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A Peck of Trouble in 16 Episodes - Ein Lied

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29.01.2013
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A Peck of Trouble in 16 Episodes - Ein Lied

Episode 7. Ein Lied

Getrübt prallte sein Blick auf den Fernseher. Josh war es egal was lief. Ihm war alles egal. Die ganze Welt war beschissen. Hin und wieder nippte er an der Flasche Bier, die vor ihm auf dem Tisch stand. Zum Rauchen war er zu faul. Generell war er zu faul. Unzählige rasante, lukrative oder auch total bescheuerte Ideen hatte er heute entwickelt. Stets motiviert von der Faulheit, die ihm aus allen Poren tropfte. Schleppend erhob er sich und schaute durch das Wohnzimmer. Sein Blick fiel auf das Klavier. Die Tasten beobachteten ihn. Es schien als würden sie danach gieren herunter gedrückt zu werden. Erschöpft lies er sich auf dem Hocker nieder. Nun sprach ihn auch der weiße Zettel im Notenständer an, der unentwegt auf den Bleistift unter ihm deutete. Joshs Hand fuhr langsam auf die Klaviatur und seine Finger bahnten sich auf die Töne, deren Akkord erklingeln sollte. Das Klavier schrie ihn an. Er spielte einen zweiten Akkord, dem ein Dritter folgte. Doch konnte er das Instrument nicht zufrieden stellen. Auch Papier und Bleistift weigerten sich nun beschmutzt zu werden. Josh ließ erneut die Finger über die Tasten gleiten. Keine Akkorde, nur einzelne Töne. Wieder schrie das Klavier ihn an. Konzentrationssuchend legte er seine Hand über seine Augen und atmete aus. Eine weitere kurze Tonfolge. Das Klavier wartete ab. Josh ergänzte die Tonfolge durch den passenden Akkord. Der Bleistift und der Zettel blickten ihn fragend an, doch er wartete auf die Zustimmung des Klaviers, dass sich noch immer skeptisch äußerte. Mehrfach stellte er Töne um und variierte den Akkord. Das Klavier war erfreut.
Mit zittriger Hand hob Josh den Bleistift an und schrieb die Noten auf das Papier. Kratzend legte der Stift die Idee nieder. Joshs Augen begannen vor Erleichterung zu leuchten. Das alte Instrument hatte ihm eine Chance gegeben und er war bereit sie zu nutzen. Ton für Ton arbeitete er sich in der Melodie weiter. Stets zwischen einer hitzigen Diskussion mit dem Klavier und dem befreienden Kratzen des Bleistifts. Seine Finger begannen sich in der Selbständigkeit vergangener Tage wieder zu finden. Sein Kopf kehrte der Welt vollkommen den Rücken, um sich der Harmonie der Töne hinzugeben. Das zu Beginn noch groß und unbeherrschbar scheinende Klavier war nun ein Teil Joshs. Es rebellierte nicht mehr bei falschen oder langweiligen Tönen, es übte konstruktive Kritik und seine 88 Tasten versuchten ihm neue Ideen zu offerieren. Hämmernd schlug Josh seine Finger in die Tasten und genoss jede Stimmung die er erzeugte in vollen Zügen. Die kleinen Schlägel innerhalb des Klaviers, schlugen widerstandslos auf die ihnen zugeteilten Saiten ein.
Der Bleistift und vor allem aber das Papier standen Josh mit breiter Brust gegenüber, voller Stolz, die Melodie verschriftlicht darstellen zu dürfen. Er war abhängig. Die Sucht hatte von ihm Besitz ergriffen. Wie in Trance schwebte Josh durch die Musik. Ohne Angst in den Spiegel der eigenen Faulheit zu blicken. Die Melodie erklärte ihm seine Situation auf eine Art und Weise, die so sanft und so liebevoll war, das jede Erkenntnis Freude erzeugen konnte ohne dabei Information einbüßen zu müssen. Josh merkte wie er anfing zu atmen, wie ihm das heiße Blut durch die Venen schoss. Weiter immer weiter. Mal schneller mal langsamer. Sein gesamter Körper kochte und das Spielen wurde zum Wahn. Immer wieder neue Bilder, immer wieder neue Wahrheiten und immer wieder pures Glück.
Als die rechte Hand zum Schlussakkord auf die Tasten fiel, öffnete Josh die Augen. Alles war wie immer, aber sah anders aus. Sein Herz schlug wie verrückt. Zufrieden Griff er nach der Schachtel Zigaretten auf dem Klavier und riss ein Streichholz an. Energisch presste er den Qualm aus seinen Lungen in den Raum. Das Herz beruhigte sich und der Körper dankte für die Suchtbefriedigung. Durch die Schwaden hindurch linste er aus dem Fenster. „Ich glaube es ist Zeit rauszugehen.“ Sagte er zu sich selbst.

 
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Hallo Sir Julian

Mir ist nicht ganz klar, weshalb deine kleine Episode um einen Musiker, der seine Schreibschwäche in einem Anflug von Kreativität überwindet hier in Experimente steht. Ich empfehle aufgrund des leicht mystischen Untertons und der von dir beseelt dargestellten Gegenstände (Klavier, Papier Bleistift) eine Verschiebung in die Rubrik "Seltsam", oder "Alltag".
Sag mir einfach, wohin ich den Text verschieben darf.

Auch ist der Begriff "Serie" auf Kurzgeschichten.de an gewisse Regeln gebunden: Was ist eine KG.de-Serie?
Du hast aber deine (beiden) Geschichte(n) in verschiedenen Rubriken und aus deiner persönlichen Serie herausgelöst eingestellt, somit entferne ich dir vorerst den technischen Zusatz "Serie".

Zur Geschichte selbst:
Fazit vorneweg: Hat mir nicht so gut gefallen, da nicht viel passiert. Natürlich, wenn man wenig Handlung gut erzählt, kann man auch mich unterhalten.

Aber schon der erste Satz liess mich stutzen, schreckte mich eher ab, als dass ich von ihm angezogen und mich in die Geschichte eingeladen fühlte.

Getrübt prallte sein Blick auf den Fernseher.
Getrübt und prallte sind zwei völlig konträre Attribute. Sein Blick ist getrübt und "prallt" dann trotzdem (mit voller Wucht) auf den Fernseher. Abgesehen davon, ein Blick kann wandern, umherschweifen, fasziniert hängen bleiben, und treffen, aber prallen?
Dazu gibt es übrigens einen hübschen Thread hier: Der erste Satz.

Irgendwann steht dein Prot also gelangweilt auf, setzt sich ans Klavier und lässt sich von seinem Gewissen in Form der weissen Tasten, Papier und Bleistift in den Arsch treten. Dann kniet er sich rein, komponiert wie in Trance und bringt tatsächlich etwas zu Papier. Ob das Werk gelungen oder grottig tönt ist zweitrangig, hauptsache, er hat wieder etwas geschrieben. Warum das so ist, erfährt der Leser nicht.
Die Zigarette danach ist zwar toll für den Prot, aber wir erfahren nichts über ihn, er bleibt völlig blass. Und dann ist in meinen Augen das Ende völlig konträr zum bisherigen Verlauf. Denn, dass er wieder mal nach draussen sollte, diesen Drang kenne ich nur wenn die Schreibschwäche zuschlägt, und nicht danach. Danach will man doch nur weiterschreiben, da hält man das Feuerwerk eintreffender Ideen fest, wer will da schon nach draussen.

Und eben, leider ist der Text etwas dürftig für eine gute Geschichte, da fehlt mir einfach das zündende "Aha"-Element. Es wurden hier schon so viele Texte über Schreibschwäche verfasst, da musst du mir schon was besonderes bieten, um mich vom Sofa zu reissen. ;)

Viel Spass noch hier,
Gruss dot

 

:) danke für dein feedback, das hilft mir gut weiter. fände es gut wenn du meinen text in die kategorie "seltsam" verschieben könntest. :)

beste grüße julian

 

Hi,

Konzentrationssuchend legte er seine Hand über seine Augen und atmete aus.
Das hier ist der 1. Satz im 2. Absatz.
Hier wäre ich normalerweise von der Geschichte weggegangen und hätte nie wieder an sie gedacht.

Das liegt hier am Wort „Konzentrationssuchend“, was es gar nicht gibt, sondern wo u einfach einen Gedanken als Partizip zusammenquetscht und noch mit reinstopfst. So als packst du eine Federmappe für die Schule und dann merkst du: Oh, ich hab noch gar nix zu essen mit, und quetscht noch einen Schokoriegel zu den Kugelschreibern und so. Also …
Der 1. Absatz ist furchtbar monoton. Wenn man immer die gleiche Satzlänge verwendet. Dann schläfert man den Leser schon ein. Und nimmt ihm die Lust. Am Lesen denke ich. Da mal ein bisschen mehr. Variieren wäre eine wirklich schöne. Idee sonst wirkt es. Leider wie ein Telegramm. Stopp.

Und inhaltlich war der erste Absatz jetzt nicht grade: Wohooo, spannend, das muss ich lesen, sondern: Er ist faul, er will Klavierspielen, nee, vielleicht doch nicht.

Mal allgemein ein Gedanke: Für dich als Autor kann eine Geschichte in irgendeinem Prozeß stecken und es ist schon, was du sagen willst, und dass du schreiben kannst, ist schon irgendwie etabliert für dich. Für mich als Leser ist es aber – in den meisten Fällen – mein erstes Zusammentreffen mit dir als Autor. Und da erwarte ich von einem Autor schon, dass er mehr tut, um mich zum lesen zu bringen.
Also anders gesagt: Wenn du 16 Kapitel geschrieben hsat, und der Einstieg von Kapitel 5 ist nicht so toll, dann ist das okay. Wenn du aber eine Geschichte schreibst und wo einstellst, die für sich allein steht, und der Anfang ist nicht so toll, dann liest die keiner. Ich jedenfalls nicht.


Bitte schau gerade am Anfang eines Textes darauf, ob der Text angenehm zu lesen ist, ob er ein interessantes Thema hat, ob er den Leser anspricht. Frag dich einfach: Würde ich den Text nach diesem Einstieg lesen wollen? Hab ich genug Reize gesetzt, um den Leser anzusprechen, um ihn neugierig zu machen? Welchen Eindruck macht der Anfang?

Das ist halt wirklich ein wichtiger Schritt, wenn man daran arbeitet, sieht man auch schnell Resultate. Wenn man hier Texte im Forum einstellt, und dann sieht man wie heiß und intensiv andere Texte besprochen werden und man selbst bekommt nur so ein Paar Zeilen, das nervt natürlich, deshalb wollte ich versuchen dir deutlich zu machen, woran es vielleicht liegen kann, dass dein Text nicht so gelesen und kommentiert wird wie andere Texte.

Gruß
Quinn

 

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