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Hallo @thesaintq ,

herzlich willkommen im Forum, schön, dass du zu uns gefunden hast. :gelb:

Wenn jemand wie du mit einem eigenen Text und nicht mit einem Komm zu einem Fremdtext einsteigt, ist immer schwer abzuschätzen, wie der-/diejenige auf konstruktive Kritik reagiert.

Daher gehe ich nicht ins Detail, sondern gebe ein paar Stichpunkte rein. Bitte nimm alles unbedingt als Ansporn, und es geht immer um den Text, nicht um dich persönlich. :)

Ehrlich gesagt bin ich schlecht in deine Geschichte gekommen und habe auch sehr schnell begonnen, querzulesen. Hast du mal überlegt, hier einen Erzähler in der 3. Person (oder 1.) zu probieren? Eine Du-Ansprache geht in den allerseltensten Fällen gut, und dann eher, wenn offensichtlich zu einer imaginären weiteren Figur gesprochen wird, und eben nicht direkt zum Leser.

Letztlich provoziert das sehr leicht eine opportunistische Lesehaltung - du schreibst:

Stell dir vor, du läufst durch eine der trockensten, heißesten und größten Wüsten der Erde. Sieh dich um, riech die glühende, brennende Luft, spüre die sengende Sonne auf deiner dünn betuchten Haut.
Und ich denke: Nee. Ich sitz im Sessel, draußen sind -13 Grad C, es liegt ein halber Meter Schnee und ich spüre nix von dem, was du Autor mir 'aufschwatzen' willst.

Es ist ja so, dass ich mir als Leser schon von selbst etwas vorstelle (durchaus alles durch die Augen des Erzählers oder einer Figur sehe), wenn ich eine Geschichte lese. Eine direkte Ansprache finde ich extrem nervig, ich fühle mich da plump vertraulich von der Seite angesprochen, mir wird etwas aufgedrängt, bevor ich mich selbst entscheiden kann, ob und wie ich diese Bilder sehe. Bzw. lasse ich mir ungern die Vorstellungskraft & Phantasie abnehmen, denn das macht imA Literatur eigentlich erst spannend.
Ist jetzt auch nicht nur mein persönlicher Tick: Es gibt eine Menge Ausschreibungen, die die 2. Person als Erzählstimme verbieten (bei englischsprachigen ist das bereits die Norm).

Du bist schon viel zu lang hier,
Verwechslung: lang hat mit räumlichem Maß zu tun, lange mit einem zeitlichen.
Sandwehen
Lieber Dünen?
Dann warst du auf einmal alleine,
allein (existiert nicht mit -e, das kannst du nur in wörtlicher Rede so schreiben, weil viele - mich eingeschlossen - es so sprechen).
Dann warst du auf einmal allein, keine Kamele, kein Reiseführer und erst recht keine deiner Bekannten mehr in der Nähe. Seitdem hast du dich durchgeschlagen, das wenige Wasser, das du in dem dünnen Schlauch mit dir herumgetragen hast, ist so gut wie aufgebraucht. Außerdem hast du nichts zu essen, der Hunger hat schon ein saures Loch in deinen Magen gefressen, durch das nachts die kalten Wüstenwinde pfeifen.
Durch die gewählte Zeitform bekommst du ne Menge Hilfsverben, die zu Wortwiederholungen führen und langweilig sind. Dabei bringst du durchaus starke Verben an, das fällt deswegen aber nicht auf. Vielleicht Präsens wählen? Letztlich forderst du mich ja auch auf, mir das jetzt, in diesem Moment so vorzustellen und nicht als Rückblick (der funzt eh nicht, weil ich Leser nicht in der Lage bin, deine Geschichte - deren Fortgang / Entwicklung ich ja nicht kenne, sondern erst Wort für Wort erfahre - rückblickend als Erinnerung zu denken).

Der letzte Satzteil (die Metapher) ist zwar originell, aber imA auch einen Tick zu weit hergeholt, vor allem sagst du in fünf Zeilen ziemlich viel dasselbe. Also: Ein paar Mal direkt und dann als Metapher. Für eines von beiden entscheiden, vielleicht?

Kleiner Tipp: auf auf- oder absteigende Linien bzw. Gruppierungen nach Arten achten, wenn du aufzählst. Vllt. vom Wichtigsten zum Unwichtigsten: kein Reiseführer, keine Bekannten und auch keine Kamele. Oder eben umgekehrt als Steigerung, wie du magst.

Stell dir vor, du läufst durch eine der trockensten, heißesten und größten Wüsten der Erde.
Würde ich gar nicht über so einen Superlativ aufziehen. Auch, weil das einen Adjektiv-Overkill gibt. Klar, im Winter können Wüsten kühl oder kalt sein (ich war mal im Januar in Death Valley und da brauchte ich mal ein T-Shirt, mal Pulli, mal aber auch gefütterte Jacke). In der angrenzenden Mojave liegt sogar fett Schnee, auch auf den Kakteen. Und ja, es kann regnen und richtige Sturzbäche geben.

Andererseits lege ich meine Hand dafür ins Feuer, dass deine Leser zuallererst an einen heißen Wüstentag denken, wenn du nix weiter sagst. Und sie sich die eh spontan heiß und trocken vorstellen. Und wenn dem dem nicht traust, nenn die Jahreszeit: Es ist Sommer / Sonne knallt und (Figur) läuft durch eine Wüste, die sich bis an den Horizont erstreckt. Okay, das klingt nicht, aber so als Info-Vorschlag. Dann brauchst du ggfs. gar kein Adjektiv.

versuchst du auch diese Stimme loszuwerden, aber hartnäckig hält sie sich in deinem Ohr, bohrt sich durch bis in die hintersten, von der Sonne bereits ausgetrockneten Windungen deines Gehirns.
Versuch doch mal, mir genau das zu vermitteln, ohne mich direkt aufzufordern, das so zu sehen. Erzähle etwas, ohne mich Leser anzusprechen, und schaue, wie sich damit deine Geschichte, die Dynamik verändert. Der Witz ist doch nicht zu sagen: Hier Leser, das ist soundso, wörtlich vorformuliert. Sondern, etwas auszubreiten, in das der Leser aus einer Distanz raus einsteigen kann. D.h aber auch, du müsstest Bilder finden, die dieses Gefühl / Bild indirekt auslösen.

Soweit erst mal diese Anmerkungen. Trau dich ruhig und kommentiere Fremdtexte - man sieht Fehler immer leichter, wenn man sie nicht selbst macht, man muss nicht alle Fehler selbst machen und lernt vor allem dabei selbst.

Ich wünsche dir noch ganz viel Spaß bei uns, herzlichst,
Katla

 

Hallo @Katla,
erst einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, zu lesen und mir darüber hinaus auch noch Feedback zu geben!
Deine Anmerkungen kann ich gut nachvollziehen, vor allem was das "Wüstensetting" angeht, da werde ich in Zukunft ein wenig dezenter vorgehen:)
Die Erzählperspektive war ein Versuch, meistes schreibe ich anders. Ich kann verstehen, was du damit meinst, dass die Perspektive die Leser:innen "bevormundet", allerdings sehe ich es persönlich ein wenig anders, mir gefällt die direkte Ansprache.
aber vielleicht warte ich mit der nächsten Geschichte in dem Stil erst einmal ein wenig und verbessere die Technik.
Danke auch für deinen Tipp, andere Texte durchzuschauen:)
Liebe Grüße,
Q

 

Hallo thessaintq,
starke Story. Ein Gleichnis auf das Leben und die Liebe, fast so wie "Der alte Mann und das Meer" von Hemingway. Ich finde es interessant den täglichen Existenzkampf mit einem Gang durch die Wüste zu vergleichen, und die Gefährtin, die Du zurückgelassen hast, mit jemand, der Dir inmitten der Hitze und der Sanddünen über den Weg gelaufen ist, und mit der zusammen man sich durchkämpft. Eine Lebensabschnittsbegleiterin. Die Reisegruppe, die Dich vergessen hat, ist wohl die Gesellschaft, die einen aus ihrer Mitte rausdrängt. Ständig bewegt man sich im Leben auf Oasen zu, die sich beim Näherkommen nur als Fata Morgana entpuppen, und man ist so durstig, oder noch durstiger, wie vorher. Alles sehr philosophisch. Kann man mehrmals lesen, und findet immer wieder neues.
Gruß Frieda

 

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