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29.11.2001
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Alleine saß er zu Hause, gleichwohl wissend dass er nicht alleine war. Sie hörten mit, jedes Wort das er sprach, jeden Schritt, den er ging, sie wussten über alles Bescheid und er wollte es so. Er hatte selbst dafür gesorgt, hatte bei jeder sich bietenden Gelegenheit den Eindruck erweckt, dass sie ihn nun für gefährlich hielten, für einen Terroristen oder feindlichen Agenten. Er hoffte mehr auf Agenten, das klang besser, hatte etwas würdevolleres, respektableres. Nun hatte er es geschafft. Nach unzähligen Anrufen und Briefen hatte er es endlich geschafft, sie waren da und hörten ihm zu. Vielleicht zeichneten sie sogar alles auf Band? Ja, dachte er freudig, alles was er sagte würde aufgezeichnet werden, sie mussten es, er war zu wichtig geworden! Endlich hatte er es geschafft, war am Ziel. Sie hörten ihm zu, er konnte über alles reden und sie hörten ihm zu. Niemand redete ihm rein, hielt sein Gerede für Unsinn oder machte sich über ihn lustig, nein, jetzt nicht mehr. Sie würden das nicht tun. Sie würden jedes Wort ernst nehmen, genau zuhören, nach versteckten Botschaften suchen, dafür hatte er gesorgt. Und vielleicht, nach einiger Zeit, würden sie ihn ansprechen, sich mit ihm unterhalten. Über ihn und sein Leben, über das was er tat. Und er würde ihnen alles erzählen, denn er wusste, sie würden zuhören und was noch wichtiger war, sie würden ihn respektieren.
Sicherlich, sie respektierten ihn nur, weil sie dachten er sei ein Spion oder so, aber das störte ihn nicht weiter. Wichtig war ihm nur eins, er wurde beachtet. Das erstemal in seinem Leben wirklich beachtet und eins stand für ihn fest, er würde alles unternehmen dass es dabei blieb - Alles!

[Beitrag editiert von: Epikur am 22.02.2002 um 18:06]

 

Klingt nach einem sehr einsamen Menschen. Der Text vermittelt in seiner Kürze sehr anschaulich, wie es in diesem Menschen aussieht, ohne ein Wort zu viel. Respekt!
Gruß,

chaosqueen :queen:

 

Nach dem die Geschichte nach und nach die Situation des Protagonisten erklärt, finde ich vor allem den letzten Satz krass (aber gut)!

Das erstemal in seinem Leben wirklich beachtet und eins stand für ihn fest, er würde alles unternehmen das es dabei blieb, alles!
Stimmt mich nachdenklich. Wie gefährlich für unsere Gesellschaft, wenn es zuviele von dieser Sorte gibt?

gruss,
philipp.

 

Hmm, phillip hat recht; erinert an die sog. Trittbrettfahrer. Auf sich aufmerksam machen, weil man ein Niemand ist, vielleicht glaubt, in der Unendlichkeit der Gesellschaft verloren zu gehen.
Gut veranschaulicht.

Hier noch ein, zwei Korrekturen:

...jeden Schritt den er ging, sie...
vor den ein Komma

Verben klein schreiben: tat, respektieren, zuhören.

GRuß, baddax

 

Hier nun die hoffentlich korrigierte Version.

@Chaosqueen, genau da sehe ich einen der unzähligen Hauptgründe, warum Menschen eben solche und andere Dinge machen.

@philipp + @ baddax Ja stimmt mich auch nachdenklich. Vor allem wen in den Nachrichten von Leuten hört, die noch viel weiter gegangen sind.
Besser währe es Natürlich, wenn man sich im allgemeinen mal etwas mehr um die Ursachen und etwas weniger um die Wirkung, im Verhalten solcher Menschen kümmerte.

Danke an euch und bis später

Epikur :)

 

Hallo Epikur.

Interessantes Thema hat Deine Geschichte. Hätte man aber mehr draus machen können. Dein protagonist wirkt einfach nur einsam. Mir wär es lieber, man würde merken, dass er auch ein bisschen verrückt ist. Ich glaube, dass ist er.
Und noch etwas formales. Deine Geschichte ist sehr spannungsgeladen. Da ist es besser Du machst mehr Hauptsätze:
"Sie hörten mit, jedes Wort was er sprach, jeden Schritt, den er ging, sie wussten über alles Bescheid und er wollte es so."
Kann man doch meherere Sätze draus machen. Auch das alles am Ende sollte alleine stehen.

 

Hallo Epikur!

Hat mir gefallen, Deine kurze drastische Ausführung der inneren Wüste Deines Protagonisten!

Möchte mich inhaltlich noch Philipp und Baddax anschließen und außerdem ein paar gefundene Fehler abgeben:

„Alleine saß er Zuhause,...“ – hier gehört „zu Hause“. (Anders wäre es, wenn es hieße „...in seinem Zuhause“)

„wissend, dass er“

„jedes Wort, das er sprach“ - ("was" ist stilistisch sehr unschön)

„Eindruck erweckt, dass sie“

„vielleicht, nach einiger Zeit,“

„sich mit ihm unterhalten“

„und eins stand für ihn fest, er würde alles unternehmen, dass es dabei blieb, alles!“ – zu diesem Satz noch:

Besser wäre es, ihn zu teilen und „alles“ groß zu schreiben, das ist absoluter. Also etwa so: „...und eins stand für ihn fest: Er würde Alles unternehmen, daß es dabei blieb – Alles!“

Liebe Grüße
Susi

 

Hallo Häferl

Vielen Dank für Deine Tipps.

Irgendwann sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr und nach den 7 mal Korrekturlesen setzt dann alles aus. ( Naja, zumindest bei mir.) :silly:
Ich muss dann den Text erst einige Zeit liegen lassen um auch nur irgendwelche neue Ideen oder übersehene Fehler zu erkennen.
Trotzdem, danke noch mal für die Korrekturhinweise.

Denn wie sagte schon meine alte, (verzweifelte) Deutschlehrerin:
„Rechtschreibung und Singen kann keiner erzwingen....“ :shy: oder so ähnlich ....

Bis später

Epikur :)

 

Hallo Epikur!

Wirklich gute Geschichte! Es hat mich beeindruckt, wie du trotz der Kürze die totale Einsamkeit des Protagonisten fühlbar werden lässt. Die Idee, einen Agenten zu "spielen", damit man überhaupt beachtet wird, fand ich ebenfalls sehr gut. Der Geschichte gelingt es, den Leser dazu anzuregen, über Einsamkeit und damit verbundenes Leid nachzudenken.

Aber du solltest dir die Korrekturvorschläge von Susi etwas genauer anschauen. Um jedes Komma hast du ja scheinbar einen großen Bogen gemacht. ;)

 

Hallo Kitana.
Danke fürs Lesen und Antworten.
Das mit den Kommas .... wird bearbeitet .... :read:

 

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