Was ist neu
Mitglied
Beitritt
28.01.2018
Beiträge
2
Zuletzt bearbeitet:

46

46

München im Sommer 1964


Meine Mutter schwört auf ihren Heilpraktiker in Lengries. Immer wenn es ihr gesundheitlich schlecht geht fährt sie nach Lengries, heute ist wieder so ein Tag. Gleich in der Nähe der Praxis befindet sich die kleine „Familienpension Gerg“, bei der sie in dieser Zeit meistens wohnte. Die nächsten Tage müssen mein Vater und ich alleine auskommen.

Es scheint, als ob die Sonne die durch das Fenster meines Kinderzimmers strahlt, die Blumen auf meinem Kleid hin und her bewegt. Gedankenversunken schließe ich die Augen und habe das Gefühl, als ob ich mich auf einer Blumenwiese befinde. Ich atme sogar den Geruch von frischem Gras und Blumen ein. Fünfzig, achtundvierzig, dreiundfünfzig, jedes Mal kommt eine andere Zahl heraus. Gestern habe ich zu meinem achten Geburtstag dieses wunderschöne Blumenkleid geschenkt bekommen. Ich sitze auf dem Boden und habe das Kleid vor mir ausgebreitet um die vielen Blumen darauf besser zählen zu können. Es ist Samstagnachmittag, am Himmel sind nur ein paar weiße Wolken zu sehen. „Komm Anna, lass uns an den See fahren, das schöne Wetter sollten wir ausnützen“, sagt mein Vater.

Meine Nase, meine Hände und wenn ich den Kopf drehe, auch ein klein wenig meine Backen drücken sich gegen die Autoscheibe auf dem Rücksitz unseres Autos. Nach ein paar Autominuten kommen wir am See an. Einen kurzen Moment schließe ich die Augen und atme den Sommerduft ein.

„Anna, trödel nicht schon wieder herum“, sagt mein Vater.

Es ist ziemlich warm, nach einiger Zeit fühle ich mich unsagbar durstig. Mein Vater kommt mit einer eiskalten Orangenlimonade, die er am Kiosk gekauft hat auf mich zu. Währenddessen unterhält er sich mit einem Bekannten, den er getroffen hat. Mein Durst ist schier unerträglich. Ich greife nach der Flasche und halte sie ganz fest, kleine Wassertropfen fließen an der Flasche nach unten. In meiner kleinen Hand verschwinden sie. Ich fange an zu trinken und die Tropfen fließen in die entgegengesetzte Richtung. Zwei Augenpaare blicken zu mir rüber, ich habe die ganze Flasche ausgetrunken. Selbst die Wassertropfen sind verschwunden. Der Bekannte meines Vaters sagt, „wenn du so viel trinkst, wachsen dir lauter Frösche in deinem Bauch“. Vor meinem Auge sehe ich große Fröschen, die wild drängelnd in meinem Bauch umherschwimmen. Der Durst ist weg und das fühlt sich richtig gut an.

Wieder zu Hause fühle ich mich sehr müde und gehe früh ins Bett. Am nächsten Morgen spüre ich nach dem Aufwachen ein unangenehmes Ziehen am Rücken, das immer schmerzhafter wird. Mein Vater telefoniert nach Lengries und erzählt meiner Mutter, dass ich wohl einen Sonnenbrand habe. Daraufhin beschließt meine Mutter, dass mein Vater mich sofort nach Lengries bringen soll, sie wird versuchen für mich gleich morgen einen Termin bei ihrem Heilpraktiker zu bekommen.
Der stellt fest, dass ich Verbrennungen zweiten Grades habe. Auf meinem Rücken haben sich viele kleine Bläschen gebildet. Etwa in der Mitte meines Rückens hat sich eine besonders große Blase gebildet, die so groß wie meine Hand ist wenn ich sie schließe. Der Heilpraktiker nimmt eine große Spritze mit einer langen spitzen Nadel in die Hand.

Die Spritze ist so groß, dass ich erstarre. An meiner rechten Schläfe läuft ganz langsam aber unaufhaltsam eine Schweißperle herab. Instinktiv möchte ich meinen rechten Arm heben um sie abzuwischen, aber ich schaffe es nicht.

Der Heilpraktiker ist jetzt mit der Spritze in der Hand um mich herum gegangen. Ich kneife meine Augen ganz fest zu, als ob das den Schmerz lindern könnte. Ich stelle mir vor, wie die Nadel der Spritze nach dem Einstich vorne wieder aus meiner Brust herauskommt. Der Heilpraktiker sticht von oben in die große Blase hinein und schneidet sie einmal rund herum auf. Flüssiger Eiter läuft an meinem Rücken herab. Ich überlege noch, ob ich mich freuen soll, weil die Spritze meinen Körper nicht durchbohrt hat, oder doch schreien, weil das Aufschneiden der Blase auch richtig schmerzhaft war. Nachdem der Eiter abgewischt ist, wird ein Puder auf meinem Rücken aufgetragen. Die nächsten zwei Wochen muss ich auf dem Bauch schlafen. Immer wenn ich versuche mich im Schlaf auf den Rücken zu drehen, erinnern mich die Schmerzen daran, dass das keine gute Idee ist.

Nach einer Woche lassen die Schmerzen allmählich nach und ich beschließe einen Spaziergang zu machen.

Nach kurzer Zeit komme ich in eine sehr schmale Gasse. Sie ist so eng, dass dort keine Autos fahren können. Auf der linken Seite sehe ich einen alten grauen Holzzaun mit nach oben spitz zulaufenden Zaunlatten. Dahinter zeigt sich eine Art Verschlag der mein Interesse weckt, ich gehe ganz nah an den Zaun heran. Meine Hände umfassen die Holzlatten, so gut es geht schaue ich zwischen die Zaunlatten hindurch. Einige Meter vom Zaun entfernt ist ein Haus, das vorne offen ist. Aus dem Haus kommt ein sehr großer Hund auf mich zu. Es ist ein gewaltiger Bernhardiner, der in diesem Hundezwinger lebt und mich wohl bemerkt hat. Trotz seiner Größe habe ich keine Angst vor ihm, ich weiche zwar automatisch einen Schritt vom Zaun zurück, aber ich fühle keine Angst. Die Augen des Hundes blicken mich neugierig an. Ich gehe wieder näher an den Holzzaun heran und spüre das Bedürfnis den Hund zu streicheln. Mir ist nicht bewusst, dass das eigentlich der Wachhund einer Gaststätte ist, dessen Aufgabe es ist dafür zu sorgen, dass keine Fremden zu nahe kommen. Während ich noch überlege, wie ich den Hund streicheln könnte, fällt mein Blick auf eine Zaunlatte die sich am unteren Ende gelöst hat. Ich fasse sie an und schiebe sie beiseite, jetzt streckt der Bernhardiner seinen Kopf durch, jedenfalls soweit das die Lücke im Zaun zulässt. Sein Kopf ist so groß, dass er nur ein kleines Stück weit durch die beiden Holzlatten hindurchpasst. Ich kraule ihn so gut es durch sein dichtes Fell am Kopf möglich ist. Ich kann spüren wie er sich darüber freut. Von diesem Tag an, besuche ich meinen neuen Freund so oft ich kann. Ich habe das Gefühl, dass er sich immer mehr darüber freut, mich zu sehen. Mit der Zeit finde ich es irgendwie blöd, dass ich nur einen kleinen Teil seines Kopfes streicheln kann. Ohne viel nachzudenken und wie von einem inneren Impuls getrieben, entschließe ich mich kurzerhand über den Holzzaun in den Zwinger des Bernhardiners zu steigen.

Ich habe einmal gehört, dass kurz bevor man stirbt, das ganze Leben noch einmal, wie ein Film vor dem geistigen Auge abläuft. Ich stelle mir das wie im Kino vor, man sitzt ganz allein in der ersten Reihe. Es gibt keine Werbung, bevor der Film anfängt, niemand kommt und frägt einen ob man ein Eis kaufen möchte. Wenn der Film zu Ende ist geht kein Saallicht an, das Licht bleibt aus und zwar für immer.

Obwohl ich eine geschickte Klettererin bin, ist es auch für mich kein Leichtes den Zaun mit seinen spitzen Latten am oberen Ende zu überwinden. Es kostet mich schon einiges an Mühe. Ich passe auf, dass ich mich nicht verletze, oder was noch schlimmer wäre, mir mein neues Kleid zerreiße. Ich bin so mit dem Klettern beschäftigt, das ich gar nicht bemerke, was der Hund macht. Als ich es endlich geschafft habe den Zaun zu überwinden, schaue ich zu diesem wirklich großen Bernhardiner hinüber. Der kommt auf mich zu und stellt sich mit seinen großen Pfoten auf meine Schultern. Ich bekomme einen Schreck, sein großer Kopf überragt meinen Körper um ein ganzes Stück. Obwohl das große Tier nur mit seinen Pfoten auf meine Schultern drückt, mit dem Großteil seines Gewichts steht er ja auf seinen Hinterbeinen, trotzdem drückt mich sein Gewicht ein Stück weit in den losen Kies. Ich bin erstarrt, habe zwar keine Angst, kann mich aber auch nicht wirklich bewegen. Das liegt wohl auch am Gewicht, das auf meinen Schultern lastet. Als ob der Hund das spüren würde, nimmt er seine Pfoten wieder von meinen Schultern und schaut mich einfach nur freudig, mit seinem Schwanz wedelnd an. Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes erleichtert und freue mich ebenfalls. Endlich kann ich seinen ganzen Kopf kraulen und er genießt es in vollen Zügen. Am nächsten Tag sind wir leider schon wieder nach Hause gefahren.

Ein Jahr später habe ich das Glück meinen neuen Freund wieder zu sehen. Ich erlebe allerdings eine Überraschung, mit der ich überhaupt nicht gerechnet habe. Bei meinem Freund sind vier weitere Hunde im Zwinger. Es sind junge Bernhardiner. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich begreife, dass es seine Jungen, also ihre Jungen sind. Mein Freund ist eigentlich meine Freundin. Die vier Jungen Hunde tun das, was im Grunde genommen ihre Aufgabe ist, sie bellen mich an. Ich blicke in die Augen meiner Freundin und sie blickt in meine Augen. Instinktiv spüre ich, dass ich jetzt nicht so einfach in den Hundezwinger steigen kann. Meine Freundin dreht ihren Kopf zur Seite und bellt zweimal kurz ihre Jungen an, so als wollte sie sagen, jetzt seid doch endlich mal still.

Kaum sind wir wieder zu Hause, steht uns ein großer Umzug bevor. In der Dachauerstraße ist gerade eine ganze Häuserzeile fertig gebaut worden. Unten kommen Geschäfte rein, oben verteilen sich auf vier weiteren Stockwerken die Wohnungen. Meine Eltern mieten eines der Geschäfte und die darüber liegende Wohnung an. Wir wohnen jetzt in einer großen, breiten Straße, in der Mitte fährt sogar eine Straßenbahn. Links kommt man direkt ins Stadtzentrum, rechts geht es nach Dachau. Unsere Wohnung hat zwei Balkone, ein Balkon geht zur Straße raus, vom hinteren Balkon aus schaut man auf eine ruhige Wiese.

Das neue Geschäft meiner Eltern ist ziemlich groß. Wenn man den Laden betritt, befinden sich links und rechts lange Regale die auf der rechten Seite mit verschiedenen Süßigkeiten und auf der linken Seite mit Wein und anderen Flaschen gefüllt sind. Ich zähle die Schritte vom Eingang bis ganz nach hinten, sind es zweiunddreißig Schritte. Dann kommt eine Türe durch die man ein kleines Büro betritt. Als am Abend alle Kunden gegangen sind ist mein Vater noch allein im Büro, auf seinem Schreibtisch liegen verschiedene Papiere, die er aufmerksam liest. Ich überlege mir wie viele Schritte es wohl sind, wenn man vom Büro aus losgeht? Ich fange an zu zählen, eins, zwei, drei, bei Schritt acht fällt mir auf, dass rechts ein großes viereckiges Loch im Boden ist. Eine Bodenklappe ist nach hinten aufgeklappt. Ich hatte sie vorher gar nicht bemerkt. So etwas hatte ich vorher noch nie gesehen. Neugierig nähere ich mich der Öffnung im Boden und schaue hinein. Ich kann nicht erkennen, was sich da unten befindet, ich sehe nur ein tiefes schwarzes Loch.

Ich erinnere mich noch, wie ich in hockender Stellung vor diesem schwarzen Loch sitze.
Um besser sehen zu können, was sich unten befindet, beuge ich mich nach vorn. Kein Laut kommt über meine Lippen, so schnell werde ich ohnmächtig. Kurz darauf höre ich einen fürchterlichen Knall, der so laut ist, dass er durch meine tiefe Ohnmacht hindurchdringt. Mein Kopf, ist auf den Betonboden aufgeschlagen.
Wie viel Zeit nach dem Knall vergangen war, weiß ich nicht. Aber es kann nicht sehr lange gewesen sein. Ich befinde mich, ja wo befinde ich mich eigentlich? Es fühlt sich jedenfalls sehr leicht an. Als ob sich ein Teil meines Körpers von mir löst und über mir schwebt, ich sehe alles von oben. Meine Mutter hält mich in ihren Armen. Mein Kopf, meine Arme und Beine hängen nach unten. Ich schaue von oben auf diese merkwürdige Szene. Es hat nichts Schreckliches an sich, eher etwas Beruhigendes. Ich sehe ganz genau den graublauen Kittel aus Kunstfaser, den meine Mutter anhat. Ich sehe ihren Blick, der eine Mischung aus Sorge und Angst ist. Hat sie Angst um mich?
Es ist irgendwie nicht uninteressant, was da unten passiert, aber ich fühle mich in keinster Weise betroffen. Es macht mich weder traurig noch wütend darüber, dass keiner auf mich aufgepasst hat und dass es keinen Schutz um diese Kellerklappe am Boden gegeben hat.

Vor mir ist diese wunderschöne Wiese mit dem hohen Gras und diesen vielen bunten Blumen. Plötzlich wird es mir klar. Es waren sechsundvierzig, an den Ärmeln waren es jeweils sieben halbe Blumen. Also zusammen sieben ganze Blumen und auf dem Rest meines Kleides waren es 39 Blumen. Deshalb bin ich immer wieder durcheinander gekommen. Keine Ahnung, warum mir das gerade jetzt einfällt? Hier sind so viele Blumen, die kann ich bestimmt nicht alle zählen, aber ich werde es versuchen. Es muss wohl so um die Mittagszeit sein. Trotzdem ist es nicht unangenehm heiß. Genau genommen spür ich überhaupt keine Wärme und keinen Durst.

Im Zimmer ist es sehr hell, so als ob das Licht aus allen Richtungen zugleich kommt. Ich werde in mein Bett gelegt, alles um mich herum strahlt eine solche Ruhe aus, dass es fast schon etwas Beängstigendes hat.
Meine Mutter sitzt mit ihrem Hausarzt am Tisch im Wohnzimmer. Sie fragt ihn etwas, das ich nicht verstehen kann. Der Arzt sagt „Bei rechtzeitiger Einlieferung in ein Krankenhaus, hätte man das Blutgerinnsel entdecken und behandeln können.“ Meine Mutter wendet sich ab.

Vor dem Fenster hält ein großer Wagen, aus dem Wagen kommen zwei Männer, sie holen eine große Holzkiste aus ihrem Auto heraus und bringen sie zu uns herein. Alle sind sehr schweigsam, keiner sagt etwas. Jetzt blicken sich alle im Raum an. Meine Mutter nickt und die Männer kommen auf mich zu. Sie tragen die Holzkiste wieder nach draußen und legen sie hinten in ihr Auto hinein.

Aus dem hohen Gras kommt etwas auf mich zu, aber das ist meine Freundin, der große Bernhardiner. Es ist das erste Mal, dass ich sie außerhalb des Zwingers sehe. Sie kommt freudig auf mich zugelaufen. Alles fühlt sich nur schön an. Kurz vor mir kommt sie zum Stehen und senkt ihren großen Kopf vor mir, damit ich sie besser kraulen kann. Meine Hände vergraben sich in dieses unsagbar dichte und kräftige Fell.

Irgendwann in der Nacht hatte das kleine Herz aufgehört zu schlagen. Niemand weiß, wann genau das war, wie lange dieses kleine Mädchen noch gelebt hat und was ihr in dieser Zeit durch den Kopf gegangen ist. Nur eines war sicher, es hätte noch leben können, wenn man nicht versucht hätte, das Ganze aus Angst vor Konsequenzen zu vertuschen. Die offene Bodenklappe hätte nicht offen sein dürfen und außerdem hätte um die Bodenklappe herum ein Sicherheitsgitter sein müssen. Dieses wurde dann auch nachträglich angebracht. Hätte man rechtzeitig einen Arzt geholt, würde dieses kleine Mädchen noch leben. Man hätte festgestellt, dass sich im Gehirn ein Blutgerinnsel gebildet hat, das letztlich zum Tode führte.
Im Bericht wird stehen, beim Spielen unglücklich von einem Baum gefallen. Auf unserem Grundstück gab es zwar keinen Baum, aber immerhin auf dem Nachbargrundstück. Der war allerdings so groß, dass man eine Leiter gebraucht hätte, um auch nur den ersten Ast zu erreichen. Aber so wird es im Bericht stehen und niemand wird sich für die Wahrheit interessieren, alle werden erleichtert sein, dass man dieses Unglück abhaken kann.

 

Hallo, Heiner Walden

Deine Geschichte war prinzipiell gut zu lesen. Ich fand den Aufhänger mit dem Kleid und den Blumen wirklich hübsch.

Allerdings gibt es ein wesentliches Problem: Alle Szenen stehen sehr unverbunden hintereinander. Kind fährt mit Papa raus, Kind hat einen Sonnenbrand, Kind ist beim Heilpraktiker, Kind lernt Hund kennen, Kind zieht um, Kind stirbt. Es ist absolut kein roter Faden erkennbar. Bei keiner Szene weiß ich, warum Du sie mir erzählst oder ob es wichtig ist, dass Du sie erzählst. Achte darauf, dass von Anfang an klar ist, warum welche Szene wichtig ist oder was im Großen und Ganzen gerade passiert. Diese Unverbundenheit erzeugt kein Rätsel, wie Du es vielleicht wolltest, sondern bloß Langeweile. Zum Beispiel könntest Du die Szene mit dem Kino, in dem das Leben an einem vorbei zieht, nach vorne stellen. Mein Problem ist, dass weder die Ausflugszene, noch der Heilpraktiker, noch der Hund für die Handlung relevant sind. Das müsste eigentlich raus. Frag Dich bei jeder Szene, warum Du nicht auf sie verzichten kannst. Wenn es keine Antwort gibt, weg damit.

Das Ende finde ich schrecklich. Das habe ich schon mehrmals erlebt, dass der Tod aus einer solchen Distanz betrachtet wird. Das nimmt dem Ereignis jede Emotionalität und führt zur reinen Nüchternheit. Willst Du das? Kann ich mir nicht vorstellen. Bleibe in der Figur, schaffe Nähe. Dann kann das auch berühren. So entziehst Du Dich einfach dem Geschehen.

Ich bin erstarrt, habe zwar keine Angst, kann mich aber auch nicht wirklich bewegen. Das liegt wohl auch am Gewicht, das auf meinen Schultern lastet

Das machst Du mehrmals: Du beschreibst eine körperliche Reaktion, die nach Angst klingt, betonst aber, dass Deine Prota keine Angst hat. Das ist absurd. Wenn es so sein soll, biete Alternativen an. Offensichtlich fühlt sie ja irgendwas, sonst gäbe es die körperliche Reaktion ja nicht. Also, was fühlt sie denn genau?

Ich hoffe, ich habe Dich nicht verschreckt. Dein Bild mit dem Kino fand ich sehr gut, und Deine Idee ist vielversprechend. Aber da muss meiner Meinung nach dringend ein roter Faden rein.

Mach was draus!

Viele Grüße,
Maria

 

Hallo Heiner Walden,

willkommen hier bei den Wortkriegern.

Ich wollte dir eigentlich heute morgen eine Kritik schreiben, bin aber leider nicht mehr dazu gekommen. Jetzt bleibt mir nichts anderes übrig, als mich Maria anzuschließen, die das Problem deiner Geschichte ziemlich auf den Punkt gebracht hat. Ich habe mich ständig gefragt, welchen Zusammenhänge die einzelnen Kapitel deiner Geschichte haben, konnte sie mir aber nicht ergründen.


Ich habe einmal gehört, dass kurz bevor man stirbt, das ganze Leben noch einmal, wie ein Film vor dem geistigen Auge abläuft. Ich stelle mir das wie im Kino vor, man sitzt ganz allein in der ersten Reihe. Es gibt keine Werbung, bevor der Film anfängt, niemand kommt und frägt einen ob man ein Eis kaufen möchte. Wenn der Film zu Ende ist geht kein Saallicht an, das Licht bleibt aus und zwar für immer.
Als ich deinen Text gelesen habe, hatte ich das Gefühl, dass deine Prota sich für ihr Alter bereits zu sehr und zu intensiv mit dem Tod beschäftigt hat. Deine Idee mit dem Kino ist wie gesagt sehr schön geschrieben, aber ich war mir die ganze Zeit uneins darüber, ob dieser Gedanke zu einem Mädchen im Alter von acht Jahren passt. Ich hoffe du verstehst, was ich meine. Ist vielleicht auch Ansichtssache, aber ich denke das Kinder in diesem Alter unphilosophischer mit diesem Thema umgehen.
Lass dir diesen Punkt aber nicht zu sehr zu Kopfe steigen, ist meckern auf hohem Niveau.

Vom Schreibstil her, war deine Geschichte angenehm zu lesen.

Viel Spaß hier und lass dich nicht unterkriegen.


Gruß

Dave

 
  • Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Hallo, @ TeddyMaria

Zunächst einmal vielen lieben Dank für das ausführliche Feedback!
Genau das, was ich mir erhofft hatte, als ich die Geschichte eingestellt hatte.
Jetzt weiß ich, wo ich ansetzen muss.
Ursprünglich sollte das keine Kurzgeschichte werden. Das Mädchen war eigentlich einJunge. Irgendwann war mir klar, dass ein Mädchen mehr Poesie in die Geschichte bringen kann.

Hier kurz meine Gedanken zu dieser Stelle:
Ich bin erstarrt, habe zwar keine Angst, kann mich aber auch nicht wirklich bewegenDas liegt wohl auch am Gewicht, das auf meinen Schultern lastet
Das Mädchen ist im ersten Moment erschrocken, nicht weil sie vor dem Hund Angst gehabt hätte, sondern weil sie mit so einer Aktion niemals gerechnet hätte.

Das wäre wahrscheinlich verständlicher gewesen.

Im Moment schreibe ich in ganz anderen Genres und auch keine Kurzgeschichten. Die Kritik werde ich mir zu Herzen nehmen und in meinen anderen Geschichten mit einfließen lassen.

Vielen Dank noch mal
Heiner


Hallo, Dave A

Zunächst einmal auch Dir vielen lieben Dank für das ausführliche Feedback!

Die gleichen Gedanken hatte ich auch an dieser Stelle. Das hätte man wahrscheinlichanders lösen sollen. Ich fand dann aber auch das Bild sehr schön.

Ich habe einmal gehört, dass kurz bevor man stirbt, das ganze Leben noch einmal, wie ein Film vor dem geistigen Auge abläuft. Ich stelle mir das wie im Kino vor, man sitzt ganz allein in der ersten Reihe. Es gibt keine Werbung, bevor der Film anfängt, niemand kommt und frägt einen ob man ein Eis kaufen möchte. Wenn der Film zu Ende ist geht kein Saallicht an, das Licht bleibt aus und zwar für immer.

Der rote Faden wird mich fortan bei meinen weiteren Schreibbemühungen begleiten.
Weitere Geschichten werden folgen und hoffentlich auch so kompetent beurteilt werden.

Vielen Dank noch mal
Heiner

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom