A B G E S P A C E T
Hallo!
Ich hoffe meine kleine Story fällt nicht der Zensur Marke "Schweinskram verboten" zum Opfer....
...
„Hm! Hier ist Moi“, mehr brachte ich angesichts der Tatsache, daß sie schon Zuhause war nicht heraus.
Wir hatten uns vor fast drei Monaten in einander verliebt, aber uns an einem Sonntag zu treffen, das war schon was.
Bisher galt, unserer merkwürdigen Beziehung wegen: Sonntags nie – wie im Film mit Melina Merkouri; die Gute war zwar auch Griechen, konnte meiner aber das Wasser nicht reichen.
Manchmal könnte man direkt meinen, daß einem das Leben besonders zugetan ist. Ich wußte natürlich um die Unwahrheit dieser Annahme und beschloß mich weder auf übertriebene Hoffnung einzulassen, noch untätig zu bleiben:
„Wollen wir uns noch treffen?“, ich verzog mein Gesicht weil ich noch immer befürchtete eine negative – womöglich sogar ablehnende – Antwort auf meine Frage um die Ohren gewatscht zu bekommen.
„Ja!“, sie konnte mit ihrer Stimme machen was sie wollte. Bei diesem schlichten Wort schon, konnte sie ihr ganzes Register ziehen. Laszivität, Koketterie, Süße, schlichte Freude, Überlegenheit – das alles in einem einsilbigen Wort.
Fast hätte ich nachgefragt, ob sie es ernst meine...
Wir verabredeten uns für in einer halben Stunde, an einer Ecke in Piräus. Ich fuhr ins Marriott wollte schnell noch eine Sushi Mahlzeit zu mir nehmen. Information und Vorbereitung sind die wichtigsten Waffen im Leben, ich nahm Sun Tze sehr ernst, umsomehr wenn es um eine Frau wie sie geht.
Als sie ankam war es wie eigentlich immer etwa 20 Minuten später geworden als geplant - wen kümmerts, an derlei hing ich mich damals noch nicht auf. Ich sah sie durchs Seitenfenster an, wir wußten beide, daß es etwas außergewöhnliches, symbolbeladenes und pathetisch schicksalsschwangeres war, wenn wir uns am Sonntag Abend sahen. Geschlafen hatten wir noch nicht miteinander. Als sie grüßte dachte ich daran, daß es heute passieren könnte.
Immer war uns etwas dazwischen gekommen. Mal war sie krank, mal hatten wir keine Zeit füreinander, oft wurde es zu spät bevor uns die Wollust befiel, zu oft hatte sie ihre Tage. Nicht, daß unsere "Enthaltsamkeit" eine Rolle gespielt hätte, ich liebte sie, hatte vor das nächste Stück des Weges gemeinsam mit ihr zu gehen. Vielleicht sogar bis zum Ende, ich fand das ging, mit ihr bestimmt. Aber irgendwann mußte es passieren, das war klar.
Sie sah umwerfend aus. Und das obwohl wir kaum noch Schlaf fanden; wir machten durch wann immer es drin war. Drei, viermal die Woche taten wir das. Unglaubliche Magie.
Nein, heute würde es anders sein, ihr Blick schrie. Selbst ein Blinder hätte das sehen können. OK, ich war bereit, sollte ich jedenfalls sein, war ich doch keine 25 mehr. Ich meine, drei Monate mit ihr sind schon eine ganze Menge Zeit, wenn es darum geht Lebenserfahrung zu sammeln, auf die Schnauze zu donnern und sich allein wieder hochzurappeln. Nur darum geht es schließlich.
„Hast Du schon gegessen?“, fragte ich.
„Hör bloß mit Essen auf. Ich hab‘ soviel gehabt, daß ich die kommende Woche fasten muß.“
„Naja, ich find dich trotzdem scharf, auch wenn Du zwei Kilo zuviel auf den Rippen hast.“, ich wollte ihr nicht schmeicheln, ich fand sie wirklich heiß. Ihr Körper erinnerte an eine Verschmelzung aus CN Tower und Serpentinenstraße und das Ganze mit Aloe Vera eingecremt.
„Laß uns zu Dir fahren!“, sie blickte mich nicht an als sie das aussprach. Ich trat das Gaspedal durch bis mir der Fuß wehtat.
Sie setzte sich auf das Sofa. Ich blickte über ihre Schulter hinweg auf den Saronischen Golf. Man sah die Positionslichter der Wochenendausflügler, die mit ihren Booten nach Ägina, Spetzes oder Hydra gefahren waren und nun zurückkamen. Nächstes Jahr würde ich auch so ein Boot haben, dann ja dann spätestens! Wir würden uns unter dem Sternenhimmel lieben, genau!
Ich legte die erste selbstgekaufte CD mit griechischer Musik auf. Es war Anna Vissi, die sang. Anna Vissi und Grundig Space Fidelity erfüllten erbarmungslos jeden Winkel meiner Wohnung.
„Hey, alter Grieche!“, lächelte sie mir zu.
Ich versuchte erst gar nicht zu erklären, wir wußten beide, daß sie mir Zugang zu dieser Musik verschafft hatte. Zu dieser Musik und allem Anderen. Ich sah ihr eindringlich in die Augen; es war als blickte ich in den Spiegel. Wir waren nicht nur beide halb Griechen, halb Deutsche, wir hatten auch absolut identische Pupillen.
Wir zwinkerten nicht, keiner wandte die Augen ab, stumm saßen wir da und sahen uns an. Nach etwa 90 Stunden fuhr sie erschrocken zusammen. Ein kurzer Schrei, wieder Stille. Meine Katze war ihr auf den Schoß gesprungen.....blödes Mistvieh. Sie war doch sonst immer so sensibel, wie konnte sie das kaputt machen?
Sie stand auf, ging in die Küche um sich etwas zu trinken zu besorgen. Ihr langes Kleid fiel um ihre Hüften während sie schritt. Ich rang erfolglos nach Atem, blieb sitzen und steckte mir eine Gauloises zwischen die Zähne. Ich rauchte, ich starrte, immer nur sie, an.
„Leg etwas anderes auf.“, bat sie.
„Klar. Was magst Du hören?“, fragte ich eher beiläufig, hatte ich mich doch schon für die „The Joshua Tree“ entschieden. U2 war genau das richtige wenn es um eine blonde Frau mit dunklen Augen geht. Da konnte mir keiner etwas vormachen, da wußte ich genau Bescheid.
Der Raum war dunkel, nur aus der Glasvitrine drang ein schwaches Licht, fiel divergent auf den Marmorboden. Ein Kegel aus Wärme in einer kalten Welt, daran erinnerte dieses Bild. „Wie bei uns“, dachte ich, „Alles um uns ist häßlich, kalt, unfreundlich. Aber wir, wir lieben uns.“.
Das war der letzte, vielmehr der einzige unschöne Gedanke in jener Nacht. Die Musik hob an, wischte ihn weg, gab den Gedanken dem Vergessen preis.
„Ich wollte eigentlich Vaja con Dios hören.“, beschwerte sie sich.
„Hm, nur ein paar Songs und dann....“, meinte ich.
Sie legte sich in meine Schulter. Ich sang leise in ihr Ohr, rieb meine Lippen an ihren Haaren. Der Duft machte mich betrunken, ich hörte nicht auf zu singen.
Ich hörte wie ihr Atem schneller wurde, spürte ihr Herz rasen, ihre Haut wurde wärmer, die Welt herum schrumpfter. Ich war vollends blau, kein Bezug zur Realität mehr.
Unsere Lippen fanden sich eher zufällig. Ganz anders unsere Zungen, die hatten sich gesucht. Es war nicht wirklich Leidenschaft was ich empfand. Untertreibungen mochte ich noch nie. Nein, es war vielmehr die Gewißheit, nicht mehr anders leben zu wollen.
Gerade als ich vorhatte zuzubeißen, riß sie sich los. Mit einer, ansatzlos-geschmeidigen Bewegung hatte sie sich erhoben.
Ich muß ein ziemlich dummes Gesicht gemacht haben, hatte ihre Geste mißverstanden oder noch immer zuviel Angst, daß es hier enden würde. Jedenfalls hob sie die linke Augenbraue und sagte:
„Wie sollten ins Zimmer gehen!“
Ein für allemal war die Relativitätstheorie widerlegt. Die Grenze der Lichtgeschwindigkeit durchbrach ich mühelos wenn es um sie ging. Ich preßte sie an die Schlafzimmertür, hielt ihre Arme hoch, ertränkte sie mit einem Kuß. Meine Lenden spürten schmerzhaft ihre Beckenknochen. Willfährig ließ ich mich in die Zunge beißen, zog mich aus ihrem Mund zurück.
„Ich will dich!“, es war kein Raunen, kein Hecheln, nur eine Aussage, mehr nicht. Resolut war sie immerhin geblieben.
Ich ging vor ihr in die Knie, ließ mich an ihr herabgleiten. Unten angekommen öffnete ich den Reißverschluß ihrer Stiefel. Meine Hände schlüpften unter ihr Kleid und ich drückte langsam meine Knie durch, zog ihr das Kleid hoch. Auf Brusthöhe fuhren meine Hände – fast automatisch – auf ihren Rücken. Der BH ließ sich schon fast zu leicht öffnen, früher hatte ich immer Probleme mit diesen Scheißdingern gehabt, Gott sei Dank war das vorbei. Ich streifte ihr das Kleid über den Kopf, der BH fiel zu Boden. Ein Geräusch gab es nicht, glaube ich.
Blitzschnell hob ich sie ins Bett. Sie riß mein Hemd auf, einer der Knöpfe knallte mir an die Stirn, egal. Meine Hose hielt ihr nicht viel länger stand.
Ich hielt sie nicht auf, sie wußte was sie tat, da war ich sicher.
Ich schwang sie auf mich, biß ihr in die Brustwarze. Es war die linke glaube ich, kann mich aber irren. Kurz drauf revanchierte sie sich, war aber plötzlich sehr zärtlich geworden, schnüffelte und rieb sich an meiner Brust. Ich sog den Duft ihrer Haare in mich ein.
„Ich bin nicht ich selbst! Ich kann das alles nicht glauben!“, rief sie und ließ sich auf den Rücken fallen.
Es dauerte nicht lange und meine Zunge war zwischen ihren Schenkeln. Ob sie sich dabei selbst wiederfand weiß ich nicht, es war das erste Mal, daß ich sie in einer solchen Situation erlebte. Vergleichsmöglichkeiten hatte ich also keine.
Nach einer Weile drang ich in sie ein.
Es war spät geworden. Wir schliefen eine Stunde, wachten gemeinsam auf und zogen uns an. Wir mußten zur Arbeit, da half alles nichts.
Die Straßen waren schon voller Leben, und im Osten zeigten sich die Wolken im morgendlichen grau. Sie fuhr voller Elan aber ohne aggressiv zu sein, nur selten schaltete sich der Turboantrieb aus.
Als sie mich bei meinem Wagen aussteigen hatte lassen, küßten wir uns nur kurz. Unsere Zungen berührten sich dennoch, so wie kurz zuvor unsere Seelen. Mehr gab es nicht, dachte ich.
Ich wollte meinen Wagen gerade starten, als sie neben die Fahrertür fuhr und das Beifahrerfenster öffnete. Sie hatte die Musik aufgedreht. Ich konnte erst nicht verstehen, nicht solange ich noch nicht die eindringliche Stimme von Vaja con Dios aus dem Radio hörte.
Dann, ja dann hatte ich begriffen. Es ist gar nicht so schwer die Perfektion zu erfassen, nicht wenn SIE im Spiel ist. Nicht wenn es um eine Nacht in Athen geht. Schon gar nicht wenn man identische Pupillen hat.
Ich fuhr los, mehr konnte ich nicht tun. Von wegen Sonntags nie!