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Serie Abenteuer der Poseidon - Hilfe

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21.01.2003
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Abenteuer der Poseidon - Hilfe

Die Besatzung war bewusstlos, als das Raumschiff den Hyperraum verliess und im Orion Nebel auftauchte. Bewegungslos verharrte es im All. Wie ein Scherenschnitt hob sich seine kantige Form dunkel von den Sternen ab, und es begann, sich langsam um seine Querachse zu drehen, um in alle Richtungen zu lauschen. Die Zeit schien stillzustehen...

Das Signal kam aus dem Orion Sternensystem.

Ein leises Surren weckte Grönländer. Mit leeren Augen starrte er auf die metallene Wand. Die Erinnerung kam zurück, als Gurte und Elektroden sich von seinem Körper lösten. Er richtete sich auf, kletterte aus der Wabe und sah, wie Hindusch und Krazny wach wurden, ihre Gesichter Farbe bekamen.
“Welcome back, Leute.” Die beiden nickten kurz und verschwanden in Richtung Dusche.
“Schiff, Vorkommnisse?”
Eine Frauenstimme tönte von irgendwoher. “Notruf vor 2 Stunden eingegangen. Ich habe Hilfe zugesichert. Wir nähern uns der Quelle des Signals und werden es in fünf Stunden und 23 Minuten erreicht haben.”
“Schiff, bitte um Wiedergabe.”
Der Zentralbildschirm wurde hell und zeigte einen grossen Platz, der von hohen Gebäuden umgeben war. Hunderte menschenähnlicher Gestalten irrten taumelnd umher, einige lagen zuckend, sich vor Schmerzen windend auf dem Boden und rangen nach Atem. Ihre Kleidung war zerrissen, grüne Stachelkämme ragten aus ihr hervor.

Als Grönländer Wasser auf seinen Körper prasseln liess, war ihm nicht nach Singen zumute. Sie hatten auf Weisung der Erdregierung den Orion Nebel angesteuert, in der Hoffnung, dort intelligentes Leben zu entdecken, und nun hatten sie es gefunden. Ihm kam der Spruch in den Sinn:
‘Beware of what you wish for. You might get it’ – ‘Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst, du könntest es bekommen’. Grönländer versuchte vergeblich, für einen Augenblick, an nichts zu denken. Das Schiff hatte autonom auf den Notruf reagiert und Hilfe zugesagt, während die Besatzung funktionsunfähig gewesen war.
“Schiff,” rief Grönländer durch das Rauschen der Dusche, “was ist da vorgefallen?”
“Der Planet der Klogs, wie sich die Wesen nennen, wurde von einem fremden Raumschiff überflogen, dessen Strahlung sie in Echsen umwandelt, die einen anderen Metabolismus haben, und für die die Zusammensetzung der Atmosphäre schädlich ist. Der Prozess dauert etwa dreissig Tage. Die Klogs gehen unter schreckliche Qualen zu Grunde.”
“Schiff, was haben deine Analysen ergeben? Können wir den Verwandlungsprozess aufhalten?”
“Nein.”
Grönländer fragte nicht nach dem Grund. Nie zweifelte er eine Aussage des Schiffes an. Es kannte die Fakten.
“Können wir die Atmosphäre verändern?”
“Nein.”
Grönlander schaltete die Dusche ab. Warme Luft umfächelte und trocknete seinen Körper.
“Du hast Hilfe versprochen?”
“Ja.”
“Nun, gut. Dann müssen wir helfen.” Das Schiff hatte für sie entschieden, und er wusste, die Entscheidung war richtig. Grönländers Knie zitterten. Schwer atmend lehnte er sich gegen die Tür, als er sich über die Konsequenz klar wurde.
Nach einigen Stunden hatte das Schiff den Planeten erreicht und schwenkte in eine Kreisbahn ein. Eine Sonde wurde startklar gemacht und auf den Weg geschickt.

Staub und Gas filterte Licht, das von dem Doppelstern kam, brach es in Farben auf, welche die schroffe Felslandschaft irisierend überfluteten. Nebel waberte über den Ammoniakseen, aus denen Geysiren gleich, Dämpfe in die Höhe schossen. Rot-, orange-, gelb-, braun- und blaugetönte Wolken jagten über den Himmel. Ein silbrig glänzender Mond schob sich vom Süden her am Horizont empor.
Die Sonde schoss auf eine Stadt zu, die zwischen den Felsen emporragte, eine Ansammlung von Gebäuden, um einen riesigen Platz gruppiert. Klogs taumelten über dessen Fläche und fassten sich an den Hals. Einige sanken unter Qualen zu Boden und blieben dort liegen. Die Sonde schwebte über sie hinweg, liess nichts aus, filmte ohne Emotionen, filmte die grossen, grünen Stachelkämme, die reptilienartigen Köpfe der Klogs, die einmal Humanoiden gewesen waren. Die Sonde flog davon, umkreiste in geringer Entfernung den Planeten. Überall das gleiche Bild. Mit bleichen Gesichtern starrten die Männer auf den Monitor. Grönländer wandte sich ab. Es wurde zuviel.
“Schiff, unterbreche die Übertragung und lande die Sonde auf den Planeten.”
Der Bildschirm erlosch.
Grönländers Hände krampften sich um die Lehnen seines Sessels.
“Schiff, stimmst du mit mir darüber ein, dass die Verursacher dieser Katastrophe die Wesen anderer Planeten in ihre Spezies umwandeln wollen, ohne Rücksicht darauf, ob die Luft für diese atembar ist?”
“Korrekt. Wenn die Atmosphäre nicht geeignet ist, haben sie nichts verloren. Wenn sie atembar ist, dann haben sie den Planeten für ihre Rasse gewonnen.”
Grönländers Erregung legte sich. Erleichtert stellte er fest, das Schiff teilte seine Einschätzung der Lage. Die Klogs hatten um Hilfe ersucht. Das Schiff hatte sie zugesagt, daher mussten sie sie gewähren. Eine Diskussion war unnötig. Sie wussten es, das Schiff wusste es: hier war nur eine Art von Hilfe möglich.
“Schiff, leite die Hilfe ein. Jetzt!”
Das Schiff setzte die Nachricht ab. Wie versteinert wirkten die Männer, als sie zuhörten und den eng gebündelten grünen Strahl beobachteten, der auf den Planeten hinabschoss.

“Bewohner des Planeten Klog. Ihr habt um Hilfe ersucht. Wir haben Hilfe zugesichert und führen sie jetzt aus. Wir beenden eure Qual und erlösen euch von dem Bösen. Ihr könnt in der beruhigenden Gewissheit vergehen: Diejenigen, die das Unglück über euch gebracht haben, werden von uns verfolgt und bestraft.”

Grönländer und seine Männer schienen wie betäubt. ‘Erlösen … von dem Bösen’, wo habe ich das schon gehört?, dachte er.
Das Schiff wendete und brachte sich aus der Gefahrenzone, als der Planet auseinanderbrach.

 

Hi Claudio,

erstmal muss ich ein wenig den Astronomen raushängen lassen: Dass das Raumschiff im Orion-Nebel parkt, ist ja noch okay. Aber Orionis ist keine korrekte Bezeichnung für ein Sternsystem. Gewöhnlich nimmt man dafür den Namen des Zentralgestirns des Systems, und Orion ist der Name des Sternbilds, während Orionis allein keinen Sinn macht, höchstens Alpha Orionis (der hellste Stern des Sternbilds Orion) - und der heißt übrigens Beteigeuze, die Heimat von Ford Prefect aus Per Anhalter durch die Galaxis. Aber ich schweife ab.

Dann: "‘Beware of what you wish for. You might get it’" - warum auf englisch?

Okay, dies ist Space Opera. Aber ein Raumschiff, das Wesen auf einem fremden Planeten in ihresgleichen verwandelt... darin sehe ich überhaupt keinen Sinn. Ausrotten und den Lebensraum einnehmen, ja.

Nochmal Astronomie: Doppelsterne sind als "Farbtupfer" sehr beliebt. Es ist jedoch wahrscheinlich (wenngleich derzeit nicht beweisbar), dass sich wegen der Gezeitenkräfte in Mehrfach-Systemen keine Planeten mit stabilen Orbits entwickeln können.

Das Ende ist wiederum wirklich prima. Zynisch triffst Du die Arroganz der Raumreisenden, die Hilfe versprechen und nicht wirklich geben können. Ich kann mir die Fortsetzung vorstellen: Sie nehmen die Verfolgung auf, stellen fest, dass ihre Gegner unbesiegbar sind und fliegen in den nächsten Stern. Übrigens, Du löschst mal eben das ganze Ökosystem des Planeten aus, obwohl augenscheinlich nur die intelligente Spezies vor ihrem Ende stand. War das Absicht?

Die Verknüpfung zum Vaterunser, denn daraus stammt das Zitat "Erlösen von dem Bösen", unterstreicht noch einmal die maßlose Arroganz, denn damit stellt sich die Raumschiffbesatzung Gott gleich.

Insgesamt hast Du viele Standard-Klischees der Space Opera eingesetzt: Sprechendes Raumschiff, Künstlicher Schlaf, einen Planeten zerstörenden grünen Strahl, Ansprache an den ganzen Planeten... mit mehr Tiefgang und nicht so vordergründigen SF-Effekten wäre die Story glatt ein Highlight für alle Zyniker unter den SF-Fans. Ich kenne da so ein paar...

Fazit: Geradlinig geschrieben, schön zynisch, aber zu viel platte SF-Effekte.

Uwe

 
Zuletzt bearbeitet:

Uwe,
Vielen Dank fuer den Kommentar.
>Aber Orionis ist keine korrekte Bezeichnung für ein Sternsystem.
Habe mich wohl zu sehr in die Irre fuehren lassen. Im Lexikon hatte ich stehen: Orion, Gen. Orionis, abk. Ori, Himmelsjaeger usw. Ich aendere es ab.

>Dann: "‘Beware of what you wish for. You might get it’" - warum auf englisch?
Mir fiel da nichts auf deutsch ein. Hatte neun Jahre in den U.S.A. gearbeitet. Dann ist der Uebergang von einer Sprache in die andere ein natuerlicher Vorgang, wenn man einen bestimmten Ausdruck braucht.

>Aber ein Raumschiff, das Wesen auf einem fremden Planeten in ihresgleichen verwandelt... darin sehe ich überhaupt keinen Sinn

Ich empfand es als besonders oekonomisch. Wenn es klappt, ist es o.k. wenn nicht, macht auch nichts.
Unsere Ethik war den Wesen fremd. Sie bezogen ihre
Vorgehensweise mehr aus den indifferenten Gesetzen der Natur.

>Übrigens, Du löschst mal eben das ganze Ökosystem des Planeten aus, obwohl augenscheinlich nur die intelligente Spezies vor ihrem Ende stand. War das Absicht?

Ja. Ich wollte nichts erklaeren. Aus der Handlung sollte hervorgehen, dass das Schiff kein anderes Mittel zur Verfuegung hatte, den Leuten auf dem Planeten zu 'helfen'.

>Insgesamt hast Du viele Standard-Klischees der Space Opera eingesetzt:
Warum nicht? Ich sehe nichts Anstoessiges daran. Space Operas haben ihre Berechtigung wie Cyberpunk o.ae.

Beste Gruesse

Klaus

 

Geschrieben von Claudio
>Dann: "‘Beware of what you wish for. You might get it’" - warum auf englisch?
Mir fiel da nichts auf deutsch ein. Hatte neun Jahre in den U.S.A. gearbeitet. Dann ist der Uebergang von einer Sprache in die andere ein natuerlicher Vorgang, wenn man einen bestimmten Ausdruck braucht.
Naja, okay, aber Du hast ihn ja direkt dahinter übersetzt. (Für die Englisch-Unkundigen?) Dann hättest Du auf die englische Version direkt verzichten können.

>Aber ein Raumschiff, das Wesen auf einem fremden Planeten in ihresgleichen verwandelt... darin sehe ich überhaupt keinen Sinn
Ich empfand es als besonders oekonomisch. Wenn es klappt, ist es o.k. wenn nicht, macht auch nichts.
Unsere Ethik war den Wesen fremd. Sie bezogen ihre
Vorgehensweise mehr aus den indifferenten Gesetzen der Natur.

Okay, andere Wesen, anderes Verständnis. Dieses Argument zieht immer ;)

>Insgesamt hast Du viele Standard-Klischees der Space Opera eingesetzt:
Warum nicht? Ich sehe nichts Anstoessiges daran. Space Operas haben ihre Berechtigung wie Cyberpunk o.ae.

Nein, anstößig finde ich es auch nicht. Aber ich finde es kreativer, eigene Ideen einzubringen, die durchaus auf Motiven aus der Space Opera basieren können. Dadurch wird eine Geschichte interessanter. Den grünen Vernichtungsstrahl erwartet jeder. Okay, bei Star Wars war er rot (oder? weiß nicht genau). Wie wäre es mal mit einem unsichtbaren Strahl (Angst vor dem Unsichtbaren)? Oder einer Raumrissbombe, einem Kernkraftneutralisierer, der mal eben mit einer läppischen Handbewegung den ganzen Planeten in eine Plasmawolke auflöst oder oder oder... nein, die Story funktioniert ja durchaus auch so wie sie ist. Aber mit anderer Ausstattung macht das Lesen mehr Spaß.

Es ist überhaupt so eine Sache mit der Technologie in der SF. Manchmal werden einfach die Klischees genommen, manchmal abstruse Apparate mit physikalisch klingenden Namen erfunden (besonders gern bei Star Trek), die dann eine entscheidende Rolle für die Geschichte spielen, obwohl sie physikalisch unmöglich (oder zumindest unvorstellbar) sind.

Ein großer Reiz der SF ist das Ambiente. Und die ausschließliche Anwendung von Klischees führt da leicht zum Gähnen beim SF-erfahrenen Leser. Die Kunst besteht darin, das Ambiente, die Technologie im Hintergrund zu lassen, aber gleichzeitig so zu beschreiben, dass es den Leser in jene fremde Welt entführt, die sich so sehr von unserer unterscheidet. Versuch doch mal, das in Deinen nächsten Geschichten im Hinterkopf zu behalten, ich bin gespannt! :)

Uwe

 

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