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"Glaubst du, es gibt Aliens?"
"Dir fallen vielleicht merkwürdige Fragen ein, muss wohl an der Schwerelosigkeit liegen. " kicherte Helen.
"Nein, das denke ich nicht; ich glaube eher, dass ich krampfhaft nach etwas suche, über das ich mich mit dir unterhalten kann." antwortete Daniel ihr.
Helen stieß sich ab und flog von einem Haltegriff zum anderen, bis sie direkt neben Daniel in der Luft schwebte.
"Na gut, wenn du eine ehrliche Antwort willst: Ich weiß es nicht. " sagte Helen.
"Das ist keine Antwort." protestierte Daniel.
"Doch das ist sie. Schau doch mal nach da draußen!" meinte sie.
Ihre weiß-behandschuhte Hand deutete auf eines der kleinen, kreisrunden Fenster. Gerade zog dort die winzig erscheinende, blau-grüne Kugel vorbei, von der sie gestartet waren. Daniel betrachtete mit großem Interesse einen Pazifiksturm, der sich dort unten zusammenbraute.
"Da ist die Erde. Und?" bemerkte er sarkastisch.
"Guck doch mal über deinen Horizont-nach da draußen! Da sind Billiarden von Galaxien. Da könnte es gut sein, dass irgendwo eine Mikrobe herumkriecht. Es muss ja nicht gleich hochintelligentes Leben sein, oder? Aber es könnte auch sein, dass wir ganz alleine sind."
"Und so was wie du wird Astronautin..." stichelte Daniel.
"Ich glaub die Menschen suchen immer nach dem Sinn des Lebens. Und für manche endet diese Überlegung eben in der Hoffnung, dass wir nicht alleine sind." Mit diesem Satz kam Robert herein geflogen und hielt sich an Helen fest, um seinen Schwebflug abzubremsen.
"Ah, der Sinn des Lebens...worin besteht er denn für dich, hm?"
Robert runzelte die Stirn: "Kennst du den Film >> Per Anhalter durch die Galaxis<<, Helen?"
"Nein."
"Die Menschen stellen die Frage nach dem Sinn des Lebens einem hoch entwickelten Computer, und der errechnet letztendlich eine nichts sagende Zahl als Antwort."
"Und was bringt mir das?"
"Es bedeutet, dass der Sinn des Lebens für jeden Menschen eine austauschbare Variabel ist. Für Daniel kann der Sinn des Lebens Erdbeermarmelade sein und für dich Staubsauger. Allein das Individuum legt den Sinn des Lebens fest, und zwar nur für sich selbst. Die Entscheidung liegt bei jedem Einzelnen von uns."
"Du hast meine Frage nicht beantwortet: Worin besteht er für dich?"
"Ich denke ich bin dazu da, diesen eiskalten, trostlosen Raum zu erforschen, damit meine Urururururenkel vielleicht mal in der Lage sein werden auf den Mars umzusiedeln, wenn sie müssen. Außerdem ist die Bezahlung nicht schlecht..."
"Du hast nicht mal ne Frau und denkst schon an Urenkel?" lachte Daniel.
Helen verabschiedete sich per Handzeichen und begann weiter an einer der Konsolen zu arbeiten.
"Hast du heute schon gefrühstückt, Daniel?" fragte Robert.
"Nein, ich komm nicht damit klar, dass die Sonne mehrmals am Tag auf- und untergeht; das bringt meine ganze innere Uhr durcheinander.”
"Dann komm mit, alter Junge." Robert zog Daniel mit sich und beide schwebten durch die Luke in den nächsten Kabinenabschnitt.
Keiner von beiden konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass in 56 Sekunden die Trümmer eines russischen Satteliten die Wände der Raumstation durchschlagen und alle Besatzungsmitglieder töten würden. Und keiner konnte wissen, dass die fruchtbaren Erkenntnisse dieses soeben geführten Gespräches nie an die Ohren eines Erdenbürgers dringen würden. Dafür würden in einigen Millionen Jahren drei Bewohner des Planeten Sedna die Aufzeichnungen des Bordmikrophons finden und sich über den eigenartigen Sprachcode wundern.