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23 Tage

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22.01.2002
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23 Tage

Tag 1:
Ich habe aufgehört, mit irgendjemandem über meine Probleme zu reden, da sowieso alle schon genervt von mir sind.
Mein Leben existiert nicht mehr, weil ich am Ende meiner Kräfte bin.
Heute fange ich an, ein Tagebuch über meinen Untergang zu schreiben. Ich habe mich aufgegeben.

Tag 2:
Verdammter Mist! Zuviel nachdenken ist scheiße!
Wenn mir mein Leben sowieso egal ist, warum habe ich dann so panische Angst, bei einem Autounfall ums Leben zu kommen? Das widerspricht sich doch.
Warum habe ich Angst, Handwerkern den ganzen Tag Zutritt zu meiner Wohnung zu gewähren, während ich bei der Arbeit bin? Es sollte mir doch scheißegal sein, ob sie mir etwas klauen oder meine privaten Sachen durchstöbern.

Tag 3:
Sitze zu Hause und lenke mich mit einem Computer Spiel ab. Möchte viele Dinge tun, und meine Kreativität ausleben. Schaffe ich alles nicht.
Putzen sollte ich noch. Vor allem um die verstopfte Toilette sollte ich mich kümmern. Im Waschbecken läuft das Wasser auch nicht mehr richtig ab, und es sieht richtig versifft aus.
Den neuen Klositz habe ich bisher auch nur notdürftig angeschraubt. Hängt völlig schief.

Tag 4:
Vermisse meine Katzen. Schaffe es nicht mal, die Asche meiner letzten verstorbenen Katze hinter dem Haus zu begraben.
Mit meinen süßen Lieblingen hatte ich immer Ordnung im Haus.
Kann aber keine neuen Tiere zu mir nehmen, solange ich nicht den Umbau hinter mir habe.

Tag 5:
Nach fast einem Monat hat mich heute wieder mal jemand angerufen. Ein Ex-Freund, den ich noch immer sehr schätze.
Er erzählte mir, dass er seiner Lebensgefährtin eine unglaublich schöne Überraschung gemacht hat. Ich habe Gänsehaut und Tränchen vor Rührung in den Augen.
Die Kinder seiner Partnerin leben weit weg. Er hatte organisiert, dass sie sich endlich mal wieder in die Arme nehmen können.

Tag 6:
Ich bin allen egal.
Abwechslung hatte ich nur durch einen Stalker.
Den bin ich zum Glück los. Jedenfalls hoffe ich das.
So what! Es ist eh alles egal.
Alle um mich herum sind halbwegs zufrieden. Ich sollte mich nicht beschweren, da es anderen schlechter geht als mir.

Tag 7:
Tatsächlich klingelte heute erneut das Telefon. Ein langjähriger Bekannter.
Da er inzwischen kompletter Querdenker geworden ist, war ein normales Gespräch nicht möglich.
Ich betrinke mich jetzt erst mal. In der Hoffnung, anschließend alle Erinnerungen auszukotzen die mich an irgendwas erinnern.

Tag 8:
Muss heute dringend einkaufen. Eigentlich dürfte ich nicht mit dem Auto fahren, da ich das Gefühl habe, dass ich noch zuviel Alk im Kreislauf habe.
Überhaupt an mein Auto zu denken ist sowieso schon Horror pur. Nie weiß ich, ob es tatsächlich noch anspringt. Ständig spinnt die Batterie.
Völlig unkonzentriert und eine Gefahr für andere. So kenne ich mich gar nicht.
Ist trotzdem alles gut gegangen zum Glück.

Tag 9:
Sollte endlich mal duschen. Sich einfach nur mit Lappen und Seife am Waschbecken zu waschen spült den Dreck nicht richtig weg. Für andere rieche ich inzwischen vermutlich schon nach Verwesung.
Seit drei Tagen habe ich auch nicht mehr was Gescheites gegessen. Essen tue ich eh nur wenig. Einmal am Tag irgend eine Kleinigkeit, damit ich den nächsten Tag bei der Arbeit überstehe.

Tag 10:
Habe vor zwei Monaten einen Song komponiert. Bin stolz auf mich.

Tag 11:
Da ich selbst nicht singen kann, hat jemand anderes vor einigen Tagen den Song für mich aufgenommen. Allerdings wurde einiges an der Melodie geändert.
Bin frustriert, weil ich anscheinend keine Ahnung von Musik habe.

Tag 12:
Mein Vater sagte mir heute, dass ich sowieso nix blicke und zu doof bin, die einfachsten Sachen zu kapieren.
Nach gut fünfzehn Jahren habe ich mich wieder selbst verletzt.
Diese Scheiße hatte ich, so dachte ich, endlich hinter mir.

Tag 13:
Bereue meine Aktion mit der Selbstverletzung, Alles hat sich entzündet. Fuck!

Tag 14:
Habe eine Therapeutin kontaktiert. Sie nimmt mich als Notfall rein. Bin unglaublich dankbar und erhoffe mir Hilfe. Nächste Woche kann ich vorbeikommen.

Tag 15:
Sitze zu Hause und habe Angst, aus dem Haus zu gehen.
Wochenende. Draußen lauern Gefahren.

Tag 16:
Es geht mir super gut. Heute morgen verbrachte ich erst mal zwei Stunden auf dem Balkon. Kaffee trinkend, mit einem Buch. Die Sonne schien, es war um acht Uhr morgens angenehm warm.
Irgendwann wurde mir klar, dass ich aber noch was in der Wohnung machen müsste. Putzen. Und Kochen nicht vergessen.
Kaum hatte ich den Balkon verlassen, war ich überfordert.
Legte mich ins Bett, um erst mal eine Runde zu schlafen.
Als ich drei Stunden später wieder wach wurde, fing alles von vorne an. Weder hatte ich Energie zum Kochen, Putzen, Aufräumen, noch, die Sachen endlich mal zu verpacken, welche ich versprochen hatte zu verschicken.
Jetzt sitze ich vor dem Fernseher und ärgere mich, dass ich wieder nix gemacht habe.

Tag 17:
Kompletter Panikzustand.
Habe der Therapeutin mitgeteilt, dass es mir besser geht und ich ihre Hilfe nun doch nicht mehr benötige.
Was hätte ich ihr denn erzählen sollen bei einem Termin? Sie hätte mich doch sofort in ein Therapiezentrum eingewiesen. Da will ich aber nicht hin.

Tag 18:
Gehe jeden Tag zur Arbeit. Ärgere mich darüber, dass es Kolleginnen gibt, die einfach stink faul sind. Leiste nur noch die Hälfte von dem, was zu erledigen ist, da ich es nicht mehr einsehe, alle liegengebliebenen Arbeiten mitzuübernehmen.

Tag 19:
Endlich Feierabend.
Während ich auf den Bus warte, schaue ich auf den Fluss runter. Das Wasser glitzert so schön in der Sonne. Es lädt dazu ein, schwimmen zu gehen.

Tag 20:
Ich kann nicht mehr.
Mein Problem ist nur noch, dass ich vorher putzen und aufräumen sollte, ehe ich diese Welt verlasse.
Es ist peinlich, eine versiffte Wohnung zu hinterlassen.
Verdammte Scheiße!
Ich will nicht mehr. Stecke im Dilemma.

Tag 21:
Kapiere immer noch nicht, warum ich noch Ordnung schaffen sollte, wenn ich tot bin!
Kann mir dann ja egal sein.

Tag 22:
Hanteltraining. Wie fast jeden Abend.
Versuche die Gedanken, die mich kaputt machen, herauszuschwitzen und zu zerstören.
Warum hat mich meine beste Freundin damals so abfällig behandelt? Warum habe ich mich immer zurückgehalten um des lieben Friedens willen?
Warum hat sich meine Schwester von mir abgewendet? Warum haben Menschen den Kontakt zu mir abgebrochen?
Warum war ich beim Klassentreffen, nur um festzustellen, dass alles wie früher ist? Niemand hat mich damals in sein Team gewählt beim Sport. Als wir uns dann wieder sahen nach all den Jahren, waren nur die interessant, die sich bis heute nicht verändert haben.

Tag 23:
Bisher habe ich in der Wohnungstür immer einen Schlüssel von innen stecken lassen. Aus Angst, dass jemand einbrechen könnte.
Heute ist das nicht der Fall.
Auf meinem Wohnzimmertisch liegt ein Umschlag. Lest ihn. Mein Tagebuch liegt daneben.
Ich gebe euch allen keine Schuld für meine Entscheidung. Ihr seid nur Schauspieler in diesem Leben. Genau wie ich.

Epilog:
Selbstmord oder versuchter Neuanfang?
Der/die Protagonist/In hat eine Entscheidung getroffen. Ob diese Person noch lebt oder nicht, ist ungewiss. Bisher gab es noch keine Erfolge bei der Suche.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Lady of Camster ,

willkommen zurück! :gelb:
Erst wollte ich nölen, dass jemand schon wieder solche Riesenfreiräume um einzelne Sätze macht, hab aber schnell gesehen, was es sein soll.

Vorschlag dennoch (das Lesen dauert damit zu lange und lässt den Text zu gemacht wirken, was rauswirft): Einfache Zeilenschaltungen innerhalb der Tage und dann - damit das etwas feiner strukturiert wird - die doppelte Zeilenschaltung zwischen den Tagen / Kapiteln.

Zur Überschrift: Es wird klar, was du erreichen willst, mir aber viel zu klar. Da würde ich ganz schlicht und deutlich schreiben: 23 Tage überleben
Das wäre eine sehr schöne Überschrift, ohne dieses Gewurschtel mit Worttrennung und Bindestrich.

Zum Text: Hat mir wirklich ausgesprochen gut gefallen. Da steht sehr viel zwischen den Sätzen und das ist an fast allen Stellen perfekt dosiert: Die nötige Info, um folgen zu können; aber nicht zu viel, sodass der Leser eben auch nicht bevormundet wird.

Auch gefällt mir, dass du keinen gekünstelten Drama-Tonfall nimmst, das ist alles ohne Pathos und auch ohne nerviges Selbstmitleid, und wirkt durch den leisen Humor umso tragischer (Galgenhumor, Selbstirnonie, aber eben nie over the top, sodass es noch harsch bleibt und nicht ins Alberne kippt).

Erinnert mich von der Haltung (keine Sorge: nicht vom Stil, Inhalt etc.) an Emilie Autumn oder Susanna Kaysen (bes. The Camera My Mother Gave Me und auch Girl, Interrupted), sowas lese ich sehr gern.

Ein paar Korrekturen (da ist auf der kurzen Strecke echt sehr viel falsch, fast ein Fall fürs Korrekturcenter. Ich bin sicher, die übrigen Fehler findest du selbst. Oder der Dudenkorrektor online).

Und obwohl - oder gerade - weil es schon so eingedampft ist, könntest du ein paar wirklich tolle Sätze richtig zum Strahlen bringen, indem du drumrum noch bissl stutzt. Prolog ganz streichen. Und guck mal, das wäre imA echt ein Hammer-Einstieg:

Tag 1:
Heute fange ich an, ein Tagebuch über meinen Untergang zu schreiben.
Ich rede mit niemandem mehr darüber. Mein Leben existiert nicht mehr, ich habe mich aufgegeben.
Einige formale Verbesserungen extra:
Tag 1:
Heute fange ich an[Komma] ein Tagebuch über meinen Untergang zu schreiben.
Ich rede mit niemandem mehr [WW] darüber. Mein Leben existiert nicht mehr, ich habe mich aufgegeben.
Und Gleiches am Ende:
Epilog:
Der/die Protagonist/In hat eine Entscheidung getroffen. Ob diese Person noch lebt oder nicht[Komma] ist ungewiss.
Sehr, sehr cool. Alles Weitere sagt doch nur was, das der Leser selbst sehen sollte: Nicht nachtreten, keinen Infodump / Übererklären, das schwächt nur Aussage und Wirkung ab.

Ich frage mich, ob dir Dondog (dt.) oder Bardo or Not Bardo von Antoine Volodine gefallen würde. Oder was er unter Lutz Bassmann schreibt, We Monks & Soldiers. Das ist auch so, dass man spontan lachen möchte und dann aber doch lieber heulen, genau dieselbe Balance.

Gedanken, die ich nicht haben möchte, aber nicht aus meinem Kopf bekomme.
Klingt bissl kindisch und damit harmlos. Wie wäre es mit: Unerwünschte Gedanken, die ich nicht aus meinem / dem Kopf bekomme. ?
Es ist ja mega peinlich[Komma] eine versiffte Wohnung zu hinterlassen.
Die Prota wirkt durchaus jung genug dafür, aber ich würde es ohne mega stärker finden. Peinlich sagt es ja schon.
Tag 20:
Ich kann nicht mehr.
Mein Problem ist nur noch, dass ich vorher putzen und aufräumen sollte, ehe ich diese Welt verlasse.
Story of my life ... (Okay, ich denke nicht an Suizid, aber ans Alter, da ist keine Besserung zu erwarten.)
Es lädt dazu ein[Komma] schwimmen zu gehen.

Tag 18:
Gehe jeden Tag zur Arbeit. Ärgere mich darüber, dass es Kolleginnen gibt[Komma] die einfach stinkfaul sind.
Leiste nur noch die Hälfte der Arbeit, da ich es nicht mehr einsehe[Komma] alle liegen gebliebenen liegengebliebenen Arbeiten mit zu übernehmen mitzuübernehmen.
Eines der drei Arbeiten / Arbeit ggfs. durch Job ersetzen, oder auch: Leiste nur noch die Hälfte, da ich .... oder am besten: ... alles Liegengebliebene mitzuübernehmen.

Finde ich sehr gut, dass nicht alles in der Wohnung stattfindet, sondern diese winzigen Gedanken zeigen, dass sie fest im Berufsleben steht. So ist das auch oft bei Obdachlosen, die durchaus gute, feste Bürojobs haben.

D.a will ich aber nicht hin.
Da
Tag 17:
Kompletter Panik Zustand Panikzustand. Haber Hab der Therapeutin mitgeteilt, dass es mir besser geht und ich nun doch nicht mehr ihre Hilfe benötige.
Flüssiger wäre (ggfs. das nun kicken): ... und ich ihre Hilfe nun doch nicht mehr benötige.
Als ich drei Stunden später wieder wach wurde, fing alles von Vvorne an. Ich hatte weder Energie zum Kochen, Putzen, Aufräumen, noch[Komma] die Sachen endlich mal zu verpacken[Komma] welche ich versprochen hatte zu verschicken.
zum = zu dem -> Substantiviertes Verb -> groß.
Tag 16:
Es geht mir super gut. Heute morgen verbrachte ich erst mal zwei Stunden auf dem Balkon. Kaffee trinkend und [und könnte sogar raus, dann Komma vor mit] mit einem Buch. Die Sonne schien, es war um acht Uhr morgens angenehm warm.
Irgendwann wurde mir klar, dass ich aber noch was in der Wohnung machen muss. Putzen. Und Kochen nicht vergessen.
Kaum hatte ich den Balkon verlassen, war ich überfordert.
Legte mich ins Bett[Komma] um erst mal eine Runde zu schlafen.
Abgesehen vom (gekürzten) Intro und Extro meine Lieblingsstelle. Das ist echt stark, wie du ohne Gedöns diesen Umschwung, im Grunde einen ganzen Tag, umreisst.
Sitze zu Hause und habe Angst[Komma] aus dem Haus zu gehen.
Ich mag das echt, dieses Knappe, Harte, das mir Leserin aber nicht aufzwingt, bitte betroffen zu sein. Das Betroffensein kommt dann von allein.

Find ich wirklich gut. Eine Wahnsinnsverbesserung zu deinem letzten Text hier (hab grad mal geschaut, wir hatten wohl beide eine lange Pause hier). Weiter so! :thumbsup: Ein Best Practice Beispiel dafür, dass Kurzgeschichten komprimiert erzählen, Reduktion aufs Wesentliche, ohne aber vollkommen 'schmucklos' zu wirken.

Wenn du bei den Tippern und Kommas nicht allein durchsteigst, PN mich an, das kann ich dir schnell erledigen (versuchs aber besser erst mal, das sind vermeidbare Fehler).

Herzlichst,
Katla

 

Liebe Katla,

erst mal danke für deine Rückmeldung.
Uff, du machst mich da auf einige Dinge aufmerksam. Gerade was die Rechtschreibung und die Kommas angeht. Thank´s für diese Info.

Die Zeilenabstände sind mir tatsächlich nicht aufgefallen. Hatte den Text in Word geschrieben und rauskopiert. Bei genauerer Betrachtung sehe ich aber was du meinst. Sieht hier echt etwas "verschoben" aus, was mir selbst so gar nicht aufgefallen ist. Werde mich nochmal dran setzen und überarbeiten.

Die von dir erwähnten Autoren sagen mir nichts. Du hast mich aber neugierig gemacht. :-)

 

Habe jetzt Änderungen und Korrekturen durchgeführt.
Danke für deine konstruktive Kritik und Hilfe. :thumbsup:

 
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Hallo @Lady of Camster ,

ah, das sieht auf jeden Fall schon besser aus. Darf ich noch mal?

Ich habe aufgehört[Komma] mit irgendjemand über
irgendjemandem - mit wem oder was?
habe ich dann so panische Angst[Komma] bei einem Autounfall ums Leben zu kommen?
Es sollte mir doch scheiß egal sein[Komma] ob sie
scheißegal
Überraschung hatte ich nur ständig durch einen Stalker.
Überraschung + ständig ist nicht die richtige Kombi (Semantik). Abwechslung?
-> Ein Stalker war meine einzige Abwechslung.
Alle um hierum sind halbwegs zufrieden.
Da stimmt was nicht.
mehr was gescheites gegessen.
Das Gescheite.
und zu doof bin[Komma] die einfachsten Sachen zu kapieren
Nach gut fünfzehn Jahren, habe ich mich wieder selbst verletzt.
Ausnahmsweise mal kein Komma im Satz.
Nächste Woche kann ich vorbei kommen.
vorbeikommen
Irgendwann wurde mir klar, dass ich aber noch was in der Wohnung machen muss.
Grad jetzt sehe ich erst, dass du für den Moment des Notierens Präsens und Präteritum mixt, nicht nur an dieser Stelle. Für eines entscheiden, und wenn du im Präsens notieren lässt, muss nur das ins Präteritum, das davor stattfand.
Es geht mir super gut. Heute morgen verbrachte ich erst mal zwei Stunden auf dem Balkon.
Das geht ist nur korrekt, wenn alles, das im Jetzt während ihres Schreibens passiert / gilt, auch im Präsens notiert wird. Wenn ich das mit anderen Stellen vergleiche, hälst du die Tempi aber nicht konsequent durch. Damit wird das muss im Gesamtkontext auch falsch. Du kannst zwar sagen: Ja, das macht die Prota aber so, nicht die Autorin - es ist ihr Fehler, nicht deiner. Okay. Aber schön sieht es nicht aus und man stockt eben beim Lesen.

Entweder: Es geht mir super gut. Und alles im Text, was jeweils im Moment des Schreibens gilt, wird dann auch im Präsens notiert. (Dazu rate ich; klingt am natürlichsten.)
Oder: Sie notiert alles im Präteritum, dann muss das, was vorher stattgefunden hat, ins Plusquamperfekt (liest sich schwergängiger und weniger unmittelbar / realistisch). Das wäre: Es ging mir gut -> hatte auf dem Balkon verbracht

Therapie Zentrum eingewiesen
Therapiezentrum
Leiste nur noch die Hälfte von dem[Komma] was zu erledigen ist,
warum ich noch Ordnung schaffen sollte[Komma] wenn ich tot bin!
Warum habe ich mich immer zurück gehalten um des lieben Friedens willen?
zurückgehalten
Vllt. flüssiger: ... um des lieben Friedens willen zurückgehalten?
gewählt beim Sport, Als wir uns dann wieder
Punkt statt Komma.
immer einen Schlüssel von Innen stecken lassen.
innen
Auf meinem Wohnzimmer Tisch liegt ein Umschlag.
Wohnzimmertisch (das ist aber echt ein ziemlich heftiger Fehler).
Ich gebe euch allen keine Schuld für meine Entscheidung.
Bissl verwurstelt, die Negation. Besser: Ich gebe keinem von euch ...

Magst du den Duden-Korrektor nicht? Schreibst du in word.doc? Da werden dir einige dieser Fehler (getrennt / zusammen zumindest) aber doch rot unterkringelt. Wenn du bei einem Wort nicht sicher bist, kannst du google aufmachen. Gib ins Suchfeld ein z.B. scheißegal Duden oder Wohnzimmertisch Duden, dann wird als erstes oben in der Liste das Wort im Duden online angezeigt. Also, schneller gehts nicht.

Ich will echt nicht belehrend wirken, es ist ja deine Sache. Aber wenn du schreiben willst, ist dein Handwerkszeug die Sprache und dazu gehört nun mal RS, Interpunktion etc.
Hilfreich wären: Es gibt eine Kurzgrammatik des Duden (in print); dann hier im Korrekturcenter oben angepinnt Themenfäden mit den häufigsten Problemen.
Einiges sieht aus, als gäbe es bei dir wirklich Unsicherheiten (Relativsätze z.B.); bei anderem - wie Wohnzimmertisch - hab ich den Eindruck, du wüsstest es eigentlich, huschtest da aber etwas zu flott drüber. Das ist doch verdammt schade.

Gestern war ich echt total geflasht, ich mag den Text enorm (auch wenn ich immer noch zu den weiteren, kleinen Kürzungen raten würde, aber das ist natürlich deine Entscheidung) und wollte ihn eigentlich nach deiner Überarbeitung empfehlen.
Weil man oft von Mitgliedern hört, die Leser sollten mal zwischen den Zeilen lesen und die Geschichte selbst ausspinnen. Da ist es aber so, dass die keine Aussagen / Sätze schrieben, die es möglich machen, dass man den Text selbst jeweils weiterspinnt. Da ist zu wenig, das Falsche, zu schlampig gearbeitet - bei dir aber geht das genau, weil du den Inhalt, den Plot und die / den Erzähler/in mAn schon perfekt im Griff hast.

Jetzt sieht es aber so aus, als ob du dich nicht richtig hinter das Formale klemmen würdest - und eine empfohlene Geschichte ist nicht nur das Wie & Was des Erzählens, sondern auch die Basics.
Und auch, wenn es Onlineprüfungen gibt: Das Beste wäre, du würdest dich in die Lage versetzen, das irgendwann selbst zu beherrschen. Dein Text kann jedenfalls nicht wirken, wenn alles voller Tipper ist; der ist kurz, da muss jedes Wort sitzen. Just saying ...

Ich wünsche dir noch viel Spaß hier,
herzlichst, Katla

 
Zuletzt bearbeitet:

@Max Mustermann :thumbsup: Die Seite ist auch wirklich sehr gut. Links die Tabs "Beliebte Fehler", "Worttrennung" und "Kommasetzung" sind extrem hilfreich, weil die auch sehr gut erklären. ImA bei den Erläuterungen besser und übersichtlicher als vieles im Duden.

 

Liebes Blaukehlchen,

danke für deine liebe Rückmeldung. Es freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat.
Zu Deiner Kritik, bezüglich Tag10 und 11 mit dem Song. Das ist vermutlich das, was evtl. Katla schon meinte.
Werde mir nochmal Gedanken darüber machen. Denn so wie Du es gerade erwähnst, klingt es wohl doch verwirrend.

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Liebe Katla,

Deine Geduld für meinen Text weiß ich sehr zu schätzen. Nochmal danke dafür.
Mit der von euch genannten Seite zur Korrektur und Rechtschreibprüfung komme ich leider nicht ganz klar. Vermutlich, weil es nicht die Vollversion ist.

Das geht ist nur korrekt, wenn alles, das im Jetzt während ihres Schreibens passiert / gilt, auch im Präsens notiert wird. Wenn ich das mit anderen Stellen vergleiche, hälst du die Tempi aber nicht konsequent durch. Damit wird das muss im Gesamtkontext auch falsch. Du kannst zwar sagen: Ja, das macht die Prota aber so, nicht die Autorin - es ist ihr Fehler, nicht deiner. Okay. Aber schön sieht es nicht aus und man stockt eben beim Lesen.

Eigentlich sollte sich die Geschichte nicht zu gestelzt anhören, sondern realistisch.
Z.B. der Satz "Es geht mir super gut. Heute morgen verbrachte ich erst mal zwei Stunden auf dem Balkon. "

Was ich damit ausdrücken wollte war, dass die "Tagebuch Einträge" nicht am Stück geschrieben wurden, sondern in verschiedenen Zeitphasen des ablaufenden Tages.

Aber ich versteht was Du damit sagen willst, bzw. was du meinst. :thumbsup:
Mache mir auf jeden Fall nochmal Gedanken darüber.

Der Wohzimmer Tisch war übrigens tatsächlich kein Leichtsinnsfehler. ;-)
Word akzepiert beide Varianten. ;-)

 

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