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400 Meter Hölle

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08.10.2014
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400 Meter Hölle

400 Meter. So lang ist die rote Aschenbahn. 400 Meter Hölle. Heute muss ich sie zweimal durchqueren. Zunächst ist es nur ein Schnauben, später verwandelt sich der Atem in ein heulendes, verzweifeltes Geräusch. Luft, die nach Metall schmeckt und nur schwer die enge Kehle hinabrinnt. Eine glühende Hitze breitet sich in der Brust aus, wandert den Hals hinauf und verbrennt das Gesicht. Jede Berührung der Füße mit dem Boden ist eine Erschütterung, so hart, als würde der Kopf gegen eine Betonmauer donnern.

Und dann sind da die anderen Schritte. Schritte wie Peitschenhiebe. Bedrohlich, unaufhaltsam kommen sie näher. Die Verzweiflung treibt den Körper noch einmal an. Der Schmerz wird unerträglich, der Atem zu einer Sirene. Vergeblich. Der Verfolger triumphiert. Mühelos zieht er vorbei. Hilflosigkeit. Überrundet.

„Dann sind die Letzten jetzt auch da“, sagt der Richter im Trainingsanzug. Sein Urteil fällt er mit einer Stoppuhr. Fein säuberlich wird es in eine Tabelle auf seinem Klemmbrett eingetragen. Um ihn herum stehen die Zeugen der Anklage. Judith, Mareike, Jan und Michael, die Sportskanonen aus unserer Klasse. Sie sind hier die Auserwählten. Ich bin unsichtbar.

Vor der Hölle gibt es kein Entrinnen. Sie gehört zu meinem Leben, unausweichlich. Festgeschrieben und eingeschweißt in meinem Stundenplan. Wieder folge ich dem Richter mit der Stoppuhr zur roten Aschenbahn. Spüre den Untergrund des Betons auf dem Schulhof. Steige die Treppen hinab zum roten Platz, höre auf zu existieren.

Heute sind es 100 Meter. Meine Sohlen drücken gegen das Metall der Startblöcke. Roter Sand unter meinen Fingerspitzen. Neben mir vier Verfolger. Los! Die Umgebung verschwimmt zu einem Wirbel aus Rot. Beine und Arme bewegen sich plötzlich synchron in einem unbekannten Rhythmus. Dann die Ziellinie.

Zunächst ist da gar nichts. Dann ein leises Murmeln. „Was, die Sabine?“ Der Richter nennt uns die Zeiten, unsere Urteile. Ich höre nicht hin, ich bin unsichtbar. Eine Hand auf meiner Schulter. „Herzlichen Glückwunsch“, sagt Judith. Erst jetzt wird mir klar: Ich war die Schnellste.

 

Hej Steffi,

und willkommen hier.

Für mich hat Deine Geschichte leider nicht funktioniert. Zuerst stellst Du Deine Erzählerin so dar, als sollte der 400-Meter-Lauf wirklich eine Hölle für sie sein, wobei mir die Beschreibungen da zu drastisch sind.

Jede Berührung der Füße mit dem Boden ist eine Erschütterung, so hart, als würde der Kopf gegen eine Betonmauer donnern.
Dass die anderen Läufer als Verfolger gesehen werden, legt dann aber nahe, dass es um eine Wettbewerbssituation und nicht nur darum geht, die Strecke rotgesichtig und jappelnd hinter sich zu bringen. Dazu passt dann aber die Eingangsschilderung nicht, bei der ich mir eine Läuferin vorstelle, die immer als letzte das Ziel erreicht.

Zum Schluss hat sich die Hölle - schwups! - ins Gegenteil verkehrt. Du beschreibst zwar, wie anders sich der Lauf plötzlich anfühlt, aber was diese Veränderung bewirkt hat, kann ich nicht nachvollziehen.

Spannender als dieses unwahrscheinliche Happy-End oder die Überwindung eines Hindernisses, das dann doch keins war, hätte ich die Beschreibung eines wirklichen Konflikts gefunden.
Unklar ist mir, warum zuerst von zwei mal 400 Meter und dann von "heute" 100 Meter die Rede ist.

Angenehm fand ich, dass Du sonst jegliches Sprachgeschwurbel vermeidest.

Ich wünsche Dir noch viel Spaß hier,

Gruß,
Ane

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Steffi,
Ane scheint den Unterschied zwischen 800 und 100 Metern nicht zu kennen. Aus meiner Erfahrung ist es ein gewaltiger. Ich war früher auch eine Sprinterin und habe mich auf längeren Strecken unendlich gequält. So gesehen finde ich deine Beschreibung auch gut und angemessen, keineswegs übertrieben, sondern dem Moment entsprechend. Ich war tatsächlich auch mal in einer ähnlichen Situation - alle waren überrascht, wie schnell ich war - und es war anstrengungslos und einfach. Ich finde, diesen Moment könntest du noch ausführlicher beschreiben, vielleicht als ein plötzliches "Sichtbar werden" o.ä.
Ich finde insgesamt, du schreibst gut.
Liebe Grüße
Cleng

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Steffi,

habe deine Geschichte gelesen, und muss sagen, kann mich durchaus mit Deiner Sabine identifizieren, auch für mich war der 400 Meter-Lauf im Sportunterricht die Höchststrafe.:(

Du hast einige gute Formulierungen drin:

Luft, die nach Metall schmeckt,...
Roter Sand unter meinen Fingerspitzen.

Aber für meinen Geschmack auch einige ziemlich überzogene:
Schritte wie Peitschenhiebe.
Von der Hölle gibt es kein Entrinnen.

Auch den Titel
400 Meter Hölle
finde ich zu reißerisch, und höchstens angebracht für einen Sklavenmarsch durch die Steinwüste.
Du hast ein gutes Sprachgefühl und es liest sich auch angenehm flüssig. Trotzdem finde ich, dass das Thema nicht genug Stoff für eine Geschichte bietet. Es sei denn, Du würdest den Charakteren ein Gesicht geben, Hintergründe schaffen. Du könntest es durchaus noch ein bisschen ausbauen, um dem Ganzen mehr Substanz zu geben.
Danke für die Erinnerung an meine Schulzeit...:shy:

Gruß Kerkyra

 

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