Abend bei Monsters
Abend bei Monsters
Wie jeden Abend brachte Papa Monster die Kinder zu Bett: "So, nun noch eine gruselige Schlechte-Nacht-Geschichte, dann wird aber geschlafen! Und das mir hier keiner was Schlimmes von weißen Wattewölkchen an friedlichem, blauem Frühlingshimmel oder etwas ähnlich Grässliches träumt!" Der Monster-Papa schüttelte sich schaudernd.
Als die kleinen Monsterchen schließlich endlich zu schlafen schienen, schlüpfte der Monster-Papa leise zurück in die Wohnhöhle zu seiner Monster-Frau, setzte sich wohlig seufzend vor den Fernseher und legte die Monsterfüße hoch. Doch kaum hatten sie die Begrüßungsworte des "Monsterthemen"-Moderators gehört und ein paar getrocknete Fliegen geknabbert, öffnete sich die Kindermonsterhöhlentür wieder und Urks, das kleinste Monsterkind, streckte den Kopf heraus.
"Ich kann nicht schlafen!" schluchzte er bitterlich und dicke grün-lila Tränen rollten an seinen kurzen Kindermonster-Schnurrbarthaaren herab. "Unter meinem Bett lauert bestimmt ein Mensch, ich weiß es ganz genau!" Die Monster-Mama stöhnte auf: "Oh nein, nicht schon wieder! Jeden Abend das gleiche Spiel!"
"Nun lass doch den Kleinen", sagte der Monster-Papa. "Ich kann ihn gut verstehen, ich hatte als Kind auch immer Angst vor Menschen unterm Bett."
Und wie jeden Abend brachte der Monster-Papa den kleinen Urks wieder zurück in die Kindermonsterhöhle, guckte unter Urks‘ Bett und öffnete prüfend die Schranktür. Er zog alle Schubladen auf, spähte hinter die Vorhänge und beruhigte den Kleinen schließlich: "Mach dir keine Sorgen, mein kleiner Urks, ich habe alles abgesucht. Kein Mensch zu sehen! Du bist in Sicherheit. In Wirklichkeit gibt es doch hier gar keine Menschen! Und jetzt mach die Monsteräuglein zu und schlaf schön!"
Und wirklich kuschelte sich Urks erleichtert in seine Bettdecke und schlummerte ein.
Oh, wenn er gewusst hätte, wie viel Menschenkinder es gibt, die sich vor Monstern unter ihrem Bett fürchten, dann wäre er wohl ganz durcheinander gewesen ...