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Abflussgespräche
Abflussgespräche
„Guten Morgen, Herr Schröder, es ist Zeit aufzustehen!“
„Ach Schwester Simone, nur noch fünf Minuten!“
„Nach dem Frühstück ist Chefarztvisite und Sie sollten noch duschen.“
„Können Sie heute keine Ausnahme machen?“
„Doch nicht an einem Montag!“
„Na gut, wenn es unbedingt sein muss.“
„Herr Schröder, sind Sie noch in der Dusche? Es ist schon viertel nach acht und Sie haben ihr Frühstück nicht angerührt.“
„Ja, ich bin hier.“
„Sprechen Sie bitte etwas lauter, ich kann Sie kaum verstehen.“
„Jaaaa, ich bin noch hier im Bad und es ist wunderbar!“
„Unter der Dusche?“
„Nein, ganz drinnen im Abfluss.“
„Wieso sind Sie denn im Abfluss?“
„Keine Ahnung, aber mir gefällt es hier richtig gut.“
„Aber wie sind Sie da bloß hineingekommen?“
„Irgendwie durch den Gully geflutscht.“
„Herr Schröder! Es ist hier im Zentralklinikum nicht üblich, dass Patienten durch den Gully flutschen.“
„Seien Sie nicht so streng mit mir, Schwester Simone. Es war keine böse Absicht!“
„Geht es Ihnen soweit gut? Ich habe eine medizinische Verantwortung für Sie.“
„Ich fühle mich hier beaglewohl.“
„Sie haben die Tür zugesperrt und ich komme nicht rein.“
„Als Privatpatient habe ich ein Recht auf uneingeschränkte Intimsphäre!“
„Ich hole jetzt den Hausmeister, Sie können unmöglich da drin bleiben.“
„Sie haben heute aber schlechte Laune.“
„Ich habe keine schlechte Laune! Aber ich finde es nicht besonders lustig, wenn einer meiner Patienten abhanden kommt.“
„Aber ich bin doch noch hier.“
„Also ich hole jetzt unseren Haustechniker.“
„Lassen Sie sich Zeit. Das viele Herumhetzen ist schädlich für die Gesundheit.“
„In einem Abfluss zu stecken auch.“
„Da kann ich Ihnen nicht zustimmen.“
„Ich laufe jetzt los und bin sofort wieder da.“
“Schwester Simone, könnten Sie mir wenigstens einen Tomatensaft mitbringen?“
„Sie reagieren doch allergisch auf Tomaten.“
„Ach so. Na dann eben ein Schinken-Käse-Sandwich.“
„Herr Schröder, der Hausmeister ist nun da und öffnet die Tür.“
„Hat er einen Tomatensaft mitgebracht?“
„Wir kommen gleich rein, erschrecken Sie sich nicht.“
„Keine Sorge, ich bin hier völlig entspannt.“
„Guten Tag, Herr Schröder. Hier ist Zangenberg vom technischen Dienst.“
„Hallo Herr Zangenberg, haben Sie zufällig das Schinken-Käse-Sandwich dabei?“
„Tut mir leid, das habe auf dem Weg hierher selber gegessen.“
„Nicht schlimm. Ich hab mich inzwischen für eine Nussschnecke entschieden.“
„Gleich befreie ich Sie und Sie können sich eine bringen lassen. Sagen Sie mir bitte, wo genau Sie sich aufhalten.“
„Direkt unter der Duschwanne im Abfluss.“
„Ich habe mein Werkzeug mit und hole Sie jetzt raus.“
„Wenn es sein muss. Schwester Simone findet es ohnehin nicht gut, dass ich hierbleibe.“
„Natürlich nicht! Mein Chefarzt kommt gleich und kann Sie doch so nicht visitieren!“
„Ich bestehe aber darauf, vom Chefarzt behandelt zu werden, egal wo!“
„Dann hole ich ihn eben. Vielleicht haben wir Glück und Herr Zangenberg kann Sie bis dahin befreien.“
„Herr Schröder, können Sie mich hören? Ich habe meine Visite unterbrochen, um mit Ihnen zu sprechen.“
„Ach Herr Dr. Renner, ich grüße Sie ganz herzlich.“
„Sind Sie denn wirklich da unten im Abfluss?“
„Natürlich.“
„Das ist hier in meiner Klinik noch nie passiert!“
„Ui, dann bin ich also ein Pionier.“
„Ich kann Ihren Aufenthalt dort nicht mit Ihrer Krankenkasse abrechnen!“
„Aber ich bin doch Selbstzahler.“
„Ja dann.“
„Es ist super gemütlich hier, kommen Sie doch auch herein. Herr Zangenberg ist inzwischen ebenfalls da und wir könnten zusammen eine Runde Uno spielen.“
„Das geht nicht, ich muss noch zu meinen anderen Patienten!“
„Oh wie schade. Dann vielleicht nach Feierabend? Schwester Simone, Sie sind natürlich auch recht herzlich eingeladen.“
„Also Herr Schröder!“
„Herr Zangenberg hat die Karten schon gemischt.“
„Für mich als Frau ist es unschicklich, sich alleine unter Männern in einem Abfluss aufzuhalten.“
„Aber Sie sind doch Krankenschwester.“
„Das ist etwas ganz anderes!“
„Dann bringen Sie Schwester Hildegard mit! Wir könnten hier miteinander einen lustige Zeit verbringen.“
„Also die Situation erscheint mir doch etwas peinlich.“
„Schwester Simone, so schüchtern kenne ich Sie gar nicht!“
“Na gut, ich könnte Schwester Hildegard fragen. Ich komme aber nur zu Besuch, wenn sie Zeit und Interesse hat!“
„Dann bitte gehen Sie gleich los und sprechen mit ihr. Können Sie mir noch einen Wunsch erfüllen?
„Welchen denn?“
„Wenn Sie schon unterwegs sind, könnten Sie mir freundlicherweise den Tomatensaft und die Nussschnecke mitbringen?“