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#13 Kommissar Springer und die Beerdigung
#13 Kommissar Springer und die Beerdigung
,,Wir haben uns hier zusammen gefunden um Abschied zu nehmen. Abschied zu nehmen von einem Menschen, der uns viel bedeutet hat!’’ Meyer und Blinddog heulten wie die Schloßhunde. Der Kommissar war für so etwas zu abgebrüht. Viel zu oft war er schon auf Beerdigungen gewesen.
Ausgerechnet Hermann Hesse hatte es erwischen müssen. Hesse war ein eiskalter Verbrecher gewesen. Tausende von Diebstählen gingen auf seine Rechnung. Der Kommissar hatte schon die Handschellen geöffnet, als Hesse von einem seiner Komplizen erschossen wurde.
Der Priester erzählte und erzählte und fand und fand kein Ende. Dem Kommissar wurde es langsam zu bunt. Wem hatte Hesse denn viel bedeutet? Nicht einmal seinen Komplizen, denn denen hatte er sein neues Zuhause unterhalb der Erde nämlich zu verdanken.
Endlich war der Geistliche am Ende seiner Rede. Die leere Kapelle leerte sich schnell. Wer wollte, durfte noch eine Blume auf den in der Kapelle stehenden Sarg werfen. Der Kommissar schnappte sich eine Narzisse.
Vor dem Sarg kam ihm eine absurde Idee: vielleicht war ja gar nicht Hermann Hesse in dem Sarg? Vielleicht war sein Tod ja nur inszeniert worden?
Langsam wartete der Kommissar darauf, dass sich die Kapelle komplett geleert hatte. Meyer und Blinddog sollten draußen warten. Dann, als niemand hinsah, öffnete der Kommissar den Sarg und guckte sich den Toten genauestens an. Und erschrak: es war wirklich Hermann Hesse. Der Verbrecher. Das Loch, dass die Kugel in seiner Stirn hinterlassen hatte, konnte auch nicht von den Leuten aus dem Beerdigungsinstitut zugenäht werden. Dafür war es einfach zu groß.
Plötzlich ein Schrei. Tausende Lichter prasselten auf den Kommissar ein.
,,Was machen Sie an dem Sarg meines Mannes?’’ Die alte Witwe ging langsam auf den Kommissar zu. Ihr Händchen hielt niemand geringeres als Polizeidirektor Günter-Franz Horst.
,,Herr Kommissar, Sie wollten doch nicht etwa die Ruhe der Toten stören?’’
Der Kommissar wehrte alles ab. Dann beschloss er alles auf Meyer und dessen Hund zu schieben. Doch der Polizeidirektor ließ sich nicht verarschen. Nicht heute.
,,Tut mir leid, Herr Kommissar. Aber unsere Regeln sind streng. Sie sind bis auf weiteres vom Dienst suspendiert. Geben Sie mir bitte Ihre Dienstwaffe und Ihren Ausweis!’’ Mit Tränen in den Augen trennte sich der Kommissar von seiner lieben, alten Glock. Der zerfetzte Ausweis war zwar kaum noch leserlich, aber trotzdem musste der Kommissar sich auch von ihm trennen.
,,Meyer!’’, rief Günter-Franz Horst laut. Zusammen mit seiner Töhle kam der Assistent angedackelt.
,,Sie sind neuer Kriminalkommissar und nehmen mit sofortiger Wirkung die Stelle von Herrn Springer ein!’’ Überrascht hielt Meyer in seiner Bewegung inne. Sollte er sich verhört haben? Handelte es sich um einen schlechten Scherz? Dann sah er, dass sein langjähriger Chef weinte. Wahrscheinlich war es doch war.
,,Ich nehme den neuen Posten mit Ehre an!’’, sagte Meyer und strich in dem Ausweis den Namen Springer mit Kulli durch und ersetzte ihn durch seinen eigenen Namen. Dann wog er die Glock in seinen beiden Händen. Was für eine edle Waffe!
,,Viel Erfolg!’’, wünschte der Polizeidirektor und verabschiedete sich mit der Witwe an seinen Händen.
Der Kommissar war zu Tode betrübt. Langsamen Schrittes entfernte er sich von der Kapelle. Seinem ehemaligen Assistenten Meyer hörte er schon gar nicht mehr zu. Und die blöde Töhle? Die war er bei all den Fällen nicht los geworden. Und jetzt war der Hund auch noch der Hund eines Kriminalkommissars.
Wie sollte der Kommissar denn jetzt vor seine Frau treten? Ohne gesichertes Einkommen konnte er ihr doch gar keine Befehle mehr erteilen. Er war gar nicht mehr das starke Geschlecht in der Beziehung.
Traurig stieg Springer in seinen schnellen Audi A1. Doch zur Feier des Tages sprang das Auto nicht an. Frustriert stieg der Kommissar aus. Dann musste er eben alleine nach Hause gehen. Auf Schusters Rappen.
Der Kommissar hatte noch nicht die Hälfte seines Weges zurückgelegt, als es anfing zu regnen...