42, neureich, mit schlechtem Karma
"Wo bleibt denn mein Tee, Mädel?", kam Mrs. Bremers Ruf aus dem Esszimmer, "Und vergiss nicht das Futter für die Mieze." Mit Tabletts beladen betrat ich das Esszimmer und stellte Mr. und Mrs. Bremer ihr Frühstück auf den Tisch. Mr. Bremer saß noch mit blutiger Metzgerschürze am Tisch und Mrs. Bremer streichelte ihre Katze. Ich stellte den Futternapf auf den Boden. Sofort machte sich die Mieze über den Inhalt her. "Sieh nur, heut schmeckt es ihr besonders gut", sagte Mrs. Bremer zu ihrem Mann, der nur, "Wundert mich gar nicht", erwiderte. Meine hysterische Vorgesetzte fragte ihn: "Wieso denn?" Grinsend und Blut von seiner Schürze wischend entgegnete er ihr: "Naja, die Leber ist vom Nachbarhund. Sie konnte ihn noch nie leiden. War eh ein Straßenköter." Ich zog mich zurück, den Streit wollte ich nicht mitbekommen. "Wie kannst du so was nur sagen? So was machst du doch nicht, oder? Warum antwortest du nicht?" Blabla. Es klingelte. Unsere Nachbarin stand vor der Tür: "Haben sie meinen Sohn gesehen?" Mr. Bremer schüttelte herablassend seinen Kopf, seine Frau tat es ihm gleich. "Nein", antwortete ich ihr, "Mr. uns Mrs. Bremer haben ihn nicht gesehen und ich ebenfalls nicht." Sie verschwand. Stille lag im Raum. Als ich das Geschirr abdeckte sagte Metzger Bremer: "Unsere Nachbarn sind doch auch nicht besser als Straßenkinder!" In Gedanken fügte ich hinzu: "Aber früher waren sie gut genug."