Was ist neu

A million miles away

Mitglied
Beitritt
12.04.2002
Beiträge
421

A million miles away

Hautgedanken am Morgen
oder
A million miles away.
(Eine Hommage an Rory Gallagher und seine Jahrhundertnummer)

Hautgedanken zerfetzen mein Gedenke. Hautgedanken zerfleischen mein Geseel. Fleischeslust zerflügelt mein Gekörper. Fleischeslust greift gierig nach meinem Herz. Ich träume. Ich will mich verträumen an deiner Nähe, deinem Fleisch, deiner Haut, ... deinem Haar, dem Braun deiner Augen. Ich zungenverküsse ... mein Gaumen verkitzelt an deinem langsam sachten Strich ... ich fliege, ich fliege ...

... a million miles away. Die Bar ist voller Leute, die Tische, der Bartresen sind durchgebogen ... vom Schwer der gefüllten Aschenbecher und vor Allem dem Schwer der ihrer Luft beraubten Gläser und Flaschen. Doch auch der auf den Arm gelegte schwere Kopf eines mit sich selbst allein gelassenen Kampftrinkers bedellt das schwarz lackierte Eichenholz der ururalten Theke. Der Morgen hat schon aufgehört zu grauen. Durch den millimeterdünnen Schlitz der abgedichteten Fenster fällt grellstes Junisonnenlicht. Der Tresen - ein von Bier nach Wein zu Wodka, Whiskey und Konsorten sich hoffnungslos verbiegendes Gebälke.

Versingelte Augen und auch nicht, die sich beim Geradeausverblicken hilflos überqueren. Eine mit einem dünnen Seidensommerkleidchen bedeckte Brünette liefert sich auf ihrem Weg zur Toilette einen schweren Kampf mit Sesseln, Tischen, Bar, einem in den Weg tretenden Betonpfeiler und den sich in ihren Schritt verirrenden Gästen. Tiefe Stirnrunzeln bekämpfen einen Gott - den Gott Alkohol. Irgendeine Göttin Medizin, wahrscheinlich Göttin Shit, ringt verspielt mit einem Miniteufel Droge, wahrscheinlich dem Kobold E, und wirft ihr schräges, so schrill lautes Lachen geil dazu, während sie sich hilflos einen Blick verlächelnd bei den nackt tanzenden Zehen eines oben eben so nackten, vor Tanzschweiß triefenden männlichen Körpers entschuldigt.

Der Pianomann in seiner Ecke hat die Klappe schon vor gut einer Stunde zugemacht. Aber er verplatzt noch immer in einer Haltung dort, als wolle er heute noch ein wenig spielen. Andererseits sieht er seit seiner letzten Nummer aus, als wolle er im Piano glatt versinken. Seine Hände liegen breit gespreizt bereit auf den Tasten. Sein Kinn klebt schwer auf seiner Brust. Seine Nasenflügel beben über einem weit geöffneten Mund, als wollten sie demnächst das Pianoholz vor ihm zersägen.

Der Barmann ist so Rauschbeschwert, dass ihm die Schritte zu Kilometern werden - doch irgendwie schafft er es immer wieder doch. Er schwebt dahin in irre guter Stimmung, seine Glatze glatt im einzigen noch brennenden Deckenlicht verglimmt. Ein ewiges Lächeln leist in seinem Gesicht dahin.

Joint um Joint - ein Meer von dicken Joints - die uns von ihrem Qualm verfolgt umhüpfen. Allein der Duft in der Luft macht dich dichter noch als dicht. Und verdammt! Ja, verdammt! Dann machst du als sowieso schon völlig dichter Dichter auch noch den letzten absolut dicht abdichtenden Zug - o Mann - .... und dazu dann deine weiche Hand, die ganz tief in meinem Rücken grault - und ich fliege, während ich so Zungenganzverküsse - ich fliege, ich fliege ...

... a million miles away. Das bluesig verrockte Jazzgeklimper des Pianomanns ist schon seit Langem ganz verstummt. Er hat wohl den einen Zug zu viel gemacht. Und so wie ich ihn kenne - er steht auch auf andere geile Sachen - ist sein Hirn schwer eingeeet. Die Nasen mit dem Cola der armen, armen Leute verspeeden seinen Arsch auf seinem Hocker. Ja, ich denke, ... ich könnte richtig liegen, ... diese pulvrig weißen Linien, die er sich auf dem dreckigen Klodeckel im noch viel dreckigeren Klo im Stundentakt während seinen Pausen in seinen seit Jahren abgebrühten Schädel hinein gezogen hat, die halten noch sein Kreuz gerade ... so aufrecht. Sein weit offener Mund summt den Sound mit, der nun geil und laut, so megageil, aus den Bose-Boxen von der Decke brummt.

Der Kopf des Barmanns, von der mit absoluter Sicherheit hässlichsten Glatze der ganzen Stadt beeckt - die in wahrlich nicht Yul Brunnerischen Zügen ihre Ecken in die Gegend reckt - hat nämlich das Weggetretensein seines Pianisten nach vielen, vielen Minuten doch noch gecheckt und endlich eine MP3-CD mit einem Sound von den Obergeilheiten von Gestern und von Vorgestern aufgelegt. Suzie Q von den urigalten CiciAr glühte gleich zu Beginn eine Gänsehaut über meinen Rücken weg. Deep Purple ver-Child-in-timten dann an uns Kindern der Zeit von Heute. Emerson, Lake & Palmer Nussknacker-ten sich einen ab. Derek & The Dominos ver-Layla-ten in meinem Herzen. Leo Lyons Bassläufe vervibrierten in mir ihr Love like a man. Die Allman Brothers weinten einen Tönehighway von In memory of Elizabeth Reed entlang. The Colosseum Live verjazzrockten im dreckigen Lost Angeles. Mein Glatzebeeckter Barmann, so dicht er auch ist, er ist ein braver Junge. Er spielt meine an die Bar verschenkte MP3-CD. Da kann Nichts mehr schief gehen. Anbrennen tut bei uns sowieso Nichts. Und nun fliege ich eine endlos lange Milchstraße im Universum entlang - es ist so gegen Acht. Ich fliege und fliege und fliege ...

... a million miles away. Miss Di zerkrankt in ihren letzten Zügen, an die Mauer angelehnt, auf einem Barhocker. Ich sitze eine Barhockerberührung weiter und habe ihren kleinen so unheimlich knackigen Arsch in meiner rechten Hand. Die andere sucht so ganz und gar Gier- und Zugverloren durch Stoff von Bluse und Bra hindurch nach dem einen Teil von ihrem vorderen Berg-in-Tal-an-Berg-Verstand. Heute ist Alles egal. Heute ist Alles verloren, so verloren schön egal. Ich fliege und fliege ...

... a million miles away. Der Duft in der Luft allein schon ist mehr als nur riskant. Doch die Tür ist schon seit Langem abgeschlossen. Der Body-gebildete Türsteher - ein wahrer Breitschulteraffe von einem Security-Mann - hat seine dicken Arme wie Stahlketten um seine mächtige Brust gequetscht. Er hat Angst. Ich sehe es seinen gerade aus stierenden, für sein massiv mit Eiweiß und viel Schlimmerem aufgeblähtem Gestell viel zu kleinen Äuglein an - der eine Zug zu viel fliegt seinen Körper glatt auseinander. Es bläst ihn einen leicht nach hinten gekippten Sessel in die Wand. Die Bar hat - voll zu, so und so - geschlossen. Bevor er seinen Sessel fand, hat er noch schnell den Schlüssel umgedreht.

Der Duft in der Luft schreit so hilflos nach dem Einsatz unserer ewig quirligen und so Drogenhundverseuchten Polizei. Doch die Bar hat luftdicht abgeschlossen. Und die Polizei hat um diese Zeit wohl Anderes zu tun. Sie frühstückt wohl gerade und geht den Feiertag zu Fronleichnam gemütlich an. Ha, soll mir recht sein. Ha, ich lasse meine dichten und doch so wissbegierigen Dichterblicke in Beobachtungen verschweifen, während ich mit meinen Zähnen allein versuche, eine Brust aus ihrem Halfter heraus zu zerren. Es misslingt ... es misslingt immer und immer wieder. Das steife und so fest angewachsene Ding will einfach nicht. Irgendwann habe ich es dann doch begriffen. Shit. Ich werde wohl doch meine linke Hand von Danaes Kopf bequemen - dort wo sie bis jetzt so zart verortet lag und Nackenmuskel und Kopfhaut sanft massierte - und unter die schon bis auf einen letzten Knopf geöffnete Bluse schieben müssen, ... und dann diesen so verdammt langen Weg um ihren Genießerkörper rundherum, ... um das lästige Halfter zu zersprengen. Ich bin soo dicht ... ich fliege und fliege ...

... a million miles away. Alles dicht. Kein einziger Blick ist da, der sich für uns interessieren würde. Also lass ich die Klammern auseinanderschnalzen. Miss Di, die mein Herumnesteln am Verschluss schon längst bemerkt haben musste, aber Nichts dagegen unternommen hat, meint nur liebevoll, so in freudige Erwartungen so ganz entrückt: "Hey, du Sau!" Na, was soll´s? Alles paletti. Noch ein Blick - keine Gefahr - und ich schiebe meine rechte Hand endlich unter ihren viel zu kurzen EndlichSommerRock, hebe sie sanft an und ... und das Höschen - es ist kein Hindernis - nässt sich schon schwer besudelt auf die Seite. Miss Di zerwackelt kurz an Rorys zarten, wie Klaviergeklimper klingenden Gitarrentupfern, die das Morgenlicht bestöhnen, ... und rutscht auf meinen Fingern stöhnend tiefer. Mmmmhhhh. Ich fliege, fliege und fliege ...

... a million miles away. Ihre vier scharf benägelten Fingerspitzen nageln sich dann für Minuten auf meinem Rücken ein. Der eine Zug zu viel - ich bemerke es erst jetzt. "Verdammt, das tut weh!" Schon seit langem. Sie reagiert nicht, gräbt sogar noch ein Eitzerl tiefer. "Hey, hey, Miss Di, ... du tust mir weh! Verdammt!" Gekicher, ... Nichts als Gekicher. Das Luder hat kein Mitgefühl, der ist Alles egal, die will nur genießen. Diese Weiber von Heute haben einfach kein Mitleid mehr mit uns immer ärmer und immer ärmer werdenden Gutmenschenmännern von Heute. Verdammt! Das Luder tut mir wohl gerne weh.

Na ja, egal, ... der eine Zug zu viel, ich kann es ja verstehen. Ich bin ja auch so geil. Also, was soll´s? Ich hau alle Finger bis zum Anschlag rein. Es schmatzt. Miss Di schmachtet laut auf, schnappt kurz nach Luft und lässt ihre Zunge in meinem Mund bis zum Zapfen runter fliegen. Und dann sitzt sie bequem auf meiner Hand, während ich mich ihr hörigst dienend auf meinem Hocker bugerlnd - und dabei nicht bujerlnd, worauf ich bestehen möchte - verrenke. Hahaha. Ein Lachkrampf schüttelt mich - auch jetzt beim Niederschreiben. Hahaha. Und schmatz. Ich fliege ...

... a million miles away. Zunge klebt an Zunge. Zunge kitzelt eines Gaumen Rau. Ein Lippenpaar - das sich an sich verliert. Wir vernecken am gegenseitigen Verweh´n. Mein ein wenig unbequem angenageltes Gefinger sucht nach einer besseren Stellung - Miss Di verquiekt daran. Sie scheint meine Dienerei zu mögen. Egal. Aber verdammt! "Hey, nimm endlich deine scheiß Tigerkrallen aus meinem Schulterblatt!" Das Luder lacht - aber sie gehorcht ein Bisschen.

Rory Gallaghers Jahrhundertnummer fetzt durch den Raum. Die Brustwarze der befreiten Brust kitzelt meine Hand. "Ich bin so geil nach dir, Miss Di, so geil. Deine Tigerkrallen machen mich an. Aber, bitte, nicht mehr ganz so fest, ... okay?" Ich schau ihr in die Augen. Hahaha. "Mal sehen, ... " und sie sucht wieder nach meinen Lippen. Ihr Zungentiefgestoße beginnt von Neuem. Ich versinke auch in ihrer so schleimigen, schmatzenden Lippenwehr, oben und unten. Mmmhhh, ... ich fliege, ich fliege ...

... a million miles away. Ich liebe diesen Song ... eigentlich liebe ich Alles von Rory Gallagher, diesem armen, armen Hund, der sich tot gesoffen hat an dieser unserer Welt. Verdammt, lieber Rory, ich wollte diesem deinem Song ja schon immer ein kleines Denkmal in deutscher Sprache setzen. Verdammt, ich denke, heute ist es so weit. Alles passt. Die Typen aus deinem Text hängen alle hier herum. Dein Song gibt genau dieses Gefühl hier wieder.

Da ist ein Lied auf allen Lippen,
da fliegt ein zartes Lächeln über´m Raum,
da gehen alle Gespräche unter
und ich genieße meinen "bösen" Finger-Blues.

Irgendwann dann gegen Mittag verlieren sich die Leute. Auch der Pianomann hat seinen Bus nach Haus genommen. Nur die Glatze unseres Kellners kollabiert in einer Ecke. Er hat einfach den Service eingestellt. Miss Di ist auch schon lange ausgeflossen. Ich fühle auch mein hartes Ich nicht mehr. Meine rechte Hand ist so gefühllos, sie ist wohl eingeschlafen. Mein Hintern ebenso. Wir fragen uns, warum wir noch immer hier sind. Wir wissen es nicht. Wir lachen. Wir steigen steif von unseren Hockern und fliegen, fliegen und fliegen ...

... a million miles away ... mit einem Taxi nach Hause. Die weichen Polster und die warmen Decken in unserem Kuschelbettchen warten.

© Copyright by Lothar Krist (19.6.2003)

 

Hallo buji!

Von der Stimmung her kommt die Geschichte verdammt gut. Auch, daß sie hauptsächlich aus Stimmung besteht, sehe ich sehr positiv - hier sind die gewissen Szenen in einem absolut erträglichen Ausmaß. :thumbsup:

Über Deine Groß- und Kleinschreibung sag ich nix mehr (außer, Du willst eine schöne Liste :D), nur den einen Absatz möcht mich kritisieren:

Der Barmann ist so Rauschbeschwert, dass ihm die Schritte zu Kilometern werden - doch irgendwie schafft er es immer wieder doch. ... Ein ewiges Lächeln leist in seinem Gesicht dahin.
Also, den ersten Teil des Satzes find ich ganz super, aber im zweiten Teil zweimal "doch" dann doch eher nicht so.
Und beim zweiten Satz: Bitte was tut das Lächeln in seinem Gesicht dahin? - Hast Du Dich da vertippt oder ist das Absicht, und wenn ja, was heißt das denn? :susp:

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Liebe Susi! Hi! High! Hallo!

Du weißt ja, ich spiele als Autor eine Menge unterschiedlichster Spielchen mit unserer Zeit von Heute. Das Internet mit seinen Literaturforen, Chaträumen, Mailereien usw hat die Möglichkeiten für uns AutorInnen von Heute vervielfacht. Eigentlich fällt mir für jede Geschichte ein neues Spielchen ein. Die 2 x "doch" gehören zu einem meiner schönsten, es geht dabei nicht um die bloße Verdoppelung. Aber es ist noch zu früh, um das Spielchen zu verraten.

Zu "Ein ewiges Lächeln leist in seinem Gesicht dahin."
Du musst Dir diese Bar vorstellen. Es wurde nahezu an jedem Tisch geraucht. Irgendwo brannte eigentlich immer so ein Dichtmacher. Der Kellner hat überall mitgeraucht. Wenn er an einem Tisch oder an der Bar bediente, zog er ein, zwei mal an. Er hatte ein ewig gleiches, sanftes und ein wenig blöde wirkendes Grinsen im Gesicht. Du musst Dir das bildlich vorstellen, deshalb das Wort "leist" (von leise) und das Wort "dahin". Wie Dir sicher schon aufgefallen ist, mache ich manchmal aus Nur-Hauptwörtern oder Nur-Eigenschaftswörtern ein Zeitwort (z.B. "Danae redbullt das Darmgeschlinge mit doppelten Whiskeys" in Rastahaarvibrationen). Das ist aber in erster Linie ein Spielchen mit mir selber, dem Dichter, das hat weniger mit den LeserInnen zu tun.

Ich hoffe, damit sind alle Klarheiten beseitigt. Haha. Aber ich kann heute nicht klar denken, diese Voltaren 100 machen mich voll dumpf im Kopf, hatte letzte Woche eine Operation und habe noch immer ziemliche Schmerzen.

Liebe Grüße
buji

 

Servus Buji,

die Stimmung war einmalig, ich fand's vom Stil her absolut authentisch, die ganze Stimmung.

Meine Leiblingspassagen:

Die Bar ist voller Leute, die Tische, der Bartresen sind durchgebogen ... vom Schwer der gefüllten Aschenbecher und vor Allem dem Schwer der ihrer Luft beraubten Gläser und Flaschen. Doch auch der auf den Arm gelegte schwere Kopf eines mit sich selbst allein gelassenen Kampftrinkers bedellt das schwarz lackierte Eichenholz der ururalten Theke. Der Morgen hat schon aufgehört zu grauen. Durch den millimeterdünnen Schlitz der abgedichteten Fenster fällt grellstes Junisonnenlicht. Der Tresen - ein von Bier nach Wein zu Wodka, Whiskey und Konsorten sich hoffnungslos verbiegendes Gebälke.
Wir fragen uns, warum wir noch immer hier sind. Wir wissen es nicht. ... Nur die Glatze unseres Kellners kollabiert in einer Ecke. Er hat einfach den Service eingestellt. [/QUOTE]

Das sagt schon so ziemlich alles über den Zustand der Menschen, die Art von Lokal, die Übermüdung, den Grund des Dortverweilens nicht mehr wissen... Und nur einmal Gutmensch (Glückwunsch Buji)

Die Anglizismen mochte ich weniger, aber ich bin Puritaner was deutsch betrifft, das ist Dir wahrscheinlich schon bekannt. Normalerweise klicke ich angelsächsische Titel auf dieser deutschssprachigen Netzseite gar nicht erst an, aber nachdem ich alles von Dir lese....

Alles in allem: ich hab mich bei der Geschichte nicht gelangweilt. Ich war von der Stimmung gefesselt und hatte wirklich Lust weiterzulesen. Vom Stil her rotzig wie immer, und hier paßt das sogar sehr gut. Deine Wortneuschöpfungen waren auch gelungen, obwohl Du hast schon grenzgenialere Einfälle gehabt (ich denke schon wieder an Mona).

Einmal hast du:
"Fleischeslust greift gierig nach meinem Herz"

Ich würde trotzdem "nach meinem Herzen schreiben", vom Gefül her einfach.

liebe Grüße

Echna

PS.: ich weiß, auch wenn ich lästig bin, könnten's ein paar Anglizismen weniger sein hm? Versuchs mal, bitte!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Echnaton!

Ja, die Sache mit den Anglizismen. Aber das ist heute nicht leicht für einen deutschsprachigen Autor, insb wenn man up-to-date (schon wieder, haha) sein will. Für manche engl. Ausdrücke gibt es leider kein richtiges Gegenstück in unserer Sprache. Die Intellektuellen der Nachkriegsgeneration waren leider viel zu Amerikahörig. Du weißt ja, wie verliebt sie jahrzehntelang waren. Die haben nicht nur Hollywood inhaliert. Und heute kommen wir dahinter, was für ein Gfrett das ist, haha. Das Gro der normalen Menschen wusste es natürlich schon immer, aber wir durften darüber ja jahrzehntelang Nichts sagen, und schreiben schon gar nicht. Da hat dich jeder Verlag mit den Fingerspitzen angefasst, so ein Manuskript landete auch gleich im Papierwolf. So etwas lief bei uns unter Stammtischunterhaltung und war jedenfalls keine Kunst.

Wie Du ja bei mir sicher schon bemerkt hast, bin ich dauernd auf der Suche nach neuen deutschen Worten. Aber manchmal spiele ich auch ein Spielchen mit diesen Anglizismen. Ich bin ja kein Purist und ich weiß, dass es unseren Kindern oder besser noch den Enkerln ziemlich wurscht sein wird. Die DichterInnen, die jetzt mit dem Internet heran wachsen, werden diese engl. Ausdrücke, mit denen sie aufgewachsen sind, einfach übernehmen. Das wird sich nicht mehr verhindern lassen, das ist heute schon Realität, genau so, wie die Tatsache, dass die Blonden im Multikultikult langsam ausgerottet werden. Es ist Shit, ich stehe zwar mehr auf Brünette und Rothaarige, aber es stinkt mich trotzdem an. Aber auch dieses Spiel scheint gelaufen zu sein, außer wir verbieten den Blonden in Zukunft den Kontakt mit Andersfarbigen, so und so, haha. Aber vielleicht lässt sich die Ausrottung der Bonden ja durch Genmanipulation noch verhindern, haha, dann laufen bald auch die Schwarzen mit gelbem Haar herum, hahaha, echt nett, oder, ich lache mich tot. (Übrigens ich arbeite gerade schwer an so einer Geschichte, wird ein böse, geiles und brutalrealistisches Ding. Danach mag mich wirklich Niemand mehr, haha.)

Du schreibst: Und nur einmal Gutmensch (Glückwunsch Buji)
Und dann gefällt Dir "Mona", haha. Wie passt das zusammen, haha? Mona ist und bleibt ein Opfer der Gutmenschen-Judikatur, sozial- und strafrechtlich. Sie hat es nämlich nicht geschafft, bei der Geschichte kam Nichts raus. Die Staatsanwaltschaft hat eingestellt, weil Mona nicht reden wollte und beim "Verhör" nur geweint hat. Mona ist ja ein erfahrenes Mädchen auf diesem Gebiet, sie weiß trotz ihrer Behinderung, dass sowieso Nichts für sie raus kommt. Unsere Gesellschaft hat den Tätern einfach die besseren Rechte zugeteilt.
Ich konnte Mona somit nur eine Atempause verschaffen. Sie will noch immer nicht zurück in den geschützten Bereich. Dieses Mal war natürlich die Sachwalterin dabei, also gilt es. Also wird jetzt die Notstandshilfe eingestellt. Jetzt kann ihr Niemand mehr helfen.

Zu "Fleischeslust greift gierig nach meinem Herz".
Ich habe lange überlegt. Aber ich wollte dann den Fluss des Lesens "killen". Deshalb auch das erst später eingeschobene, kurze "Ich träume." Im handschriftlichen Original steht übrigens "Herzen".
Und ich schreibe ja Prosa, da ist ALLLLLLES erlaubt. Aber Du hast natürlich Recht, es ist nicht richtig.

"A million miles away" ist eine von meinen 5 Lieblingssongs, seit ich denken kann. Ich wollte schon immer mal eine Geschichte oder ein Gedicht daraus machen, aber ich bin ziemlich phantasielos, deshalb schreibe ich wohl auch "live". Ich brauche immer eine Inspiration. Deshalb bin ich ja auch regelmäßig Gast in "grindigen Hütten", haha, ich hoffe, Du kennst diesen Ausdruck, ich denke, er gehört ins harte Innviertel, haha. Da laufen nämlich viele geile Geschichten herum.

Diese Geschichte habe ich zwar erst am nächsten Tag geschrieben, "live" schreiben ging ja nicht, ich hatte alle Hände zu tun, haha, aber ich denke, ich habe das Feeling von der Nacht zuvor gut konserviert, haha. Es war echte eine irre Nacht. Schon der abgehalfterte Klavierspieler war echt super, der hat gut 1000 geile Nummern drauf, der spielte von 22.00 - 5.00 Uhr früh fast durch. Ich kenne ihn ja schon lange. Wenn er nicht so gifteln würde und auf ihn mehr Verlass wäre, dann könnte er ein Großer sein, ne irre Stimme hat er nämlich auch. Aber der hat sich sogar in der Hochzeitsnacht abgeseilt und ist erst 3 Wochen später zur Scheidungsverhandlung wieder bei seiner Frau aufgetaucht, haha, der ... ist einfach ne eigene Nummer. Die Scheidung ging sogar durch, weil er die Hochzeitsnacht nie vollzogen hat, haha. Und genau so ist es mit ihm auch, wenn er einen Termin im Studio hat oder ein Konzert spielen soll. Ich habe mich schon gewundert, dass er überhaupt erschienen ist, aber er steht auf diese kleinen Gigs, wie er mir gestanden hat.

Danke für Deinen Post. Freue mich immer, wenn Du mir was ins Forum schreibst. So was ist bei mir ja eher selten. Die Leute mögen mich halt nicht so, na ja, Schicksal. Es ist vielleicht auch deshalb, weil ich das selbst kaum mache, aber ich komme kaum zum Lesen und zum posten noch seltener. Du weißt ja, ich arbeite sehr viel. Ich schreibe meist 3 - 6 Gedichte oder Geschichten in der Woche. Ich bin dann schon froh, wenn ich ein Werk davon auch in den PC tippen kann. Diese Geschichte hier allein hat mich an die 30 Stunden gekostet.

Aber ich gehe ja jetzt ab Oktober 1 Jahr auf Bildungskarenz. Ich hoffe, ich kann dann den Berg abarbeiten, zumindest die besseren Sachen. Mal sehen, ich habe ja so viel vor. Wie Du vielleicht schon weißt, möchte ich aus meinen Homepages ein multimediales Spinnennetz von Literatur und Historie über unser Gestern, Heute und Morgen machen. Ich kann nur hoffen, dass ich mich da nicht übernehme.

Liebe Grüße
Lothar

 

Die Intellektuellen der Nachkriegsgeneration waren leider viel zu Amerikahörig. Du weißt ja, wie verliebt sie jahrzehntelang waren.

Deshalb gilt es, dies nun auszumerzen. Und zwar wirklich! Ich hab jur eine Geschichte mit Anglizismen, aber die hat irgendwie mit London zu tun, ist aber auch ein Erstlingswerk. Ich entwickle mich in eine kulturell eher national orientierte Richtung (nichts schlimmes, so à la Italien/Frankreich) mit starkem linksdrang, etwas, das ich vor zwei Jahren noch für vollkommen unvorstellbar hielt (das mit der kulturell eher nationalen Einstellung mein ich, linker Rabauk war ich ja Zeit meines Lebens). Manchmal schlich sich bei mir ein bisserl Latein oder Italo rein, weil die Geschichten dort/in jener Zeit spielen. Hm... Trotzdem plädiere ich für Deutsch als solches, also ohne angelsächischem Schnickschnack.

Sag, ist Mona Wirklichkeit? Ich dachte, Du hättest die Geschichte erfunden. Wie auch immer, die hab ich jetzt noch in Erinnerung. Literarisch ist es ja auch irrelvant, aber menschlich eine Tragödie.

Siehst ich bräucht auch 1 Jahr Karenzierung, bin ziemlich ausgelaugt, müde, vor allem im Kopf wegen der Arbeit. Mach das beste draus!

liebe Grüße

Echna

PS.: grindige Hittn sagt man hier in Wien auch. Es gibt in dieser Stadt unzählige....

 

Hi Echnaton!

Ich denke, da gibt es Nichts mehr auszumerzen. Das Spiel ist gelaufen. Wir können nur das Beste daraus machen, indem wir unsere Spielchen damit spielen, genau so, als wären es Kinder unserer eigenen Sprache. Etwas anderes zu glauben, insb die Worte als SchriftstellerIn zu ignorieren, wäre Realitätsverleugnung. Ich sehe das jedenfalls so. Die Integrierung dieser Worte stellen ein Zeitzeugnis dar, insb wenn man sie satirisch einarbeitet. Sie zeigen auf, wie sehr wir Festlandeuropäer an Bedeutung in der Welt verloren haben. Es betrifft ja nicht nur uns Deutsche und Österreicher. Die letzten 50 Jahre können wir abschreiben. Aber es gilt nun eine neue Selbstsicherheit zu gewinnen, und dies nicht nur in der Sprache. Es ginge ja wesentlich leichter, wenn die Politiker nicht allesamt so meschugge wären, aber von diesen alt gewordenen 68ern mitsamt ihren verzweifelten Schülern werden wir wohl auf diesem Gebiet nicht mehr viel erwarten können, noch dazu, wo in der EU nur die ausrangierten aller Länder vertreten sind, bis auf ein paar Ausnahmen, die man an einer Hand abzählen kann.

Natürlich ist Mona Wirklichkeit. Wie ich oben schon andeutete, habe ich selbst viel zu wenig Phantasie, um so eine Geschichte zu erfinden. Ich schreibe fast nur über Dinge, die ich irgendwie erlebt habe, zumindest steckt irgend ein Traum dahinter, der aber auch mit der Realität verknüpft ist, wie zB bei den Bin Laden-Geschichten.

Ja, ja, diese Arbeit. Es wird immer schlimmer. Immer weniger Beschäftigte müssen immer mehr leisten. Bei uns in der Abteilung wurde diesbezüglich eine Studie erstellt und dabei kam heraus, dass die Arbeit wesentlich mehr geworden ist, bei gleichzeitigem Personalabbau. Weiters wird durch das One-Stop-Shop-Prinzip (Einer macht Alles - schon wieder so ein Anglizismus - unsere Bosse sind ja großteils alte 68er und somit Amerika-verliebt), also durch die von Allen verlangte Generalkompetenz das Spezialwissen verloren. Ich selbst kann viele Dinge gar nicht mehr oder nur noch "schlampig" erledigen. Dementsprechend muss man auch alle Statistiken sehen, da findet man nur noch "Hausnummern", aber unsere Chefitäten verkaufen diese Nummern dann so, als würden diese Daten die Tatsachen präsentieren. Das Ganze ist der reinste Schmafu. Aber wir glauben ja gerne an so was, haha. Und wenn dann Einer die Wahrheit sagt, dann mögen wir ihn nicht. Mir geht es hier im Job nicht anders, wie als Autor, haha. Ich setze mich auch hier laufend in die Brennesseln. Und in den div Arbeitskreisen sitzen nur noch Ja-Sager.

Es hat einmal geheißen, der Computer würde viel Arbeit abnehmen. Das stimmt zwar einerseits, aber man vergisst dabei, dass wir in einem Statistik verliebten Zeitalter leben. Wir wollen heute für jeden Scheiß eine Statistik, und damit die erstellt werden kann, muss man eine Unmenge von Daten eingeben und abrufbar machen. Hier liegt das Mehr an Arbeit begraben und diese Arbeit kommt keinem Kunden zu gute, sie löst sich in Luft auf. Wegen einer Statistik, an der viele, viele Kollegen mitwirken, also 1000e von Stunden aufgegangen sind, hat noch kein Arbeitsloser einen Job bekommen. Aber dafür haben wir ja eine schöne Statistik, haha. Ich lache, dabei ist das kein Witz. Und sage jetzt Keiner, ich wäre altmodisch, konservativ, oder was immer. Die Befürworter dieser Politik in unserem Unternehmen (und wahrscheinlich auch anderswo) wenden dagegen immer ein, dass dadurch unsere Arbeit nachvollziehbar, also überprüfbar wird. Sie vergessen jedoch, dass diese Statistiken auf Daten beruhen, die aufgrund der allgemeinen Arbeitsüberlastung leider schlampig zustande gekommen sind und somit keine Aussagekraft haben. Die Katze beißt sich in den Schwanz, haha.

Na ja, ich will nicht sudern. Ich freue mich jedenfalls schon auf meine Auszeit, mein Bildungsjahr, auch aus anderen Gründen. Ich bin ja seit 8/2001 nicht so gesund, da kam einiges zusammen, Diabetis, Bandscheibenvorfall und jetzt habe ich auch noch Hautkrebs, zwar noch keine Metastasen, aber endgültig werde ich das erst in einem Jahr wissen. Na ja, vielleicht zerreißt es mich ja deshalb so mit meiner Schreiberei, es hat ja bekanntlich Alles auch seine Vorteile.

Liebe Grüße
Lothar

 

Servus,

tja, ich kämpfe eben gegen Windmühlen, man lasse mir die Freude, vielleicht denkt doch der eine oder andere nach.

Ich hoffe, daß es Dir bald besser geht. Hautkrebs ist heute sehr gut behandelbar. Du solltest Dich wirklich schonen, die Karenz wird Dir gut tun, und tu allen, die Dich lieben, den Gefallen, regelmäßig zum Arzt zu gehen, sowie alles zu tun, was er Dir vorschreibt. Vor allem, paß auf Dich auf!

Immer schneller, und das perfekt, kosten darf es auch nichts und Druck ausüben, Druck, und noch mehr Druck. Das Zeitalter der ungewollten Schlamperei. Tünche auf nachlässig errichtete Gemäuer, Potjemkinsche Dörfer. Schöne Neue Zeit.

Auf jeden Fall wünsch ich Dir, daß Du gesund bleibst, schon Dich halt und laß Dir von Göttin Danae die Seele massieren. Laß halt nur das allerwichtigste an Dich heran (die Menschen, die Dir am nächsten sind) und scheiß auf die Welt, die eh nicht zu retten ist.

alles Liebe

Echna (unflexibel, langsam, undynamisch, nicht mobil, technikskeptisch, hoffnungslos altmodisch in der antiken Vergangenehit verweilend, notorischer Nörgler...)

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Echnaton!

Werde mir das mit der Seelenmassage zu Herzen nehmen. Ich, Miss Di und ein paar Freunde/innen fahren heute Nacht bis Dienstag zu einem geilen Blues- und Jazzfestival nach Pistoia (zwischen Florenz und Pisa), wir werden dort zelteln, wieder einmal den schiefen Turm besuchen - die Optik dort ist ja eine, an der man sich niemals satt sehen kann, ein wenig ans Meer fahren usw. Kann es schon gar nicht mehr erwarten. Allein die Autofahrt liebe ich, wir werden uns mit guter Musik einstimmen, Spaß haben. Und dieses Mal sind lauter Leute dabei, die keinen Stress machen. Die Stressmacher von den letzten Malen (Suderanten, Heulsusen, haha usw) haben wir elegant ausgeladen - kein Platz mehr usw.

Und weißt Du, auf was ich mich am Meisten freue? Ich möchte mich, wie schon bei den letzten Malen, in die Wiese vor dem Baptisterium setzen, mich von diesem ururalten Zeitzeugnis inspirieren lassen und wieder ein Gedicht oder eine Geschichte schreiben. Dort fühle ich mich jedes Mal irgendwie so "heilig". "Heilig" ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck dafür, aber mir fällt gerade kein besserer ein, aber ich denke, Du weißt, wie ich es meine. Man fühlt sich so klein und doch fühlt man innerlich eine wunderbare Größe, das Gefühl dort ist einfach unbeschreiblich. Wenn ich um die Ecke der Mauer, die den ganzen Platz umgibt, durch das Tor schreite, dann werde ich jedes Mal wieder durch den Anblick regelrecht erschlagen. Einfach herrlich.

Wünsche Dir ein schönes Wochenende und auch den anderen hier im Forum, die vielleicht gerade diese Zeilen lesen.
Lothar

Wen es interessiert:
Blues Pistoia 2003
http://www.pistoiablues.com/index.php?newlang=eng
Es spielen: Johnny Winter, Luky Peterson, Brian Auger, Ten Years After, Jethro Tull, Ike Turner, Mick Taylor und Bill Wyman (beide Ex-Rolling Stones), Eric Sardinas, Calvin Jones, Robert Plant (Led Zeppelin) und viele andere. Das Ganze findet am Hauptplatz mitten in der Stadt statt, anschließend kann man sich dann in den Lokalen vergnügen. Letztes Mal habe ich ein paar extrem nette us-amerikanische Bush-Feinde getroffen. Wir haben stundenlang angeregt diskutiert und uns verbrüdert und verschwestert. Die haben selber große Angst vor diesem Big Brother und was da wohl jetzt auf sie zukommt. Bin schon neugierig, wer uns heuer wieder über den Weg läuft. Ich freue mich auch schon auf unseren netten Reiseführer vom letzten Mal, das ist ein ganz, ganz stiller Kultur-Mensch, der irgendwie im Mittelalter hängen geblieben ist. Er kann stundenlang Geschichten darüber erzählen.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom