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Serie Abenteuer der Poseidon -Wasserplanet

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21.01.2003
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Abenteuer der Poseidon -Wasserplanet

Grönländer erwachte aus seiner Meditation, blieb noch einen Augenblick sitzen, ließ die Gegenwart auf sich einwirken. Er fühlte sich wie neugeboren und steckte voller Tatendrang. Nun, den hatte er so nötig wie ein Loch im Kopf, bei dem stumpfsinnigen Dienst auf der Brücke. Sie waren etwa 500 Parsec von der Erde entfernt. Die Poseidon befand sich im Orion Nebel und war auf der Suche nach intelligentem Leben.

Als Grönländer den Kontrollraum betrat, sah er die Schachfiguren auf dem Zentralbildschirm und er wusste, wer Dienst hatte.
“Springer e5”. Kraznys Figur bewegte sich auf dem Bildschirm.
Eine Frauenstimme erklang. “Läufer e6”.
Grönländer unterbrach das Spiel: “Schiff, Vorkommnisse?”
“Keine.”
Der Zentralcomputer, das Schiff, schlief nie, war ständig präsent. Er lenkte die Poseidon, fühlte sich als Schiff und wurde auch so angesprochen. Er beteiligte sich an ihren Diskussionen, sang mit seiner wunderschönen Alt-Stimme, mit Grönländer im Duett, wenn der unter der Dusche stand.
Im Grunde war es wie auf der Erde: Menschen hatten Titel, Maschinen arbeiteten. Menschen waren zufrieden, dass Maschinen, Computer und Roboter ihnen jegliche Tätigkeit abnahmen, und Maschinen schienen dankbar, dass Menschen sie erschaffen hatten. Dass sich ihre Intelligenz ständig weiterent-wickelte, und die der Menschen bereits weit hinter sich gelassen hatte, nahmen diese gleichmütig in Kauf; denn Maschinen hatten nur den Ehrgeiz sich weiter zu entwickeln. Solange Menschen ihre Handlungen nach der Logik der Maschinen ausrichteten, taten diese so, als seien Menschen es, die das Schicksal der Welt bestimmten. Gruppendruck sorgte dafür, dass sämtliche, in ihrem Verhalten von der Norm abweichenden Individuen in das Logikraster eingebunden wurden.
Auf der Poseidon herrschte die gleiche Dynamik. Grönländer war Kommandant, Hindusch erster Offizier und Krazny Navigator. Sie nickten die Vorschläge des Zentralcomputers ab; wussten, es ersparte ihnen die Demütigung, mit ansehen zu müssen, dass er sie auch ohne ihre Genehmigung umsetzen würde.

Grönländer setzte sich neben Krazny und beobachtete: Kraznys Figuren standen unter enormem Druck. Der rieb sich die Stirn.
“Ein dünner Zug, Krazny, ein ganz dünner Zug.” Krazny rollte mit den Augen.
“Ich weiß ja, dass ich keine Chance habe. Doch irgendwann schlage ich das Schiff, irgendwann…”
Grönländer stutzte. Die Schachfiguren waren vom Bildschirm verschwunden.
Der Computer meldete sich zu Wort: “Ich unterbreche das Spiel für eine Meldung, die ich soeben aufgefangen habe.”
“Wie lautet sie?”
Die Mitteilung lautet: ‘Wir bewegen uns auf den Wasserplaneten zu, der Bellatrix umkreist, um H2X zu retten.’
“Schiff, was ist H2X?”
“Vermutlich ein Raumschiff.”
“Schiff, kannst du die Einheit erfassen, von der die Meldung stammt?”
“Nein, sie ist zu weit entfernt. Ich werde ihr folgen und versuchen, näher heranzukommen.”
“Wann können wir den Planeten erreichen?”
“In drei Stunden und 12 Minuten.”
“O.K., Volle Kraft voraus!”

Sie holten das fremde Raumschiff nicht mehr ein. Als sie den Wasserplaneten umkreisten, fiel ihnen die Insel erst nach der zweiten Umrundung auf. Sie flogen sie an.
“Schiff. Gibt es Anzeichen von Leben?”
“Ja. Darüber hinaus scanne ich grosse Metallobjekte.”
Auf dem Bildschirm unterschied sich die Insel kaum vom Wasser des Meeres. Die Strahlen der Sonne schienen durch sie hindurch zu gehen.
Krazny trat näher an den Schirm heran und deutete auf einen schwarzen Punkt, der sich von der glasigschimmernden Oberfläche abhob.
“Jan, siehst du es auch?”
“Sie sind auf der Insel gelandet. Schiff, fliege näher heran!” Grönländer war sicher: einen Raumer dieser Art hatten sie noch nie zu Gesicht bekommen. Er war doppelt so groß wie die Poseidon. Aus seiner dunkelgrauen, ovalen Hülle ragten gezackte und geriffelte Aufbauten hervor.
“Ich glaube, er versinkt.” Gebannt sahen sie, wie sich die Insel ausbuchtete, das fremde Raumschiff in die Tiefe zog und sich über ihm schloss, bevor sie im Meer verschwand.
“Schiff, halte Abstand. Was hältst du davon?”
“Es war organisch.”
“Was? Ein Lebewesen? Vielleicht eine Qualle?”, fragte Grönländer verblüfft.
“Ähnlich der Erdspezies Nausithoe, größer nur. Entweder befand sich der Schlund auf ihrer rückwärtigen Oberfläche, oder sie schwamm auf dem Rücken.”
“Schiff. Schalte deinen Schutzschirm ein und tauche.”
Der Bildschirm erlosch, als die Poseidon im Meer versank und auf dem Grund aufsetzte.
“Schiff. Rundsicht.”
Die Wände der Brücke wurden transparent, Scheinwerfer beleuchteten die nähere Umgebung. Krazny und Grönländer blickten sich um. Im Wasser war nichts Aussergewöhnliches zu sehen. Sie warteten…, dann sahen sie sie: Riesenquallen, die aus allen Richtungen langsam auf sie zuschwammen. Ihre durchsichtigen Körper dehnten sich, zogen sich zusammen, strahlten im Kegel der Scheinwerfer, in irisierendem, flammendem, farbigen Licht.
“Einfach schön, diese Glasmenagerie,” sagte Grönländer mehr zu sich selbst.
Die Vielfalt der Tiere hielt sie in ihrem Bann. Durchsichtige Seepferdchen, polypenartige Hohltiere, Medusen, flache, geleeartige Gürtel von mehreren hundert Metern Länge, krabbenartige Wesen, welche sich, wie alle anderen, in ihrer Durchsichtigkeit, kaum von dem Element unterschieden, in dem sie gemächlich näherkamen.
Ihre Transparenz war dort unterbrochen, wo ihr Magen war. Die Männer starrten auf die dunklen Formen im Leib der Quallen, blickten genauer hin, und sahen sich entsetzt an. Sie konnten es nicht ausmachen. Waren es Humanoiden in Raumanzugen? Glieder zuckten, im Todeskrampf?
“Die Tiere haben ein Raumschiff geknackt!,” rief Krazny.
Bläuliche und rötliche Blitze flackerten auf, als ihre Nesselzellen den Schutzschirm berührten. Die Quallen stießen dagegen und sanken leblos auf den Grund des Meeres. Weitere kamen. Unzählige waren es, sie schwammen schneller auf das Schiff zu. Von den Nachfolgenden gegen die elektronische Barriere der Poseidon gestoßen, trieben auch sie leblos auf den Boden. Um die Poseidon bildete sich eine Gallertmauer.
“Alarmstufe Rot!,” meldete das Schiff. “Sie überlasten den Schirm!”
Hindusch stürzte zu ihnen auf die Brücke und blickte verdutzt auf das Netz zuckender Blitze, die aus dem Schutzschirm in die Mauer aus toten Tieren hineinfuhren.
“Warum schalten wir den Schirm nicht aus und feuern unsere Neutronenstrahlen auf sie?”
“Ich empfange den Notruf des fremden Schiffes,” erwiderte der Zentralcomputer. “Die Insassen sind noch am Leben. Neutronenstrahlen wären fatal.”
“Alarmstufe Rot! Gefahr von oben!” Sie starrten auf den Zentralbildschirm. Eine Qualle schob sich über die Poseidon. Wie groß war sie? Sie wussten nicht, wo sie anfing, wo sie aufhörte, sahen nur, wie sich eine Öffnung in ihrer Mitte auftat, als sie langsam auf sie herabschwebte.
Generatoren heulten, die Poseidon neigte sich und stieß durch die Barriere lebloser Quallen. Sie schoss aus dem Wasser hervor, verharrte einen Augenblick in der Luft und tauchte an anderer Stelle wieder ins Meer.
“Ich habe den Notruf beantwortet. Die Besatzung weiß, dass wir sie zu retten versuchen.”
Die Poseidon änderte ihre Richtung. Die Insel, das Riesentier lag auf dem Grund. Ihre Nesselfäden glichen leeren Netzen, die ziellos im Wasser trieben.
“Mit diesem Ballast kommt es nicht mehr vom Grund weg. Der fremde Raumer muss ihr schwer im Magen liegen,” meinte Grönländer.
“Es versucht mit seiner Magensäure die Hülle zu öffnen,” erwiderte das Schiff.
Die Poseidon fuhr auf das Tier zu. Dessen Körper zog sich unmerklich zusammen, dehnte sich aus. Sie sahen das fremde Schiff in seinem Bauch. Säurejets sprühten gegen seine metallene Wand, konzentrierten sich auf eine Stelle.
Die Poseidon stieg höher und verhielt über der Qualle. Der Schutzschirm erlosch und ein violetter Strahl fuhr auf das Tier hinab, schnitt ein kreisrundes Loch hinein. Das Tier zuckte, bäumte sich auf, seine Nesselfäden schossen ihnen entgegen. Die Männer sahen, wie der Traktorstrahl der Poseidon das fremde Raumschiff aus dem Tier zog. Die Poseidon schoss aus dem Meer hervor, flog ins All und hielt das fremde Raumschiff in seinem Strahl. Gemeinsam lösten sie sich von der Schwerkraft des Wasserplaneten.

Ermattet lagen die Männer in ihren Sesseln und blickten auf den Zentralbildschirm. Schon über eine Stunde schwebte das fremde Raumschiff bewegungslos im Raum.
“Es fährt die Generatoren hoch,” meldete das Schiff.
Flammen schossen aus den Düsen des fremden Raumers, seine dunkle, metallene Form strahlte in irisierendem Licht, bevor es verschwand.
“Sie haben sich nicht einmal bedankt,” ärgerte sich Grönländer.
“Wir sollten nicht über fremde Kulturen urteilen,” erwiderte das Schiff.
Auf dem Bildschirm erschien das Schachspiel.
“Krazny, du bist am Zug.”

 

Hi Claudio,

zunächst mal Respekt, Du hast dazugelernt: Der Orion-Nebel ist wirklich ungefähr 500 Parsec von uns entfernt.
:thumbsup:

Dafür hast Du beim Schachspiel nicht aufgepasst:

“Springer e5”. Kraznys Bauer bewegte sich
...
Gemerkt?
:D
Richtig wäre hier: Kraznys Figur bewegte sich (um die Wiederholung von "Springer" zu vermeiden)

Und endlich erfahren wir etwas mehr über die Besatzung und das Schiff.

Das eigentliche Abenteuer ist typische Space Opera, da gibt es nichts zu urteilen, und auf eine Debatte über die Wirkungsweise von Neutronenstrahlen und Traktorstrahlen unter Wasser (warum wirken die nicht auf das Wasser, hm?) lasse ich mich mal besser nicht ein ;)

Das Ende ist gut gelungen, schließt es doch den Kreis.

Fazit: Unterhaltsames, kleines SF-Abenteuer.

Aber angesichts der ganzen spannenden Erlebnisse diese Crew, von denen wir bisher erfahren haben, kannst Du uns mit "stumpfsinnigem Dienst" bald nicht mehr ankommen ;)

Uwe

 

Moin Claudio :)

*freu* da ist er ja der Wasserplanet der mit die Idee zu "Eiswüste gab" :)
Hab schon drauf gewartet das Du die Story postest.

Wie schon mal gesagt: Den Storyplot an sich finde ich eher mittelmäßig, aber gut hinbekommen hast Du das Verhältnis Schiff -> Mannschaft :)

*wink*

jaddi

 

Uwe, Jaddi

Vielen Dank fuer Eure Kommentare. Weiss auch nicht, warum ich einen Bauer anstelle des Springers bewegt habe, dz, dz. War ein Senior Moment.

Uebrigens, was das Bewusstsein Kuenstlicher Intelligenz angeht, habe ich gerade ein Wahnsinnsbuch gelesen: 'The Soul of the Robot' von Barrington J. Bayley. ISBN 1-58715-381-5. Waermstens empfohlen.

Beste Gruesse,

Klaus

 

Hi!
So, wie ich deine Geschichte verstehe, unterstellst du dem Menschen an Bord des Raumschiffes, dass sie der KI das Kommando überlassen und der >PC des Schiffes< auch ohne Menschen auskommen würde.
Meinst du nicht, das dass ein bißchen paranoid ist?
Du tauscht doch praktisch die Rollen der Menschen und des Computers aus der Gegenwart. (Jaaa, die Menschen können heute noch notfalls auch ohne Rechner auskommen.)
Gruß b.a.

 

Wenn Raumschiffe interstellare Raeume durchkreuzen,
sind Menschen nur noch Beiwerk. Zumindest in den Geschichten um Groenlaender. In ihnen gehe ich von der Annahme aus, das sich Computer immer weiter entwickeln, Menschen nicht. Der Trend ist doch heute schon da. Denke an Moore's Law, nach dem sich die Anzahl der Schaltkreise alle achtzehn Monate verdoppelt.

Gruss,

Klaus

 

Hallo Claudio

Ich habe gerade mal im Schnelldurchflug deine SciFi-Poseidon-Serie durchgearbeitet und muss sagen, dass ich angesichts des Riesensteins, den du bei mir aufgrund anderer sehr guter Geschichten hier im Brett hast, echt enttäuscht war (Man, was für ein Schlangensatz!).

Alle drei Folgen wirkten auf mich eher lust- und fantasielos umgesetzt. Auch schienen die Inspirationen dich immer schon sehr schnell zu verlassen. Einen großen Grundtenor (eine allgemeine moralische Botschaft/ eine Sci-fi-Persiflage oä) konnte ich nicht erkennen.
Eventuell aufkommende interessante Themen, wurden von dir lapidar in knappen Sätzen abgehandelt. Alle Protagonisten blieben flach und die Geschichten meist ohne zündene Pointe.

Du siehst, ich konnte den drei Geschichten nicht wirklich etwas abgewinnen. Doch dies mag ihrem hohen Alter geschuldet sein. Du bist und bleibst für mich ein interessanter Autor, dessen neuere Werke ich immer wieder gerne lesen werde :D


lg
Hagen

 

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