#19 Kommissar Springer wird von Außerirdischen abgeholt
#19 Kommissar Springer wird von Außerirdischen abgeholt
1
Er war wieder da. Wie der Phönix aus der Asche war er aus dem Reich der Toten emporgestiegen und strebte die Weltherrschaft an.
Kommissar Springers erster Halt nach seiner Auferstehung war „Ulis Kramladen“. Seine alte Lupe hatte der Kommissar im Jenseits liegen gelassen, wo er im Zweikampf den Teufel besiegt und als Belohnung ein weiteres Leben geschenkt bekommen hatte.
„Herr Springer – sind Sie es?“ Uli Steineke, der Kramladeninhaber, erkannte den erfahrenen und beliebten Kriminologen auf Anhieb.
„Jawohl!“, sagte der Kommissar und präsentierte seine neue Lupe, die er soeben ohne Bezahlen einfach genommen hatte.
„Sie entschuldigen, Herr Steineke, die Arbeit ruft...!“
„Ich dachte Sie wären gestorben...!“, setzte Herr Steineke an. Doch der Kommissar hatte den Laden schon verlassen.
2
Das Polizeipräsidium fand Kommissar Springer so vor, wie er es verlassen hatte. Alles war beim alten, nur an seinem Büro war ein falsches Namensschildchen, dass Springer in seiner Großzügigkeit eigenständig auswechselte.
Gerade, als es sich der Kommissar in seinem Sessel bequem gemacht hatte, ging die Tür auf.
„Anklopfen, verdammte Kacke!“, brüllte Springer los.
„Wer sind Sie denn?“, brüllte der Besucher zurück.
„Kommissar Springer, zurückgekehrt aus dem Reich der Toten! Mit wem spreche ich, bitteschön?“
Springer war so entsetzt von dem Auftreten des Gastes, dass er das Wort „bitteschön“ nur noch nuscheln konnte.
„Mein Name ist Kommissar Ferdinand Aschrath und ich bin Ihr offizieller Nachfolge!“
„Gut. Gehen Sie nach Hause. Hier werden Sie nicht mehr gebraucht. Auf Wiedersehen!“ Kommissar Springer drängte Aschrath zur Tür.
„Aber, Herr Springer...“ Doch die Tür war schon zu. Aschrath war jetzt zur Hälfte im Büro und zur Hälfte auf dem Flur. Da die Tür nicht nachgegeben hatte, war Aschrath tot. Springer griff zu Wischmobb und Eimer und fegte den Leichnam unter den Teppich.
3
„Oha. Was sehe ich denn da? Ein neuer Fall?“ Kommissar Springer hatte es sich im Jenseits angewöhnt, Selbstgespräche zu führen. Dann fühlte er sich nämlich nicht mehr so einsam.
„Ein Bauer, der behauptet, dass Außerirdische Fußballspieler wegbeamen und nicht mehr wieder her geben?“
Springer packte sich an den Kopf: wo gab es denn sowas?
Schnell sprintete er aus dem Polizeipräsidium, ohne den verdutzten Gesichtern auf dem Flur sein Dasein zu erklären.
Vor dem Präsidium stand nicht der Audi A1 des Kommissars, denn der war ja bekannter Weise Matsche.
Springer hatte in einem Ü-Ei einen kleinen Porsche gehabt, den er jetzt mit viel Mühe zusammenbastelte. Leider konnte man den Porsche nicht tanken. Deshalb musste sich der Kommissar selber anschubsen, nachdem er sich selbst in den Porsche gesetzt hatte.
Schnell war Kommissar Springer am Tatort.
4
„Außerirdische, hmmm?“ Bauer Lohmann blickte Springer mit einem glasigen Blick an.
„Ich glaube, Sie haben einfach nur zu viel getrunken!“, erklärte er und lies Bauer Lohmann erst einmal pusten.
0 Promille, aber 98% Milben. Kommissar Springer musste husten.
„Die haben unsere Spieler geholt. Einfach weggebeamt!“
Springer stellte seine Ohren auf Durchzug.
„Wenn Sie wollen, können Sie ja am Sonntag gucken kommen. Dann spielen wir gegen Updahüh. Bestimmt schlagen die Außerirdischen dann wieder zu!“
Der Kommissar glaubte dem Bauern kein Wort. Aber sicherheitshalber lud er seine Glock durch. Die hatte er auch im Jenseits keinen Augenblick aus den Augen gelassen.
5
Sonntag.
Kommissar Springer hatte eine Menge Kohldampf eingepackt und musste bereits fünf Minuten nach Anpfiff die ortsansässige Würstchenbude aufsuchen. Daher verpasste er den ersten Auftritt der grünen Menneken: gegen 15.05 Uhr sauste auf einmal ein Ufo aus dem Himmel herab, ein Laserstrahl raste gen Erde und nahm einen Spieler der Mannschaft „Huhnsrück“ mit.
„Herr Kommissar, Herr Kommissar. Haben Sie es gesehen? Die Außerirdischen haben zugeschlagen!“
Springer hasste es, beim Essen gestört zu werden und deshalb sah er sich gezwungen, Bauer Lohmann eine schallende Ohrfeige zu verpassen.
„Ruhe, ich esse!“, lautete die Begründung des erfahrenen Kriminologen.
Wenig später war es wieder so weit. Das Ufo kam. Ein Stürmer von Huhnsrück war ganz alleine auf dem Weg zum gegnerischen Tor, als er auf einmal in das Ufo gebeamt wurde. Der Kommissar sah es, zog schnell seine 7-Meilen-Stiefel an und sprintete zum Laserstrahl und lies sich mitbeamen.
6
„Meine Fresse, seht ihr scheiße aus!“ Springer konnte seinen Ekel nicht verbergen. Die Außerirdischen fiepten und brummten, aber die Pranke des Kommissars erwischte sie alle. Die Entführten lagen auf Bahren und wurden von Außerirdischen in Doktorkitteln untersucht. Wahrscheinlich zur Forschung. Springer war es egal, warum ausgerechnet die Fußballspieler entführt worden waren. Er wollte sich hier in dem Ufo nur mal kurz austoben.
Ein Außerirdischer hatte ohne die Erlaubnis des Kommissars gefiept und wurde von der Glock sofort durchlöchert. Anschließend befreite Springer die Gefangenen und zwang ein grünes Männchen durch den altbewährten Polizeigriff alle Menschen auf dem Bolzplatz „Lorelei“ wieder abzusetzen.
7
Wie gewohnt jubelten dem Kommissar seine Fans zu, als er endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Auch sie hatten von der Auferstehung des Kriminologen gehört und freuten sich umso mehr, dass sich Springer durch diesen spektakulären Kriminalfall wieder in die Herzen der Fans katapultiert hatte.
„Guten Tag, Herr Springer. Ich bin der neue Polizeipräsident Hong-Kong-Pong...“
„Habe ich mein altes Büro wieder?“
„Natürlich, Herr Kommi...“
„Danke. Schönen Tag noch!“
Kommissar Springer legte sich der Länge nach auf seinen Schreibtisch und ratzte ne Runde. Die Auferstehung und der Kriminalfall hatten ihn ganz schön geschlaucht.