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#18: Kommissar Springer macht den Laden dicht
#18: Kommissar Springer macht den Laden dicht
Der Kommissar hatte wieder einmal schlecht geschlafen und dementsprechend mißmutig präsentierte er sich auf dem Präsidium. Hagere Polizisten wurden von der mächtigen Pranke des Herrn Springers einfach an die Wand geklatscht während der Kommissar sich durch die endlosen Gänge einen Weg in sein Büro suchte.
„Smithers, einen Capucchino!“ Eric Smithers war ein Schulpraktikant, der sich für die Dauer seines Praktikums bei der städtischen Polizei beworben hatte und nun von von Herrn Springer persönlich nach Strich und Faden ausgenutzt wurde.
Die Rollos in des Kommissars Büro waren noch unten, es war ja auch noch früh am Morgen und nur langsam konnte sich Springer dazu durchringen, die Sonne in sein Büro blicken zu lassen, da das Heraufziehen der Rolladen ja immerhin einen Kraftakt bedeutete.
Warum, fragte sich Springer, kann denn der blöde Praktikant solche lästigen Pflichten nicht übernehmen und warf Eric Smithers einen bösen Blick zu, der unter dem Gewicht der Akten, die der Kommissar ihm zum bearbeiten gegeben hatte, umzukippen drohte.
Bevor Springer "himself" die Dunkelheit aus seinem Büro verbannen konnte, erschien ein Geist auf seinem Schreibtisch und gab sich als Hamlets Vater zu erkennen.
„Hau den Lukas!“, rief der Kommissar erschrocken, „Wer um alles in der Welt ist Hamlet?“ Der Geist ging auf den verschreckten Kriminologen gar nicht ein. Springer solle Hamlet ausrichten, dass der König zu töten sei, Hamlet aber seine Mutter, die Königin, verschonen solle. Und ehe sich der Kommissar versah, war der Geist auch schon wieder verschwunden.
Ein riesiger Wutanfall suchte Springer heim und er schlug mit der Kante seiner Faust gegen das Porträt seiner Exfrau auf seinem Schreibtisch. Das Bild zerfiel in tausend Stücke.
Als ein Mann, der viele Stunden seiner Freizeit vor dem Fernsehr verbrachte, wusste der Kommissar sofort, was die Stunde geschlagen hatte: die Ghostbusters mussten her.
Sofort riss er den Telefonhörer von der Ladestation und fragte sich durch die Auskunft in die Ghostbuster-Filiale in New-York durch.
„Kommen Sie schnell! Ein Geist hat mich heimgesucht. Aber bringen Sie nicht diesen grünen Kerl mit, den kann ich nicht leiden!“
„Ja, wir kommen sofort, sind schon unterwegs!“, hieß es am Ende der Leitung und beruhigt lehnte sich der Kommissar in seinem Sessel zurück.
Es wurde Mittag. Von den Ghostbusters keine Spur. Kommissar Springer entschied sich, zu dem Pommesfritzen um die Ecke zu fahren und eine Currywurst XXL zu ordern. Er hatte Kohldampf.
Mit viel Mühe bewegte er seinen fettleibigen Körper in Richtung seines schnellen Audi A1, dessen Geschichte ja inzwischen bekannt sein dürfte.
Doch was war denn das? Regnete es in des Kommissars schnellem Flitzer?
Plitsch, platsch und der Kommissar war ganz naß!
Oben an der Decke des Audi A1, klebte Hamlets Vater und weinte bittere Tränen.
„Nicht die Ghostbusters, Herr Kommissar. Die suchen mich doch schon lange, mein ganzes Leben bin ich schon auf der Flucht vor ihnen!“
Springer ignorierte das Flehen des Phantoms und zog seinen Revolver. Dann feuerte er sein ganzes Magazin auf den Geist ab. Umsonst. Hamlets Vater konnte nicht getroffen werden, ganz im Gegenteil zu dem Dach des Audi A1. Langsam kam die Decke runter und der Kommissar starb unter der Wucht des Aufpralls der Decke des Autos der Straße.
Kurzum: der Kommissar war Matsche. Nur seine rechte Hand setzte das letzte Mal zu einem Autogramm an und mühevoll kratzte Springer mithilfe eines Fingernagels seinen Namen auf die Straße.
Da konnten auch die eintreffenden Ghostbusters nichts mehr dran ändern, die entgegen der Absprache ihren grünen Freund Slimer mitgebracht hatten.
Eine Kapelle sprang auf die Straße und spielte eine traurige Melodie. Hässliche Frauen sprangen hinzu und stimmten einen Trauergesang an, der so traurig war, dass die Sonne spontan beschloss, unterzugehen.
Es war dunkel, an der Stelle, an der Springer sein Leben gelesen hatte.
Wie gerne hätte er sich noch einmal über seinen näselnden Freund und Kollegen Meyer aufgeregt. Doch den hatte es ja schon vor ihm in die Erde gelockt.
Sollte es wahr sein, dass er, der berühmteste aller Kriminologen, den Humor mit ins Grab nahm? Konnte es wahr sein, dass nun alles wieder den gewohnten Gang ging, in der Stadt, in der der Kommissar ermittelt (hatte)?
Sogar die Exfrau des Herrn Springer war erschienen, aber nicht alleine. In ihrer rechten Hand hatte sie einen Raketenwerfer und feuerte ihn auf die Überreste ihres ehemaligen Gatten, um sicherzugehen, dass er auch wirklich nicht mehr aufstand und ihr auf den Keks ging. Wie sie ihren Mann kannte, hatte der ihr sowieso nichts vererbt, sondern alles der Kriminalpolizei gestiftet.
Hamlets Vater spukte durch die Lüfte und machte auch seine Bekanntschaft mit Frau Kommissars Raketenwerfer, konnte aber nicht getroffen werden, weil sein Körper ja gar nicht materiell war.
Ein langer Zug Frauen bahnte sich einen Weg durch die Menschenmenge, es waren die Affären, die der Kommissar während seiner Ehe mit der Frau Kommissar gehabt hatte.
Mr. Blinddog tauchte in einer schwarzen Limosine Zigarren rauchend auf und verlangte Applaus für seine Kür.
Auch der Assi Meyer sprang auf einmal aus einem Kanaldeckel in die Szenerie.
Der alte Polizeipräsident Günter-Franz Horst fiel vom Himmel direkt auf den grünen Unhold der Ghostbusters und machte ihn matsche.
Ein Karnevalszug fuhr unmotiviert an des Kommissars Überresten vorbei und bewarf den Leichnam mit Kamelle.
Ein Ufo landete auf Heinz Rühmann, der sich unter die Trauernden gemischt hatte, doch dessen starkes Rückgrat konnte den Aufprall abdämpfen. Kong und Wrong, die beiden Außerirdischen, stiegen aus und beamten ihnen wildfremde Leute durch die Galaxis.
Ein Blitz traf sich selbst und explodierte.
Das schönste Hochhaus der Straße fiel in sich zusammen und zurück blieben Trümmer und sechs unterernährte Familien.
Der Dalai Lama kam hinzu und streckte seine Hände gen Himmel. George Bush unterbrach seine Pläne die Achse des Bösen betreffend, um des gefallenen Polizisten zu gedenken.
„Ein Unfall“, schrie ein kleines Kind und weinte bitterlich. Weitere Kinder, die den Kommissar nie gemocht hatten, weil er ihnen verboten hatte, Softdrogen und andere schlimme Sachen zu konsumieren, tanzten im Kreise und schlossen sich dem Geheule an.
Ein Freitag fiel auf einen Samstag und die Welt brach entzwei. Friede herrschte auf Erden- und Krieg!
Die Demokraten und die Republikander reichten sich die Hände, während Angela Merkel Gerhard Schröder in die Hüfte biß.
Die Queen hatte sich als Camilla verkleidet und Roger Moore als Prinz Charles. Schneewitchen und die sieben Zwerge sangen „No Woman, no cry“. Ray Charles donnerte aus dem Off seinen Hit „99 Luftballons“.
Alle Personen der Szenerie flogen durch das Weltall, gefangen in einer Sauerstoffblase.
CNN berichtete live vom Tatort und interviewte eine in Tränen aufgelöste Frau, die mit dem Kommissar nie etwas zu tun gehabt hatte und nicht immer bei ihrem Mann übernachtete.
Ein Pelikan flog durch Brad Pitt und schnappte sich einen Igel um ihn aufzuessen.
Die Fans des Kommissars griffen nach der verwesenden Hand des Kriminologen und versuchten sie zu einer Unterschrift zu bewegen, bevor sich die Fans vor lauter Trauer in Luft auflösten.
Frau Holle hatte eine Stricknadel dabei und stieß sie in die Sauerstoffblase.
Peng.
Der Kommissar ist nicht mehr.