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#17 Kommissar Springer springt Seilchen
#17: Kommissar Springer springt Seilchen
Lange hatte sich der Kommissar nicht mehr so köstlich amüsiert. Er lachte so laut, dass sämtlichen Polizisten auf dem Revier die Trommelfelle platzten.
Und zwar lachte Springer deshalb so laut, weil etwas ungeheurliches geschehen war: der Polizeidirektor war genau vor dem Polizeigebäude über seine eigene Arroganz gestolpert und hatte sich dabei das Genick gebrochen.
„So etwas habe ich ja noch nie gehört!“, hatte der Kommissar gesagt, kurz nachdem er von der Geschichte gehört hatte. Und dabei war die Beerdigung seines Assistenten Meyer gerade einmal 24 Stunden her gewesen.
„Jetzt kommt der Sensemann und holt sie alle!“, lachte Springer herzhaft, nicht bedenkend, dass er vielleicht der nächste auf der Liste des Sensemannes sein könnte.
Des Kommissars neuer Assistent lachte ebenfalls laut auf vor Freude: doch er hatte andere Gründe. Er war mit seinen eigenen Füßen auf einer Bananenschale ausgerutscht und hatte sich das Genick angebrochen. Doch Affen hatten ein stabiles Genick und irgendwie würde es sich wieder einrenken.
Ja, der neue Assistent des Kommissars war ein Affe. Lange hatte Springer überlegt, wie er seinen ehemaligen Assi Meyer am besten ersetzen konnte. Da war ihm die Idee mit dem Affen gekommen. Der Kommissar hatte einen merkwürdigen Humor, den nicht jeder verstand.
„Herr Kommissar, Herr Kommissar!“ Springer dachte, er hätte ein Deja-Vu. Dabei handelte es sich bei dem Schreienden um Monika Ulknudelson, seiner Sekräterin, die dem Kommissar die Kunde brachte, dass am Leichnam des Polizeidirektors eine Pistolenkugel entdeckt worden war. Und zwar in der Herzscheidewand.
„Na, prost Mahlzeit!“, dachte sich der Kommissar. Handelte es sich doch nicht um einen Unfall sondern wieder einmal um Mord? Ratlos beschloss Springer, für diesen Tag Feierabend zu machen.
Auf dem Nachhauseweg spielte Herr Springer mit der Geduld seiner Mitmenschen, indem er mit seinem schnellen Audi A1 im Straßenverkehr drängelte. Hupkonzerte waren die Folge und Springer sah sich genötigt seine Dienstwaffe aus dem Fenster zu halten um den anderen Autofahrern mitzuteilen, wer hier der Chef im Ring war.
Nach einem kleinen Stau, den der Kommissar selbst verursacht hatte, um die hinter ihm Fahrenden zu ärgern, beschleunigte er auf 433 km/h und brauste auf und davon. So schnell, dass sogar auf einmal die Zeit rückwärts lief und der Asphalt brannte.
Auf diese Weise hatte der Kommissar noch mehr Zeit nach der anstrengenden Arbeit.
Kleine Kinder, die den Kommissar nicht mochten, weil er ihre Alkopops und die anderen Softdrogen allesamt einkassierte, wenn er die Kinder damit sah, sprangen vor des Kommissars Haus Seilchen und erst nach einem langem „Ähemm“ machten die Blagen dem erfahrenen Kriminologen den Platz frei.
Ein kleines Blag stellte dem Kommissar Beinchen, weil es ihn nicht mochte und mit viel Radau fiel Springer auf den harten Asphalt und büßte seine gute Laune ein.
Sofort wurde der Täter in Handschellen abgeführt und auf dem Dach des Kommissar’schen Hauses an den Schornstein gekettet. Irgendwann würde Springer den in der kalten Nacht sicherlich frierenden Bengel von seinen Qualen erlösen.
Am nächsten Morgen war Springer sehr traurig und er fühlte sich auch ein wenig einsam, weil er in letzter Zeit zwei seiner getreuesten Mitarbeiter eingebüßt hatte: Assistent Meyer und Polizeidirektor Günter-Franz Horst. Und bei letzterem Todesfall sollte es sich sogar um Mord handeln?
Springer hatte seine berechtigten Zweifel. Wer sollte den allseits geschätzen Direktor aus dem Weg schaffen wollen?
„Vielleicht die Ehefrau!“, erriet der neue Polizeiarzt Horst Hubbel die Gedanken des Kommissars und präsentierte ein Foto, auf dem (Ex-)Polizeidirektor Günter-Franz Horst mit einer äußerst attraktiven, weiblichen Persönlichkeit abgelichtet war.
„Nicht schlecht!“, sagte Springer und leckte sich die Lippen. „Ist das seine Frau? Witwe Horst?“
Der Polizeiarzt machte die Hoffnungen des geschiedenen Kommissars zunichte.
„Es handelt sich um die Geliebte unsers allseits geschätzten, inzwischen toten, Direktors!“
Sofort war Springer der Fall klar: die Ehefrau musste ihren Mann getötet haben, weil er sie mit einer anderen betrogen hatte. So waren Frauen. Frauen waren Bestien und daran änderte sich so schnell auch nichts. Jedenfalls für den Kommissar.
„Frau Horst?“
„Elvira-Mathilde Theodore-Horst, bitte schön!“, sagte Frau Theodore-Horst und sah dem Kommissar mit ihren hässlichen Augen direkt ins Gesicht. Leise erbrach sich Springer in einem Blumenkübel. Dann sah er die grünlich schimmernden Zähne der Frau Witwe und machte, dass er Land gewann. Der Kommissar konnte den Direktor gut verstehen, denn die Frau Horst war wirklich ein Monster.
Lustig motiviert kam der Affe dem Kommissar entgegen gesprungen, als er (nicht der Affe, sondern Springer) wieder im Revier eintraf. In seinen Armen hielt der Affe ein Videoband, dass Springer mit schnellen Schritten im Videoabspielgerätfunktionsteil einlegte und abspielte. Eine Überwachungskamera von der Sparkasse gegenüber dem Revier!
Der Kommissar war sprachlos. Der Affe schien für die Rolle des Assistenten überqualifiziert zu sein. Wo hatte das schlaue Tierchen denn das Video schon wieder her?
Klar und deutlich war zu erkennen, wie die ekelhafte Frau Theodore-Horst kaltblütig ihren Mann erschoss, obwohl er schont tot war. Günter-Franz Horst' Todesursache schien wirklich das Stolpern über die eigene Arroganz in Zusammenhang mit einem harten Aufschlag gewesen zu sein. Konnte man die Tat denn jetzt überhaupt noch als Mord bezeichnen?
Der Kommissar gab den Fall an einen Streifenpolizisten ab, der sich mit der Sache befassen sollte. Er selbst hatte kein Bock mehr.
Auf dem Schreibtisch des Kommissars spielte Springer mit dem Affen Tischfußball. Der Affe gewann: 10:3. Für die Mannschaft Springers hatten Matsumoto, Podszus und Publikumsheld Frank Mayer getroffen. Für die Mannschaft des Affen erzielten King Kong und Ape Simpson jeweils einen Hattrick, wobei ein „Äffchen namens Babe“ sogar vier Tore erzielen konnte. Depremiert zog sich der Kommissar zurück. Der Affe sprang auf seinen Schoß und wollte gekrault werden.
Springer schlug den Affen, weil er ihn nicht kraulen wollte und kein Bock mehr auf ihn hatte. Schließlich hatte ihn der kleine Kerl im Tischfußball besiegt. Doch der Affe war mit allen Wassern gewaschen: auf einmal holte er kräftig aus und haute Springer seine Pranke ins Gesicht und zerkratzte ihm selbiges auf furchtbare Art und Weise.
Seitdem waren Kommissar Springer und der Affe Freunde. Sie respektierten sich gegenseitig und keiner von beiden lies mehr die Wut am anderen aus.
Diese Geschichte wäre noch schöner gewesen, wenn sich der Affe in dem schnellen Audi A1 angeschnallt hätte, als ihn der Kommissar nach einem harten Arbeitstag wieder im Zoo abgeben wollte.
Weil Springer wieder einmal mit über 400 km/h durch die Innenstadt gepest war und plötzlich bremsen musste (ein Igel war über die Straße geflitzt), hatte es den Affen aus den Socken gehauen. Das arme Tier war durch die Windschutzscheibe geflogen und kreiste stundenlang um einen Satelliten, den die Amerikaner dazu benötigten, herauszufinden, was sich in den Ländern der „Achse des Bösen“ so tat.
Mit einem einzigen Schuss aus seiner Glock holte der Kommissar den Affen wieder runter von dem Satelliten und brachte ihn zurück ins Affengehege.
Aufgrund eines Mißverständnisses wurde Springer miteingespeert und so schnell nicht wieder heraus gelassen. Eine große, alte Affenmama zwang den Kriminologen sogar, eine Banane zu essen. Man stelle sich vor!