer an ihrer Decke entlang. Die Rollläden waren heruntergelassen, so dass es ein faszinierendes Lichtspiel war. Kristian lag neben ihr. Die Bettdecke war heruntergerutscht und seine Brust lag frei. Er schlief. Sie empfand noch immer dieses Gefühl von Zärtlichkeit für ihn. Sie hatte ihn geküsst, gespürt...Doch nun, da er schlief schien alles entrückt zu sein. Unwirklich. Es schien, als wäre es ein schöner Traum gewesen, in dem man etwas zutiefst befriedigendes getan hat und nun, nach dem Aufwachen, glücklich aber mit einem schlechten Gewissen zurückblickt. Alena drehte sich zu ihm und sah ihn an. Sein Haar war zerwühlt, doch der Ausdruck auf seinem Gesicht war nun friedlicher, als noch vor ein paar Stunden. Dennoch konnte sie ihn nicht so ansehen, als bevor er eingeschlafen war. Nun war es anders. Ihr schlechtes Gewissen bedrückte sie. Er war der beste Freund Angelas gewesen. Ihrer Mutter...Sie kannte ihn schon seit langem. Er gehörte schon seit 6 Jahren zu ihrem Leben, seit sie 17 war. Und nun hatten sie sich geliebt und dies hatte alles verändert. Er hatte ihr geholfen, über den tiefen, unendlichen Schmerz hinweg zu kommen. Doch nun war da ein anderer Schmerz. Es kam ihr vor als hätte sie ihre Mutter verraten. Es tat ihr leid und doch war sie glücklich darüber.
Kristian drehte sich neben ihr und stieß mit seinem Arm an ihre Hüfte. Dies weckte ihn. Er sah sie verschlafen an, etwas verwirrt, bis er realisierte wer sie war.
„Oh...Hallo...“
„Hi...“ Sie sah ihn ruhig an.
„Wie spät ist es?“
„Zwei Uhr nachts.“
„Aha...“ Er richtete sich etwas auf und lehnte sich mit seinem Rücken an ihre Kopflehne. Dann schwieg er. Vermutlich dachte auch er über die Situation und das Geschehene nach.
„Wie soll es nun weitergehen?“ Alena sah ihn fragend an. „Ich meine...“
„Schon klar...“ Er nickte leicht. „Und um ehrlich zu sein...Ich weiß es nicht. Es war schön mit dir, aber...“
„Ja?“
„Du bist irgendwie auch noch der kleine Teenager für mich, den ich kennen lernte...“ Er seufzte. „Das was zwischen uns passiert ist...Ich weiß nicht, ob es ein Ausrutscher war oder doch mehr...“
„Um ehrlich zu sein weiß ich es auch nicht.“ Alena setzte sich auch auf, ihre Schultern lagen aneinander.
„Mal ehrlich...Empfindest du etwas für mich? Nicht sexueller Art....“
„Ich mag dich, schätze dich sehr....“
„Aber es ist nichts tiefergehendes, oder?“
„Ich...Ich denke nicht.“ Es tat ihr weh ihm das zu sagen. Er tat ihr leid. Sie selbst tat sich leid.
„Das dachte ich mir...“ Er seufzte. „Ich denke es ist besser ich gehe jetzt...Wirklich.“ Er lächelte leicht.
„Ja, das ist es vielleicht.“ Sie sah ihn an. „Und, was machen wir nun wegen dem hier?“
„Ich weiß nicht...Wir werden sehen...“ Kristian stand auf und zog sich an. Alena sah sich nochmals seinen Körper an, den Körper den sie vor kurzem noch nahe an sich gespürt hatte, der sie gewärmt und gehalten hatte.
„Soll ich dich zur Tür bringen?“
„Nein, danke. Ich finde den Weg alleine.“
Als er angezogen war sah er sie unsicher lächelnd an. „Also...Viel Glück...Schlaf noch etwas.“
„Ja, ich werde es versuchen...“ Sie sah ihn erwartungsvoll an. Wie würde er sich verabschieden?
„Ich...Gehe dann jetzt...Wir...“
„Wir sehen uns bestimmt bald wieder...“
„Ja.“ Kristian ging zur Tür. „Also dann...“ Dann ging er in den Flur zur Wohnungstür. „Tschüss!“
„Ja...Tschüss...“
Die Tür schloss sich und Alena war wieder alleine. Eine Träne lief ihr über die Wange hinab zu ihrem Hals und tropfte auf ihre Brust. Sie hatten sich Trost gespendet...Waren sich nahe gekommen wie noch nie zuvor. Doch es schien, als wäre es ein letzter Abschiedsgruß gewesen. Wie es weitergehen würde war ungewiss. Ob es weitergehen würde. Alena ließ sich in ihre Kissen sinken und vergrub sich unter ihrer Decke. Sie musste schlafen. Später am Tag musste sie gemeinsam mit Robert und ihrem Vater die Erbschaft antreten.

 

hallo,
im großen und ganzen hat mir deine geschichte recht gut gefallen. inwieweit es allerdings realistisch ist, daß man am tag der beerdigung mit dem besten freund der mutter sex hat, vermag ich nicht zu beurteilen. einerseits erscheint es mir unrealistisch, weil man (zumindest ging es mir nach den beerdigungen, auf denen ich war, so) einfach tief in seiner trauer festsitzt, in einer anderen welt zu sein scheint. doch andererseits kann ich auch die suche nach nähe und dem damit verbundenen trost durchaus nachvollziehen. so viel also dazu.
ansonsten ist mir aufgefallen, daß du viele kurze sätze geschrieben hast. kurze sätze erhöhen das lesetempo, man hastet durch den text, was dein text aber nicht verdient hat. mach längere sätze daraus, verbinde die kurzen.
an einigen stellen sind die drei von dir oft verwendeten pünktchen nicht nötig, sie verwirren dann eher.
auch hinsichtlich der kommata und der groß- bzw. kleinschreibung könntest du deinen text noch einmal überarbeiten.
so, genug der kritik. ich freue mich auf weitere texte von dir.
b.

 

Hallo Affirmation,

schön dich endlich bei kg.de zu sehen, nachdem ich dich schon vor einen Jahr dazu überreden wollte, hierher zu kommen. Ich habe ein paar stilistische... Auffälligkeiten an deiner Geschichte festgestellt.

dass bereits Winter wäre

Sagt man nicht eher "dass bereits Winter war"? Der Konjunktiv klingt hier ein wenig seltsam.

Es war still um Alena herum.

Streich mal das "herum". Das ist erstens schon im Satz zuvor verwendet worden, zweitens klingt es blöd.

Stofftaschentuch, dass

Nur ein "s".

dass sie wenigstens noch ihn hatte

Ich würde die beiden Worte umdrehen.

Ja...Ich habe sie geliebt, auf eine nicht körperliche Weise...

1. Leerzeichen zwischen "Ja..." und "Ich". Das kommt noch öfter vor.

2. "auf eine nicht körperliche Weise" klingt arg verkrampft. Wie wäre es mit "Ich habe sie geliebt, auf eine ganz besondere Weise..."?

betrachtete sie aus traurigen Augen heraus

Ähnlich wie am Anfang mit "herum" stört mich hier das "heraus". Du kannst es guten Gewissens weglassen, man versteht es auch ohne diese "doppelt-hält-besser-Schreibweise". Falls es noch öfter kommt, dehne meine Kritik dahingehend aus. :D

Sie hatte angst alleine zu sein

1. "angst" schreibt man, denke ich, groß... Kann mich aber auch irren.

2. Auf jeden Fall aber kommt danach ein Komma.

3. Und genauso sicher heißt es "allein" und nicht "alleine", was schrecklich falsche Umgangssprache ist.

Ein paar Kommafehler hast du noch anderen Stellen der Geschichte.

Verlassen wir jetzt mal diese Ebene... Inhaltlich (ich erinnere mich übrigens daran, die Story schonmal gelesen zu haben) ist sie okay, und ich denke, sie bezieht ihre Wirkung aus der Stimmung, die sie erzeugt. Die melancholische Atmosphäre kommt sehr gut rüber. Dass die beiden im Bett landen... Habe ich das damals schon kritisiert, oder finde ich es nur jetzt etwas... blöd? Nicht blöd im Sinne von schlecht ausgeführt, sondern... der Konflikt, dass zwei Freunde miteinander schlafen, und sei es in einer Ausnahmesituation... hm... Du bringst alles zu einem sehr traurigen ungewissen Ende, was ja nun wieder gefällt... Ich weiß eben nur nicht, ob es so realistisch ist, dass da jetzt gleich alles zerstört ist/sein könnte...

Naja, wie auch immer, willkommen auf kg.de! *freu*

Liebe Grüße,
Mario

 
Zuletzt bearbeitet:

@ die-magd: Die Mutter? Wo wird das so eindeutig gesagt...? Naja... möglich wäre es...

 

@mario d.

Er war der einzige der wirklich verstand, wie sehr ihr der Tod ihrer Mutter zu Herzen ging. Einfach, weil es ihm genau so ging.
[...]
Er war der beste Freund Angelas gewesen. Ihrer Mutter...Sie kannte ihn schon seit langem.
[...]
Es kam ihr vor als hätte sie ihre Mutter verraten.

reicht dir das als "beweis"?

 

Hey Mario =)
Ja, du hast die Geschichte schon mal gelesen und auch damals bemängelt, dass die beiden im Bett landen. Aber ich wollte ja gerade dieses Thema in der Geschichte behandeln.
Ich muss nun proben gehen, aber ich werde mich dann noch um die Fehler im Text kümmern.

Hallo auch an dich, Magd!
Es stimmt schon, man kann darüber streiten, ob es realistisch ist...Ich gebe auch zu, dass ich noch nie auf einer Beerdigung war und mir daher nur vorstellen konnte, wie es danach in den Menschen aussieht und wie sie sich verhalten. Ich wollte jedenfalls dieses Verlorensein und die Verzweiflung in der Tat der beiden Charaktere hervorheben. Sie tun es nicht etwa, weil sie sich lieben, sondern weil sie sich aneinander klammern, da sie einen sehr wichtigen Mensch verloren haben (@Mario Und es wird eindeutig gesagt, dass Angela die Mutter Alenas war *g*).

Vielen Dank euch beiden jedenfalls!

 
Zuletzt bearbeitet:

@ mario d.
ein wenig mehr konzentration, wenn ich bitten darf ;)

@a.
ich hab schon verstanden, was du ausdrücken willst. nur landen die beiden mir dann eindeutig zu schnell im bett. bau einfach mehr aus, wie sie sich in der wohnung näher kommen. sie reden über ihre mutter, lachen, weinen, berührungen... alles langsam. zwischendrin ihre gedanken. sie fühlt sich ihm nahe, fühlt sich von ihm angezogen, will seine nähe, seine berührungen, will ablenkung (?), will durch ihn die verbindung zur mutter. geh darauf mehr ein. mach es für den leser realistisch, gib ihm nachvollziehbare gründe, warum die beiden im bett landen. beweis ihm, daß es nicht unrealistisch ist. dann ist die geschichte rund.

 

Ok, wenn ich die Zeit hab, werd ich sie atmosphärisch weiter ausbauen.
Aber ich will halt manches auch nicht zu genau andeuten...

Es ist jedenfalls klasse, dass man hier wirklich ausführliche Kritik bekommt! Mario, du hattest Recht mich hierher zu locken. :D

 

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