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Abend bei Freunden

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06.12.2010
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Abend bei Freunden

Die Frage, warum es denn so lange dauere, bis er im Bad fertig sei, konnte er nur übergehen, da jedes Wort ohnehin überhört werden musste. Anders war schon lange nicht mehr zu leben. Der Blick in den Spiegel verriet genau das und er konnte sich nur hassen für die Entscheidung, ihr Begleiter an diesem Abend zu sein. Dass er ihr Ehemann war, wurde ihm an solchen Abenden bitterlich bewusst und er fühlte kein Mittel zu entkommen, sondern sah sich schon in der ewigen Spirale, die sich vom heißen Fußboden löste und ihn in sich verschlang, so dass an gemeinsame Abende gar nicht mehr zu denken war. Unten angekommen vernahm er ihren Atem, ohne sie zu sehen und er roch ihren Duft, ohne sie zu sehen und er spürte ihre kalte Hand, ohne sie zu sehen. Alles lief von selbst und er konnte nur überraschend feststellen, an dem bezaubernd gedeckten Tisch der Leute zu sitzen, die ihm schon bekannt vorkamen, aber meistens fremd schienen. Er dachte an die Katze, die ihm am selben Tag über den Weg gelaufen war und die Streicheleinheiten, die sie von ihm ergattert hatte und er wünschte sich nichts sehnlicher als die Katze als Tischgenosse an diesem Abend. Er hätte sie weiterhin gestreichelt und hätte festgestellt, dass die Unterhaltung mit ihr viel ergiebiger wäre und dass er von einer solchen Begegnung nur profitieren könne. Stattdessen fühlte er das silberne und kalte Besteck in seinen Händen und konnte nicht mal mehr Freude entwickeln, das vor ihm liegende Opfer zu verspeisen.
Alles war mühsam, bis sich das Dessert nahte, auf das er schon den gesamten Abend gewartet hatte. Er wünschte Apfelstrudel mit einer heißen Vanillesauce und musste beim Anblick der von der Gastgeberin präferierten Wahl doch überrascht gewesen sein. Sie hatte es tatsächlich gewagt, Menschenfinger auf den Teller zu legen. Sicher waren noch einzelne Garnierungen dabei, aber die Finger waren nicht zu übersehen und wollten offensichtlich gegessen werden. Er fragte sie, wie sie denn auf eine solche Idee gestoßen sei und sie verwies rötlich auf ihre blühende Phantasie, die sie immer wieder neu inspiriere. Die Wahl war in der Tat sorgfältig: Es handelte sich um eine zarte Frauenhand, deren Zartheit kaum beschrieben werden konnten, weil sie so zart war, dass er sie am liebsten unberührt gelassen hätte. Auf der anderen Seite wollte er die Gastgeberin nicht enttäuschen und er setzte mit gemischten Gefühlen zum ersten Bissen an. Nicht, dass er schon in diesem Metier geübt war, aber stets neugierig, neues Terrain zu erkunden, konnte er nicht anders als zu wagen. Im Moment, in dem sich sein großer Mund öffnete und er ansetzen wollte, damit alles vernichtet sei, stand seine Frau im Raum, deren Abwesenheit er zuvor nicht bemerkt hatte. Sie schluchzte und genau das ließ ihn aufmerksam werden, denn es gehörte eine Menge dazu, dass sie, die Ehefrau, schluchzte und er überlegte, wann er dies das letzte Mal erlebt hatte. Ihr Schluchzen lenkte seinen Blick auf sie und in der Tat musste er nun feststellen, dass sie litt. So gerne hätte er sie im Leiden alleine gelassen, aber er konnte nicht, da sie den Teppich der Freunde beschmutzte. Sie weinte nun jämmerlich und erst jetzt erkannte er, dass die Finger, die noch fast warm vor ihm auf dem Teller lagen, seiner Frau gehören mussten. Anders konnte er sich es nicht erklären, dass gerade sie, die sonst alles beisammen hält, nur noch einen Armstumpf besaß, aus dem ganz rasch und unverhältnismäßig das Blut herausfloss. Die Gewissheit, sie so lebendig zu sehen, war Genuss genug, da er sich sooft gefragt hatte, ob sie überhaupt ein Mensch sei. Der Beweis war nun vorliegend, aber daran konnte er nicht denken. Er musste die Lage beruhigen, aber ihm fiel gerade in dieser entscheidenden Situation nichts ein, um die Freunde wegen des beschmutzten Teppichs zu besänftigen.
Er hatte noch gar nicht daran gedacht, warum seiner Frau die Finger fehlten, da fügte sie schon an, dass es auf der Toilette zu einem Kampf gekommen sei, aber dass sie noch so verwirrt sei, um die Frage, wer der oder die Täterin sei, gar nicht beantworten könne. Alles sei so schnell gegangen und dunkel sei es auf der Toilette auch gewesen, so dass nur das Flurlicht, das durch das Schlüsselloch gekommen war, zumindest Anhaltspunkte geben könne. Er war in diesem Moment nur froh, dass er die ganze Zeit am Tisch gesessen war; anderenfalls hätte man ihn am Ende für die Tat verantwortlich gemacht. Nicht abzustreiten war nämlich, dass Motive für eine solche Tat bestanden und umso freudiger und gelassener ging er an die Tätersuche heran. Auffallend war das Schweigen der Gastgeberin, die, das war allen Anwesenden klar, mit der Tat in Verbindung stehen musste - wie sonst hätten die Finger seiner Frau in die Küche und anschließend auf die Teller kommen können. Ihr Ehemann, also der Gastgeber, zeigte sich ganz galant und scheute sich, seiner Vertrauten unangenehme Fragen zu stellen. Am liebsten wäre er wahrscheinlich in das große, weitläufige Nebenzimmer gegangen, hätte einen Cognac geholt und diesen in weite, riesige Gläser geleert. Das tat er nicht, wohl weil die Notleidende ja noch immer auf dem Teppich und somit zwischen Ess- und Wohnzimmer stand und den Weg mit ihren blutigen Händen versperrte. Niemand hätte sich wohl an ihr vorbeigetraut, da das Blut auch so besorgniserregend schnell aus ihren Adern schoss. Man hatte das Gefühl, es jedem Blutstropfen, der auf den Boden fiel, schuldig zu sein, den Täter nun doch aufzuspüren und somit auch für alle Beteiligten unangenehme Situationen hinzunehmen. Die Gastgeberin ging in die Küche voraus und erklärte allen Umstehenden, die ja immer noch leicht hungrig waren, dass es ihr unerklärlich sei, wie die Finger in den Kochtopf kommen konnten. Sie zeigte auf den Teller, der neben dem Herd stand und beharrte darauf, das Fleischstück, das allerdings noch auf dem Teller lag, in das heiße Wasser gelegt zu haben. Sie könne sich das Missgeschick nur mit kurzfristig entstandenen Stress in der Küche erklären und am Ende war es wieder ihr Mann, der dafür hinhalten musste. Wenn auch ihre Darlegung wenig schlüssig aufgebaut war, fiel die Gastgeberin aus dem Kreis der Verdächtigten heraus. Sie war zu nett, als dass sie zu einer solchen Tat fähig war.
Mittlerweile bemerkten alle, dass das Opfer gar nicht in die Küche mitgekommen war; der ursprünglich gehegte Groll wegen der Annahme, sie interessiere sich gar nicht für den Prozess, löste sich in Luft auf, als sie das Esszimmer betraten und die Notleidende mittlerweile auf dem Teppich zusammengesunken vorfanden. Ihr Anblick war wahrhaftig ein Graus und selbst der Ehemann musste eines seiner zwei Augen schließen, um sich in erneuter Sicherheit zu wähnen. Doch der Prozess ging weiter und niemand konnte jetzt mehr an das eigentliche Opfer denken. Es ließ sich nicht verweigern, den Tatort, d.h. die Toilette, aufzusuchen. Dort, so war ja erzählt worden, sei ja alles passiert und nur hier, das war allen Beteiligten bewusst, konnte sich der Schlüssel für dieses abendliche Rätsel finden lassen. Auf dem Weg dorthin ereignete sich etwas Sonderbares: Der Gastgeber brach plötzlich weinend zusammen und nahm alle Schuld auf sich, obwohl er vergewisserte, nicht der eigentliche Täter zu sein. In der Tat erinnerte sich der Gast, dass der Gastgeber zu dem Zeitpunkt, als seine Frau abwesend war, abwesend war. Er ärgerte sich, noch gar nicht in Erwägung gezogen zu haben, dass dies ein wichtiger Indiz für den Prozess sein könnte und beschloss nun, umso härter und entschlossener fortzufahren. Er verlangte von dem Gastgeber eine genaue Erklärung: Er sei der Bekannten durch den Flur auf dem Weg zur Toilette verfolgt, da er, so nannte er es, eine Anziehung von ihr, also der fremden Ehefrau, spürte. Er sehnte sich nach einer Erwiderung dieser Kraft, die so schwer zu fassen war und traute sich doch nicht recht, sich ihr in den Weg zu stellen und deutliche Anzeichen zu geben. Stattdessen verschwand sie schnell hinter der Tür. Nach einer Weile entschloss er sich, durch das Schlüsselloch zu spicken, um zumindest auf diesem Weg ein bisschen Liebe zu erhaschen, der er doch sooft schon widersagen musste. Er erläuterte weiter, wie er sich gewundert habe, kein Licht in der Toilette und somit auch kein Objekt gefunden zu haben. Erschrocken, so weiter, sei er gewesen, als eine schreiende Stimme an sein Ohr hämmerte, er möge sofort von der Tür wegtreten, da er dem Licht, das durch das Schlüsselloch in die Toilette leuchte, den Weg abschneide. Er befahl sofort, da es sich wie ein Todesruf anhörte. Wie in Starre wartete er kauernd an der Tür, da er meinte, jede Bewegung sei sein oder vielleicht auch ihr Todesurteil. Er hörte lange nichts und dann kam sie doch in unschuldigem Gang aus der Tür und hatte nur ein müdes und erbärmliches Lächeln für ihn übrig. Er ging sofort in das Bad und sah im Waschbecken die blutigen Finger und auf dem Boden das blutige Messer und in dem Raum die blutige Anziehung. Nur zur Tarnung, so erklärte er weiter, hätte er die Finger eingesammelt und seiner Frau heimlich in den Kochtopf geschmuggelt; er dachte, auf diese Weise könnte das Geschehen doch nochmals eine Wendung bekommen. Doch nun müsse er einsehen, dass die Wahrheit immer an sich Licht komme und dass er sich für seine Tat so schäme und dass er hoffe, dass seine Frau trotz des Geständnisses bei ihm bleibe.
Unter dem Schluchzen des Gastgebers war fast vergessen worden, dass sich im Prozess ein ganz neuer Aspekt herauskristallisiert hatte und es entwickelte sich in der Runde ein beredtes Schweigen, das womöglich ein Schamgefühl über die nicht geleistete Hilfe für die offenbar hilfesuchende Ehefrau ausdrückte. Gerne hätte der Mann seine Frau gefragt, was sie zu dieser Tat veranlasst hatte, aber als sie in das Esszimmer zurückkehrten, mussten sie feststellen, dass sie nicht mehr nur dalag, sondern eine blutige Einheit mit dem Teppich bildete und unmöglich von diesem unterschieden werden konnte. So war der Ausgang dieses Abends doch recht offen und der Ehemann überlegte auf der gesamten Heimfahrt in seinem Auto, wie es zu einer solchen Entwicklung haben kommen können.

 

Guten Abend und willkommen, ts55,

durch Deinen absatzlosen Brutalklotz von einem Einstandstext habe ich mich gern, aber mit viel Geblinzel gebissen. Das flimmert vor den Augen und klingt völlig atemlos. Mir hat es gefallen.
Horror ist das sicher nicht, eher ... ich weiß auch nicht. Slapstick? Es wird so dahergehaspelt, von ganz weit weg aus der Sicht eines sehr eigenartigen Helden eigentlich am Leser vorbeigebetet, aber daneben, beim Zusehen sozusagen, geschieht nur wenig und ganz langsam. Deine Geschichte spielt in zwei Geschwindigkeitsstufen gleichzeitig, das fand ich toll.

Gespenstisch fand ich, daß sie keinen Soundtrack hat. Man hört ja nichts! Das ist sehr gruselig. Alles wie durch Milchglas. Überhaupt ist nicht die Handlung dieser Geschichte erschreckend, sondern die Stille und Ferne, in der da Menschen wie vollkommen fremdartige Wesen unerklärlich und heillos herumagieren. Und dieser trockene Schachtelstil, den Du übrigens ziemlich gut durchhältst, wenn auch Deine Kommasetzung des Teufels ist.
Falls Du Textarbeiten planst, würde ich neben den Kommas auch die Zeiten und den Konjunktiv nochmal checken. Da ist ein ziemliches Chaos drin. Aufräumarbeiten würden dem Stil nicht schaden, im Gegenteil, er würde durch penible Formkorrektheit noch einen Tick trockener.

Diese Sätze mochte ich besonders:

So gerne hätte er sie im Leiden alleine gelassen, aber er konnte nicht, da sie den Teppich der Freunde beschmutzte.
Anders konnte er sich es nicht erklären, dass gerade sie, die sonst alles beisammen hält, nur noch einen Armstumpf besaß
beisammenhält gehört übrigens zusammengeschrieben.
Am liebsten wäre er wahrscheinlich in das große, weitläufige Nebenzimmer gegangen, hätte einen Cognac geholt und diesen in weite, riesige Gläser geleert.
Mein Lieblingssatz. :thumbsup:

An manchen Stellen bist Du über Deine Schachteln gestolpert, hier sind Beispiele, aber da ist noch mehr:

dass sie noch so verwirrt sei, um die Frage, wer der oder die Täterin sei, gar nicht beantworten könne.
In der Tat erinnerte sich der Gast, dass der Gastgeber zu dem Zeitpunkt, als seine Frau abwesend war, abwesend war.
der ist aber auch klasse, der Satz. :D
Er sei der Bekannten durch den Flur auf dem Weg zur Toilette verfolgt,
Doch nun müsse er einsehen, dass die Wahrheit immer an sich Licht komme
wie es zu einer solchen Entwicklung haben kommen können.
Schöner Schluß auch.

Viel Spaß noch hier!
Makita.

 

hallo makita,
danke für deine antwort. ich weiß auch nicht genau, welches genre ich da gewählt habe..vielleicht ist es besser, eine mögliche nächste geschichte in der rubrik "seltsam" zu veröffentlichen:)
und danke für dein aufmerksames durchlesen! wirklich erstaunlich, wieviele kleinigkeiten das auge übersieht, obwohl ich den text einige male durchgelesen habe. nun noch eine bitte, falls du zeit und lust hast: könntest du mir ein paar textbeispiele nennen, bei denen ich konjunktiv-, zeiten-, bzw. kommata-fehler mache. manchmal (nicht immer:)) vertausche ich konjunktiv und indikativ auch absichtlich, um wirklichkeit und fiktion miteinander zu vermengen. kommasetzung mache ich zugegeben meist aus dem gefühl heraus, aber stets in der hoffnung, dass sie in einklang mit den vorschriften steht:)
danke und viele grüße, ts55

 
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Du willst also Textarbeit? Wenn Du das mal nicht bereuen wirst. :D

Ich werde den ganzen Klotz durchackern, dann verstehst Du, was ich meine. Such Dir nachher aus, was Du brauchen kannst.

Wegen der Kommasetzung: Du hast irre viele Sätze drin, die aus zwei oder mehreren mit und verbundenen Hauptsätzen bestehen. Hier ist der erste davon als Beispiel:

Der Blick in den Spiegel verriet genau das und er konnte sich nur hassen für die Entscheidung, ihr Begleiter an diesem Abend zu sein.
Früher mußte man in diesem Fall vor und ein Komma setzen. Das muß man heute nicht mehr, aber man kann es tun, um den Satz besser zu gliedern.
Der Beispielsatz da oben ist relativ kurz, außerdem kommt nach dem und sofort das Subjekt, da weiß man beim Lesen sofort, wie die Teile zusammengehören.

Hier ist ein längerer Satz, in dem zwei dieser Kommata vor und nicht gesetzt sind:

Unten angekommen vernahm er ihren Atem, ohne sie zu sehen(,) und er roch ihren Duft, ohne sie zu sehen(,) und er spürte ihre kalte Hand, ohne sie zu sehen.
Hier würde ich Kommas empfehlen, um den Einschub ohne sie zu sehen besser abzusetzen, für das Ohr, das auch beim Leiselesen mithört. Ich würde auch ein Komma nach angekommen setzen.

Hier wieder Einschübe, Zusatzinfos, die ich auch am Ende mit Kommata abgrenzen würde:

Er dachte an die Katze, die ihm am selben Tag über den Weg gelaufen war(,) und die Streicheleinheiten, die sie von ihm ergattert hatte(,) und er wünschte sich nichts sehnlicher als die Katze als Tischgenosse an diesem Abend.

Hier ist eine Stelle, an der ich die Zeitform kraus fand:
Er wünschte Apfelstrudel mit einer heißen Vanillesauce
Das hatte er gewünscht, würde ich sagen. Klar wünscht er es sich immer noch, weil es ja noch nicht auf dem Teller liegt, aber trotzdem. Das ist ja nichts, was er gerade jetzt macht, sondern etwas, das in fernerer Vergangenheit anfing und andauert. Der weitere Verlauf ist in mehrfacher Hinsicht kraus:
und musste beim Anblick der von der Gastgeberin präferierten Wahl doch überrascht gewesen sein.
Erstens verläßt Du hier die Perspektive. Das hat mich voll rausgehauen. Wer denkt sich da plötzlich, der Held müsse überrascht gewesen sein?
Dann: Die Gastgeberin hat ja nicht aus verschiedenen Wahlen eine vorgezogen, sondern aus verschiedenen Möglichkeiten eine gewählt. Da würde eine getroffene statt einer präferierten Wahl runder klingen.
Willst Du das Wort unbedingt, dann hat sie eben eine Speise o.ä. präferiert. Der ganze Satz hört sich an, als sei er aus Freude am Girlandenspannen etwas aus den Fugen geraten.
Er fragte sie, wie sie denn auf eine solche Idee gestoßen sei, und sie verwies rötlich auf ihre blühende Phantasie
Die Wahl war in der Tat sorgfältig:
war sorgfältig gewesen
konnte er nicht anders, als zu wagen.
Frag mich bloß nicht, wie die Regel dazu heißt. Aber mach den Satz irgendwie länger, dann siehst Du es, z.B. so: Konnte nicht anders, als das Wagnis auf sich zu nehmen.
es gehörte eine Menge dazu, dass sie, die Ehefrau, schluchzte, und er überlegte, wann er dies das letzte Mal erlebt hatte.
sonst gehört auch eine Menge dazu, daß er überlegt, und man muß es sich zurechtheddern.
Ihr Schluchzen lenkte seinen Blick auf sie, und in der Tat musste er nun feststellen
das ist eins, das man freiwillig machen könnte, damit es nicht stolperig klingt. Genau wie hier:
Sie weinte nun jämmerlich, und erst jetzt erkannte er
sonst klingt es zuerst so, als weine sie 1. jämmerlich und 2. erst jetzt, im Gegensatz zu vorher, da sie nicht weinte.
da er sich sooft gefragt hatte
so oft.
aber dass sie noch so verwirrt sei, um die Frage, wer der oder die Täterin sei, gar nicht beantworten könne.
Benörgelt hatte ich den ja schon. Entweder brauchst Du hier: Daß sie zu verwirrt sei, um die Frage beantworten zu können, oder
daß sie noch so verwirrt sei, daß sie die Frage gar nicht beantworten könne, oder
daß sie noch so verwirrt sei und die Frage gar nicht etc.
dann: der oder die Täterin ist kaputt. Entweder der Täter oder die Täterin, oder, weniger wirr formuliert, dafür mit mehr Optionen: ... der oder die Täter.
dass er die ganze Zeit am Tisch gesessen war
gesessen hatte
anderenfalls
andernfalls oder anderen Falls
Nicht abzustreiten war nämlich, dass Motive für eine solche Tat bestanden, und umso freudiger
wohl weil die Notleidende ja noch immer (...). Niemand hätte sich wohl
das erste wohl würd ich streichen.
dass es ihr unerklärlich sei, wie die Finger in den Kochtopf kommen konnten.
hatten kommen können. :aua:
Sie zeigte auf den Teller, der neben dem Herd stand, und beharrte darauf,
nur mit kurzfristig entstandenem Stress in der Küche erklären
Sie war zu nett, als dass sie zu einer solchen Tat fähig war.
fähig wäre.
niemand konnte jetzt mehr an das eigentliche Opfer denken. Es ließ sich nicht verweigern, den Tatort, d.h. die Toilette, aufzusuchen.
Da dachte ich beim Lesen zuerst, das Opfer ließe sich nicht verweigern. Mit einem Absatz ... aber da sind ja nirgends Absätze. Du könntest auch etwas Deutlicheres schreiben wie Es war unumgänglich oder Nun verfiel man darauf, ...
Dort, so war ja erzählt worden, sei ja alles passiert und nur hier, das war allen Beteiligten bewusst, konnte sich der Schlüssel für dieses abendliche Rätsel finden lassen.
Das ist over the edge, finde ich. Hier, dort, zweimal ja, erst Indikativ, dann Konjunktiv, sehr chaotischer Satz.
obwohl er vergewisserte, nicht der eigentliche Täter zu sein.
das Wort paßt da nicht. Eher versicherte. Man vergewissert sich (einer Tatsache z.B.)
In der Tat erinnerte sich der Gast, dass der Gastgeber zu dem Zeitpunkt, als seine Frau abwesend war, abwesend war.
Also, dieser Satz ... :lol: Wie Du den aufräumen könntest, puh, echt knifflig. Vielleicht ganz konventionell retten, so:
..., dass seine Frau und die des Gastgebers zur gleichen Zeit/gleichzeitig abwesend ... ähm ... gewesen waren! :silly:
dass dies ein wichtiges Indiz für den Prozess sein könnte, und beschloss nun,
könne wär hier besser als könnte *find*
Er verlangte von dem Gastgeber eine genaue Erklärung: Er sei der Bekannten durch den Flur auf dem Weg zur Toilette gefolgt, da er, so nannte er es, eine Anziehung von ihr, also der fremden Ehefrau, spürte.
Das ist wüst verwurstet. Das kommt von den gleichen Satzanfängen, da weiß man nicht, daß Er beim zweiten Mal der Gastgeber ist. Sind ja keine Absätze drin! Mit einem Absatz ... :mad:
So zB ließe es sich entwursten:
Er verlangte von dem Gastgeber eine genaue Erklärung, woraufhin dieser vorbrachte, er sei der fremden Ehefrau durch den Flur auf dem Weg zur Toilette gefolgt, da er, so nannte er es, eine Anziehung von ihr gespürt habe.
Er sehnte sich nach einer Erwiderung dieser Kraft, die so schwer zu fassen war, und traute sich doch nicht recht
,
um zumindest auf diesem Weg ein bisschen Liebe zu erhaschen, der er doch so oft schon widersagen musste.
hatte widersagen müssen
Er befahl sofort, da es sich wie ein Todesruf anhörte.
:confused: Am ehesten wohl hier: Er hatte sofort gehorcht. Anders wüßte ich auch nicht. Der ganze folgende Part, was er eben erzählt, müßte eigentlich auch ins Plusquamperfekt, aber weil Plusquamperfekt nervt, wenn es in vielen Sätzen hintereinander kommt, wird in solchen Fällen gern und berechtigt darüber hinweggegangen. :)
Nur zur Tarnung, so erklärte er weiter, hätte er die Finger eingesammelt und seiner Frau heimlich in den Kochtopf geschmuggelt; er dachte, auf diese Weise könnte das Geschehen doch nochmals eine Wendung bekommen.
habe & könne wären eleganter.
dass die Wahrheit immer an sich Licht komme und dass er sich für seine Tat so schäme und dass er hoffe, dass seine Frau trotz des Geständnisses bei ihm bleibe.

Hier könnte man schön schleifen:
..., dass die Wahrheit immer ans Licht komme, dass er sich für seine Tat schäme und hoffe, seine Frau möge/werde trotz des Geständnisses bei ihm bleiben.
war fast vergessen worden, dass sich im Prozess ein ganz neuer Aspekt herauskristallisiert hatte, und es entwickelte sich
der Ehemann überlegte auf der gesamten Heimfahrt in seinem Auto, wie es zu einer solchen Entwicklung haben kommen können.
hatte kommen können.

Gruß!
Makita.

 
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Hallo ts55, herzlich willkommen hier!

Deine Geschichte lässt mich zwiegespalten zurück. Du schreibst, dass der Stil bewusst gewählt ist, um Realität und Traumhaftes zu vermischen. Das ist in Ordnung. Auf der anderen Seite mag ich ihn dadurch trotzdem nicht lieber.
Der Text ist anstrengend; ein paar Mal habe ich mich ertappt, wie ich las, ohne das Gelesene zu verarbeiten.
So ein fordernder Stil ist auf jeden Fall interessant, aber wenn ich mich durch so etwas durchkämpfe, will ich auch irgendwie dafür belohnt werden. Wenn also irgendwelche Pfiffigkeiten so verpackt werden, ist das in Ordnung. Aber so... Ich entwirre, und dabei kommt nur "Normales" heraus. Hat mir nicht so Spaß gemacht. Vor allem bei z.B.:

Unten angekommen vernahm er ihren Atem, ohne sie zu sehen und er roch ihren Duft, ohne sie zu sehen und er spürte ihre kalte Hand, ohne sie zu sehen.
(finde ich einfach unschön)
oder:
Es handelte sich um eine zarte Frauenhand, deren Zartheit kaum beschrieben werden konnten, weil sie so zart war, dass er sie am liebsten unberührt gelassen hätte.
(schwafelschwafel)

Teilweise hast du m.E. Sachen geschrieben, nur um irgendwelche komischen Formulierungen einzubringen, das fand ich nervig.

Also, ich finde den Stil mit deiner Begründung in Ordnung, aber ich mag ihn halt leider nicht.. ;)

Außerdem fände ich "Seltsames" auch passender..

Viele Grüße,
Maeuser

P.S.: Ein Logikfehler?

Das tat er nicht, wohl weil die Notleidende ja noch immer auf dem Teppich und somit zwischen Ess- und Wohnzimmer stand und den Weg mit ihren blutigen Händen versperrte.
Da sie nur noch eine Hand hat, müsste hier Singular hin.

 
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Moi ts55,

und ein herzliches Willkommen im Forum! ;)

Ich kann mit dem Text gar nix anfangen, weil es mehr eine etwas umständlich geschilderte Szene plus ein paar Gedanken ist, als eine sorgfältig ausgearbeitete KG mit Spannungsbogen und innovativem plot. Dies hier erinnert mich an viel zu viele stories, wo ein Jemand einen anderen Jemand ohne Grund lebend im Keller seziert und einige 'psychopathische' Ideen einwirft. Für eine Handlung, die fesseln könnte, ist das zu wenig Unterbau.

Joar, ein paar blutige Finger und so ist schon ok in Horror, ebensogut könnte er auch nach Seltsam wandern - sag Bescheid, wenn ich verschieben soll.

Der Text könnte gewinnen, wenn Du die indirekte Rede durch Präsens aktiv ersetzen würdest, auf mich wirkt das verkrampft, bemüht auf einen bestimmten (pseudointellektuellen) Stil getrimmt; zudem hält es einen auf Distanz und langweilt nach ein paar Sätzen. Es passiert nämlich nichts Aufsehenerregendes, was vllt noch als Kontrast dienen könnte. Und für einen altmodischen Stil paßt wieder die Erzählhaltung/Perspektive nicht - liest sich wie nicht Fisch und nicht Fleisch, sori.

Zum Verschieben oder nicht - und wenn wohin - kannst Du mir hier im thread oder per PN antworten.

Herzlichst,
Katla

 

@makita: danke für die gründliche analyse des textes!
@maeuser+katla: danke für die ehrliche rückmeldung. ich fürchte, meine botschaft ist nicht deutlich geworden.
@katla: wenn es ok ist, kannst du den text einfach hier lassen. bei möglichen nachfolgern weiß ich dann bescheid.
viele grüße ts55

 

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