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96 Stunden
Isaac stand vor einem Rätsel. Seit nun mehr als 3 Tagen hatte er das kleine Labor, das er in einer Nacht und Nebelaktion notgedrungen im Keller des alten Herrenhauses eingerichtet hatte nicht mehr verlassen. Der Geruch der von dem selbsternannten Erfinder aus ging, irgendetwas zwischen ranziger Milch, Essig und nasser Katze, belegte dies. Ihm blieb keine Zeit mehr. Es musste dringend eine Lösung her und Isaac spürte, dass er kurz vor einem Durchbruch stand.
Hin und wieder ließ er ein nachdenkliches „hmm“ oder ein verblüfftes „interessant“ verlauten, kratze sich dann kurz am Hinterkopf und versank wieder in nachdenklicher Stille. Zwischendurch schob er sich ein trockenes Stück Brot oder eine Dörrpflaume in den Mund, spülte das Ganze mit einem Schluck Hagebuttentee herunter, grässlich stark und längst kalt. Dann wieder Arbeit, gelegentlich eine Stunde schlaf, anschließend noch mehr Arbeit.
Sein wissenschaftlicher Ehrgeiz war unübertroffen, so viel Stand fest. Zu welchem Anteil dieser jedoch aus Genie und zu welchem aus Wahnsinn resultierte, darüber ließ sich streiten.
Isaac war bewusst, dass ihn viele für seine Erfindungen belächelten , aber das störte ihn herzlich wenig. Er verbrachte seine Zeit ohnehin lieber damit, seine Kenntnisse von Quantenphysik, Teilchentheorien und ähnlichem zu erweitern, als damit, sich oder die Beziehungen zu anderen Menschen zu pflegen.
Soziale Kontakte waren schon immer etwas, das Isaac nicht ganz geheuer gewesen ist.
Er liebte es, Ereignisse und Verhalten bestimmter Gegenstände und Körper anhand von Beobachtungen und Berechnungen genauestens vorher sagen zu können. Überraschungen waren nichts für ihn. Dass sich das menschliche Verhalten jener Berechenbarkeit jedoch so vollständig entzog war dem Tüftler sehr suspekt.
Schon als kleiner Junge steckte seine Nase oft stundenlang hinter alten, verstaubten Sachbüchern, während die anderen Kinder draußen spielten, und so kam es, dass Isaac bereits im Alter von acht Jahren seinen ersten Versuch unternahm, ein funktionsfähiges Perpetuum Mobile zu bauen. Schlussendlich blieb es nur ein Versuch, aber der Jüngling war unermüdlich, und schon bald gelangen ihm die ersten Durchbrüche. Zwar beschränkten sich diese häufig nur auf kleine Basteleien von geringem Nutzen, wie beispielsweise ein Toaster der das Brot direkt auf den Teller schleuderte, was eher ein Unfall als ein gewollter Geniestreich war, eine Brille mit Scheibenwischer und Fernlicht, sowie eine Armbanduhr die ausschließlich Rückwärts lief und dank der er, es grenzt fast an ein Wunder, nie unpünktlich war.
Aber Isaac wurde älter und mit ihm, wuchs auch die Bedeutung seiner Erfindungen und so trug es sich zu, dass er nun in jenem besagten Labor stand, und sich seit drei Tagen und drei Nächten völlig der Wissenschaft hingegeben hatte.
Er strengte sich so sehr an, man konnte gar meinen, sein Hirn müsse vor lauter nachdenken bereits zu einem gigantischen Fleischbatzen angeschwollen sein und es könne sich nur noch um Sekunden handeln, bis es ihm den Schädel zerbarst und mit einem lauten Knall austritt. Niemand hätte geahnt, dass der Erfinder in den folgenden siebenundzwanzig ein halb Stunden eine Entdeckung machen sollte, die die gesamte Menschheit verändern würde…