Was ist neu

abendliche Realität

Mitglied
Beitritt
26.03.2002
Beiträge
89
Zuletzt bearbeitet:

abendliche Realität

Abendliche Realität

Ich blickte die Straße hinauf. Als sie schließlich zurückblickte, beschloss ich, sie nicht länger warten zu lassen. Vorsichtig setzte ich einen Fuss auf sie, und durch das Fehlen jeglicher Schmerzenslaute ermutigt, ließ ich mich auf ihr treiben.
Nach einigen Minuten erreichte ich eine andere Straße, die mich prompt und sehr freundlich einlud. Doch da ich ein treuer Geselle war, folgte ich ihr nicht, sondern floss weiter dahin.

Schliesslich erreichte ich eine Bushaltestelle. Ein Mann schwamm aus dem Wartehäuschen und fragte mich: "Entschuldigung, habe ich eine Uhr?"
Ich sah auf seinen Arm und nickte. "Ja, es ist spät."
Der Mann hielt erleichtert den Atem an, ließ ihn dann wieder entweichen.
"Danke, dann habe ich meinen Bus noch nicht verpasst."

Ich beschloss, weiter zu fließen. Langsam senkte sich die Dämmerung über die Stadt, kühles Sonnenlicht ersetzte die warmen Strahlen des Mondes. Vor mir erschien die Silhouette einer Frau vor dem Eingang eines Restaurants.
Sie glitt auf mich zu. "Haben sie einen Tisch reserviert?" Ich verneinte.
"Nun, dann werde ich jetzt bestellen gehen." Sie glitt fort, verschwand in dem Lokal.

Die Straße nahm mich wieder auf. Die Lichter der Stadt wurden von einzelnen dunklen Sonnenstrahlen durchbrochen. Einige Passanten flogen vorbei.

Endlich erreichte ich ein Haus, das mir völlig unbekannt war. Ich hielt einen der Vorbeifliegenden an, sagte zu ihm: "Ich kenne dieses Haus nicht."
"Dann werden sie wohl darin wohnen." Sprach's und flog davon.

Ich verließ mit traurigen Schritten meine Straße, schloss die Tür ab und kletterte durch das Fenster hinein.

 

Moin Salt,

Als sie schließlich zurückblickte, beschloss ich, sie nicht länger warten zu lassen.

Der beste Satz der ganzen Story. Was dann kommt, ist irgendwie eine Mischung aus "Was schreib ich jetzt?" und "Was fällt mir noch ein?". Schade.

Sieh mal, du versuchst zu beschreiben, was auf dem Weg des Protagonisten nach Hause so alles passieren kann (Der Mann mit der Uhr; die Szene vorm Restaurant; der Typ vorm Haus), aber irgendwie ist das nix Halbes und nix Ganzes. Es liest sich zwar ganz gut, dennoch fehlt da ein gewisses Etwas! Der Kick sozusagen.

Traurig allerdings ist der Inhalt. Und das ist jetzt nicht böse gemeint. Schon Scheiße, wenn man an allen Orten Resignation erblicken muß. Das habe ich zumindest erlesen: Resignation. Man muß nur die Augen schließen, und sich die Szenerie mal bildlich vorstellen. Alles fließt und schwimmt. Warum hab ich übervölkerte Städte im Sinn, während ich deinen Text lese?

Surreal? Gewissermaßen schon, ja. Gut, daß du auf eine gekünstelte Sprache verzichtest. Vielleicht baust du noch ein paar Szenen ein, die sich auf den Straßen abspielen. So wirkt alles irgendwie unausgegoren. Als ob was fehlen würde.

Und überhaupt: Prompt schreibt sich ohne U! ;) (Oder was bedeutet 'promput'?)

Gruß,

Poncher

PS: Natürlich bin ich mir bewußt, alles mal wieder total mißverstanden zu haben.. :D

 

Morgen SaltyCat,

ich finde deine Story ziemlich gelungen. Sie kommt irgendwie melancholisch daher. Die Kürze deines Textes finde ich gar nicht so unpassend - mir kommt vor, als hätte dein "Ich-Erzähler" alles gesagt was er zu sagen hatte, nicht mehr und auch nicht weniger.

Fand ich stark,

Grüße!

 

@Liz,

etwas konstruktivere Kritik wäre schön. ;) Der Challenge bemüht sich neben dem 'Wettbewerbsaspekt' vor allem um Workshopcharakter. Damit Du aber nicht meinst, ich würde Dich hier anpflaumen, schreibe ich später noch ne Rundmail an alle Teilnehmer.

San

 

hey saltyCat
ist sicher eine surreale geschichte. allerdings empfinde ich viele stellen als "krampfhaft" surreal dargestellt:

fragte mich: "Entschuldigung, habe ich eine Uhr?"
Ich sah auf seinen Arm und nickte. "Ja, es ist spät."
oder
... sagte zu ihm: "Ich kenne dieses Haus nicht."
"Dann werden sie wohl darin wohnen."
dabei befürchte ich, dass du vor lauter konzentration auf surreales vergessen hast, einen sinn in die geschichte einfliessen zu lassen. so fehlt ihr m.e. etwas ganz entscheidendes.
cu bigmica

 

also;
weiß nicht;
ich finde die Geschichte eigentlich ziemlich einleuchtend. Manches hört sich vielleicht ein bißchen vorgekaut an (Zitate von Bigmica oben), aber das ist eben das Wesen der Assoziation. Klar kenn ich manches schon; weil mir diese Gefühlszustände nicht fremd sind.
Das ist eben abendliche Realität. Manchmal macht das Leben sowas.
;) mueckstein

 

Hallo Salty!

Ich denke, Deine Geschichte ist eine derer, die den Surrealismus am besten getroffen haben, in diesem Challenge. :thumbsup:

Wie Dein Protagonist seinen Weg dahinfließt, klingt mir nach einem Menschen, der weiß, was er will (wohin er will), aber es nicht eilig hat. Er weiß ja, er kommt so oder so ans Ziel. Trotzdem bleibt er auf seinem Weg und weicht nicht davon ab.
Beim Schluß bin ich mir nicht sicher - hat sich das Ziel verändert? - ist es in Wirklichkeit gar nicht sein Ziel, sagt man ihm nur, es wäre es? - Oder warum kennt er sein Zuhause nicht? Wußte er bisher nicht, was sein Zuhause ist, oder was sein Ziel ist? Hat er es sich vielleicht anders vorgestellt?
Vielleicht suche ich aber auch zu viel... ;)

Der Beginn, das vorsichtige Losgehen, hat mir übrigens ganz besonders gut gefallen. :)

Zur Verbesserung könntest Du sie natürlich noch da und dort ein bisschen verfeinern... ;)

Alles liebe
Susi

 

Hi SaltyCat,

schön surreal, obwohl die von bigmica zitierten Stellen auch für mich etwas "aufgesetzt" klingen.
Man liest den Ablauf des Geschehens, kann ihn gut nachvollziehen, trotz alles Surrealität, aber am Ende weiß man nicht so recht, was die Aussage der Geschichte sein soll. Man sucht nach unterschiedlichsten Ansätzen, Schlüssen und endet wie Häferl:

Vielleicht suche ich aber auch zu viel...
:D
...und an dieser Stelle wird ein Manco der Geschichte offenbar. Kannst du aber noch beheben.

Gruß vom querkopp

 

@Querkopp & SaltyCat, beim Surrealen ist es eigentlich nicht immer so, daß der Autor selbst weiß, was sein Unterbewußtsein ihn da niederschreiben läßt. So wußte auch Kafka vieles selbst nicht, was erst Psychoanalytiker aus seinen Büchern herauszulesen vermochten. Er schrieb seine Träume etc., aber was die aussagten, war ihm jedenfalls zum Zeitpunkt des Schreibens nicht klar.
Somit ist es bei solchen Texten eigentlich mehr Sache des Lesers, zu interpretieren...
Wobei sich dann auch wieder die Frage erhebt, ob denn der zur Diskussion stehende Text überhaupt frei aus dem Unterbewußtsein geschrieben wurde oder doch mehr ein bewußtes Konstrukt ist.
Das Unbewußte ist echter und ich würde es dann so lassen. Ist die Geschichte bewußt konstruiert, würde ich weiterkonstruieren... ;)

Sicher soll man seine Geschichten immer bearbeiten und besser machen, beim Surrealen sehe ich das - bei Geschichten dieser Art - aber eben ein bisschen anders... Aber ich weiß auch, daß ich mit der Meinung vermutlich ganz alleine bin...

Alles liebe
Susi

 

@Häferl
ich unterstelle bei Beiträgen zum Challenge, dass der Autor nicht den Traum der letzten Nacht niedergeschrieben hat (die meisten Unterbewußtseine :) reagieren nicht pünktlich zum Challenge), sondern mehr zum bewußten Konstrukt tendiert hat (also nicht bewußtlos).
Ach, und so allein bist du nicht... ;)
Gruß vom querkopp

 

Hallo!
Sorry, hab lang nix von mir hören lassen ... :shy:

also, dann wollen wir mal aufräumen :D

@mueckstein, liz, häferl & querkopp:

Danke erstmal für die im ganzen positive Kritik. Ich weiß, dass der Text nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Das soll er auch gar nicht sein. Es ist eher die Niederschrift einer Stimmung, in der man alles um sich herum erlebt und am Ende mit einem Fragezeichen im Gesicht stehenbleibt - wie mueckstein so schön sagte: Manchmal macht das Leben sowas.

Häferl: Das Ziel hat sich nicht wirklich verändert, der Protagonist ist nur mehr oder weniger ohne eigene Einwirkung "hingeschwemmt" worden und könnte sich nun die Frage stellen, wo er eigentlich ursprünglich hinwollte - und ob er überhaupt irgendwo hinwollte.

querkopp: ok, ich werde bis zum ende der zweiten challenge-phase darüber nachdenken, ob ich die Gratwanderung zwischen Sinngehalt und zusammenhanglos Erlebtem etwas eleganter hinbekomme.
Im übrigen ist das hier wohl so ein mittelweg ... es ist weder der Traum von letzter Nacht, den ich so, wie ich ihn geträumt hab, niedergeschrieben habe, noch ist es ein wirklich bewusst konstruierter Plot ... Eher so eine Art Momentaufnahme eines vereinzelt auftretenden Phänomens ...

@ bigmica: ich gebe Dir Recht, einen vordergründigen Sinn gibt es nicht, sondern nur die oben schon erwähnte Stimmung. Hast Du es schon einmal erlebt, dass um Dich herum diverses passiert und am Ende, möglicherweise nach Stunden, fragst Du Dich, wo eigentlich die Logik hinter allem steckte?
ok, beim zweiten oder dritten oder ...... Lesen empfand ich die Stellen auch als etwas unelegant, aber wenn ich mich dann wieder in die Stimmung hineinversetze, in der ich geschrieben habe, dann passts wieder ... lässt sich vielleicht nicht anders rüberbringen *schulterzuck*

@ponch
Sei mir nicht bös, aber Du bist "heut" mein Quoten-Kritiker. Man kann keine Geschichte schreiben, die allen gleich gut gefällt. Du empfindest sie (wenn ich dich recht verstehe) als wild zusammengestückelt. Das mag sie nüchtern betrachtet auch sein. Ich kann Dir aber versichern, dass ich mich beim Schreiben nicht einmal gefragt habe, was ich jetzt noch hinzufügen könnte. Das ist auch der Grund dafür, warum ich bisher abgesehen von ein - zwei Rechtschreibfehlern (ja, es heisst prompt, Asche über mein Haupt *schütt* :D) nichts daran geändert habe.

Resignation ist aber - denke ich - das falsche Wort, um diese Stimmung zu beschreiben. Sie ist eher wertungsfrei, ein völlig unbeteiligtes neben-sich-stehen.

Abschliessend stelle ich fest, dass hier genau das zutage tritt, was ich in diesem challenge erwartet habe ... nämlich dass sich hier so sehr wie nirgendwo sonst die Geister scheiden: während einer die Geschichte zu verstehen glaubt und sie mag, kann der andere ihr absolut nichts abgewinnen ... schön, das trägt zur Vielfalt bei :D

 

Hallo SaltyCat,

die Geschichte hat für mich eine schöne, melancholische Stimmung. Surreal ist sie auch, aber ich vermisse, daß ich keine weiteren Assoziationen zur Psyche, den inneren Spannungen des Protagonisten (die ja zur besonderen Sicht seiner Umwelt führen) ableiten konnte.


Tschüß... Woltochinon

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom