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30 Minuten

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25.02.2014
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30 Minuten

Es läutet an der Tür. Ein fünfjähriges Kind steht draussen und fragt, ob mein Kind mit auf den Spielplatz kommt. Die beiden gehen in den gleichen Kindergarten, sind befreundet. Mein Kind hat Lust, zieht sich die Schuhe und die Jacke an. Ich kontrolliere, ob die Jacke bis zum Kinn geschlossen ist. Noch eine Mütze, es ist zwar ein ungewöhnlich milder Winter, aber eine Mütze muss sein. „Ich wünsche viel Spass!“ Mein Kind nimmt sein blaues Kickboard und zieht los. Von der Haustür aus sehe ich ihm nach und rufe: „Pass auf dich auf!“ In meinem Herzen mischen sich Stolz und Sentimentalität. Stolz, dass mein Kind schon so eigenständig in die Welt hinauszieht, bereit für ein Abenteuer. Sentimentalität, weil es doch erst gerade gestern noch ein Baby in meinen Armen war. Ich schliesse die Tür, der Haushalt wartet. Früher, als mein Kind noch kleiner war und ohne mich auf den Spielplatz ging, habe ich alle 2 Minuten kontrolliert, später alle 5 Minuten, irgendwann alle 15 Minuten und momentan stehen wir bei 30 Minuten. Ich habe gelernt mich abzunabeln, nicht ständig zu überwachen was es gerade tut. Obwohl ich Wäsche falte, geht mir mein Kind nicht aus dem Kopf. Pünktlich, nach 30 Minuten, ziehe ich Schuhe und Jacke an und rufe meinem älteren Kind zu: „Ich gehe kurz auf den Spielplatz, mal gucken, was die beiden so machen!“

Ich verlasse das Haus, gehe Richtung Spielplatz. Auf den ersten Blick erfasse ich, dass kein Kind auf dem Spielplatz ist. Ich schaue angestrengt in Richtung Schaukel. Sie bewegt sich kein bisschen, hier hat nicht noch vor ein paar Minuten ein Kind geschaukelt. Kein blaues Kickboard steht herum. Mein Puls geht ein paar Schläge schneller. Kein Problem, unsere Überbauung ist verwinkelt, die Blöcke stehen in verschiedenen Richtungen und es hat mehrere Plätze mit Spielgeräten. Ich klappere alle ab, mein Puls wird nun schneller. Wo können die zwei nur stecken? Vielleicht sind sie zum anderen Kind nach Hause gegangen. Ich halte das zwar für unwahrscheinlich, denn mein Kind weiss, dass es mir Bescheid geben muss, wenn es zu jemandem nach Hause geht. Aber vielleicht weiss ja die andere Mutter, wo die zwei stecken. Ich klingle und spreche mit der anderen Mutter über die Gegensprechanlage. Nein, sie wisse auch nicht, wo die zwei stecken, aber vor etwa zehn Minuten habe sie die beiden noch gesehen. Wir verabreden, dass sie mir Bescheid gibt, wenn sie die beiden sieht. Von ihrem Balkon aus hat sie einen recht guten Überblick über den Spielplatz. Mein Puls geht schon richtig schnell. Ich suche nun schon 15 Minuten. Es gibt von unserem Haus aus drei Wege um auf den Spielplatz zu gelangen. Vielleicht haben wir uns verpasst, während ich auf dem einen Weg war, ist mein Kind mit dem Trottinett den anderen gefahren. Ich gehe nach Hause und sehe schon von weitem, dass da kein blaues Kickboard vor unserer Tür leuchtet. Mein anderes Kind weiss auch nichts. „Bleib Zuhause, ich gehe die beiden suchen und bin bald wieder zurück!“ Hoffentlich, in Gedanken anfügend. Ich sehe die weissen Blöcke der Nachbarsüberbauung. Dort hat es auch noch einen Spielplatz. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass die beiden dorthin gegangen sind. Die Kinder der weissen Blocks spielen nicht auf dem Spielplatz der orangen Blocks, also unseren. Unsere Kinder nicht auf dem Spielplatz der weissen Blocks. Nicht das es verboten wäre oder so, aber irgendwie ist das wie ein fremdes Territorium. Die Kinder der weissen Überbauung halten zusammen gegen die der orangen Überbauung. Nationalitäten sind unwichtig. Es zählt nur die Farbe deines Blocks. Aber hin und wieder spielen die Kinder zusammen und ich hoffe, dass heute so eine Ausnahme sei. Fehlanzeige. Mein Puls beginnt zu rasen. Wohin soll ich mich nun wenden? Ich gehe zurück in unsere Überbauung und sehe aus der Ferne, dass nun zwei Kinder auf dem Spielplatz sind. Aber ich weiss, es sind nicht die beiden Gesuchten, mein Kind trägt eine blaue Jacke und eine graue Mütze, nicht eine grüne Jacke mit blauer Mütze. Es ist ein Kind, das mit den beiden Vermissten in den Kindergarten geht. Nein, es habe die beiden nicht gesehen, auch die ältere Schwester weiss von nichts. Hilfesuchend schaue ich hoch zum Balkon, ob dort die andere Mutter steht und genauso angstvoll nach ihrem Kind Ausschau hält. Doch der Balkon ist verwaist. Ich bin offenbar die Einzige, die sich hier Sorgen macht. Warum nur? Sicherlich ist alles total unbegründet, es gelingt mir aber nicht mir Sorglosigkeit einzureden.

Ich bin nun in Panik! Wie hiess nochmals der Film? Es geschah am hellen Tag? Die Vorschau war so schlimm, dass ich mich entschloss den Film nicht zu sehen. Wurde nicht gerade kürzlich in Deutschland ein Kind entführt? Von einem Mann mit einem Hund weggelockt? Nein, das kann nicht sein. Mein Kind mag zwar Tiere, aber Hunde sind nicht so sein Ding. Süsses dagegen schon eher. Aber das andere Kind hat einen starken Charakter, es würde sicherlich nicht mitgehen. Ich ringe diese schlimmen Gedanken nieder und beginne zu beten: „Bitte, himmlischer Vater, hilf mir mein Kind zu finden, hilf uns, damit ich mein Kind wohlbehalten in die Arme schliessen kann. Ich liebe es doch so sehr. Bitte, lenke meine Schritte!“ Ich bleibe stehen und sehe mich um, wohin soll ich nun gehen? Gehe ich zurück, komme ich zum Bauernhof, wo die Kinder im Hofladen immer Äpfel erhalten. Gehe ich links, dann hat es dort in etwa 500 Meter Entfernung einen Waldspielplatz. Mein Kind liebt diesen Spielplatz. Alle Kinder lieben ihn. Oder gehe ich nach rechts, über die Strasse, dort befindet sich in etwa 200 Meter unser Schrebergarten. Das ist ein lustiger Platz um sich zu verstecken. Ich weiss nicht, welchen Weg ich einschlagen soll und vor lauter Unsicherheit, bleibe ich immer noch stehen. In meinem Kopf rauscht es, mein Herz schlägt wie wild. Doch langsam beginnen sich in meinem Kopf zwei Gedanken zu formen. „Es wird alles gut. Gehe zum Fluss!“ Zum Fluss? Nein, das kann nicht sein! Mein Kind würde doch nie... Halt, Kinderköpfe ticken anders als Erwachsenenköpfe. Als ich um die Häuserzeile biege und die Sicht auf die Einstiegsstelle zum Fluss frei wird, registriere ich sofort, dass dort kein blaues Kickboard steht. Wenn wir an den Fluss gehen, deponieren wir die Kickboards immer dort bei diesem Baum. Ist das nun ein gutes Zeichen? Ich weiss nicht, ob ich erleichtert sein soll, dass mein Kind offensichtlich nicht zum Fluss gegangen ist, oder frustriert, weil ich es nun weiter suchen muss. Ich erreiche die Stelle, wo ein schmaler Pfad den Weg zum Fluss hinunterführt. Von oben habe ich einen guten Überblick über das Flussbeet. Ein grosser Teil des Flussbeets ist trocken, dort sind unzählige Steine. Angestrengt schaue ich nach unten, da ist niemand. Ich könnte heulen. Irgendwie war ich mir so sicher gewesen, dass die Stimme in mir drin mich richtig weisen würde. Als nächstes werde ich wohl den Schrebergarten kontrollieren. Doch da höre ich es wieder, irgendwo in mir: „Es wird alles gut. Gehe zum Fluss!“ Ich gehorche und beginne die steilen Stufen nach unten zu überwinden. Das Rauschen des Flusses übertönt das Rauschen in meinen Ohren. Doch plötzlich höre ich zwei Kinder lachen. Spinne ich jetzt? Bilde ich mir ein, was ich gerne hören möchte? Eine hörbare Fata Morgana? Ich drehe den Kopf nach rechts. „Hallo ihr zwei! Ich suche euch schon lange. Was macht ihr da?“ „Wir werfen kleine Steine ins Wasser!“ Mein Kind lässt gerade eine handvoll Steine ins Wasser fallen und von meinem Herzen fällt auch ein Stein runter, dieser jedoch ist riesengross. Die Kinder lachen und ich lächle auch. Mein Puls beginnt zu sinken. Dann sehe ich mich ein wenig um. Ich bin schon oft diesen Pfad gegangen, aber noch nie ist mir aufgefallen, dass es unter der Brücke einen Hohlraum gibt. Diesen Hohlraum kann man von oben nicht sehen. An der höchsten Stelle ist er etwa 150 cm hoch und führt dann von oben und unten steil zusammen. Ideal für zwei Fünfjährige. Vorne ist eine schmale Kante, dort stehen die Kinder jetzt. Ich blicke runter und registriere, dass von der Kante eine Steinmauer steil ins Wasser führt. Wer auf der Kante ausrutscht, rollt über 2 Meter tief und fällt ins Wasser. Das ist die einzige Stelle, wo das Wasser tief ist, weil sich durch die Stromschnelle gleich oberhalb ein natürliches Becken gebildet hat. Im Sommer baden wir an dieser Stelle und ich achte immer darauf, dass meine Kinder nicht von einem Strudel erfasst werden. Unser Fluss kommt von oben aus dem Tal, er führt kaltes Bergwasser, oft auch Schmelzwasser. Selbst im Sommer kann man es kaum mehr als 10 Minuten im Wasser aushalten. Aber jetzt ist Winter. Ich will die Kinder nun möglichst schnell von dieser Stelle weg haben, will aber nicht, dass sie sich erschrecken und vielleicht deshalb noch eins runterfällt. So ruhig wie möglich bitte ich die zwei zu mir auf die Treppe zu kommen. Ohne sich einer Gefahr bewusst zu sein, kommen sie zu mir und mein Herz macht noch einmal einen Aussetzer, als ich sehe, dass mein Kind sein blaues Kickboard mit nach hinten genommen hatte. Ich schliesse mein Kind in die Arme, so wie ich es mir gewünscht hatte. Für einen kurzen Moment blicken wir hinunter ins Wasser und ich zeige den beiden, wie tief es hier nach unten geht. „Was würdest du machen, wenn du hier ins Wasser gefallen wärst?“, frage ich mein Kind. „Schwimmen!“, lautet die prompte Antwort. Wäre die Situation nicht so ernst, würde ich lachen. „Du kannst doch gar nicht schwimmen und du weigerst dich jedes Mal, wenn ich finde es wäre gut, du würdest einen Schwimmkurs besuchen.“ Wir gehen nach oben und dort frage ich die zwei, wie sie auf die Idee gekommen sind, überhaupt zum Fluss zu gehen. „Wir wollten Steine ins Wasser werfen.“ „Darfst du denn alleine zum Fluss gehen?“, frage ich das andere Kind. Es zuckt nur mit den Schultern und für einen kleinen Moment sehe ich ein wenig Schuldbewusstsein in seinen Augen aufblitzen. Plötzlich will es schnell nach Hause. Wir verabschieden uns und ich gehe mit meinem Kind über den Spielplatz nach Hause. Ich blicke auf die Uhr. 30 Minuten, es sind 30 Minuten vergangen, seit ich hier zum ersten Mal stand und festgestellt hatte, dass mein Kind nicht auf dem Spielplatz ist. Es fühlt sich aber an, als wäre es deutlich länger gewesen, ich bin jedenfalls durchgeschwitzt, wie nach 30 Minuten Dauerlauf. „Wie lautet die Regel, wenn du vom Spielplatz weggehst?“, frage ich. Wie aus der Pistole geschossen kommt die korrekte Antwort: „Ich muss dir sagen wohin ich gehe.“ „Und warum hast du das nicht gemacht?“ Es zuckt mit der Schulter. „Ich weiss es nicht.“ Wir stehen nun vor der Haustür und ich sehe mein Kind lange an, bin froh, dass nichts passiert ist. Dies war nicht das erste Mal, dass ich solche Ängste wegen meinem Kind ausgestanden habe und es wird nicht das letzte Mal bleiben. Mein Kind hat einen besonderen Schutzengel, der heute wieder einmal einen Sondereinsatz geleistet hat. Mir kommt meine Mutter in den Sinn, die mir immer wieder die Geschichte erzählt, wie ich als Vierjährige in Rimini am Strand verloren gegangen war. Meine Eltern haben mich über eine Stunde gesucht. Ich verstehe sie besser.

Ein oft zitiertes afrikanisches Sprichwort lautet: Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf. Unsere Überbauung ist so ein Dorf. Wir achten aufeinander und helfen wenn es geht. Aber manchmal braucht es eben noch mehr. Einige mögen das Glück nennen, andere Schicksal, Zufall, Vorhersehung und ich, ich nenne es Gott. Man kann sagen, es ist ja nichts passiert und vermutlich wäre auch nichts passiert, auch wenn ich nicht wie ein irres Huhn durch die Gegend gerannt wäre. Hätte ich die zwei nicht gesucht, hätte ich vermutlich gar nie erfahren, dass sie am Fluss gewesen sind. Vermutlich war meine Sorge wieder einmal übertrieben. Vermutlich.

 

Es läutet an der Tür. Ein fünfjähriges Kind steht draussen und fragt, ob mein Kind mit auf den Spielplatz kommt. Die beiden gehen in den gleichen Kindergarten, sind befreundet. Mein Kind hat Lust, zieht sich die Schuhe und die Jacke an. Ich kontrolliere, ob die Jacke bis zum Kinn geschlossen ist. Noch eine Mütze, es ist zwar ein ungewöhnlich milder Winter, aber eine Mütze muss sein. „Ich wünsche viel Spass!“ Mein Kind nimmt sein blaues Kickboard und zieht los. Von der Haustür aus sehe ich ihm nach und rufe: „Pass auf dich auf!“ In meinem Herzen mischen sich Stolz und Sentimentalität. Stolz, dass mein Kind schon so eigenständig in die Welt hinauszieht, bereit für ein Abenteuer. Sentimentalität, weil es doch erst gerade gestern noch ein Baby in meinen Armen war. Ich schliesse die Tür, der Haushalt wartet. Früher, als mein Kind noch kleiner war und ohne mich auf den Spielplatz ging, habe ich alle 2 Minuten kontrolliert, später alle 5 Minuten, irgendwann alle 15 Minuten und momentan stehen wir bei 30 Minuten. Ich habe gelernt mich abzunabeln, nicht ständig zu überwachen was es gerade tut. Obwohl ich Wäsche falte, geht mir mein Kind nicht aus dem Kopf. Pünktlich, nach 30 Minuten, ziehe ich Schuhe und Jacke an und rufe meinem älteren Kind zu: „Ich gehe kurz auf den Spielplatz, mal gucken, was die beiden so machen!“

Herzlich Willkommen,

gefühle 80 000 mal das Wort Kind. Mein Kind. Ein Kind. Als mein Kind. Kindergarten. Das geht so nicht, finde ich, das sieht einfach nicht gut aus und liest sich wie ein Brocken. Und es geht auch gleich so weiter. Also, ich weiß nicht. Elegant ist was anderes, echt. Lies dir das doch mal selbst laut vor. Klingt das gut für dich? Mal ehrlich. Es geht gar nicht darum, was du erzählst, denn ich bin über den ersten Absatz nicht hinausgekommen. Da hat man keine Lust mehr, weiterzulesen. Ist nicht böse gemeint, aber ich empfinde das auch als ein wenig schludrig. Ist so ein Eindruck. Kind. Kind. Kind. So lustlos. Ich denke, mit ein wenig mehr Arbeit würde das viel besser gehen, dann würde man den Text zum klingen bringen.

Gruss, Jimmy

 

Hallo Jane1775,

ja, da ist sehr oft das Wort Kind drin, was die Geschichte sehr unpersönlich macht. Vielleicht ist gerade das Deine Absicht, um etwas Distanz zu Deiner Erzählung herzustellen.
Das klappt insofern, als es Emotionalität herausnimmt. Abgesehen davon wirkt die Geschichte selbst wie ein Tagebucheintrag. Eine Mutter macht sich Sorgen um ihr Kind, findet es aber schnell wieder.
Für mich als Unbeteiligte ist daran nichts interessantes. Es gibt nichts überraschendes, nichts besonders. Die Auflösung mit dem Schutzengel, "ich nenne es Gott", ist nicht überraschend und gitb der Geschichte keinen tieferen Sinn.

Auch die Referenz zur eigenen Kindheit:
"Meine Eltern haben mich über eine Stunde gesucht. Ich verstehe sie besser."
fügt der Geschichte nichts hinzu, was für mich als Leser interessant ist. Es ging ja bislang gar nicht um die eigenen Eltern.

Du schlägst einen Bogen mit den 30 Minuten - alle 30 Minuten nachschauen, dann 30 Minuten suchen. Aber das reicht mir nicht, um das Erlebnis interessant zu machen.

Weder ist etwas passiert, noch habe ich die Hauptfigur näher kenne gelernt, noch liegt für mich eine besondere Poesie in den Worten.

Falls Du das tatsächlich erlebt hast, könntest Du es weiter ausschmücken, um auch für andere als Geschichte interessant zu sein. Entweder indem etwas überraschendes geschieht, oder indem noch ein paralleler Strang eingeführt wird, der etwas über die Mutter und ihr Leben erzählt.

Ich hoffe, das hilft Dir weiter.

 

Hallo Jimmy und liva

Vielen Dank, dass ihr euch Zeit genommen habt mir eine Rückmeldung zu geben. Das war sehr aufschlussreich für mich.

liebe Grüsse, Jane

 

Es läutet an der Tür. Die kleine Bella steht draussen und fragt, ob Iréne mit auf den Spielplatz kommt. Die beiden gehen in den gleichen Kindergarten, sind befreundet. Iréne ist sofort dabei, schlüpft in Schuhe und Jacke. Ich ziehe ihr den Reissverschluss bis zum Kinn hoch und gebe ihr die Mütze. Die muss sein, trotz ungewöhnlich mildem Winter. „Viel Spass!“, wünsche ich. Iréne nimmt ihr blaues Kickboard und beide ziehen los. Von der Haustür aus sehe ich ihnen nach und rufe meiner Tochter zu: „Pass auf dich auf!“ In meinem Herzen mischen sich Stolz und Sentimentalität. Stolz, dass die Kleine schon so eigenständig in die Welt hinauszieht, bereit für ein Abenteuer. Sentimentalität, weil sie doch erst gerade gestern noch ein Baby in meinen Armen war. Als sie die ersten Male ohne mich auf den Spielplatz ging, habe ich alle 2 Minuten kontrolliert, später alle 5 Minuten, irgendwann alle 15 Minuten und momentan stehen wir bei 30 Minuten. Ich will lernen mich abzunabeln, nicht ständig zu überwachen, was sie gerade tut. Es fällt mir schwer. Was ich auch mache, ich denke an sie. Pünktlich, nach 30 Minuten, ziehe ich Schuhe und Jacke an und rufe meinem älteren Sohn zu: „Ich gehe kurz auf den Spielplatz, mal gucken, was die beiden machen!“

Salü Jane,

hier habe ich versucht, deinen 1. Abschnitt etwas lebendiger zu gestalten. Weg von dem distanzierten ‚mein Kind‘. Jedes Kind hat einen Namen. Warum ihn also nicht nennen? Dann machst du schon recht viele Erklärungen: die fünfjährige … ist doch klar, wenn sie noch in den Kindergarten geht :). Und: ich habe mich abgenabelt … Aus dem Text geht das nicht hervor, sondern eher, das die Mutter noch kräftig am üben ist :D. Darin liegt dann die Spannung: wie schafft sie es, ihr Kind loszulassen, wie überwindet sie den Konflikt zwischen Nähe und Distanz?
Vielleicht kannst du damit was anfangen und alles weitere entsprechend bearbeiten. Ich wünsch dir viel Freude daran und grüsse dich herzlich,
Gisanne

 

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