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Abenteuer einer Flaschenpost - Zu Besuch beim Wassermann
Abenteuer einer Flaschenpost
Zu Besuch beim Wassermann
Kindheitserinnerung von Anja Albus
Als die Flaschenpost so auf dem Meer herumschwamm, überlegte sie: „Eigentlich könnte ich ja mal meinen Freund, den Wassermann, besuchen. Mal sehen, wie er jetzt aussieht!“
Gedacht, getan. Sie tauchte unter und suchte das goldene Schloss vom Wassermann.
Es dauerte etwas, doch nach zwei Stunden fand sie es endlich. Und es war noch schöner, als sie es in Erinnerung behalten hatte.
Die hohen Türme leuchteten grün vom starken Algenbewuchs, die großen Fenster wurden von goldenen Engeln verziert und die Eingangstüre war eine große, eiserne Pforte, mit silbern glänzenden Beschlägen und einem großen, runden Türgriff.
Davor standen die Wachleute, zwei grimmige, stachlige Seeigel, die ihre Stacheln jedem Angreifer entgegenhielten. Kein Eindringling würde es wagen, ihrem grauen Stachelpanzer entgegenzutreten.
Ungeniert stolzierte die Flaschenpost auf die Wachigel zu und sagt: „Ich möchte zum Wassermann. Ich bin ein alter Freund seiner Hoheit. Sagt ihm einfach, dass ich da bin, dann wird er mich auch hereinlassen.“
Die Wachen ließen sich nicht lange bitten und sofort flitzte einer von ihnen los, um seinem Meister das Neueste zu berichten. Es dauerte etwas, doch dann kehrte er zurück und sprach mit dem anderen in der Seeigelsprache.
Dann ließen sie die Flaschenpost herein. Sie durchschritt die eiserne Pforte und dort stand er, der Wassermann. Herzlich begrüßten sich die beiden Freunde. Doch die Flaschenpost erschrak etwas beim Anblick des Wassermannes, wie sah er nur aus? Ganz anders als das letzte Mal. Sein Bart war lang und weiß geworden und hing über den langen roten Umhang bis fast zur Erde hernieder. Seine Schuppen glänzten schon nicht mehr so prächtig wie bei dem letzten Besuch und die Haut seines Gesichtes wirkte faltig und grau. In der Hand hielt er jedoch stolz wie eh und je den goldenen Dreizack.
„Willst du dich nicht ein paar Tage hier niederlassen? Du kannst auf den feinsten Korallenbetten schlafen und soviel essen, wie du willst“, rief er ihr freudig entgegen. Traurig erwiderte die Flaschenpost: „Es tut mir leid, ich muss bald wieder gehen. Aber Hunger hätt ich schon!“
Der Wassermann lachte und beide betraten einen großen Saal, dessen Wände wie tausend Diamanten glitzerten. In der Mitte des großen Raumes stand ein goldener Tisch umringt von goldenen Stühlen. Der Wassermann lud seinen Gast ein, am Kopf des Tisches Platz zu nehmen und sofort eilten silberne Fische mit grünen Umhängen und bunten Mützen zu ihnen an den Tisch und servierten auf einem silbernen Tablett frische Muscheln und einen langen, braunen Aal, dazu Seetangsalat und Korallenmousse.
Nach dem Essen verabschiedete sich die Flaschenpost und bedankte sich für die tollen Speisen. Der Wassermann klatschte in die Hände und sofort rollte eine goldene Kutsche heran, die von vier kräftigen Seepferdchen gezogen wurde. Langsam stieg die Flaschenpost ein und behutsam wurde sie wieder zurück zur Oberfläche der weiten See gebracht.