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1942 - Die Hinrichtung

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16.08.2003
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1942 - Die Hinrichtung

Die Hinrichtung

Die Hinrichtung

Ich spürte das Messer an meiner Kehle, ich spürte, wie es zitterte, wie es meine Haut langsam durchdrang. Ich spürte den Schmerz, die Angst.
„Jetzt bist du dran, du verdammter Jude“, hauchte mir eine kalte Stimme ins Ohr. Ich hörte, wie sie bebte.
"Jetzt wirst du büßen, jetzt wirst du für deine verdreckte Religion bezahlen..."
Immer stärker wurde der Druck, immer stärker der Schmerz, die Angst. Er röchelte, schnaufte. Ich wimmerte um mein Leben, so kurz war es gewesen.
„Halt deinen Mund.“ Er triumphierte. Er stand über mir, er war der Fuchs, ich das Kaninchen, er war der Adler, ich die Maus. Obschon ich ihn nicht sehen konnte, wusste ich, dass er lachte. Siegte. Er konnte entscheiden über Leben und Tod. Er ergötzte sich an meiner Hilflosigkeit, Machtlosigkeit, meiner Angst, an meinem Kampf mit dem qualvollen Tod.
„Lassen Sie mich los,“ wimmerte ich, bettelte ich, „bitte, lassen Sie mich am Leben.“
Doch er lachte nur. Es trieb mir Tränen in die Augen. Tatsächlich, Bilder erschienen, von meinen Eltern, lange war es nicht her gewesen. Unser Geschäft an der Ecke, verbrannt und zerstört. Grölende SS-Leute. Vergangenheit, vorbei, für immer. Warum musste es so enden? Warum musste es überhaupt beginnen?
Ein Schuss, ein Schmerz, ein Schrei: „Bring den Verräter doch um!“, schrie eine andere Stimme, das Stechen in meinem Bein, es war grausam, er hatte mir ins Schienbein geschossen.
„Lass mir doch meinen Spaß...“
Er nahm das Messer wieder an sich, ich begriff, etwas stimmte nicht, die Zeit schien stehen zu bleiben. Ich sah, wie andere Leute in eine Hütte gepfercht wurden, geschlagen wurden. Sie waren nackt, sie schrieen. Alle wussten, was passieren würde. Der Tod, der grausamste aller.
Lange Zeit verging, dachte ich zumindest, es waren jedoch nicht mehr als zwei, drei, vielleicht vier Sekunden, dann rammte er das Messer in meinen Rücken. Ich schrie auf. Die Qual rannte durch meinen ganzen Körper, ich versuchte, mich abzuwenden, mich vor Schmerz zu winden. Doch er hielt mich fest, zog die Waffe aus meinem Rücken hinaus.
„Los, stell dich hin!“
Benommen stand ich auf, brach sofort wieder zusammen, versuchte es noch einmal. Ich verlagerte mein Gewicht auf mein heiles Bein, als ich einen Tritt gegen jenes Bein bekam und erbärmlich auf den harten gefrorenen Boden schlug.
„Geh drei Schritte nach vorne und schau mir ins Gesicht!“
Ich tat wie mir befohlen. Seine kalten starren Augen fixierten mich, der Hass, der blanke Hass stand ihm ins Gesicht geschrieben. Ich konnte mich nicht abwenden. Das silberne Hakenkreuz auf seiner Brust glänzte im Wintersonnenschein, das Licht blendete mich, verdunkelte die Waffe. Dann lächelte er.

 

Eine gute Idee, die Du da hattest, und eine schlechte Ausarbeitung!

Da sind zunächst mal die formalen Schwächen (nicht zu verwechseln mit Fehlern - für die Fehlersuche bin ich der Falsche).

Er röchelte, schnaufte, ich wimmelte um mein Leben, so kurz war es gewesen.

Mal abgesehen davon, das Du hier wohl wimmerte meinst, ist der ganze Satz seltsam - Anfang und Ende passen nicht zusammen. Mach' daraus besser zwei Sätze!

er delektierte sich an meiner Hilflosigkeit, Machtlosigkeit, meiner Angst, an meinem Kampf mit dem Tod

Auch auf die Gefahr hin, jetzt als ungebildeter Tor dazustehen, muß ich zugeben das Wort "delektierte" nachgeschlagen zu haben. Du solltest versuchen, derart exotische Wörter zu vermeiden. Nicht jeder Leser hat ein Wörterbuch neben dem Rechner stehen.

Er nahm das Messer wieder an sich, ich begriff, etwas stimmte nicht, die Zeit schien stehen zu bleiben. Lange Zeit verging, dachte ich zumindest, es waren jedoch nicht mehr als zwei, drei, vielleicht vier Sekunden, dann rammte er das Messer in meinen Rücken, ich schrie auf

In zwei Sätzen hintereinander wechselst Du das Subjekt. "Er nahm das Messer...", aber "...ich begriff...". Dann "...dachte ich...", aber "...rammte er das Messer...". Derartige Sätze sind in Ordnung, wenn Du mal das Verhalten des einen Protagonisten in den Gegensatz zum anderen setzen willst. Eine derart inflationäre Benutzung würde ich aber vermeiden. Zudem sind die Sätze zu lang, zu verschachtelt, durch zu viele Kommata getrennt.

Muskete

:eek1: Bitte? Wenn der Erzähler in den letzten Sekunden seines Lebens nicht gerade einen Schrank mit Museumswaffen anschaut, sieht er keine Muskete. Die Dinger waren schon im amerikanischen Bürgerkrieg veraltet. Nicht mal Karabiner wurden im zweiten Weltkrieg noch von der deutschen Wehrmacht verwendet. Wenn ihn ein SS-Offizier tötet, so schaut er in den Lauf einer Pistole der Marke Luger.

Kurz konnte ich noch denken, danach nie mehr.

Wie kann er dann die Geschichte erzählen?

Ich weiß, die Kritik ließt sich etwas hart, ist aber nicht böse gemeint. Mit 14 hätte ich mir einiges zugetraut, aber keine Geschichte über den zweiten Weltkrieg. In sofern, Respekt für Deine Themenwahl.

Was Du neben den stilistischen Mängeln beheben solltest sind auf jeden Fall die inhaltlichen. Wer ist der Protagonist, warum ist er ein Verräter? Wir erfahren zu wenig über die Hintergründe des ganzen. Erst diese Hintergründe geben dem Geschehen die nötige Dramatik, lassen den Leser mitfühlen. Das Du die Geschichte aus der Ich-Perspektive schilderst ist eine gute Idee. Bleib dabei!

Kane

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Marco,
wie ich dir bereits schrieb, sehe auch ich den Text nicht als "historische" Kurzgeschichte an, da der geschichtliche Bezug - auch in der verbesserten Fassung - doch eher nebensächlich ist. Hauptmotiv ist die Hinrichtung.
Deshalb möchte ich dich an dieser Stelle noch einmal bitten, auf meine PM zu antworten und mir auf diesem Wege mitzuteilen, in welche Rubrik ich deinen Text verschieben soll.
Grüße,
...para

Nachtrag:
Auf Wusch des Autors von Historik in Sonstige verschoben.

 

Die Geschichte ist in der Ausarbeitung besser als zuvor. Sie ist leichter zu lesen und nachzuvollziehen, flüssiger eben!

Leider hast Du Dich mit dem Überarbeiten und der Verschiebung in eine andere Rubrik um einen für mich als Leser wichtigen Punkt gedrückt. In der Ursprungsfassung war Dein Erzähler ein Verräter und wurde von seinen Kameraden dafür getötet. Das gab der Geschichte viel von ihrem Reiz. Leider hast Du aus dem Verräter einen Juden gemacht, der nur darum getötet wird, weil er Jude ist (so hat es zumindest den Anschein).

Ohne in irgendeiner Weise den Massenmord an den Juden herabwürdigen zu wollen; die Geschichte war interessanter als der Protagonist ein Verräter war. Um als Jude in der Nazizeit getötet zu werden brauchte man nur nicht rechtzeitig die Flucht angetreten zu haben. Aber um als Verräter getötet zu werden mußte man schon mehr angestellt haben. Das wirft die Frage auf: Warum tut jemand, was er tut? Warum verrät jemand die Ziele, für die er zuvor zu kämpfen und vielleicht auch zu sterben bereit war?

Wie schon gesagt, mit 14 hätte ich niemals eine Geschichte über den zweiten Weltkrieg geschreiben, weil das Thema einfach zu abstrakt war. Ich bin im friedlichen Siegerland aufgewachsen, Krieg war mir fremd. Es hätte mich nie interessiert (und interessiert mich als Thema zum Schreiben heute noch nicht). Für diese Geschichte habe ich keine Verbesserungsvorschläge mehr, doch für zukünftige Geschichten würde ich Dir raten, keine Geschichten zu wählen, bei denen Du keine persönlichen Beobachtungen und Erfahrungen einbringen kannst.

@Morphin:

Stimmt, ich lag falsch! Der K98 ist ein Karabiner, und sogar heute sind noch einige Scharfschützengewehre Karabiner und keine Halbautomatik. Die Standartwaffe der deutschen Wehrmacht im zweiten Weltkrieg war aber die MP40.

Kane

 

Halt, halt! In meiner ersten Fassung war der "Verräter" auch schon Jude, so wurden sie von vielen SS-Leuten unter anderem genannt. Ich habe es jetzt besser beschrieben, dass es sich um einen Juden handelt.

 

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