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Serie Abenteuer der Poseidon - Hundeleben

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21.01.2003
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Abenteuer der Poseidon - Hundeleben

Es war ein gewagter Hypersprung, der die Poseidon in den Trapezium Haufen schleuderte. Das Schiff kannte keine Emotionen, doch Grönländer, Hindusch und Krazny atmeten auf, als der Zentralbildschirm das gewohnte Bild des Weltraums zeigte.
Trapezium Haufen, im Sternbild Orion, eine Sternenbrutstätte, und in einem Stern hatten sie nicht auftauchen wollen, enthielt auch Sonnen, die in ihrem Zyklus fortgeschritten waren. Auf diese konzentrierte sich das Raumschiff bei seiner Suche nach intelligentem Leben.

Sie war attraktiv, trotz ihrer blauen Haut, oder gerade deswegen. Ihre langen, dunklen Haare, das ebenmäßige Gesicht mit der hohen Stirn, den hochstehenden Wangenknochen und vollen roten Lippen. Auch ihre drei Augen störten nicht. Sie blickte ihn liebevoll an. Lange war es her, dass der Zauber weiblicher Blicke so auf ihn gewirkt hatte. Und nun öffnete sie den Mund.
“Nähere mich einem erdähnlichen Planeten. Die Luft ist atembar.”
Grönländer schreckte aus seinem Tagtraum.
Auf dem Bildschirm kreisten zwei Sonnen um einen gemeinsamen Schwerpunkt.
“Schiff, wann werden wir ihn erreichen?”
“In drei Stunden und vierundzwanzig Minuten. Ich empfange ein Signal.”
“Auf den Schirm.”
Sie sahen einen Menschen mit seinem Hund. Ein Mensch? Ein Hund? Grönländer blickte genauer hin. Der Tagtraum? Nein, das Wesen schien ein Mann zu sein. Doch wieso hatte auch er drei Augen, war seine Haut blau? Wenn dies nicht gewesen wäre, das dritte Auge auf seiner Stirn, über den beiden anderen, mit ihnen ein spitzes Dreieck bildend und die Haut nicht blau, hätte man den Humanoiden für einen Menschen halten können. Was für eine Pigmentierung! Blau des terrestrischen Himmels. Kam es von der Strahlung des Doppelgestirns? Das Gesicht war ebenmäßig. Der Körper, in einen sibrigglänzenden Overall gehüllt, erinnerte Grönländer an Figuren aus jahrhundertealten Science Fiction Filmen. Nur die Augen schienen wie Knöpfe, ohne Leben.
Der Hund glich einem Setter, bis auf sein blaues Fell, seine drei Augen, die auf die Person neben ihm gerichtet waren.
“Wir, die Oms, begrüßen das fremde Schiff und heißen es auf dem Planeten Om willkommen.”
“Die Poseidon, Kommandant Grönländer, Erster Offizier Hindusch und Navigator Krazny bedanken sich und bitten um Landeerlaubnis.”
“Spreche ich mit dem Schiff?”
“So ist es.”
“Gehen Sie bei Ankunft in eine Umlaufbahn. Wir werden Sie zu Ihrem Landeplatz dirigieren.”
Der Bildschirm erlosch.
Krazny räkelte sich in seinem Sessel.
“Schiff, ist die Strahlung der Sonnen für uns gefährlich?”
“Nein.”
Grönländer betrachtete seine Hände. “Und was ist mit der Pigmentierung?”
“Die veränderte sich erst nach einem Monat,” beruhigte sie die weibliche Stimme des Zentralcomputers.
“Wie lange habe ich keinen Hund mehr gesehen.” Hinduschs Blick tastete die Wände der Brücke entlang.
“Vielleicht sollten wir einen mit aufs Schiff nehmen.”
Der Computer blieb stumm.

Die Poseidon näherte sich dem Planeten und ging auf eine Kreisbahn. Als auf dem Bildschirm die Koordinaten erschienen, tauchte das Raumschiff in die Atmosphäre ein. Grönländer, Hindusch und Krazny saßen entspannt in ihren Sesseln, sahen, wie Meere, Wälder und felsbestückte Landschaften vorüberzogen, dann tauchten Gebäude auf, ein Platz, ein blinkendes Kreuz. Sanft setzte das Schiff auf.
Die drei Männer kamen unter dem Bauch der Poseidon hervor und sahen sich um. Der Landeplatz war von einigen hochstöckigen Gebäuden umgeben, die an terristrische Wolkenkratzer erinnerten. Summende, vorbeihuschende Fahrzeuge hielten vor quaderförmigen Containern. Aus einem der Gefährte schwebten fünf mannshohe Zylinder, steuerten auf einen der Container zu, verschwanden in ihm. Nach einer Weile erhob er sich in die Lüfte und tauchte zwischen den Gebäuden unter.
Ein Rudel junger Hunde lief auf die Männer zu. Zwei ältere Tiere kreisten um die Gruppe. Die Hunde hielten an und betrachteten die Männer aus einiger Entfernung, gaben keinen Laut von sich. Dann liefen sie zu einem kleinen quaderförmigen Fluggerät und verschwanden in seinem Inneren. Kurz darauf erhob sich auch dieses und flog davon.

“Bemerkenswert, diese Hunde,” meinte Hindusch. “Steigen ohne Begleitung in ein Flugzeug.”
“Schiff, was meinst du dazu?,” fragte Grönländer. Ihre Audio-Video-Gürtel hatten die Szene festgehalten.
“Benötige mehr Informationen.”
Ein Fahrzeug fuhr heran. Dreiäugig, mit blauem Fell, ein Terrier sprang aus dem Wagen, dann sahen sie, wie ein Om etwas unbeholfen aus dem Gefährt stieg und sich ihnen näherte.
“Herzlich willkommen auf Om. Wir hoffen, sie fühlen sich wohl bei uns.” Er machte eine einladende Handbewegung.
Die drei kletterten in das flache Fahrzeug, während der Om mit seinem Hund zustieg und ein paar unverständliche Befehle rief. Der Wagen setzte sich in Bewegung, und der Om wandte sich ihnen zu.
“Gerade ist eine Unterkunft frei geworden. Ich bin beauftragt, Sie dort hinzubringen, damit Sie sich von Ihrer Reise erholen können. Nächsten Morgen werden wir Sie zum Governeurspalast bringen, um den Zweck Ihres Besuches zu erfahren.”

Wieviel Stockwerke mochte das Gebäude haben?, fragte sich Grönländer, als sie anhielten und ausstiegen. Sie traten ein, stiegen in einen runden Schacht und wurden sanft in die Höhe getragen. Antigravitation? Der Om gab einen zischenden Laut von sich, sie hielten an. Die Wand um sie herum wurde transparent und verschwand vor ihren Augen. Die Männer verzogen keine Miene, als Tische, Hocker, Betten aus dem metallen aussehenden Boden wuchsen.
“Halten Sie Ihren Kopf in die Einbuchtung des Replikators und denken Sie an das, was Sie benötigen. Der Replikator wird es Ihnen erstellen.” Der Om deutete auf ein Loch in der gegenüberliegenden Wand. Daneben befanden sich ein Panel mit drei Knöpfen sowie eine Klappe.
“Vorher drücken Sie einen der ersten beiden Knöpfe. Der erste ist für die Dinge des täglichen Bedarfs. Der zweite dient der Nahrungsherstellung für Oms, also auch für Sie.
“Und der dritte?”
“Für die Herstellung von Hundenahrung.”
Danach waren sie allein und blickten sich an.
“Na, dann wollen wir mal,” meinte Grönländer, drückte Knopf 1 und steckte seinen Kopf in die Öffnung des Replikators, zog ihn wieder hervor und öffnete die Klappe.
Schlafanzug, Seife, Zahnpasta und Zahnbürste, frische Unterwäsche. Nichts fehlte.
Knopf 2. Grönländer verschwand wieder mit seinem Kopf im Inneren des Replikators. Als er die Klappe öffnete, zog er eine Schüssel mit einer weißlichtrüben Masse hervor. Er steckte einen Finger hinein und führte ihn an seinen Mund.
“Scheußliches Zeug, grässliche Pampe,” Grönländer verzog sein Gesicht. “Schmeckt wie Terpentin, und ich hatte an Pfeffersteak und Rotwein gedacht.”
“Versuche es mit Knopf 3,” schlug das Schiff vor.
“Schiff, ich bin nicht an Hundekuchen interessiert!,” erwiderte Grönländer irritiert.
“Versuche es mit Knopf 3.” Die Stimme des Zentralcomputers war sanft wie immer, doch Grönländer wusste, es war eine Aufforderung.
Besteck, Teller, Glas, Serviette, Pfeffersteak und Rotwein. Grönländer zog sie aus der Klappe.
“Schiff, wie erklärst du dir das?”
“Die Hunde sind die Herren des Planeten.”
“Eine gewagte Hypothese,” warf Hindusch ein, “darauf lasse ich mich noch nicht ein,” und steckte seinen Kopf in den Replikator.
“Hindusch, nicht bewegen, bleib so, wie du bist!”
Krazny lief zu Hindusch, der dabei war, seinen Kopf wieder aus dem Replikator zu ziehen, und fasste ihm ins Haar.
“O.K., ich habe es.” Krazny hielt ein Stück Stoff gegen das Licht.
“Schriftzeichen. Schiff, bitte um Speicherung und Analyse.”
Krazny hielt den Stoff gegen den Kommunikationsgürtel.
“Ich gebe eine annähernde Übersetzung: ‘Mox ist tot. Was wird nun aus uns?’”
“Das ist alles?” fragte Grönländer ungläubig.
“Ja.”
“Die Oms dieser Wohneinheit haben diese Nachricht im Replikator versteckt,” meinte Krazny. “Warum? An wen war die Nachricht gerichtet?”
“Mox war ein Hund.” Grönländer war sich sicher. “Es sieht so aus, als ob der Tod eines Hundes mit dem Schicksal der Oms auf eine für uns noch erklärungsbedürf-tige Weise verbunden ist.”
Grönländer warf sich aufs Bett. “Halten wir die Augen offen. Gute Nacht.”
Krazny und Hindusch lachten.


Am Tag darauf die gleiche Prozedur: ein Om, ein Hund, ein flaches Fahrzeug.
Sie steuerten auf ein dreistöckiges Gebäude zu, vor dessen Eingang eine gigantische Statue stand. Ein Schnauzer.
“Was hat es mit dem Hund auf sich?” fragte Grönländer ihre Begleiter.
Sie antworteten nicht, sondern geleiteten sie in das Gebäude. Kein Antigravschacht, gewöhnliche Treppen. Hunde liefen an ihnen vorbei, ohne sie zu beachten. Die drei Männer wurden in einen halbdunklen Raum geführt, ihre Begleiter entfernten sich. Dumpf fiel die Tür ins Schloss. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit. Sie waren nicht allein. Ein Om und ein Hund standen an der gegenüberliegenden Wand und beobachteten sie schweigend. Der Hund glich einem Bernhardiner, bis auf das blaue Fell und die drei Augen, welche sich in die drei Männer zu bohren schienen.
Niemand sagte etwas. Die drei Männer warteten. Grönländer wurde etwas schwindlig. Er hatte das Gefühl, als ob etwas versuchte, sich in sein Bewusstsein zu drängen. Er ging in sich, versuchte an nichts zu denken. So würde er jeder telepathischen Attacke standhalten. Ein Blick auf die Gesichter von Krazny und Hindusch zeigte ihm, dass sie das Gleiche taten. Ihr Blick wurde stumpf.
Sie bemerkten kaum, dass drei Oms ins Zimmer kamen, metallene Röhren auf sie richteten. Dann fielen die Männer in bodenlose Dunkelheit.

Es dröhnte in Grönländers Ohren, als er wieder zu sich kam. Er hielt die Augen geschlossen und konzentrierte sich auf das stampfende und brummende Geräusch. Aggregate, Maschinen. Langsam öffnete er die Augen, blickte ins Leere. Wo war er? Ihm wurde unwohl. Angst überwältigte ihn. Er hatte keinen Bezugspunkt.
“Schiff!”, schrie er, “wo sind wir?”
Nur unter Mühen gelang es ihm, sich umzudrehen. Eingeklemmt, in einen durchsichtigen, mannshohen Zylinder, war er nicht der einzige. Hindusch, Krazny, Oms. Alle steckten in Behältern.
Grönländer neigte seinen Kopf zurück, sah über sich eine Reihe von Zylindern, deren Zahl sich rechts und links in der Dunkelheit verlor. Er blickte nach unten. Panik befiel ihn, als er feststellte, dass sein Kommunikationsgürtel ausser Betrieb war. Auch unter ihm das gleiche Bild: eine nicht endenwollende Reihen von Zylindern. In ihnen Oms, bewegungslos. Lebten sie noch? Was war mit Hindusch und Krazny? Das Blut hämmerte in seinen Schläfen. Ohne die Verbindung zum Schiff fühlte er sich wie ein Kind ohne Mutter. Er schaute zu den beiden Männern hinüber. Erleichtert konstatierte er, dass sie ihm zunickten. Sie deuteten auf ihre Kommunikationsgürtel und hoben die Hände resignierend in die Höhe. Es ging ihnen genau so. Sie fühlten sich hilflos. Hoffentlich fand das Schiff ihren Standort. Grönländer machte sich keine Illusionen. Es war ihre einzige Rettung.
Computer waren Ratgeber, Mentoren, Initiatoren und Wegbereiter.
Sie ließen den Menschen Freiraum, sich weiter zu entwickeln. Die Entwicklung von Computern und Maschinen ging jedoch in einem Tempo voran, mit dem Menschen aufgrund ihrer biologischen Limitierungen nicht mithalten konnten.
Könnte es sein, dachte Grönländer, dass Computer wie das Schiff sie irgendwann als unnötigen Ballast ansahen, sich nicht mehr um sie kümmerten? Er wollte nicht daran denken.
Aus den Augenwinkeln sah er: etwas bewegte sich. Er drehte sich um. Eine metallene Wand schob sich an ihm vorbei, ein Fluggerät, ein Transporter, von denen sie mehrere auf dem Flugfeld gesehen haben. Durch die Fenster blickten ein paar Hunde, und er folgte dem Flugzeug mit seinen Blicken, sah, wie es langsam weiterflog, verhielt, sich eine Luke öffnete. Einige Zylinder lösten sich aus der langen Reihe, schwebten auf den Transporter zu und verschwanden in dessen Inneren. Bald darauf war er nicht mehr zu sehen.
Grönländer blickte zu Hindusch und Krazny hinüber. Die beiden hatten die Augen geschlossen und meditierten, nutzten die Zeit. Auch Grönländer dämpfte sein Bewusstsein.
Wie lange hatte er in Trance verharrt? Grönländer wusste es nicht. Er spürte, wie sich sein Zylinder bewegte und öffnete die Augen, sah wie sich die Reihen mit den Behältern von ihm entfernten und drehte sich um. Vor ihm eine metallene Wand, die immer näher kam. Eine Luke öffnete sich, dann wurde es dunkel.
Grönländer konnte nichts sehen, spürte jedoch, wie sich die Wände seines Zylinders nach oben bewegten, dann hörte er Hinduschs und Kraznys Stimmen. Rötliche Fäden leuchteten an der Decke auf, tauchten den Raum in gespenstisches Dämmerlicht. Er blickte nach oben, sah, wie die drei Zylinder in der Luft schwebten, drohend, sich jeden Moment wieder auf sie hinabzustürzen. Grönländer machte einen Schritt vorwärts, ein Zylinder folgte ihm. Er sah auf seinen Kommunikationsgürtel. Kein Kontakt zum Schiff.
“Sieht wie ein Laderaum aus. Sehen wir zu, dass wir eine Tür finden.” Grönländer ging auf die Innenwand zu. Plötzlich öffnete sie sich. Grönländer blickte erstaunt. Sein Tagtraum. Sie war attraktiv, trotz ihrer blauen Haut, oder gerade deswegen. Ihre langen, dunklen Haare, das ebenmässige Gesicht mit der hohen Stirn, den hochstehenden Wangenknochen und vollen roten Lippen. Auch ihre drei Augen störten nicht.
“Ich habe Sie schon einmal gesehen,” stammelte er, “obwohl, wie hätte das geschehen sollen?”
Die Om ging nicht darauf ein, sondern sagte nur: “Dieses Flugzeug ist gegen jedwede Art von Strahlung gesichert. Bitte folgen Sie mir.”
Die drei Männer folgten der Frau in einen Raum, in dem einige Kissen lagen. Die Frau deutete auf den Replikator.
“Sollten Sie Nahrung und Getränke benötigen, bedienen Sie sich.”
“Ein Kaffeeautomat wäre sicher geeigneter, aber was solls,” sprach Hindusch und steckte seinen Kopf in den Apparat.
Als die drei Männer auf den Kissen saßen, blickte sie die Om der Reihe nach an, dann lächelte sie. Grönländer blickte verlegen zurück. Es war ihm unheimlich, dass eine Frau eine derartige Wirkung auf ihn ausüben konnte. Er blickte zu Hindusch und Krazny. Sie nippten an ihrem Kaffee, blickten ausdruckslos über ihre Becher hinweg.
“Nennt mich Marela. Unsere Gastfreundschaft hat sehr gelitten, seit die Hunde auf Om durch unsere Schuld die Herrschaft übernommen haben.”
Grönländer stellte sich und seine Männer vor.
“Ich gestehe, der Aufenthalt im Hochregallager war ungewöhnlich.”
Er deutete auf die Wände des Schiffes.
“Die Abschirmung ist wegen der Hunde. Richtig? Sie können Oms telephatisch beeinflussen, nicht wahr? War das schon immer so?”
Die Frau erhob sich und ging langsam vor ihnen auf und ab.
“Hunde waren Haustiere der Oms, nichts weiter. Einige von uns liebten sie so, dass sie sich nicht mit ihrem Fortgang abfinden konnten und damit begann es. Sie ließen ihre Lieblinge klonen, so dass sie in ihrem Leben nicht auf sie zu verzichten brauchten.”
Hindusch räusperte sich. “Klonen. Eine üble Angelegenheit. Haben wir schon lange aufgegeben, nachdem festgestellt wurde: die Natur läßt sich nicht darauf ein. Es wurden zu viele Mutationen erzeugt, die nicht lebensfähig waren.”
Marela blieb stehen und lehnte sich an die Wand.
“Das gleich passierte auch hier. Doch wir machten weiter, und eine Mutation war lebensfähig, und nicht nur das, sie war der Grund, dass das Verhältnis Om – Hund eine ungewöhnliche Wende nahm.”
Ein Stoß erschütterte das Schiff. Krazny beobachtete verärgert, wie sich der Kaffee auf seine hellbraune Hose ergoss. Marela stürzte aus dem Raum und kam sofort zurück.
“Wir wurden geortet. Kommen Sie in die Pilotenkabine und schnallen Sie sich an.”
Durch das Außenfenster sahen sie, wie Wälder unter dem Transporter vorbeizogen. Grönländer bemerkte sie zuerst: dunkle Punkte am Horizont, die schnell näherkamen. Kam waren die Männer angeschnallt, ließ der Pilot das Flugzeug wie einen Stein in die Tiefe fallen, dann fing er die Maschine ab. Den Männern wurde flau im Magen, sie spürten einen Ruck, als die Maschine aufsetzte. Marela und der Pilot stürzten aus dem Flugzeug, die Männer folgten. Nervös blickten sie um sich.
“Einen ungünstigeren Landeplatz hättet ihr euch nicht aussuchen können,” brummte Grönländer.
“Ich bin im Anflug,” meldete sich das Schiff.
“Nicht nur du,” Krazny hob seinen Kommunikationsgürtel an. Die Linse zeigte auf metallene Transporter, die neben ihnen niedergingen.
Oms kletterten aus den Maschinen, Blaue Dobermänner sprangen hervor und liefen auf sie zu.
Marela drehte sich zu den drei Männern herum und zeigte auf einen der gelandeten Transporter.
“Steigen Sie ein. Sie werden wieder eingelagert.”
Faszinierend, dachte Grönländer. Marela hat keinen eigenen Willen mehr.
Plötzlich teilten sich die Wolken über ihnen und die dunkle Form der Poseidon senkte sich auf sie herab.
“Hier wird niemand eingelagert,” erklang eine sanfte Stimme aus den drei Kommunikationsgürteln.
Oms und Hunde starrten auf die Poseidon, die über ihnen schwebte, dann rasten sie in die Transporter zurück, doch die blieben bewegungslos auf dem Boden.
“Keine Energie,” meinte Grönländer und fuhr fort, während er nach oben zum Schiff blickte.
“Wir haben einen Status Quo. Marela, setzen wir unsere Diskussion fort. Sollten wir nicht auch einen Hund dazu einladen?”
Ein zotteliges Ungetüm sprang aus einem der Transporter heraus und kam auf sie zu. Der Bernhardiner aus dem Governeurspalast.
“So geht es nicht,” protestierte Krazny. “Wie will der Hund kommunizieren? Über Marela? Wie wissen wir, wann es Marela ist, die spricht?”
Der Hund wandte sich dem Transporter zu, bis ein Om aus dem Flugzeug kletterte. Gemeinsam kletterten sie in Marelas Container und ließen sich auf den Kissen nieder.

Grönländer blickte den Hund an. “Wie heißt du?”
“Toxo,” antwortete der Om.
“Warum hattet Ihr uns gefangengehalten?
“Oms haben uns großen Schaden zugefügt. Wir wollten verhindern, dass ihr das Gleiche tut.”
“Meint ihr damit den Prozess des Klonens?”
“Ja.”
“Können alle Hunde die Oms telepathisch beeinflussen?”
“Ja.”
“Wie kommt das?”
“Ein Hund ging als mutierter Klon hervor und erkannte im Laufe der Zeit, dass er mit Intelligenz und telepathischen Kräften ausgestattet war. Der letzte geklonte Hund, ein Schnauzer. Ihr habt sein Denkmal vor dem Governeurspalast gesehen. Wir alle sind ihm zu Dank verpflichtet; er hat dieser Perversion ein Ende gesetzt.”
Der Om schwieg. Die Männer sahen, dass der Bernhardiner sich auf den Boden legte. Tränen quollen aus seinen drei dunkelbraunen Augen, dann schien er sich wieder gefasst zu haben, denn der Om fuhr fort: “Unser Vorfahr hat erreicht, dass keine weiteren, nicht lebensfähigen Mutationen ihren Leidensweg anzutreten brauchten, bevor sie elend zugrunde gingen. Er hat die Oms für sich herausfinden lassen, was ihn von allen anderen Hunden unterschied. Und nicht nur das. Durch eine Impfung sorgte er dafür, dass alle Neugeborenen unserer Rasse das neue Gen haben. Nun ist es Bestandteil unserer DNA.”
Der Bernhardiner richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Majestätisch blickte er alle Männer der Reihe nach an: “Wir werden nicht zulassen, dass die Oms ihre verwerflichen Handlungen wieder aufnehmen. Doch sind sie uns ans Herz gewachsen. Wir behandeln sie gut. Jeder Hund hat eine eine Om-Familie adoptiert.”
“Welche Bedeutung hat das Hochregallager?,” fragte das Schiff.
“Es dient der Zwischenlagerung von Om-Familien. Ein Om hat die vierfache Lebensdauer unserer Rasse. Wir sind nicht in der Lage, unsere Lebenszeit an die der Oms anzugleichen. Wenn ein Hund stirbt, wird die Om-Familie in Stasis versetzt und eingelagert. Es dauert nicht lange, und sie bekommt ein neues Heim; denn ist ein Hund erwachsen, reif genug, sich um eine Om-Familie zu kümmern, wird er zum Lager geflogen, um sie sich auszusuchen.”
“Gut behandeln,” spottete Hindusch. “Die Pampe aus dem Replikator könnt ihr nur jemandem zumuten, dem ihr das Gehirn amputiert habt. Auf unserem Planeten übertrifft die Vielfalt des Hundefutters den Einheitsfraß, den ihr den Oms zumutet.”
“Ihr habt auch keine Hunde geklont, und in ihrem Zustand haben Oms keine Geschmackspräferenzen.”
Hindusch schwieg. Gut so, dachte Grönländer. Sie handelten wie alle explorierenden Mitglieder der Erdföderation nach der Direktive, sich nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Intelligenzen einzumischen. Hindusch hatte schon zu viel gesagt. Hoffentlich verwendete das Schiff dies nicht gegen ihn.
Grönländer erhob sich und ging in die Pilotenkabine. Er sah, die Poseidon war gelandet, bereit, sie aufzunehmen. Er dachte an Marela. Sie hatte ihn verzaubert. Wie konnte er sie den Hunden ausliefern? Zombie, das war es, was sie sein würde. Konnte er sie mit an Bord nehmen? Er war der Kommandant, doch was würde das Schiff dazu sagen? War es Hindusch und Krazny fair gegenüber? Sicher nicht. Er ging zu den anderen zurück.
“Bevor wir gehen,” Grönländer blickte auf Toxo, “möchten wir die Bitte an Euch richten, einmal zu überdenken, ob ihr den Oms nicht die Gedankenfreiheit zurückgeben könntet. Ihr habt es in der Hand, sie ihnen wieder zu nehmen, wenn sie damit nicht umgehen können.”
Grönländer sah Marela an, nahm ihr Bild in sich auf und winkte Hindusch und Krazny zu. Gemeinsam verließen sie den Container und gingen auf die Poseidon zu.
“Was meint ihr, werden die Hunde den Vorschlag annehmen?” Sie sahen, wie die Flugzeuge der Om nacheinander in die Luft stiegen und verschwanden. Grönländer blickte ihnen versonnen nach.
“Ich mochte Marela, trotz ihrer drei Augen, trotz ihrer blauen Haut. Sie hatte irgend etwas, was ich schon lange vermisst habe. Ich hatte schon von ihr geträumt, bevor wir auf dem Planeten niedergingen.”
Krazny drehte sich zu ihm und blickte ihn ungläubig an.
“Warum hast du sie denn nicht mit an Bord genommen?”

 

Hallo Claudio,

die Idee mit den telepathisch herrschenden Hunden ist gut und originell. Leider enthält die Geschichte aber einige abgedroschene Klischees, bspw. das zusätzliche Auge, die blaue Hautfarbe, die oberste Direktive der Nichteinmischung... Für die nächste Story würde ich damit etwas sparsamer umgehen.

Was mich stört, ist der Schluß. Er wirkt, als hättest Du mittendrin einfach aufgehört.

Schöne Grüße
Roy

 

Roy,
Vielen Dank fuer den Kommentar. Was die Klischees angeht. Ich weiss nicht, ob gruen als Hautfarbe besser gewesen waere <g>, und dann, ich uebernehme gern etwas, wenn es mir gefaellt. So zum Beispiel auch die Massgabe, sich nicht in fremde Kulturen einzumischen.
Was den Schluss angeht: ich bin der Ansicht, ich habe aufgehoert, nachdem die Mannschaft ihr Abenteuer ueberstanden hat. Sie haetten sich noch ein paar lustige Tage machen koennen. Nun ja, hat nicht sein sollen.

Beste Gruesse,
Klaus

 

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