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Wie schon des öfteren wurde er auch diesen Morgen mit erhöhtem Puls wach und fuhr wie von einer Biene gestochen auf, als das Telefon läutete. "Hallo ? Guten Morgen Mutter ! Was ? Nein ich bin nicht aufgeregt ich hab nur wieder einmal verschlafen." Er rollt seine Augen. " Ja ja, ich weiß ich sollte früher zu Bett gehen. Du ich muss jetzt schnell sein ich melde mich am Abend. Ok ?" Noch immer etwas aufgewühlt und mit verschlafenen Blick liest er die Temperatur vom Thermometer ab das sich an der Außenseite seines Fensters befindet.
Vier Grad unter null.
Es gab Schneefall heute Nacht.
Verdammte Kälte.
Er hasst die kalte Jahreszeit.
Er hasst es zu verschlafen.
Er hasst es früh aufstehen zu müssen. "Wie spät war es gestern wirklich ?", denkt er und geht langsam in Richtung Küche. "Elf ? Zwölf ?" Eigentlich gar nicht so wichtig, er weiß nur dass er wieder einige Stunden wach gelegen hat. Seine lauten Gedanken lassen nur wenig Schlaf zu. Er denkt sehr viel in letzter Zeit. Eigentlich denkt er, nur mehr. Sein Kopf hat gar nichts anderes zu tun als immer und immer wieder dasselbe Szenario zu rekonstruieren.
Eine typische was wäre wenn Frage. Jeder weiß dass solche Fragen zu nichts führen, jeder weiß dass solche Fragen nur Zweifel hervorrufen.
Er weiß es auch.
Er tut es trotzdem.
Mit zitternden Händen schenkt er sich eine Tasse Kaffee ein und blickt phlegmatisch auf den schmutzigen Haufen Geschirr der sich in der Spüle stapelt. „Verdammt noch mal wäre ich doch!“ pocht es in seinem Kopf. Er zündet sich eine Zigarette an.
Er hasst es zu rauchen.
Nachdenklich nippt er von der Tasse.
Er hasst Kaffe.
Sie mochte Tee.
Er mochte auch Tee.
Leise stellt er die Kaffeetasse auf der Anrichte ab und drückt seine Zigarette sorgfältig aus. Etwas Asche bleibt an seinem Daumen hängen. Er zerreibt die Asche mit dem Zeigefinger und betrachtet die durch die Asche ergrauten Fingerkuppen. "Verdammt noch mal wäre ich doch !", denkt er. Während er seine Hand am Oberschenkel abwischt geht er ins Badezimmer. Langsam schlüpft er in seine Kleider und betrachte beim vorbei gehen sein Gesicht im Spiegel.
Sie mochte sein Gesicht.
Er mochte Ihr Gesicht.
Er zieht sich seine Jacke an und stellt den Kragen hoch. Er sperrt die Tür hinter sich ab und marschiert mit eingezogenem Kopf in Richtung U-Bahnstation.
Er muss zum Arzt.
Er hat mit ihr geschlafen.
Plötzlich bleibt er stehen und bückt sich. Er formt einen Schneeball wischt mit der Handfläche noch kurz darüber und wirft ihn mit aller Kraft durch das Fenster einer Wohnung im zweiten Stock eines Hochhauses. "Verdammt noch einmal wäre ich doch niemals Erwachsen geworden !", brüllt er.