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20:80 Tittytainment

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01.05.2007
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20:80 Tittytainment

Im Jahre 2080 hatten diejenigen Menschen, die der Gesellschaft nützlich waren, sehr anstrengende Jobs zu erledigen. Diejenigen Menschen, die nicht gebraucht wurden, wurden in gewaltige Gebäudekomplexe umgesiedelt, in denen sie von morgens bis abends unterhalten wurden. Hinaus konnten sie nicht. Doch es hatte auch keiner von ihnen den Wunsch dazu. In den Heimen, in die sie gesperrt worden waren, wurden sie mit allen nur denkbaren Formen des Entertainments berieselt. 40 Jahre später hatte bereits die dritte Generation dieser Konsumenten das Jugendalter erreicht. Zwei dieser Jugendlichen waren Miky und Cyrone.

Miky drückte seine Zigarette in einem Aschenbecher an der Wand aus. Er war aufgeregt, denn sein Kumpel Cyrone wollte ihm etwas Neues zeigen - etwas, das er in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen hätte. Sein bisheriges Leben hatte aus „Abhängen“ bestanden. Und wenn er nicht abhängte, dann spielte er Video oder machte einen Zug an seiner Bong.

Er liebte Videospiele, das konnte er nicht abstreiten. Und am liebsten mochte er die neuen Brain-Simulationen.
„Das sind Spiele, bei denen man ein elektronisches Gehirn aufgesetzt bekommt“, schwärmte er Cyrone vor.
„Das wird an dein echtes Gehirn angeschlossen, mit Elektroden, und die Gedanken, die das führt, sind dann quasi deine eigenen. Komm, probier auch mal, das ist wie Schizophrenie!“
Aber er konnte seinen Kumpel von den Qualitäten der neuen Spielegeneration nicht überzeugen. Cyrone war voll auf dem Gotcha-Trip, und er hatte ihn, Miky, heute dazu überredet, sich wenigstens einmal die Örtlichkeiten anzuschauen, an denen er dieses Hobby betrieb.

Miky dachte daran, dass seine Eltern sich bestimmt gefreut hätten, wenn sie gewusst hätten, dass er sich sportlich mal wieder ein wenig betätigte. Sie hatten damals, als sie noch lebten, häufig seinen Lebenswandel angeprangert. Obwohl seine Eltern genau wie er in diese Abhäng-Welt hineineingeboren war, waren sie noch sehr stark von ihren Eltern, seinen Großeltern, beeinflusst gewesen. Sie hatten zum Teil noch deren Gejammer drauf gehabt.

Miky fand zwar, dass die ständige Moserei seiner Eltern ungerechtfertigt gewesen war, denn im Gegensatz zu seinen Altersgenossen hatte er neben den Videospielen schon noch ein paar andere Interessen, zum Beispiel konnte er lesen und schreiben. Doch auf der anderen Seite konnte er Prinzip „Glück durch Erfolg“, welches seine Eltern ihm ständig nahegelegt hatten, manchmal sogar nachvollziehen. Er wusste, dass der einfachste Weg nicht immer der richtige war.

Er wusste auch, dass seine Großeltern gerne etwas anderes geworden wären als ein paar nichtsnutzige Konsumenten. Seine Großeltern hätten gerne in diesen Bonzentempeln gelebt und dort von morgens bis abends geschuftet. Stattdessen waren sie eingepfercht worden. Und das hatte ihnen nicht gefallen, was er durchaus verstehen konnte. Was er aber nicht verstand, war, dass sie sich ein ganzes Leben lang gegen dieses Schicksal aufgelehnt hatten.
„Was solls?“, fragte sich Miky.
„Sie hatten es halt nicht geschafft, ihren Wunschtraum zu verwirklichen, und damit hätten sie sich viel schneller abfinden müssen, als sie es getan haben.“

Miky hatte das Gefühl, dass es sich in dem einen Kilometer hohen Kastenbau, in dem er untergebracht war, ganz gut leben ließ. Bloß wenn er die anderen Leute in seinem Gebäudetrakt ansah, kam ihm die Galle hoch. Die ätzten ihn alle an. Der Einzige, mit dem er sich vernünftig unterhalten konnte, war sein Kumpel Cyrone.

Cyrone war nicht sonderlich gebildet, zumindest nicht so gebildet wie er selber es war. Einmal hatte er gedacht, dass sie alle auf der Venus leben würden, und das die frische Luft, die sich außerhalb ihres Gebäudes befand, der Weltraum sei. Doch trotz seines Unwissens war er ein guter Kumpel. Und zusammen waren Miky und Cyrone die Herren ihres Gebäudetrakts.

Beide wogen sie über120 Kilo. Aber das war normal. Was konnte man bei der fettigen Nahrung und der wenigen Bewegung auch anderes erwarten? Und gegen ihr Gewicht wollten sie ja gerade etwas tun. Sie warfen einen Blick nach oben.

„Gotcha-Park“, stand über dem Eingang einer geräumigen Aula. Cyrone führte ihn hinein.
„Ein geiler Park!“, schwärmte er, „und hier, sieh! Hier haben sie Bäume nachgestellt, echt so, wie sie wirklich sind. Muss das eine Arbeit gewesen sein.“
„Mag sein, aber ihr habt ja auch genug Arbeit, hier herumzuschleichen“, konterte Miky.

Cyrone ignorierte die Bemerkung. Er war froh dass sich Miky für sein neues Hobby interessierte.

„Wenn beide Mannschaften vollständig sind, dann geht es hier richtig ab“, sagte er, „und zwar wie im richtigen Leben, nicht bloß wie in einem Ego-Shooter auf deinem Bildschirm.“

Miky schien in diesem Augenblick eine Erleuchtung gekommen zu sein, und stimmte seinem Kumpel zu.
„Eigentlich hast du recht.“, sagte er. „Gotcha ist viel geiler als dieses Videogeballere. Hier ziehen deine Taten noch Konsequenzen auf sich. Wo hast du so etwas heute sonst noch?“ „Nirgendwo!“, erklärte Cyrone. „Das ist hammergeil. Nur hat es den Nachteil, dass es verdammt anstrengend ist, und die Verwundungen machmal richtig weh tun.“
„Das ist egal“, sagte Miky, und bestätigte damit seine Bekehrung. „Ich würde liebend gerne einmal mitspielen. Wenn ich darf, bin nächste Woche mit dabei.“

„Kein Problem, ich freu mich sogar“, erklärte Cyrone.
Dann öffnete er einen großen, grünen Kastenschrank, der in die Wand des Raumes eingebaut war. Er holte ein paar Waffen aus ihm hervor, die er Miky zeigte. Besonders stolz präsentierte er ihm die größte unter ihnen, und gab ein paar Schüsse aus ihr ab. Bald darauf war die Hallenwand mit roten Flecken übersäht.

„Kriege ich auch eine?“, fragte Miky enttäuscht.
„Nein“, antwortete Cyrone. „Wir schießen abwechselnd. Hier, nimm den Basi!“
Daraufhin drückte er ihm einen Baseballschläger in die Hand.
„Und nun machen wir mal eine kleine Tour. Real-World ist unser Stichwort.“
Er wiederholte dreimal seine Worte und erklärte dann, dass sie die Könige seien.
„Du meinst, wir spielen nicht hier, sondern machen eine Tour durch die Etage?“, fragte Miky überrascht noch einmal nach.

Cyrone schüttelte den Kopf.
„Nicht unsere Etage, sondern eine viel bessere, das Ghetto Arberland!“, erklärte er.
„Hier drinnen ist es doch langweilig, nur zu zweit, und unsere Etage ist doch auch öde.“
„Stimmt!“, sagte Miky.
Daraufhin brachen sie auf und gingen sie zusammen durch ein paar lange, graue Gänge.

Sie betraten das Treppenhaus und stiegen ein paar Stockwerke hinab. Im Flur, der sich fünf Etagen unter ihnen befand, kündigte eine Hebetür mit einem roten Schalter an der Seite den Arberland-Bereich an. Das Arberland-Ghetto war kein Ghetto in einem herkömmlichen Sinn. Miky und Cyrone nannten es so, wussten aber, dass es Leute gab, die dieses ganze stinkende Gebäude, in dem sie sich befanden, als „Ghetto“ bezeichnen. Der Arberland-Komplex war bloß eine Etage in diesem, in der die Zustände besonders schlimm waren.

Man wurde in den Arberland-Komplex nicht gedrängt, und erst recht nicht geprügelt. Die Leute kamen freiwillig und konnten den Komplex verlassen, wann immer sie wollten. Schlafen konnte man überall, denn es war warm und man hatte ein Dach über dem Kopf. Der Aufräumdienst, der einmal für die Eingrenzung des Vagabundierens ins Leben gerufen worden war, funktionierte in Arberland sowieso nicht mehr. Arberland war ein Mekka für Leute, die kein Interesse an Videospielen und sonstiger aktiver Freizeitgestaltung hatten. „Was die da den ganzen Tag machen? Sich harte Drogen reinpfeifen! Die gibt es doch an jeder Ecke für lau!“, hatte Miky seine Vorstellungen von Arberland einmal formuliert, und Cyrone hatte den Komplex einst „Den Freizeitpark im Freizeitpark“ genannt.

Kein Riegel, keine Sicherung. Der Schritt ins „Ghetto“ war ein ganz kleiner. Cyrone und Miky drückten den Schalter und warteten, bis sich die Tür mit einem lauten Quietschen geöffnet hatte. Sie betraten daraufhin die vor ihnen liegenden Hallen und Gänge. Die Umgebung unterschied sich nicht sonderlich von der Umgebung, aus der sie gekommen waren. Die Gänge, durch die sie liefen, waren immer noch grau, steril und eintönig. Bloß lag ein stechender Geruch aus Urin, Übergebenem und Abfall in der Luft, der die Nasen von Miky und Cyrone ein wenig zusammenrümpfen ließ. An den Rändern saßen vereinzelt ein paar Gestalten, die ziemlich fertig aussahen und sie mit ängstlichen Augen anstarrten. Cyrone und Miky ließen sie nach einem kurzen, flüchtigen Blick links liegen. Sie verspürten Abenteuerlust.

Sie erreichten eine große Halle, in der vereinzelt Leute herumliefen. Einige davon hatten Gameboys in den Händen, und waren so vertieft in ihre Spiele, dass sie sich für die Ankunft zweier mit Gotcha-Pistole und Baseballschläger ausgerüsteter Jugendlicher nicht interessierten. Die anderen wirkten geistesabwesend. Die Halle war fensterlos, und die wenigen Lampen, die sich an den oberen Abschnitten der Wände befanden, sorgten mit ihrem dämmrigen Licht für eine düstere „Nachts-am-Bahnhof“-Atmosphäre. Bloß durchsuchte niemand die Mülleimer auf der Suche nach etwas Essbarem. An der Wand der Halle stand ein Burgerautomat, der sich offenbar einer sehr großer Beliebtheit erfreuen konnte, denn keiner der in der Halle Anwesenden besaß eine wesentlich geringere Körpermasse als Miky und Cyrone. Sie liefen zu dem Automaten hin. Reste von Tomaten, Frikadellen und Milchbrötchen lagen in seiner Nähe verstreut in der Halle herum. Der Boden war vom Ketchup, der zwischen den Brötchen herausgequollen war, bereits so glitschig, daß Miky beinahe ausrutschte. Miky nutzte die Gunst der Stunde und holte sich einen Burger aus dem Automaten heraus. Für die Entnahme war kein Münzeinwurf notwendig. Die Burger waren frei verfügbar. Er riss die Frikadelle aus dem Gesamtobjekt heraus und warf den Semmel auf einen neben dem Automaten gelegenen Haufen, auf dem bereits viele andere Semmel vor sich hin schimmelten.
„Wird hier denn nie sauber gemacht?“, äußerte er seinen Unmut darüber und warf einen Blick zu dem neben dem Automaten stehenden Einsammelroboter, dessen Fehlerleuchte mit einem schwachen, roten Licht vor sich hin blinkte. Er war jedoch zu faul, um sich um ihn kümmern.

„Burger-Time!“, rief er dann.
Mit seinen Ketchup verschmierten Händen ergriff er den Baseballschläger und setzte zu einem kräftigen Hieb an. Zuerst zerschmetterte er den Einsammelrobotor, der daraufhin zu einem Alarmsignal ansetzte und seinen Weg in einer schlangenförmigen Fahrspur aus der Halle hinaus suchte. Dann holte er ein zweites Mal aus und zielte genau auf den unter dem Klappfach liegenden Bereich des Automaten, an welchem sich eine Feder befand, welche die im Automaten befindlichen Bürger zurückhielt.

Er sah zu, wie der Hallenboden mit Burgern überflutet wurde. Dann setzte er mit seinem Kumpel Cyrone den Weg fort. Ein letztes Mal, als sie sich umschauten, sahen sie, dass der Burger-Berg bereits auf eine Höhe von einem Meter angewachsen war. Doch keiner der außer ihnen Anwesenden in der Halle interessierte sich dafür.

In der Ecke der großen Halle, kurz vor dem Ausgang, saßen und standen ein paar Leute, die in ihren alten und dreckigen Klamotten wie Obdachlose wirkten. Die unterschiedlichen Ausdrücke in ihren Blicken reichten von Trauer über Hilflosigkeit bis zur schlichten geistigen Abwesenheit. Einige starrten die beiden mit großen, ängstlichen Augen an und fragten sich in dunkler Vorahnung bereits dieses berühmte: „Warum immer ich?“ Die faltigen und ausgemergelten Gesichter und die Verschleißungserscheinungen an ihren übrigen Körperteilen, so dachte Miky, waren die Kennzeichen eines übermäßigen Drogenkonsums.
„Oder waren es Krankheiten?“, überlegte er. „Die gab es ja auch in Arberland, und sie breiteten sich häufig zu richtigen Epidemien aus.“
„Ist doch egal“, befand er schließlich.
„Was glotzt ihr so? Probleme?“ Der Tonfall in seiner Stimme war provozierend, und er vermittelte den Befragten, dass sie keine Chance hatte, aus ihrer Situation herauszukommen.

Doch schließlich entschloss sich Miky, die Leute zu verschonen. Cyrone gab einen einzigen Schuss auf eine ältere Frau ab, die ein Tuch um ihren Körper gewickelt und ihre Blicke auf den Boden geheftet hatte. Als Miky sie genauer musterte, gewann er die Überzeugung, dass die Frau nicht so alt war, wie ihre faltige Haut seinen Sinnen signalisieren wollte. Als die Frau aufblickte, bemerkte er, dass sie grinste, so als ob sie den Schuss gar nicht mitbekommen hätte. Die anderen Leute schoben sich indessen in langsamem Tempo aus der Schussbahn hinaus. Die meisten von ihnen humpelten oder schleppten sich, und demonstrierten dabei sehr anschaulich die starken Schmerzen, die ihnen jede Bewegung bescherte.

Miky und Cyrone liefen aus der Halle hinaus in einen schmalen Flur. Schrott lag an seiner Seite herum. Außerdem lief ein Typ mit einer Virtual-Reality-Brille gerade durch den Gang hindurch. In seiner Cyberwelt überquerte er wohl gerade ein Drahtseil oder etwas Ähnliches. Zumindest bewegte er sich wie ein Schlafwandler und tat so, als wolle er gerade eine Bowling-Kugel ausrollen.
Aus zwanzig Metern Entfernung beschoß ihn Cyrone mit seinem Gotcha-Gewehr. Der Typ drehte sich in seine Richtung und zielte mit seinem Joystick auf ihn, während aus seinem Mund ein lautes „Peng“ kam. Dann ging Miky zu ihm, erhob den Baseballschläger und schlug auf in ein. Seine Brille zersprang in 1000 Einzelteile.
„Willkommen in der Realität“, sagte er zu ihm, und sah zu, wie der Typ zu Boden fiel und reglos liegen blieb. Als er wieder zu sich kam, murmelte er etwas in sich hinein, das in etwa so klang wie: „Verdammt fieser Endgegner. Und ich dachte, mit Wonderballs könnte ich ihn stoppen.“

Siegeshymnen liefen in Mikys und Cyrones Gedanken ab.
„Leg dich nicht mit uns an!“, riefen sie ihm nach.

Doch was war das? Ein Polizeiroboter im Arberland, der tatsächlich noch funktionierte? Er hatte in der Ecke des Ganges gestanden, farblich den Wänden gut angepasst, so dass Miky ihn zwischen dem Schrott, der auch in der Ecke des Ganges lag, gar nicht wahrgenommen hatte. Er griff mit seinen Metallhänden nach Miky, hob ihn in die Höhe und forderte ihn auf, Gewaltanwendung gefälligst zu unterlassen.

Miky, schweißnass, nickte nur, sein Gesicht wurde starr vor Angst. Cyrone presste sich an eine der Gangwände, möglichst weit weg vom Geschehen, und zitterte. Dann ließ der Roboter Miky wieder los.

Tage später, als Miky den einzigen noch funktionierenden Kommunikationsterminal im gesamten Gebäude – das war ein Computer, durch den er den Erschaffern dieses Ghettos, den reichen, arbeitenden Erdenbürgern, eine Nachricht hinterlassen konnte – aufsuchte, nutze er die wenigen ihm verbliebenen Schreibkünste dazu, um sich, wie er es schon früher häufig getan hatte, über die zunehmende Ungerechtigkeit seitens der Wachroboter und die Unterdrückung, derer er in seiner Lebenswelt ausgesetzt war, zu beschweren. Doch selbstverständlich passierte wieder einmal überhaupt nichts.

 

Hallo Charismo,

zunächst einmal herzlich willkommen auf kg.de und insbesondere in der SF-Rubrik :thumbsup:

Deine erste Geschichte hier lockt mit einem schlüpfrig klingenden Titel - wer in entsprechender Erwartung die Hand in die Hose schiebt, wird allerdings vom Text enttäuscht. Zum Glück habe ich das nicht gemacht ;)

Du extrapolierst soziale Tendenzen und stellst überspitzt die Folgen der Isolation einer neuen Unterschicht dar. Das ist zunächst einmal ein lobenswerter Ansatz, und die Umsetzung ist Dir einigermaßen gelungen. Lediglich die Erzählabschnitte (z.B. der erste), die wie Zusammenfassungen klingen, wirken wenig spannend oder unterhaltsam. Der größten Teil davon kannst Du weglassen - die Handlung spricht für sich. Andeutungen genügen, und jeder Leser wird sich die Gesamtsituation zusammenreimen können.

Leider fehlt der Geschichte ein richtiger Spannungsbogen. Das mag angemessen sein, da das Leben der Protagonisten recht langweilig ist, aber wenn Du Leser gewinnen willst, musst Du sie in den ersten drei Sätzen dazu bringen, bei Dir zu bleiben. Das geht nur mit Spannung oder einer ungewöhnlichen Idee. Setz mal den zweiten Absatz vor den ersten (oder lass den ersten ganz weg), und schon hast Du einen direkten Einstieg, der neugierig macht.

Das Szenario finde ich nicht völlig überzeugend. In meiner Vorstellung würde es in einem Umfeld, wie Du es beschreibst, deutlich mehr Gewalt geben. Es ist eine offensichtliche Gleichung: Gewaltbereitschaft + Bildung = konstant (man könnte auch statt Bildung Intelligenz oder sozialen Status einsetzen). Wer wenig gebildet ist, ist umso gewaltbereiter. In dieser Hinsicht sind Deine Figuren völlig harmlos. Ein Schuss aus der Gotcha-Pistole? Zwei Schläge mit dem Baseballschläger? Mich wundert, dass die Gotcha-Waffe keine echten Projektile verschießt! Mich wundert, dass überhaupt noch ein intakter Automat dasteht, wenn er doch so leicht zu zerstören ist! Mich wundert, dass die Leute - Apathie hin oder her - nicht sofort auf die beiden Jungs losgehen, als sie fremdes Territorium betreten!

Ferner fehlt Sex. Gewalt und niedriger Sozialstatus gehen immer auch mit ungezügelter Sexualität einher.

Nun, wenn Du das schwierige Social Fiction-Thema, das Du Dir ausgesucht hast, konsequent durchgezogen hättest, wäre es eine sehr schmutzige Geschichte geworden. Aber auch eine realistischere und abschreckendere.

Sprachlich habe ich nicht viel einzuwenden. Bin gespannt auf Deine weiteren Beiträge!

Fazit: sprachlich ok, inhaltlich zu wenig Spannung und zu wenig Schmutz.

Uwe
:cool:

 

Hallo Uwe,

danke zunächst einmal für deine Kritik. Ich weiß, dass ich ein schweres Thema gewählt habe und bin deshalb mit der Bewertung auch zufrieden (immerhin ist es mein erstes Werk im SF-Forum).

Der Begriff „tittytainment“ geht auf einen ehemaligen Sicherheitsberater von Jimmy Carter zurück, und er meinte damit eine Kombination aus Entertainment und, wie richtig herausgehört, Titten. Bei den Titten dachte er allerdings weniger an Sex, sondern an Milch, die aus der Brust einer stillenden Mutter kommt (HANS-PETER MARTIN, HARALD SCHUMANN – DIE GLOBALISIERUNGSFALLE, S.13). Sorry, wenn ich mit dem Titel falsche Hoffnungen geweckt habe. Dein Rat, auch Sex in die Geschichte mit hereinzubringen, stößt bei mir auch keinesfalls auch taube Ohren.

Einen Teil der Gewalt, die vorher in der Geschichte drin war, habe ich rausgenommen, bevor ich die Geschichte hier reinstellte. Ursprünglich bekam nämlich nicht bloß die Frau einen Schuss ab, sondern die ganze Gruppe, und die Frau einen besonders schlimmen Schuß aus nächster Nähe. Was ich ursprünglich gedacht habe, war, dass die „Ruhigstellung“ der Heiminsassen durch Videospiele, Shows und natürlich auch Drogen zunächst recht gut funktioniert hatte und erst in der dritten Generation misslingt. Der Gedanke, durch „Entertainment“ eine Revolution zu verhindern und die Gewaltbereitschaft zu senken, steckt auch real hinter den Vorstellungen derjenigen, die sich über eine 20:80 Gesellschaft einmal Gedanken gemacht haben.

Mich wundert, dass überhaupt noch ein intakter Automat dasteht, wenn er doch so leicht zu zerstören ist! Mich wundert, dass die Leute - Apathie hin oder her - nicht sofort auf die beiden Jungs losgehen, als sie fremdes Territorium betreten!
sehe ich aber dennoch ein.

Im Übrigen: Für alle, die mit der Überschrift nichts anfangen können, noch einmal eine Erläuterung:
Mit einer 20:80 Gesellschaft ist eine Gesellschaft gemeint, in der bloß 20% der Bevölkerung arbeiten. Durch eine Mischung aus tits (hier als „Wohlfahrt“ zu verstehen) und Entertainment soll die nichtarbeitende Bevölkerung besänftigt und unterhalten werden.

Ein paar Worte auch zu mir:
Ich bin kein überzeugter Globalisierungsgegner (sonst säße ich in diesen Tagen wohl auch nicht vorm Computer, sondern irgendwo in der Nähe von Heiligendamm auf einer Schiene), sondern habe mich bloß einmal für das Thema interessiert und wollte eine äußerst extreme Entwicklung beschreiben.

Hallo Charismo,
Du extrapolierst soziale Tendenzen und stellst überspitzt die Folgen der Isolation einer neuen Unterschicht dar.
Diese Deutung trifft es somit sehr gut.

Viele Grüße

Charismo

 

danke zunächst einmal für deine Kritik. Ich weiß, dass ich ein schweres Thema gewählt habe und bin deshalb mit der Bewertung auch zufrieden (immerhin ist es mein erstes Werk im SF-Forum).
OK, klar das ich nicht zufrieden sein kann, immerhin scheint ja noch eine Menge zu überarbeiten. Was ich meinte, ist, dass ich mir die Kritik deutlich schlimmer hätte vorstellen können.

 

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