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Ab-ge-fuckt

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10.03.2008
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Ab-ge-fuckt

Es war ein grauer Donnerstag und die Geschäfte hatten jetzt, nach 22 Uhr, geschlossen. Ich schlenderte am Rand der Hauptstraße entlang und wurde auf ein paar jugendliche Stimmen aufmerksam. Ihrer Richtung folgend gelangte ich alsbald an eine Tankstelle, die gleißend hell strahlte. Ich kaufte mir einen kleinen „Midnight- Snack“ und stellte mich an einen Stehtisch in die Nähe der Teens.
„What's up, Lukas?“, rief der Eine gerade einem weiteren Ankömmling zu.
„Ich bin total frustrated“, murrte der Andere, Lukas, wie ich nun wusste.
„Was ist mit dir los, Dude?“
„Tja da bin ich gestern mit dem Jeep meines Dads durch die Stadt gecruised. Geiles Feeling, sag ich dir. Da seh ich mein aufgebitchtes Date, Anna und einen Typen in Baggy's. Wollte die Lage erstmal abchecken. Bin also mit meinem Ride da vorgefahren.“
„Yo und weiter?“
„ Als der Typ mich sieht, labert der erstmal voll Bullshit von wegen: 'Sag Good-bye zu deinem Baby.' Den Nerd hätt ich gern gekickt. Und Exbunny Anna läuft dem Looser auch noch hinterher.“
„Oh das ist abgefuckt. Sorry Alter. Aber bei mir ist es auch nicht chillig.“
„Was los, Gusti?“
„Meine Mum kommt gestern in mein Zimmer und hält 'ne Tüte Weed von mir in der Hand.“
Lukas stieß einen jaulenden Laut aus.
„Whooo, das ist megaheavy Mann! Hat sie dich gekillt?“
„Die Alte ist so abegspaced. Die war wahrscheinlich selbst auf 'nem acid-trip. Die hat gemeint, dass sie mir den Stuff jetzt immer abcashed, wenn ich's nochmal mit home schleppe.“
„Damn!“
„Die is voll bitchy. Ich hab auch eigentlich Hausarrest, aber ich hab mich verpisst.“
„Die hat dich ja voll gedisst, Digger. Deine Mutter is' sowas von Oldschool.“
„Na ich muss mit ihr'n Deal machen. Am besten wir rauchen den Shit jetzt auch nur noch im Club.“
„Allright, chiggen wir das Zeug halt bei der Crew. Was für ' n Deal?“
„No idea. Tight muss er sein. Ey I'am on the run, denn wenn es so weiter geht dann bin ich down low!“
Gesättigt und amüsiert war ich nun auf der Suche nach einem Mülleimer. Ich passierte dabei die Stelle, an der die Jungen standen.
„Just send her a gift!“, grinste ich und verließ den Ort.
„Was will der Freak?“, hörte ich noch den Einen.
„Der will, dass du deine Mutter vergiftest.“
„Ist der shizo? Let's go. Hier wird's mir zu stressig.“

 

Ach ja, die Jugendlichen, die mit Ihren Anglizismen die schöne Deutsche Sprache versauen, denen fühlen wir uns jetzt alle mal überlegen.

Hätte in ähnlicher Form auch schon in den Achtzigern geschrieben werden können, oder in den Sechzigern, von wegen "shit rauchen" und "acid-trip". Und ist auch geschrieben worden.

Der gesamte Dialog existiert nur, um den vermeintlichen Jugendjargon daran aufzuhängen. Und die Sprache wirkt, als habe man Bruchstücke von U-Bahn-Konversationen aufgeschnappt und dann zum Zweck der "Satire" auf die Spitze getrieben, aber das auch nur halbherzig.

Der finale Gag, dass die dümmlichen Prolls das Englische natürlich eigentlich gar nicht verstehen können, ist leider äußerst lahm.

Und aus welcher Sprache stammt bitte das Wort "shizo"? Chinesisch?

Sorry, outerly up-gedroschen, old house! Better luck next time.

 

Hallo Schreibhörnchen,

das könnte eine Satire auf die Sprache und den Zustand unserer heutigen Jugendlichen sein, wenn du mehr draus gemacht hättest.
Zunächst erstmal ist der Anfang viel zu behäbig. Das ist alles unwichtig, dass die Geschäfte zu haben und dein Protagonist dann zur Tanke geht und dort was kauft und sich zu Jugendlichen stellt, um sie zu belauschen. Das könnte gleich zur Sache kommen, indem du die Jugendlichen sprechen lässt und allenfalls vorweg den Ort ihres Aufenthalts benennst.

Dann erfolgt ausschließlich die Wiedergabe der wörtlichen Rede, aber sonst passiert nix. Das ist so wie es da steht gewiss eine ordentliche Milieustudie, aber wo ist nun die Satire?

Meiner Meinung nach verschenkst du den richtigen Moment, um aus dem Ganzen eine Satire zu machen.

Die hätte darin liegen können, dass diese Jugendlichen zwar ihre eigenen ausgeprägten englischen Bestandteile innerhalb der Sprache haben, ABER nicht ein Wort englisch verstehen. Das hätte den richtigen Effekt gegeben.

So erschöpft sich das Ganze nur in seiner Darstellung. Für eine Satire reicht das aber nicht.

Vielleicht liest du einfach mal ein paar Satiren, die in die Empfehlungsliste gelangt sind und schaust dir an, wie dort die Aussagen verpackt sind.

Ich hoffe, wir sind jetzt genug in Vorleistung getreten und du findest zwischendrin auch mal die Möglichkeit, dich den Texten der anderen Kg-de-User zu widmen. Davon lebt diese Internetseite nämlich.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Hörnchen,

Das Ganze funktioniert für mich aus zweierlei Gründen nicht. Zunächst einmal weil der Erzähler nur Beobachter bleibt, es nicht zur direkten Konfrontation mit dem Denglischen kommt. Denn die Schrecken dieser Pseudo-Sprache liegen ja eben darin, dass sie zur Sprache gar nicht geeignet ist: Dadurch, dass die übernommenen Begriffe nicht in unsere Sprache passen und den Anwendern ihre genaue Bedeutung zumeist nicht klar ist, entstehen völlige Sinnlos-Sätze, mit höchst nebulöser Bedeutung. Der Aspekt kommt nicht durch.
Zum andern wirkt dein Denglisch arg bemüht - auch Sprachvergewaltigung will gelernt sein!
Wer sich da fortbilden oder sich einfach mal ärgern möchte, sei hieran verwiesen:
http://vds-ev.de/denglisch/sprachpanscher/sprachschuster.php


Gruß,
Abdul

 

@ Schreibhörnchen

Nach all den negativen nun auch eine positive Kritik. Mir hat diese kleine Geschichte gefallen - ob es eine Satire ist oder dieser Text doch besser in der Humorrubrik aufgehoben wäre, sollen andere entscheiden. Ich für meinen Teil musste mehrmals schmunzeln - und das finde ich schon Erwähnenswert, wenn ich an all die Texte denke, die ich in den letzten Tagen gelesen habe. Gut geschrieben war's ebenfalls.

Kleiner Vertipper:

„Die Alte ist so abegspaced.
Noch ein Vertipper (auf den Ben dich ja bereits aufmerksam gemacht hat):
soll wohl Schizo heißen.

@ Ben

Wie kommst du drauf, dass sich die Autorin (geschweige denn wir alle) uns den dargestellten Protagonisten überlegen fühlen würden? Wo steht, dass hier Jugendliche die deutsche Sprache versauen? Ich habe den Eindruck, du siehst eine Keule, wo gar keine zu sein scheint.

Und: In den 60ern hätte ein solcher Text nicht geschrieben werden können. Jede Generation kreiert ihren eigenen Slang, aber diese Vermischung der deutschen mit der englischen, der türkischen, der italienischen und was weiß ich noch welcher Sprache ist ein Phänomen, das es in dieser Form noch nicht sooo lange gibt.

@ lakita

lakita schrieb:
Meiner Meinung nach verschenkst du den richtigen Moment, um aus dem Ganzen eine Satire zu machen.

Die hätte darin liegen können, dass diese Jugendlichen zwar ihre eigenen ausgeprägten englischen Bestandteile innerhalb der Sprache haben, ABER nicht ein Wort englisch verstehen. Das hätte den richtigen Effekt gegeben.


Genau diesen Moment hat die Autorin doch eingearbeitet und zwar an der von Ben als lahmen Gag bemängelten Stelle
„Just send her a gift!“, grinste ich und verließ den Ort.
„Was will der Freak?“, hörte ich noch den Einen.
„Der will, dass du deine Mutter vergiftest.“

Nebenbei - und das wieder in Richtung Schreibhörnchen - mir hat dieser Gag, welcher die Geschichte erst zur Geschichte macht, gut gefallen.

Gruß
George

 

@ George

ja, das hab ich auch entdeckt, dass die Autorin am Ende der Story dann noch einen satirischen Sinn verpassen wollte. Aber es hat mir nicht genügt, es war mir nicht verzerrt genug, um als Satire Wirkung zu erzielen.

Ich hätte, einfach nur, um ein Beispiel zu bringen, es besser gefunden, wenn diese Jugendlichen gar kein Englisch verstanden hätten.


Dass ich in diesem Forum gezielt bei einer Geschichte auf die Frage eingehe, inwieweit sie dem Genre entspricht, für die sie vermutlich gedacht ist, denn sonst hätte die Autorin sie ja in eine andere Rubrik gestellt, halte ich für absolut legitim.
So, wie man im Horrorforum fragen würde, ob die Geschichte zum Fürchten ist, oder in der Erotikabteilung sich fragt, ob erotische Gefühle erzeugt werden, beim Krimi fragt, ob er Spannung erzeugt und so weiter.

Das magst du vielleicht für verbissen, engstirinig oder kunstvernichtend halten, aber solange wir kein Forum haben, in dem kein Genre festgelegt ist, man also ohne Vorgabe etwas reingeben kann, halte ich mich schlicht an die Vorschriften. :D

Lieben Gruß
lakita

 

@ lakita

Natürlich sind deine Fragen bezüglich Genrewahl etc. legitim. Das wollte und das habe ich dir nirgends in Abrede gestellt. Insofern verstehe ich auch nicht, was du mir hiermit

Das magst du vielleicht für verbissen, engstirinig oder kunstvernichtend halten,
sagen willst. Wo habe ich behauptet, deine Nachfragen seien verbissen, engstirnig oder gar kunstvernichtend? Nie im Leben würde ich so etwas von mir geben - vor allen Dingen, da ich mir ja selbst nicht sicher bin, wo diese Geschichte besser aufgehoben ist.
Irgendwie habe ich das Gefühl, du hast das etwas in den falschen Hals bekommen. Schade.

@ Nachtschatten

Weiter so. Solch konstruktive Kommentare sind hier gern gesehen :D

 

nochmal @ lakita

ja, das hab ich auch entdeckt, dass die Autorin am Ende der Story dann noch einen satirischen Sinn verpassen wollte. Aber es hat mir nicht genügt, es war mir nicht verzerrt genug, um als Satire Wirkung zu erzielen.
Meiner Meinung nach ist die gesamte Darstellung des Gesprächs sehr wohl verzerrt genug. Der Dreh am Schluss zeigt genau das, was du sehen willst
Ich hätte, einfach nur, um ein Beispiel zu bringen, es besser gefunden, wenn diese Jugendlichen gar kein Englisch verstanden hätten.
- nämlich, dass diese beiden Jugendlichen gar kein Englisch verstehen.
Insofern hat die Autorin doch genau deine Vorgaben/Wünsche an eine satirische Geschichte erfüllt.

So, das war jetzt genug von meiner Seite. Soll sich das Schreibhörnchen selbst zu Worte melden - ist schließlich ihre und nicht meine Geschichte.

Gruß
George

 

hallo ihr.

@George Goodnight: es freut mich, dass es dir gefallen hat und dass ich dir ein schmunzeln "abringen" konnte:)

@lakita: okay, ich denke über die verzerrtheit lässt sich wirklcih streiten. ich glaube, du hast da in diesem genre auch mehr das auge dafür als ich;)

ich dachte mir ,
ich lasse diese jungen nicht gar kein englisch verstehen, sondern eben dieses Englisch auch noch "falsch" verstehen, so dass sie eben zu der "erkenntnis" kommen, dass da gift im spiel wäre.

@Ben Jockisch: richtig, du hast recht wenn du meinst dass ich mich hier absichtlich total überspitzt am jugend"slang" aufgehangen habe

aber deswegen fühle ich mich nicht überlegen. die situation ist so sicherlich übertrieben dargestellt und kann so vermutlich (glücklicherweise) nicht in die wirklichkeit übernommen werden.

aber ich denke nicht, (auhc wenn ich zu jung bin um das beurteilen zu können) , dass man dieses gespräch hätte in die achtziger versetzen können. der enorme anglizismen-ansturm war da noch nicht ganz so extrem wie heute.

@Nachtschatten:

is total übertrieben.
recht hast du.

@Abdul: der link is wirklich goldig;)


lg

 

@ George

ich hatte mich an diesem Satz von dir gestoßen:

Mir hat diese kleine Geschichte gefallen - ob es eine Satire ist oder dieser Text doch besser in der Humorrubrik aufgehoben wäre, sollen andere entscheiden.
Warum?
Denken kannste.
Also hindert dich irgendeine andere Abneigung, die Frage zu beantworten, ob es eine Satire ist oder nicht.

Ich denke, dass einem das nicht egal sein kann, ob eine Geschichte in dieses oder jenes Genre fällt. Das liegt an zweierlei Dingen: 1. weil hier auf kg eben katalogisiert wird und insoweit wir geradezu gezwungen sind, die reingestellten Geschichten auf Forentauglichkeit zu prüfen und 2. weil ich davon ausgehe, dass jeder Autor eine Intention hat, wenn er schreibt. Der eine möchte etwas Witziges verbreiten, und fröhliche Stimmung erzeugen, der andere eine Gruselstimmung hervorrufen und in diesem Forum möchte der Autor, davon gehe ich einfach aus, sozial- oder gesellschaftskritische Äusserungen, verpackt in eine Kurzgeschichte dem Leser nahe bringen. Eine gute Geschichte ist nur eine, die auch eine Intention erkennen lässt, von mir aus können es auch mehrere Intentionen sein.

Vermutlich liegen wir beide gar nicht so weit mit unseren Ansprüchen an Geschichten auseinander und ich hab dich nur missverstanden.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Schreibhoernchen,

Deine Geschichte ist mehr Realität als Satire - denn letztlich unterhalten sich viele Jugendliche genau so, wie von Dir beschrieben. Satire lebt aber von einer gewissen Überzeichnung, dafür bleibt kaum noch Raum.
Zudem ist der Text nach meinem Gefühl überrecherchiert, er liest sich so, als hätte jemand versucht, möglichst viel authentischen Schwachsinn, den Jugendliche so von sich geben, zu referieren und dabei vergessen, eine Story oder Satire zu entwerfen.
Die Grundidee ist ein Fall für die Bartwickelmaschine im Keller und in etwa so originell wie der Versuch, eine Geschichte mit möglichst vielen Fremdworten zu bestücken, so dass sie am Ende niemand mehr versteht.

Viele Grüße vom
gox

 

Hallo,


mir ergings wie vielen der anderen hier: Zur Satire fehlt etwas. Und zwar genau das, was du gegen Ende noch versucht hast:

Dass die Anglizismen zwar benutzt werden, aber 1.) keinen Sinn ergeben oder/und 2.) laufend zu Missverständnissen führen.

So könnts dann "funktionieren" :-)

Lg,
Flic

 

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