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11 Uhr abends

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09.10.2016
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11 Uhr abends

Marc schreckte auf und schaute auf die Uhr, die neben dem Fernseher im Wohnzimmer stand. 11 Uhr. Er war vor dem Fernseher eingeschlafen – wie jeden Abend. Im Fernsehen lief eine Dokumentation über die Geschehnisse des 1. Weltkriegs. Marc griff zur Fernbedienung und ging nach und nach die Sender durch, empfand aber nichts als wirklich interessant oder kannte viele der Filme schon. Nach einem kurzen Blick auf sein Handy stand er auf und schaltete den Fernseher aus. In seiner Wohnung war es totenstill. Einzig der prasselnde Regen war durch das geöffnete Fenster von draußen zu hören. Marc ging hinüber, schloss das Fenster, löschte das Licht und ging aus dem Zimmer.
In der Wohnung war es stockdunkel. Für Marc war das kein Problem. Wie jeden Abend zur selben Zeit putze er sich seine Zähne, ging noch einmal auf die Toilette und legte sich im Anschluss in sein Bett. Von draußen hörte man mittlerweile nur den Wind tosen. Es hatte aufgehört zu Regnen. Durch ein Dachfenster, welches über seinem Bett war konnte, er nun den Mond sehen. Er schien hell und erleuchtet durch das schmale Fenster den ganzen Raum.
Marc wohnte schon lange in dieser Wohnung. Neben einem nahezu leeren Regal, worauf lediglich ein Bild seiner Eltern stand, hing an der Wand ein Spiegel und daneben ein Kleiderschrank. Auch die anderen Räume der Wohnung waren spartanisch eingerichtet. Wenig was in der Wohnung war, ließ darauf schließen, was Marc wirklich mochte. Wer seine Freunde waren, ob er Geschwister hat, was seine Hobbys sind oder wie er sein Geld verdient lässt sich nicht erahnen.

Die Wohnung befand sich in einem großen Wohnkomplex in einer großen Stadt. Neben der Wohnung von Marc gab es noch 30 weitere Wohnungen. Seine Nachbarn kannte Marc nicht. Lediglich beim leeren des Briefkastens sah er hin und wieder mal eine alte Frau die ihm auf der Treppe entgegen kam und ihm nur zunickte.

Ein Knall! Marc schrecke auf und stand stocksteif im Bett. Zögerlich stand er auf, zog sich seinen Bademantel und seine Hausschuhe an und ging in den Flur. In seiner Wohnung war alles ruhig. Er öffnete die Wohnungstür und blickte in den Hausflur. Es war dunkel. Die Beleuchtung im Hausflur musste ausgefallen sein. Gerade als Marc die Tür wieder schließen wollte ertönte erneut ein Knall. Dieses Mal war es lauter. Wieder Stille. Marc ging langsam in den Hausflur und lauschte. Noch immer war nichts zu hören. Erst dachte sich Marc er hätte sich das Geräusch eingebildet und wollte gerade umkehren als vom Ende des Flures das knarrende Geräusch einer sich öffnenden Tür ertönte. Marc guckte nur den langen dunklen Flur entlang aber konnte niemanden sehen der aus einer der Wohnungen kam. Marc überkam ein unbehagliches Gefühl, drehte sich um und ging zurück in seine Wohnung. Er legte den Bademantel ab, zog die Schuhe aus und legte sich wieder ins Bett.
Plötzlich erklang die Klingel, gefolgt von einem störrischen Klopfen an der Haustür. Erst stockte Marc, zog sich dann aber erneut seinen Bademantel an und ging zur Tür. Er guckte durch den Türspion konnte aber nur die Umrisse eines Mannes erkennen, es war zu dunkel. Er schaltete das Licht im Flur seiner Wohnung an und öffnete die Tür. Vor ihm erblickte er einen hageren Mann, den er zuvor noch nie gesehen hatte. Als das Licht auf ihn viel erkannte Marc, dass sein Unterhemd und seine Hände von Blut überströmt waren. Der Mann fiel auf die Knie und unter Tränen verzehrten Gesicht murmelte er etwas von Hilfe. Nachdem Marc den ersten Schock überstanden hatte eilte er zum Telefon, welches auf einer Kommode im Flur stand und wählte 112. Dann wieder ein Knall..
„Hallo? Hallo?“ ertönte es aus dem Hörer. „Geht es Ihnen gut? Können wir helfen?“ Keine Antwort. Auf dem Flur hörte man Schritte. Der Mann der eben noch im Wohnungseingang kniete war verschwunden. Und Marc? Marc lag auf dem Boden, schwer atmend versuchte er aufzustehen schaffte es aber nicht. Vor seinen Augen lief Blut über sein Gesicht. Im wurde kalt, er hatte keine Kraft sich zu bewegen. Er wollte um Hilfe schreien doch aus seinem Hals kam kein Ton. Er...

Marc zuckte zusammen. Alles war in Ordnung. Und wie jeden Abend war er beim Fernsehen gucken eingeschlafen.

 

Hallo Lykorion,

willkommen bei den Wortkriegern!

Meine 1. Kurzgeschichte ich hoffe, dass sie nicht ganz so schlecht ist. Ich habe die Geschichte vor ein paar Jahren geschrieben und bin auf Eure Meinungen gespannt.

Solche Hinweise bitte immer in einem separaten Beitrag nach dem Geschichtentext posten. Danke!

Grüße vom Holg ...

 

Hallo noch mal! ;)

Da ich einmal hier bin, noch ein paar weitere Worte zu deinem Erstling. Er liest sich sprachlich schon mal gar nicht schlecht. Nach dem ersten Absatz war ich geneigt, ihn außerdem für Fehlerfreiheit zu loben, aber dann kamen doch noch ein paar (siehe unten).

Inhaltlich reißt mich der Text nicht wirklich vom Hocker. Das liegt vor allem daran, dass die "Es war alles nur ein Traum"-Pointe ein bisschen abgegriffen ist. Selbst wenn sie neu wäre oder in neuer Weise eingesetzt würde, würde sie auf den Leser meistens etwas enttäuschend wirken, weil sie alle Bilder und Gedanken - und im besten Fall Emotionen -, die der Text im Kopf des Leser erzeugt hat, auf einen Schlag vernichtet. Ätsch, reingelegt! So kommt das häufig rüber, auch wenn der Autor das in der Regel nicht beabsichtigt. (Ich weiß nicht, wie viele Leute hier noch die TV-Serie Dallas kennen. Da wurde mal eine komplette Staffel im nachhinein für "nur geträumt" erklärt. Der Aufschrei der Fans war ein Shitstorm avant la lettre ...)

Aber nichts für ungut, das kann man als Einsteiger nicht unbedingt wissen. Was bei einem Text wie diesem noch wichtig ist, ist die Erzeugung von Spannung. Das klappt für mich so mittelprächtig, nicht optimal, aber auch nicht wirklich schlecht. Ich kann aber schlecht sagen, woran es liegt.

Ich gehe mal durch den Text auf der Suche (a) nach Fehlern und (b) nach Stellen, die man spannungstechnisch oder in anderer Weise verbessern könnte:

11 Uhr.
Geschehnisse des 1. Weltkriegs
30 weitere Wohnungen
Zahlen bevorzugt als Worte ausschreiben.

In seiner Wohnung war es totenstill. Einzig der prasselnde Regen war durch das geöffnete Fenster von draußen zu hören. (...) In der Wohnung war es stockdunkel. (...) Von draußen hörte man mittlerweile nur den Wind tosen.
Klassisches Spannungs-Setting. Ist nie verkehrt, könnte aber gerne etwas kreativer sein. Vielleicht doch ein Geräusch, am besten ein ungewöhnliches? Nur so als Beispiel.

Wie jeden Abend zur selben Zeit putze er sich seine Zähne
putzte

Es hatte aufgehört zu Regnen. Durch ein Dachfenster, welches über seinem Bett warKomma konnteKomma raus er nun den Mond sehen. Er schien hell und erleuchtet durch das schmale Fenster den ganzen Raum.
regnen
erleuchtete

Marc wohnte schon lange in dieser Wohnung.
unschöne Wortwiederholung

Neben einem nahezu leeren Regal, worauf lediglich ein Bild seiner Eltern stand, hing an der Wand ein Spiegel und daneben ein Kleiderschrank.
Klingt, als ob der Kleiderschrank hängt.

WenigKomma was in der Wohnung war, ließ darauf schließen, was Marc wirklich mochte. Wer seine Freunde waren, ob er Geschwister hat, was seine Hobbys sind oder wie er sein Geld verdient Komma lässt sich nicht erahnen.
Da wechselst du auf einmal die Zeitform. Wahrscheinlich hast du den Text irgendwann mal von Präsens auf Präteritum umgestellt?

Lediglich beim leeren des Briefkastens sah er hin und wieder mal eine alte FrauKomma die ihm auf der Treppe entgegen kam und ihm nur zunickte.
Leeren

Der Zweck dieser Beschreibung von Marcs Wohnsituation ist mir unklar. Soll das weitere Dramatik erzeugen in dem Sinne, dass alles sehr still und einsam gelegen ist? Dann finde ich es ein bisschen zu umständlich. Oder soll es Marcs Charakter mysteriös erscheinen lassen? Dann ist es mir zu vage, und außerdem greifst du das nachfolgend nicht mehr auf.

Marc schrecke auf und stand stocksteif im Bett.
schreckte
Und stand er wirklich im Bett ...?

Gerade als Marc die Tür wieder schließen wollteKomma ertönte erneut ein Knall.

Erst dachte sich MarcKomma er hätte sich das Geräusch eingebildetKomma und wollte gerade umkehrenKomma als vom Ende des Flures das knarrende Geräusch einer sich öffnenden Tür ertönte. Marc guckte nur den langen dunklen Flur entlangKomma aber konnte niemanden sehenKomma der aus einer der Wohnungen kam.

Marc überkam ein unbehagliches Gefühl, drehte sich um und ging zurück in seine Wohnung.
Die Aufzählung funktioniert grammatisch nicht. Sie ist inkongruent, weil "Marc" in verschiedenen Fällen steht: Ihn (Akkusativ) überkam ein unbehagliches Gefühl, aber er (Nominativ) drehte sich um und ging zurück in seine Wohnung.

Solche Fehler hauen mich als Leser aus dem Text raus, dann verliere ich auch die Spannung.

Insgesamt sind mir auch in dieser Passage zu viele Klischees drin: der dunkle Flur, das kaputte Licht, die knarrende Tür. Das ist auch eine Art von Spannungskiller, wenn man das Gefühl hat, die Szene schon hundertmal gesehen zu haben.

Plötzlich erklang die Klingel, gefolgt von einem störrischen Klopfen an der Haustür.
Ich vermute, das sollte die Wohnungstür sein.

Er guckte durch den TürspionKomma konnte aber nur die Umrisse eines Mannes erkennen, es war zu dunkel.

Als das Licht auf ihn viel Komma erkannte Marc, dass sein Unterhemd und seine Hände von Blut überströmt waren.
fiel
Hier ist außerdem unklar, wer mit "ihn/sein/seine" gemeint ist: Marc oder der hagere Mann?

Der Mann fiel auf die Knie und unter Tränen verzehrten Gesicht murmelte er etwas von Hilfe.
Da stimmt was nicht.

Nachdem Marc den ersten Schock überstanden hatteKomma eilte er zum Telefon, welches auf einer Kommode im Flur standKomma und wählte 112. Dann wieder ein Knall.. Punkt zu viel
„Hallo? Hallo?“Komma ertönte es aus dem Hörer.

Der MannKomma der eben noch im Wohnungseingang knieteKomma war verschwunden. Und Marc? Marc lag auf dem Boden, schwer atmend versuchte er aufzustehenKomma schaffte es aber nicht. Vor seinen Augen lief Blut über sein Gesicht. Im wurde kalt, er hatte keine KraftKomma sich zu bewegen. Er wollte um Hilfe schreienKomma doch aus seinem Hals kam kein Ton.
Ihm

So - was sagt uns das jetzt? Die Fehlerquote sieht schlimmer aus, als sie ist, das meiste sind Kommas, aber auch die haben ihren Sinn. Mit ein bisschen mehr Sorgfalt ist das erledigt. Der Spannungsaufbau ist prinzipiell nicht verkehrt, leidet aber unter den Stereotypen. Da ist ein bisschen mehr Abwechslung angesagt, wenn du deine Leser fesseln willst. Und Knappheit hat sich bewährt: Spannung verträgt sich selten mit weitschweifenden Erklärungen. Das habe ich hier jetzt nicht als so ausgeprägtes Problem empfunden, wollte es aber präventiv schon mal anbringen.

Ich denke, die sprachlichen Möglichkeiten hast du, das kann schon was werden. Einfach dranbleiben und üben. Dafür bist du hier genau richtig.

Grüße vom Holg ...

 

Hey Holg,

vielen Dank für dein Kommentar. Ehrlich gesagt muss ich sagen, dass die Geschichte schon sein paar Jahren auf meinem Rechner existiert und ich einfach mal wissen wollte, wie andere etwas auffassen was ich mit 15 oder 16 so geschrieben habe.

Ich kann natürlich nur mutmaßen aber ich glaube ich wollte damals, mit der Beschreibung der Räume, des Zimmers und dem Haus, im Leser eine Art Isolationsgedanken hervorrufen. Man sollte denken, dass Marc alleine ist und im Falle des Falles keinen hat der ihm zur Hilfe eilen könnte. Vermutlich wollte ich damit versuchen die Spannung konstant zu halten, was natürlich schwierig ist wenn man durch kurze Passagen rausgerissen wird.
Ich danke Dir für deine Verbesserungsvorschläge. Nimmt man mal die Kommata-Fehler und die bei denen einfach gewisse Buchstaben "vergessen" worden sind raus sieht es gar nicht so mega schlecht aus.
Mich freut auf jeden Fall, dass aus mir vielleicht doch noch ein kleiner Schreiberling werden könnte.

Wie sehen denn andere das "Werk"?

Ps.: Ich bin mir gerade unsicher, ob ich vielleicht ein neues Ende schreiben sollte. Sprich die ganze Sache mit dem Traum rausnehme und bei der Passage mit dem Telefon es einfach belasse und mehr oder weniger eine Art 2. Kapitel anschließe. Jetzt beim darüber schreiben kommt mir natürlich auch mehr Idee. Eine Art Prequel aus Sicht des Mörders und und und ... :D

 

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