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11 Leute reden über etwas, das in einem Keller passiert ist, den es so nicht gibt

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10.10.2006
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11 Leute reden über etwas, das in einem Keller passiert ist, den es so nicht gibt

Häuser bringen keine Menschen um. Menschen bringen Menschen um. Oder ein Virus. Oder mal ein Hai. So ein echt fieser Hai, wie in dem einen Film, wo es um einen echt fiesen Hai geht. Aber ein Haus? Wie soll das denn gehen? Ein Haus hat keinen eigenen Kopf. Und wenn man mich fragt: Wer so was sagt, der tickt doch nicht ganz richtig.
Hier, so ein Typ aus der Stadt – ich hab die Geschichte ja auch nur gehört. War wohl mal Gottweißwas für eine Nummer. Werber, Werbung, PR-irgendwas. Soll die McDonalds-Werbung mit dem Yeti gemacht haben. Immer Fett im Haar, schwarze Augenbrauen, so eine Solariumsdunkelheit. Sah bisschen aus wie der Ossi-Fußballer, der jetzt bei den Tommies spielt. Eins zu eins wie der Michael Ballack, sah der aus.
Und seine Frau war auch so ’ne hübsche Lange, wie man sie hier gar net sieht. Die Leute werden ja immer größer. In dreißig Jahren passt keiner mehr durch eine Tür. Da sind zwei Meter dann normal und alles andere ist klein. Also die Frau von dem war so eine ganz lange. Auch ’nen langen Hals hat die gehabt und viele hier haben sich auch den Hals nach der umgedreht. Mein Geschmack war’s ja nicht. Ich hab sie lieber in Bodennähe. Da kann man sie auch besser im Auge behalten.

Die Frau hat mich immer nett gegrüßt, eine liebe Person, hatte es nicht leicht hier. Ich bin vor einigen Jahren hierhergezogen und die Dörfler sind schon etwas eigen, nicht so wie man es sich vorstellt, aber eigen sind sie doch, wobei der Mann ja, - lassen Sie mich nichts Falsches erzählen – von hier stammt, wenn ich das alles richtig verstanden habe und nur in das Haus seiner Eltern zurückgegangen ist. Und das Haus ist so ein grauer, großer Klotz, irgendwann zwischen den Kriegen gebaut, meine ich gehört zu haben, aber wer hat mir das denn erzählt? Ach, ist ja auch nicht so wichtig. Jedenfalls die Frau war eine ganz liebe, aber auch traurig. Wenn man im Garten eine Rose von der Sonnenseite nimmt und sie umtopft in den Schatten und dann dauert’s nicht lange, nur zwei, drei Wochen und sie lässt den Kopf hängen. Das ist kein schöner Anblick.
Am Anfang hat sie die Haare immer nach oben toupiert und wenn sie einkaufen ging, hatte sie den Korb über dem linken Arm baumeln und es lag vielleicht ein Weißbrot darin oder frische Tomaten – und der Wagen war auch immer blitzsauber, aber so nach einer Zeit, na man soll ja nichts Schlechtes über die Leute reden. Ein schöner Anblick war das jedenfalls nicht. Und die Frauen hier zerreißen sich schon mal – sie tratschen halt gern. Man kann sich das ja vorstellen, da kommt eine aus der Stadt, die hier allen den Kopf verdreht ein wenig, und ihr Mann ist ein echtes Sahnestückchen, den man aber kaum zu Gesicht bekommt, und dann lässt die sich nach ein paar Wochen schon so gehen. Man muss sich da anpassen. Schlecht ist es hier ja nicht. Es gibt ein Theater und Konzerte, letztens war sogar der Howard Carpendale hier. Nur zwanzig Kilometer in der Stadt. Müsste man halt nur mal hinfahren.

Ich hab nicht so viel Zeit, aber: Der Thomas war schon okay. Nicht so gut, wie er dachte, aber das hat man häufig. Hatte ein paar gute Ideen, aber schon drei, vier Jahre drüber. Bisschen hinter der Zeit. Haben dann entschieden, dass es für beide Seiten das Beste ist, wenn man getrennte Wege geht. Man braucht da immer eine Blutauffrischung. Ist nicht wie bei meinem Vater, dass man dreißig, vierzig Jahre im selben Betrieb ist, mit goldener Armbanduhr und einer Feier im Partykeller, wenn’s in die Rente geht. Sieben Jahr sind das Maximum, dann ist es Zeit für frischen Wind.
Seine Frau? Jo, die hatte schon Feuer. Was soll ich da groß sagen? War kein Kind von Traurigkeit. Gab da schon ein paar Gerüchte, dass sie ihn mal im Büro besucht hat, wenn’s ein bisschen länger ging. Für den kleinen Hunger zwischendurch. Bisschen unterm Stuhl gearbeitet. Bill Clinton. Mehr will ich dazu gar nicht sagen. Schade drum.

Ich kann mich noch an Thomas als kleines Kind erinnern, der hat immer mit unserm Rüdiger zusammengespielt. Aber das war auch nur bis der Thomas aufs Gymnasium ging, der Rüdiger hätte ja auch das Zeug dazu gehabt, das ist für mich gar keine Frage, aber der hat’s da auch schwer gehabt mit der Mathe. Und wir waren ja auch nur einfache Leute. Mein Mann ist Elektriker, da geht der Sohn nicht so leicht aufs Gymnasium, das haben wir damals bei dem Elternabend schon gesehen, wenn wir da saßen und haben kaum den Mund aufgekriegt und die Eltern von Thomas, die haben sich gemeldet und das Wort ergriffen und mit den Lehrern ganz anders gesprochen. Der Vater war in der Stadt beim Amt, glaube ich. Und seine Mutter auch so eine feine Person, die immer den Kopf oben getragen hat und den Rücken durchgestreckt und sie meldeten sich dann und ließen sich erklären, wie das Lateinangebot an der Schule sei. Und ob es Ausflüge gäbe und Schulpartnerschaften und wie man es denn sähe, ob nicht Französisch doch die bessere Wahl sei. So haben die gesprochen, das muss man sich mal vorstellen. Gäbe und sähe und sei.
Als beim Thomas die Noten schlechter wurden, so mit zwölf, dreizehn, und vielleicht haben sie da gemerkt: Das Gymnasium ist doch zu schwer für unseren lieben Sohn, da haben sie ihn auf ein Internat geschickt, auf so eine piekfeine Privatschule. Hielten sich schon für was Besseres. Haben’s ja auch nicht lange gemacht. Er: Herzinfarkt mit fünfzig; sie: Darmkrebs mit siebenundvierzig. Mein Mann ist jetzt achtundfünfzig und noch bei bester Gesundheit und unserm Rüdiger geht’s auch noch gut, was man von ihrem Thomas ja nicht so richtig sagen kann.
Oh tut mir leid, das klang jetzt boshaft, oder etwa nicht?

Ich hab viel darüber gelesen, ich kannte sie nicht, aber ich hab viel darüber gelesen. Und ich hab mir meine Gedanken gemacht. Aber so richtig schlau werde ich daraus auch nicht. Der muss ja in diesem Keller angeblich Tage verbracht haben und gebuddelt und die Wand abgetragen haben, aber da war doch nur ein einziger Raum? Und wo hat er da gegraben? Was hat die Frau denn da für Geräusche gehört? Der kann ja nicht wochenlang auf dieselbe Wand eingeschlagen haben, ohne dass da was passiert ist?
Und die Geschichte, dass da im Keller ein Mädchen lebendig begraben .. also mir ist das ein bisschen zu sehr Steven Spielberg, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ein Judenmädchen so mit siebzehn, achtzehn, einfach eingemauert und vergessen, weil die Hausbesitzer deportiert wurden? Ich bitte Sie.

Ja, sie hatten große Probleme – Wollen Sie eine Zigarette? Ich rauche, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Johanna hat mehrmals angerufen, um Hilfe geschrien, wie ich heute weiß, aber man ist ja dann so in sich selbst gefangen und in seiner eigenen, kleinen Welt, dass man das alles gar nicht mitbekommt. Und Johanna war schon ein wenig – aus den Augen, aus dem Sinn. Ich weiß, das hört sich schrecklich an, aber so war es nun mal: Verschleppt er sie in die Provinz. Und wir waren gute Freundinnen. Ich weiß, es denken jetzt alle, es war so oberflächlich alles und wie aus dem Katalog. Als würden wir den ganzen Tag nur an Nägel denken und an Frisuren und mit unseren Männern dann, aber das ist Unsinn, was man da liest. Wir sind Menschen aus Fleisch und Blut wie jeder andere auch. Und ich mache mir Vorwürfe, nicht richtig zugehört zu haben, als sie anrief und sagte, der Thomas sei ganz anders, seit er wieder in dem Haus ist. Früher hat er jede Nacht bis zwei Uhr morgens an seinem Schreibtisch gesessen und gearbeitet. Hatte da die besten Ideen. Und sie ist dann manchmal zu ihm, genau um zwei Uhr nachts, hat ihn von hinten die Hände auf die Schulter gelegt, ihm in den Nacken gepustet und gesagt: „Wach auf, mein Prinz.“ Und dann haben sie miteinander geschlafen.
Ich weiß nicht, ob sie wollen würde, dass man das erzählt. Aber ich denke, es ist wichtig, dass die Leute begreifen: Das waren Menschen aus Fleisch und Blut. Das war nicht nur die Schlagzeile. Das waren wirklich gute Menschen.

Also so was hab ich noch nie gesehen. Darauf wird man auch gar nicht vorbereitet, darauf kann man auch keinen vorbereiten, glaub ich. Wir schneiden mal einen vom Balken, letzten Sommer hatten wir ein Mädchen im Fluss, das war auch kein schöner Anblick, aber schon als man das Haus betreten hat, ist es einem kalt den Nacken runtergelaufen und die Härchen haben sich gestellt. Ich weiß, das hört sich alles furchtbar banal an, aber das war – man hat da was gespürt.
Sie müssen sich vorstellen, der menschliche Körper hat sieben Liter Blut. Das ist eine ganze Menge, das hört sich so wenig an, aber das ist ja nicht in Flaschen gefüllt, das sind Lachen auf dem Boden, das ist überall, das ist an den Wänden, das riecht, das stinkt. Du kriegst das Bild gar nicht mehr aus dem Kopf. Und es waren ja zwei Leichen. Also vierzehn Liter. Das sind zwei Wasserkisten. Und dieser Steinpickel steckte noch in ihrem Kopf. Das war eine Spitzhacke, wie man sie benutzt, um eine Mauer aufzureißen. Und die Mauer war ja aufgerissen und dahinter – ja, wenn ich heute dran denke, da mein ich noch ein Skelett dort liegen zu sehen. Wie in der Geisterbahn, aber da war nichts, da machst du dich ja selbst verrückt. Das war alles in diesem Kellerraum, wenn man da reinging, lag sie da auf dem Bauch mit der Spitzhacke und er mit der offenen Kehle kniete vor diesem Mauerdurchbruch und dahinter das Skelett, aber das war ja gar nicht da. Das bildest du dir nur ein und dann liest du die Zeitungen und Ausschnitte aus irgendeinem Tagebuch und reimst dir was zusammen.

Ich hab die Polizei gerufen. Ich hab Schreie gehört. Ich wohn direkt nebenan. Ich hab nicht viel mitbekommen, ich arbeite lange und wenn ich dann nach Hause komme, hab ich auch keinen Kopf mehr für so etwas. Dann will ich meine Ruhe und wenn dann jemand ständig schreit, das stört. Da kann man nicht schlafen. Auch zu unmöglichen Zeiten wurde da auf einmal geschrien. Und das Hacken, das kann man sich nicht vorstellen, was das für eine Lautstärke erreicht. Meine Frau immer: „Ach, Ach, Ach“. Kümmer dich doch mal drum, einer muss sich doch mal darum kümmern. Und wenn er sie doch schlägt.
Und ich gesagt: „Das sind gute Menschen. Die wollen auch nur ihre Ruhe.“ Und wenn er sie doch schlägt, dann soll sie die Polizei rufen.
Und meine Frau hat ja gar keine Schreie gehört. Meine Frau schläft wie ein Walross in der Sonne. Ich hab sie aufgeweckt und gefragt: „Sag mal, hörst du das nicht?“ Und sie hat gesagt: „Nein, ich höre gar nichts. Komm, sei still und schlaf. Morgen ist wieder ein schwerer Tag.“ Und als es dann mal eine Nacht besonders laut war, war’s in der Nacht darauf ganz still und in der Nacht darauf auch und dann hab ich die Polizei gerufen.

Ich habe meine Hilfe angeboten, ich habe für sie gebetet. Ich war für meine Gemeinde da, nicht nur nachdem es passiert ist. Man kann sich kaum ausmalen, wie viele Leute danach zu mir kamen, und sie wollten wissen, wie der Herr das zulässt, dass in ihrer eigenen Mitte, solche Menschen leben, die zu solchen Taten fähig sind. Ein Mann, der die eigene Frau erschlägt mit einer Spitzhacke, um Himmels willen. Ich hab für sie gebetet.
Ich habe seine Eltern in den letzten Stunden begleitet, ich habe ihn getauft, ihn konfirmiert, vermählt hab ich ihn nicht, das hat er woanders machen lassen – und als er dann zurückkam, bin ich zu seinem Haus, um das verlorene Schaf willkommen zu heißen. Habe mich gefreut, wenn die Gemeinde wieder Zuwachs erhält. Das ist auf dem Land nicht leicht, hier muss man durchaus auch einmal weltlich denken. Der demoskopische Wandel lässt das Land ausbluten. Die jungen Leute ziehen weg, Alte ziehen her. Taufen runter, Beerdigungen hoch. Das ist ganz normal. Wenn man die Gründe dafür wissen will, muss man sich die Tagesschau ansehen und nicht den Gottesdienst.
Die Tür wurde mir vor der Nase zugeschlagen, dennoch auf höfliche Weise. Ich wollte das Gemeindeblatt dort lassen; die Frau hat mich über einen Umzugskarton angesehen und ihn nicht mal abgestellt: „Legen Sie’s hier drauf“, hat sie gesagt. „Wir kommen dann mal vorbei, danke für Ihren Besuch“, hat sie gesagt und gelächelt und mich gar nicht zu Wort kommen lassen, sondern schon mit dem Fuß die Tür ins Schloss gezogen.
Ich wollte sie dann erneut besuchen, einige Male habe ich es mir fest vorgenommen, grade als ich dann hörte, dort gäbe es Probleme - man darf als Priester ja nicht stolz sein, das ist ja ganz zu Recht eine von den sieben -, aber der Herr hat mir Steine in den Weg gelegt, die ich wegräumen musste, und vielleicht hab ich in diesem Fall versagt. Aber wer konnte auch ahnen – um Himmels Willen.

Der Mistkerl hat mich umgebracht. Dieser kleine impotente Drecksack. Nach allem, was ich für ihn getan habe. Ich hab seine Wäsche gewaschen, seine Launen ertragen, mir seinen Scheiß angehört. Ich bin mit ihm hierher gezogen, hab die Wohnung eingerichtet, für ihn eingekauft und gekocht. Ich hätte ja nichts gebraucht, morgens ein Croissant und etwas Konfitüre und abends vielleicht noch eine Kleinigkeit, mir hätte das genügt.
Wenn’s ihm dreckig ging und er keine Ideen mehr hatte und keinen mehr hochbekam, dann hab ich ihm gesagt, wie toll er ist und dass ich nur mit ihm zusammen sein will und mit niemandem sonst. Ich hab mein Leben für ihn aufgegeben, auf die Stopp-Taste gedrückt, das Studium unterbrochen, weil er nach Köln musste, zu seinem neuen Job. „Ich verdien genug für uns beide“, hat er gesagt. „Du kannst einfach nur meine Frau sein, wenn du möchtest.“ Das war sein Antrag. Antrag mit Jobausschreibung: Halt mir den Rücken frei; und dann jagt er mir eine Spitzhacke in den Hinterkopf. Ich hab den Schlag gar nicht kommen sehen, es war so dunkel. „Was machst du da im Keller?“, hab ich gefragt. „Was machst du da im Keller. Da sind doch Wasserleitungen. Was machst du da im Keller? Was machst du da im Keller?“ Ich hab mich schon angehört wie meine Mutter.
Man wacht nachts auf und das Bett ist leer, man schaut auf die Uhr: Ein Uhr fünfundfünfzig. Man lächelt leicht, geht noch mal ins Bad und kämmt sich die Haare, legt etwas Duft auf, zieht die Socken aus, richtet sich etwas her, schleicht auf Zehenspitzen über das Linoleum zu seinem Schreibtisch. Da denkt man: Hier sitzt er gleich, ganz in sich versunken hackt er auf die Tasten ein, und stellt sich hinter ihn und wartet, bis die Ziffern unten rechts auf dem Bildschirm auf zwei Uhr springen, und dann gibt man ihm einen Kuss in den Nacken und hat ihn für sich ganz alleine. Hat etwas, was man nur selbst hat, etwas, das einen leichter durch den Tag gleiten lässt. Etwas, woran man denken und dabei lächeln kann: Man hat eine kleine Musik. Und dann ist der Stuhl leer, und man findet ihn nicht und hört aus dem Keller Stimmen, als sei da ein Gewölbe, aber da ist nur ein einziger Raum, und man geht die Treppe hinab und da ist niemand. Und man geht die Treppe in der nächsten Nacht hinab und schreit und ruft und brüllt und irgendwann erwischt man ihn, wie er nackt vor der Kellerwand sitzt und brabbelt und stöhnt und sich mit einer Hand einen runterholt und – dieser impotente Mistkerl hat mich umgebracht.

Ja, ich hab Zeit. Die Toten tragen keine Uhren. Ich bin natürlich der Buhmann in der Geschichte. Zerreißt man sich schön das Maul über mich? Was würde mein Vater nur dazu sagen?
Ich hab den Job gekündigt. Ich hatte einfach die Nase voll. Johanna und ihre Freundinnen, dieses falsche Gerede die ganze Zeit. Das muss man sich mal vorstellen, mein Vater stirbt an einem Herzinfarkt und das einzige, was ich bekomme, ist ein Anruf von meinem alten Pfarrer. Und Johanna hat kaum geweint aus Angst, es könnten Krähenfüße zurückbleiben. Die ganze Wohnung ist mir einfach auf den Kopf gefallen, ich musste da weg.
Ich saß nach dem Umzug da, wo früher der Fernseher stand, und hab auf einen weißen Computerschirm gestarrt, Power Point angeklickt, ein paar Linien hingekritzelt und mich gefragt, was normale Menschen um diese Zeit machen, was mein Vater um diese Zeit gemacht hätte und dann hab ich ihre Stimme gehört. „Thomas, Thomas“, hat sie gerufen, als wüsste sie genau, dass ich hier bin, als hätte sie nur darauf gewartet, dass ich zurückkomme. Und es hat wieder nach ihr gerochen, im ganzen Haus hat es nach ihr gerochen. Ich hab es tief in die Lungen gesogen, diesen herrlichen Duft. Mit zwölf hab ich ihn das erste Mal gerochen, und bin zu ihr in den Keller gestiegen, meine kleine, eingemauerte Schönheit.
Es ist ein Ballsaal da unten, in dem wir tanzen. Deine Brüste so weiß, deine Hände so zart, dein Schoß so mild. Wir tanzen die ganze Nacht. Alles, was ich bin, verdanke ich dir. Alles, was ich denke, denke ich deinetwegen. Wer ich bin, wer ich werde, es ist immer nur eine Seite der Gleichung, der andere Hälfte du bist.
Oh, tut mir leid. Das klang furchtbar, ich muss noch immer lächeln, wenn ich an sie denke und dann schweife ich manchmal ab. Ich bitte mir das nachzusehen.
Irgendwann hat mich mein Vater da unten im Keller erwischt. Therapiesitzungen noch und nöcher, dann haben sie mich aus ihrem Leben verbannt, mich auf ein Internat geschickt und nur sie haben mich besucht, nie durfte ich zu ihnen.
„Grab“, hat sie gesagt. „Grab mich endlich aus.“ Oh, und wie sie Johanna gehasst hat. In der ersten Nacht, als Johanna sich an mich gekuschelt hat und Nähe wollte und ihre zarten Fingerchen sich um mich legten, da hat sie getobt und geschrien und als sich bei mir etwas rührte, da hat das Haus gebebt von ihrem Groll, dass ich Johanna wegschieben musste, sonst wär das alles schon viel früher passiert.
Ich hab ja gesagt: „Johanna geh, mein Gott, bitte geh.“ Aber sie wusste auch nicht, wohin. Sagte, sie habe das ganze Leben auf mich ausgerichtet und es sei jetzt zu spät. Die besten Jahre geschenkt, hat geschrien und getobt, war zwei Tage weg, war wieder da, hat viel telefoniert, hat mich angelächelt, hat sich schön gemacht, hat es dann gelassen, nur gesagt, sie habe ein Recht auf mich und es werde schon wieder besser. Ein Sabbatjahr könne ich mir ruhig nehmen. Aber ich hab gar nicht mehr zugehört, sie hat mit meinem Rücken geredet, mit meinem Hinterkopf, mit einem Thomas, der gar nicht mehr da war, mit einem falschen Thomas. Mit irgendetwas, mit dem ich mir die Zeit vertreiben musste, bis ich endlich wieder zu ihr konnte.
„Grab mich aus“, hat sie gerufen. „Grab mich endlich aus, dann können wir für immer zusammen sein.“
Wie das dann alles passiert ist, ich weiß es nicht mehr. Wahrscheinlich weiß ich es doch, aber ich will’s gar nicht mehr wissen. Die Toten tragen weder Schuld noch Uhren.
Als sie endlich frei war und immer noch nicht da und immer noch nicht mit mir zusammen, da hat sie einen Stein genommen, mit der scharfen Kante nach oben und ihn mir an die Kehle gedrückt. Wenn’s in die eine Richtung nicht ging, dann vielleicht in die andere. Es klingt absurd, aber wir fanden das logisch.
Gott, wie sie sich das Maul über mich zerreißen werden.
Es tut mir leid, ich muss jetzt weg. Ich hab gleich eine Verabredung. Hand aufs Herz: Haben Sie je etwas Schöneres gerochen?

 

Hi Quinn!
Den Titel find ich furchtbar, vor allem, weil du "Elf" als Zahl schreibst, das find ich blöd. :)

Der Anfang der Geschichte ist toll, ich steh auf dieses Durcheinander-Erzählen, bei dem man sich anfangs stark konzentrieren muss, um nicht den Faden zu verlieren. Und all die geschwätzigen Leute, die man nur anhand weniger Worte vor Augen sieht und nur über ein Paar Zeilen hinweg charakterisiert werden.

Was mir dann den Spaß verdorben hat, waren die letzten beiden Absätze, in dem die beiden toten erzählen. Sowas mochte ich noch nie und ich finde, das Ende wird der Geschichte an sich nicht gerecht.

Trotzdem hat es mich gut unterhalten!

Liebe Grüße,
Tamira


Kleinigkeiten:

Mein Geschmack war’s ja nicht. Ich hab sie lieber in Bodennähe. Da kann man sie auch besser im Auge behalten.
hehe

Oh tut mir leid, das klang jetzt boshaft, oder etwa nicht?
Das reißt einem aus den Lesefluss, würde ich streichen.

Ich hab viel darüber gelesen, ich kannte sie nicht, aber ich hab viel darüber gelesen.
Entweder das erste "Ich hab viel darüber gelesen" streichen oder das zweite umformulieren, so dass es nicht haargenau der Satzbau ist.
So: Ich hab viel darübe rgelesen, ich kannte sie nicht, nein, aber es stand ja auch genug darüber in den Zeitungen.

Hatte da die besten Ideen. Und sie ist dann manchmal zu ihm, genau um zwei Uhr nachts, hat ihn von hinten die Hände auf die Schulter gelegt, ihm in den Nacken gepustet und gesagt: „Wach auf, mein Prinz.“ Und dann haben sie miteinander geschlafen.
Viel zu privat und zu genau, das weiß sie doch so gut nicht, auch wenn sie Freundinnen waren - über sowas redet man nicht.

 

Hallo Quinn,

grundsätzlich finde ich diese Machart, also dieses Erzählen aus verschiedenen Perspektiven ja gar nicht schlecht, aber hier waren sie mir – wie soll ich sagen – zu gleichlautend. Bei den kurzen Absätzen und wenigen Zeilen, die du für die jeweilige Charakterisierung hast, müsstest du da glaube ich sprachlich sehr viel mehr differenzieren. Vielleicht nicht nur sprachlich, vielleicht von den Aussagen her auch widersprüchlicher. Das ist hier alles so Gleichklang, alle kennen die Geschichte und erzählen sie auf ähnliche Art. Das könnte im Grunde auch ein Erzähler leisten, und deswegen funktioniert das hier für mich mit den verschiedenen Perspektiven nicht. Ich hab vor längerer Zeit mal eine Geschichte gelesen, da wurde eine Figur aus mehreren Perspektiven sehr unterschiedlich und widersprüchlich charakterisiert. Dadurch entsteht Spannung, da man sich als Leser fragt: Was stimmt denn nun? Versteh mich nicht falsch, ich fand deine Geschichte nicht langweilig, aber so ein richtiger Spannungsbogen ist da für mich auch nicht.
Und was das Ende, die letzten beiden Absätze betrifft, Tamira hat es im Grunde ja schon gesagt. Ist auch nicht so mein Fall. Nicht nur, dass Tote keine Uhren tragen, sie können vor allem keine Geschichten mehr erzählen. So etwas stört mich immer.

Also, ich denke schon, dass deine Idee Potenzial hat, da könntest du sicher etwas draus machen. Hab´s trotzdem gern gelesen, auch wenn ich einige Kritikpunkte hatte.

Gruß, Stefan

 
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Hallo!

Das hat was von einer Dokumentation, wie man es manchmal im Fernsehen sieht, wo irgendein TV-Team hinter eine Sache her recherchiert und dabei irgendwelche Zeugen befragt:D. Zumindest stand mir so ein Bild deutlich vor Augen, auch, wenn das vielleicht garnicht der Gedanke an der Sache war. Am besten hat mir der mürrisch-zynische Pfarrer gefallen! Ob die Stimmen am Ende als Auflösung sein müssen, weiß ich auch nicht so wirklich - also mich hat es jetzt überhaupt nich gestört, und mit einem explosiven Verbesserungsvorschlag kann ich auch nicht aufwarten. Mir gefällt das alles auch so, obwohl es einiges an Konzentration verlagt, wenn die Figuren so im Plauderton reden:D. Das einzigste, was mir hierzu einfiele, wäre, die Stimmen vielleicht noch einen kleinen Tick individueller zu gestalten. Kann aber auch sein, dass es nur beim ersten lesen so gleichförmlich wirkt. Mal schauen, wie es dann später ist.

Gruß,
Satyricon

 

Guten Abend!

Häuser bringen keine Menschen um. Menschen bringen Menschen um.

Ey! Das ist ein Zitat. Ich weiß nur gerade nicht von wem. Hat das nicht DMX gesagt? :D In Born to Die oder Romeo Must Die. Digga, es war auf jeden Fall mein Homie DMX.

wie in dem einen Film, wo es um einen echt fiesen Hai geht.
Das ist unnötig albern.

1. Person: Ich kann mir diesen Typen nicht vorstellen, erst denkt man, ist es ein Jugendlicher, und dann kommt er mit diesem altklugen: Ich hab war Unnützes festgestellt und erzähl die jetzt von meiner Furztheorie.
2. Ich hab ehrlich gesagt gar nicht gecheckt, dass das verschiedene Leute sind, fands schon komisch, dass die soviele Gedankensprünge machen, dachte mir halt, gut ist eine komische Dorfperson a la Quinn. :P
3. Aber auch bei dieser ist die Sprache nicht klar von den anderen getrennt, benutzen die selbse Satzstruktur, Vokabular, es wird sich bemüht, ihrer Art etwas Individuelles zu geben, aber trotzdem. Der hier scheint neidisch auf den zu sein, also diesen Thomas schlechter zu reden, als er eigentlich ist.
Was mir noch auffällt, beim zweiten Mal lesen finde ich diese Umgangssprache unerträglich. Beim ersten Mal ist es schon lustig, hat mich unterhalten. :)

Je mehr ich über die Grundidee nachdenke, desto reizvoller finde ich sie: Junge glaubt ein eingemauertes jüdisches Mädchen im Keller zu haben, „verliebt“ sich in sie und hat „Kontakt“ zu ihr, die Eltern schicken ihn aus dem Dorf und als erfolgreicher, gutaussehender Geschäftsmann kehrt er mit seiner Frau Schönheit zurück, um das Erbe anzutreten und der Geist hat ihn dann wieder in seiner Macht. Ich glaube, wenn du die Geschichte ganz konventionell erzählt hättest, wäre sie stärker gewesen. Ist ein großes Drama, was sich da abspielt. Die Frage ist nur, was dir dann wichtiger ist, Inhalt oder Form, wolltest du hier etwas Experimentelles abliefern, dann ist es dir gelungen, wenn du das Drama anhand von „Zeugen“aussagen berichten wolltest, dabei trotzdem nichts von der Intensität des Geschehens einbüßen wolltest, dann ist es misslungen.
Wolltest vielleicht doch leichte Unterhaltung schreiben? Dabei gefällt mir die Idee ganz gut, besonders diese Dreierbeziehung, wie die Frau elendig zugrunde geht, das tut einem wirklich weh. Und das vor den Augen aller Dorfbewohner, hat was von Brangelina, da ist auch jeder geil darauf zu erfahren, wie es denen geht und wenn Pitt mal ohne Jolie mit seinen Jungs unterwegs ist, dann will jeder gesehen haben, wie er sich ohne Ring am Finger betrinkt und mit einer schönen Blondine flirtet. Und dann freuen sich die Geier. :)

Wobei es natürlich auch ganz interessant sein kann, verschiedene Meinungen zu dem ein und selben Thema zu hören. (Hier fließt es aber zusehr ineinander, finde ich. Die Sprache klingt gleich, aber das hat man dir schon angekreidet.) Hier wird aber aus einem eigentlich ernsten Thema was Komisches gemacht, egal wie sehr die Befragten sich bemühen ernst zu klingen, mit Blut und Schreie und Menschen aus Blut und Fleisch, trotzdem hat es was von einer Komödie. Das wolltest du wahrscheinlich auch, schon allein beim Titel musste ich lachen. Es wird aber dann endgültig zu einer Lachnummer, wenn die Toten selbst zu Wort kommen, natürlich auch interessant, aber wie gesagt: Komisch und man erschrickt sich ein bisschen. :P Weil mans nicht gewohnt ist.

Beim ersten Mal fand ichs ganz unterhaltsam, beim zweiten Mal zieht sich das hin, ist ja dasselbe Muster, jeder will mal schnell loswerden, was er weiß, dabei musst du ja noch als Autor eine Geschichte erzählen. Es muss alles schön aufeinander abgestimmt sein.
Der Leser muss sich aber auf das Wesentliche konzentrieren muss, er will ja eine Geschichte lesen und nicht, wie ein paar Dorfmenschen ticken, die noch nebenbei so charakterisiert werden, es dient ja nicht wirklich der Geschichte oder der Handlung. Und das ist, denke ich, das Problem bei dieser Geschichte. Entweder auf das Wesentliche konzentrieren und die Geschichte erzählen, oder noch nebenbei elf Menschen charakterisieren, das ist sau schwer, alle Achtung, und da Unkonventionelles rockt, ist die Geschichte so als Pilot ganz okay.
Nacht!

JoBlack

 

Hallo Quinn,

erst mal Kleinigkeiten:

Ich rauche, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Johanna hat mehrmals angerufen, um Hilfe geschrien, wie ich heute weiß, aber man ist ja dann so in sich selbst gefangen und in seiner eigenen, kleinen Welt, dass man dass alles gar nicht mitbekommt.

... dass man das

Und die Mauer war ja aufgerissen und dahinter – ja, wenn ich heute dran denke, da mein ich noch ein Skelett dort liegen zu sehen. Wie in der Geisterbahn, aber da war nichts, acht man sich ja selbst verrückt.

,m acht man sich...

Ich wollte sie dann erneut besuchen, einige Male hab ich es mir fest vorgenommen, grade als ich dann hörte, dprt gäbe es Probleme, aber der Herr hat mir Steine in den Weg gelegt, die ich wegräumen musste, und vielleicht hab ich in diesem Fall versagt. Aber wer konnte auch ahnen – um Himmels Willen.

dort gäbe es...

Ich gestehe, ich habe nicht auf den Titel geachtet und mich beim Lesen gewundert, warum die Sprache so variiert.

Ich fand es interessant, eine klassische "Geist hinter Mauern"-Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt zu bekommen. Durch genaue Alltagsbeobachtungen charakterisierst du glaubwürdig Akteure. Ich wohne selbst auf dem Land und habe vier von ihnen auf Anhieb wieder entdecken können.

Die Toten reden zu lassen, fand ich überraschend. Eine Meinung dazu habe ich nicht. Kann man machen. Konsequenterweise hättest du (und das fände ich interessant) auch das Skelett zu Wort kommen lassen können. Eine Herausforderung, weil es dann vielleicht nicht mehr ganz so rund geworden wär.

Lieber Gruß

 
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Moi Quinn,

ein schönes Stück, auch wenn der Beginn ziemlich sperrig ist. Ich gehe wohl öfter mal auf Urlaub, wenn dann hier ein paar anständige Geschichten eintrudeln - dann noch drei Kellerthemen, und alle ganz verschieden, das hat echt was! :)

Die Zahl im Titel gefällt mir besser als ein Elf, auch wenn das sonst korrigiert würde. Der Titel ist doch fast ein Filmzitat, gelle? Ich komm nicht drauf, Der Dieb, der Koch, ... ist es jedenfalls nicht.

Um dabei zu bleiben: wirklich gute Idee, daß Du es nicht wie Kurosawa angegangen bist, sondern sich mit den einzelnen Stimmen die Geschichte weiterentwickelt. Immer nochmal neu an der gleichen Stelle anzusetzten ist zwar psychologisch ganz interessant, aber nicht wirklich spannend. Ich hab es gern, wenn man was liest, ohne zu wissen, was einen davon auf den Gruselteil vorbereitet; und hier zieht es toll an, ohne hektisch zu werden.

Elf Leute bekomme ich übrigens nicht stilistisch getrennt: 1 ist wie 3 und 4; 2 ist wie 5 und 7. Danach sind die Stimmen individueller, und das ist auch der Punkt, an dem mich die story nicht mehr losgelassen hat.

Warum ich den Beginn sehr sperrig und unschön finde: Vergleiche sind scheußlich, und noch schlimmer sind namedropping und Marken. Weil - das unterstelle ich zwar nicht bei Dir, aber es hat auf mich diesen Effekt - es dem Autor die Arbeit abnimmt, die Sache selbst zu beschreiben. Er verläßt sich auf die Assoziationen mit dem Bestehenden, blöderweise sehen das aber alle Leser anders, und es funktioniert letztlich nicht. In den meisten Texten halte ich es für Faulheit und einen billigen Trick, die Leser zu engagieren, was mit eigener Sprache nicht erreicht werden kann.

Der erste Satz ist doch diese Antiwaffensache: Menschen bringen Menschen um, keine Gewehre ... oder so. Oder Autos, irgendsowas, das ist echt nicht schön. Dann kommt dieser Wust an Filmen und Ballack und Hilfe! Hier ist es schwierig, eine Erzählstimme im Sinne von Literatur rauszuholen, und ich kenne auch keinen Menschen, der in so vielen Vergleichen redet, im Alltagsgespräch. Das ist am Anfang oll, da würde ich dringend raten, das

Häuser bringen keine Menschen um. Menschen bringen Menschen um. Oder ein Virus. Oder mal ein Hai. So ein echt fieser Hai, wie in dem einen Film, wo es um einen echt fiesen Hai geht. Aber ein Haus? Wie soll das denn gehen? Ein Haus hat keinen eigenen Kopf. Und wenn man mich fragt: Wer so was sagt, der tickt doch nicht ganz richtig.
ganz zu kicken, und die beiden folgenden Abschnitte an zweite Stelle zu setzen. Dann ist man anders in der Geschichte, und kann sich auch ein bißchen namedropping anhören, wenn es denn unbedingt sein muß.

Ich hab nicht so viel Zeit, aber: Der Thomas war schon okay.
Mein Duden sagt: klein nach Doppelpunkt, wenn angekündigter Satz oder Aufzählung. Das hast Du nochmal wo. (Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, das sei veraltet, es mag also richtig sein, Dein Duden ist sicher neuer als von 1961.)

wie man sie hier gar net sieht
Was ja supergeil wäre, wenn Du den ganzen Absatz in Dialekt geschrieben hättest! Warum nur das "net" reingeschoben, wenn schon denn schon, und Hessisch versteht man gut genug in der gemäßigtigen Variante. Jemand, der net sagt, würde wohl ganz wie 'mer se net geseihe habbe sagen. Ich wünschte eh, jemand würde mal ne Gruselgeschichte unter Mundart posten ...

Ich hab sie lieber in Bodennähe. Da kann man sie auch besser im Auge behalten.
Hehehe, das finde ich als 'Lange' superlustig.

Mann ist ein echtes Sahnestückchen
Paßt das? Ich kenne von älteren Spießern eher "richtig" oder "so ein". Aber Howard Carpendale paßt super rein: hier funktioniert es für mich. (Bill Clinton dann ist schon wieder zu viel. Mich nervt sowas, und bringt mich immer aus dem Text - schon sieht man irgendwelche Schlagzeilen und Photos und ist nicht mehr bei der Geschichte selbst.)

und das Wort ergriffen und mit den Lehrern ganz anders gesprochen.
Und ob es Ausflüge gäbe und Schulpartnerschaften und wie man es denn sähe, ob nicht Französisch doch die bessere Wahl sei.
Mag sein, daß sowas vergleichsweise Gesteltztes mitreinrutscht, weil es eine offizielle Interviewsituation sein soll (obwohl es das strenggenommen ja nicht ist), aber das fällt mir hier zu sehr aus dem Tonfall. Wenn es Deine Absicht war, wirkt es trotzdem unfreiwillig hochsprachig.

Ich hab viel darüber gelesen, ich kannte sie nicht, aber ich hab viel darüber gelesen. (...) Ein Judenmädchen so mit siebzehn, achtzehn, einfach eingemauert und vergessen, weil die Hausbesitzer deportiert wurden? Ich bitte Sie.
Den ganzen Teil finde ich perfekt - sowohl ein Gruselgeschichten-Grauen wie auch das echte, historische, und zwar so toll verbunden, daß sich beides nicht den Raum nimmt. Gänsehaut, klasse, auch der letzte Satz hier - ich mag es, wenn einem erst was so intensiv gezeigt, und dann das Gesagte scheinbar wieder negiert wird.
Aber Spielberg muß hier ganz dringend raus; ganz schlimm, das zieht kurz den ganzen Absatz total runter. Damit machst Du Dir Deine eigene Sprache kaputt.

morgens ein Croissant und etwas Konfitüre und abends
Ha, klasse! Die Sache mit dem Drecksack, und dieses Abgegessene, Genervte. Das führt nochmal kurz aus dem Grauen raus (nach dem "ernsten" Polizisten und dem verzweifelt-resignierten Pfarrer), aber entläßt einen dennoch nicht aus dem plot. Hübsches Nähe-Distanz-Spiel.
Ich hab den Schlag gar nicht kommen sehen, es war so dunkel. „Was machst du da im Keller?“, hab ich gefragt. „Was machst du da im Keller. Da sind doch Wasserleitungen. Was machst du da im Keller? Was machst du da im Keller?“ Ich hab mich schon angehört wie meine Mutter.
:D Fein gelöst.

Man wacht nachts auf und das Bett ist leer, man schaut auf die Uhr: Ein Uhr fünfundfünfzig. Man lächelt leicht, man geht noch mal ins Bad und kämmt sich die Haare, man legt etwas Duft auf, man zieht die Socken aus, man richtet sich etwas her, man schleicht auf Zehenspitzen über das Linoleum zu seinem Schreibtisch. Da denkt man: Hier sitzt er gleich, ganz in sich versunken hackt er auf die Tasten ein, und man stellt sich hinter ihn und wartet, bis die Ziffern unten rechts auf dem Bildschirm auf zwei Uhr springen, und dann gibt man ihm einen Kuss in den Nacken und hat ihn für sich ganz alleine.
Das würde ohne ein paar der mans besser wirken. An sich eine schöne, melancholische Beobachtung.

Toller Abschluß, insgesamt.

Ja, ich hab Zeit. Die Toten tragen keine Uhren. Ich bin natürlich der Buhmann in der Geschichte. Zerreißt man sich schön dass Maul über mich? Was würde mein Vater nur dazu sagen?
Ich bin natürlich der Buhmann der Geschichte. Würde ich weniger gedrechselt finden. Geschmacksache.
Das "weder Schuld noch Uhren" ist schön, und durch den gesamten Tonfall nicht zu kitschig. Ein überraschend sinnlicher Abschluß nach all den Alltagsstimmen. Poetisch, nicht zu dramatisch. Und auch ein schöner Schlußsatz, ambivalent; und man steht ja schon auf seiner Seite, obwohl man grad mit der Erschlagenen gefühlt hatte.

Feine Sache, ungewöhnlicher Spannungsaufbau; vllt frickelst Du ja noch am Intro und zwischendrin rum, dann wäre es runder.

Herzlichst,
Katla

 

Hallo Quinn!

Mir gibt die Geschichte nichts. Es stört mich nicht, dass am Ende auch die beiden Toten berichten, aber ich frage mich schon, wer ist eigentlich der Zuhörer hier? Manchmal klingt es so, als würden die Leute da es irgendeinem Reporter erzählen, aber das Problem ist, das kaum einer der elf Personen seinen Ton für so eine Interview-Situation einhält. Und besonders der tote Thomas nicht:

Ja, ich hab Zeit. Die Toten tragen keine Uhren. Ich bin natürlich der Buhmann in der Geschichte. Zerreißt man sich schön das Maul über mich? Was würde mein Vater nur dazu sagen?
Hier wird das besonders deutlich: Das pathetische "Die Toten tragen keine Uhren" passt gar nicht zu dem leicht selbstironischen: Ich bin der Buhmann ... In diesem letzten Absatz wird noch schnell ein bisschen Romantik, große Liebe und so und Pathetik reingedrückt, am Ende wird das aber alles wieder aufgehoben:
Es tut mir leid, ich muss jetzt weg. Ich hab gleich eine Verabredung. Hand aufs Herz: Haben Sie je etwas Schöneres gerochen?
Da hat er einfach eine ganz normale Verabredung. Das klingt wie das Ende eine luftig-leichten, amerikanischen Filmkomödie.

Da gibt es so viele verschiedene Töne und Fährten in der Geschichte: Warum zum Beispiel muss das unbedingt ein jüdisches Mädchen sein, mit dem Hinweis auf Tagebücher denkt man sogar an Anne Frank, und das Motiv mit dem tötenden Haus am Beginn wird überhaupt nicht mehr aufgenommen. Ja, der Polizist hat ein ungutes Gefühl in dem Haus, und er weiß nicht, ob er ein Gerippe gesehen hat oder nicht, aber das hat ja nicht unbedingt mit dem Haus an sich was zu tun, das tritt als handelnder Mörder ja überhaupt nicht auf. Warum verliebt sich Thomas in ein Gespenst? Was muss denn der für eine Person sein oder was ist ihm bis zu seinem 12. Lebensjahr geschehen, dass ihm das passiert?
Du fängst vieles an, aber das Meiste führt zu nix. Schon klar, der Fokus ist auf die verschiedenen Sichtweisen der Personen hin verschoben und nicht auf das dramatische Geschehen an sich, aber es gibt zu viele lose Steine in der Geschichte, manche davon Schmucksteine wie das mit den Toten, die keine Uhren tragen, aber das ist nur Fassade, da gibt es keine Türen und keine geheimen Gänge zwischen den Räumen. Fertiges Haus ist das noch keins. Ich wette, du hast das so ca. in 2 Stunden runtergeschrieben. ;) Bemüh dich doch mal mehr, nur weil "Purpur" (welches tatsächlich mehr gelesen werden sollte :D), bei dem du dich so reingekniet hast, nicht gut angekommen ist, musst du jetzt nicht dahinschludern. :)


Eins zu eins wie der Michael Ballack, sah der aus
kein Komma
Also die Frau von dem war so eine ganz lange
groß: Lange
nicht so wie man es sich vorstellt
Komma: nicht so, wie ...
wenn ich das alles richtig verstanden habe und nur in das Haus seiner Eltern zurückgegangen ist
Komma: habe, und ...
Jedenfalls die Frau war eine ganz liebe
groß: Liebe
na man soll ja nichts Schlechtes
Komma: na, man ...
Nur zwanzig Kilometer in der Stadt
in die Stadt
Bisschen unterm Stuhl gearbeitet. Bill Clinton
wieso UNTERM Stuhl? wie stellst du dir denn das so vor? ;)
Aber das war auch nur bis der Thomas aufs Gymnasium ging
Komma: nur, bis ...
Oh tut mir leid,
Komma: Oh, tut ...
Ein Judenmädchen so mit siebzehn, achtzehn, einfach eingemauert und vergessen, weil die Hausbesitzer deportiert wurden
Das versteh ich auch nicht: Das ergibt doch nur Sinn, wenn es die eigenen Angehörigen eingemauert haben? Oder war es das Haus selbst, das das Mädchen eingemauert hat?
es war so oberflächlich alles und wie aus dem Katalog
wieso aus dem Katalog? Kann man sich dieses Verhalten bestellen? ;)
die Hände auf die Schulter gelegt
Schultern
und die Härchen haben sich gestellt
und anschließend wurden sie verhaftet? :D
dass in ihrer eigenen Mitte, solche Menschen leben
ohne Komma
Dieser kleine impotente Drecksack
Komma: kleine, impotente
hat ihn für sich ganz alleine
ganz für sich alleine
bin zu ihr in den Keller gestiegen, meine kleine, eingemauerte Schönheit
meiner kleinen, eingemauerten
der Gleichung, der andere Hälfte du bist
deren andere Hälfte

Gruß
Andrea

 

Hallo Quinn.

Eine gut geschriebene, flüssige Geschichte, interessante Erzählperspektive, welche dem Autor etwas mehr Geschick abfordert. Jedoch habe ich tatsächlich auch die einzelnen Charaktere, v.a. am Anfang, schlecht trennen können. Gegruselt hats mich nicht, zumal zu seicht (aber das ist Geschmacksache) und die Sache mit dem Judenmädchen einmal zu beläufig erwähnt wurde und logisch nicht ganz hinhaut.

 

Hallo Tamira,

Den Titel find ich furchtbar, vor allem, weil du "Elf" als Zahl schreibst, das find ich blöd
Es wär sonst nicht in die Titelzeile gegangen, hat genau ein Zeichen gefehlt.

Der Anfang der Geschichte ist toll, ich steh auf dieses Durcheinander-Erzählen, bei dem man sich anfangs stark konzentrieren muss, um nicht den Faden zu verlieren. Und all die geschwätzigen Leute, die man nur anhand weniger Worte vor Augen sieht und nur über ein Paar Zeilen hinweg charakterisiert werden.
Das freut mich. Das war auch die Idee hinter der Geschichte, dass jeder sich selbst im Mittelpunkt sieht und durch dieses Mosaik-Erzählen ein interessanter Effekt entsteht.

Was mir dann den Spaß verdorben hat, waren die letzten beiden Absätze, in dem die beiden toten erzählen. Sowas mochte ich noch nie und ich finde, das Ende wird der Geschichte an sich nicht gerecht.
Einige der größten Geschichten werden von Toten erzählt. American Beauty – und zeitgenössisch sogar hier: Desperate Housewives. Daran muss man sich wohl gewöhnen.

Trotzdem hat es mich gut unterhalten!
Das freut mich, danke dir fürs Lesen und Kommentieren
Quinn

Hallo Stefan S,

grundsätzlich finde ich diese Machart, also dieses Erzählen aus verschiedenen Perspektiven ja gar nicht schlecht, aber hier waren sie mir – wie soll ich sagen – zu gleichlautend. Bei den kurzen Absätzen und wenigen Zeilen, die du für die jeweilige Charakterisierung hast, müsstest du da glaube ich sprachlich sehr viel mehr differenzieren.
Ja, das stimmt und leuchtet mir ein. Ich hab noch einige Male nach deinem Kommentar nachgearbeitet und versucht die Erzählstimmen individueller zu gestalten. Ich denke, wenn das Audio-Text wäre mit elf verschiedenen Sprecher, würde das nicht mehr so auffallen, aber natürlich: Das ist richtig schwer, ja.

Hab´s trotzdem gern gelesen, auch wenn ich einige Kritikpunkte hatte.
Sehr berechtigte Kritikpunkte, danke dir für deinen Kommentar
Quinn

Hallo Satyricon,

Das hat was von einer Dokumentation, wie man es manchmal im Fernsehen sieht, wo irgendein TV-Team hinter eine Sache her recherchiert und dabei irgendwelche Zeugen befragt
Ja, mich hat das gereizt, anhand dieser Geschichte die einzelnen Figuren zu charakterisieren, man bekommt da ja einiges mit, die Sprache enthüllt den Sprecher.

Freut mich, dass es dir gefallen konnte
Quinn

Hallo Jo,

Je mehr ich über die Grundidee nachdenke, desto reizvoller finde ich sie: Junge glaubt ein eingemauertes jüdisches Mädchen im Keller zu haben, „verliebt“ sich in sie und hat „Kontakt“ zu ihr, die Eltern schicken ihn aus dem Dorf und als erfolgreicher, gutaussehender Geschäftsmann kehrt er mit seiner Frau Schönheit zurück, um das Erbe anzutreten und der Geist hat ihn dann wieder in seiner Macht. Ich glaube, wenn du die Geschichte ganz konventionell erzählt hättest, wäre sie stärker gewesen.
Na jaaaaaaa. :) Das seh ich nicht so.

Die Frage ist nur, was dir dann wichtiger ist, Inhalt oder Form, wolltest du hier etwas Experimentelles abliefern, dann ist es dir gelungen, wenn du das Drama anhand von „Zeugen“aussagen berichten wolltest, dabei trotzdem nichts von der Intensität des Geschehens einbüßen wolltest, dann ist es misslungen.
Ich finde so was einfach interessant, verschiedene Menschen, die das dann nutzen, um ihren Kram loszuwerden. Gerade der Priester oder die Freundin der Frau oder die eine Nachbarin.

Wolltest vielleicht doch leichte Unterhaltung schreiben? Dabei gefällt mir die Idee ganz gut, besonders diese Dreierbeziehung, wie die Frau elendig zugrunde geht, das tut einem wirklich weh. Und das vor den Augen aller Dorfbewohner, hat was von Brangelina, da ist auch jeder geil darauf zu erfahren, wie es denen geht und wenn Pitt mal ohne Jolie mit seinen Jungs unterwegs ist, dann will jeder gesehen haben, wie er sich ohne Ring am Finger betrinkt und mit einer schönen Blondine flirtet. Und dann freuen sich die Geier.
Ja, das ist so, der Mensch empfindet eine Befriedigung, wenn er sieht, dass Ikarus abstürzt, er fühlt sich dann besser, weil er keine Flügel hat. Das ist gerade bei der einen Nachbarin und Mutter sicher so.

Der Leser muss sich aber auf das Wesentliche konzentrieren muss, er will ja eine Geschichte lesen und nicht, wie ein paar Dorfmenschen ticken, die noch nebenbei so charakterisiert werden, es dient ja nicht wirklich der Geschichte oder der Handlung. Und das ist, denke ich, das Problem bei dieser Geschichte.
Da ticken Leser und ich dann anders, es ist ja hier ein Vorfall, um den herum erzählt wird, mir macht so was Freude, die verschiedenen Figuren, es ist nicht: Hier, brandheiße Geschichte. Sowas macht auch Spaß – und grad hier auf der Plattform kommt das viel zu kurz, aber darum ging es mir hier nicht so.

Danke auch dir für deine Kritik und freut mich, dass dir bestimmte Aspekte gefielen
Quinn

Hallo vincentvoss,

Ich fand es interessant, eine klassische "Geist hinter Mauern"-Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt zu bekommen. Durch genaue Alltagsbeobachtungen charakterisierst du glaubwürdig Akteure. Ich wohne selbst auf dem Land und habe vier von ihnen auf Anhieb wieder entdecken können.
Das war die Idee hinter der Geschichte.

Die Toten reden zu lassen, fand ich überraschend. Eine Meinung dazu habe ich nicht. Kann man machen. Konsequenterweise hättest du (und das fände ich interessant) auch das Skelett zu Wort kommen lassen können. Eine Herausforderung, weil es dann vielleicht nicht mehr ganz so rund geworden wär.
Ja, das stimmt, mit dem Gedanken hab ich auch gespielt, aber es wär dann zu sehr aus dem Muster ausgebrochen, weil man dem Skelett sicher etwas klischeehafte Eigenschaften hätte zuordnen müssen – die war bestimmt verdammt durchgeknallt.

Danke dir für deine Kritik
Quinn

Hallo Katla,

ein schönes Stück, auch wenn der Beginn ziemlich sperrig ist. Ich gehe wohl öfter mal auf Urlaub, wenn dann hier ein paar anständige Geschichten eintrudeln - dann noch drei Kellerthemen, und alle ganz verschieden, das hat echt was!
Das freut mich.

Elf Leute bekomme ich übrigens nicht stilistisch getrennt: 1 ist wie 3 und 4; 2 ist wie 5 und 7. Danach sind die Stimmen individueller, und das ist auch der Punkt, an dem mich die story nicht mehr losgelassen hat.
Ja, ich hab – wie gesagt – noch einige Male nachgearbeitet, das hab ich auf jeden Fall am Anfang stark unterschätzt, wie ähnlich sich die Stimmen sind. Du hast Recht mit der Kritik.

Warum ich den Beginn sehr sperrig und unschön finde: Vergleiche sind scheußlich, und noch schlimmer sind namedropping und Marken. Weil - das unterstelle ich zwar nicht bei Dir, aber es hat auf mich diesen Effekt - es dem Autor die Arbeit abnimmt, die Sache selbst zu beschreiben. Er verläßt sich auf die Assoziationen mit dem Bestehenden, blöderweise sehen das aber alle Leser anders, und es funktioniert letztlich nicht. In den meisten Texten halte ich es für Faulheit und einen billigen Trick, die Leser zu engagieren, was mit eigener Sprache nicht erreicht werden kann.
Ich mag das. Ich finde den ersten Absatz sehr komisch. :) Und ich mag auch Vergleiche und namedropping.

Was ja supergeil wäre, wenn Du den ganzen Absatz in Dialekt geschrieben hättest! Warum nur das "net" reingeschoben, wenn schon denn schon, und Hessisch versteht man gut genug in der gemäßigtigen Variante. Jemand, der net sagt, würde wohl ganz wie 'mer se net geseihe habbe sagen. Ich wünschte eh, jemand würde mal ne Gruselgeschichte unter Mundart posten ...
Mundart wirkt geschrieben oft albern, da kann man den Text nicht mehr völlig ernst nehmen, das ist etwas das sehr dosiert und gekonnt eingesetzt werden muss. Frau Andrea H. kriegt das, wenn sie einen guten Tag hat, manchmal hin. Ich werde nicht anfangen, eine ganze Geschichte auf Hessisch zu schreiben, egal, was man mir in Aussicht stellt. 

Mag sein, daß sowas vergleichsweise Gesteltztes mitreinrutscht, weil es eine offizielle Interviewsituation sein soll (obwohl es das strenggenommen ja nicht ist), aber das fällt mir hier zu sehr aus dem Tonfall. Wenn es Deine Absicht war, wirkt es trotzdem unfreiwillig hochsprachig.
Die Idee hier war, dass sie die Eltern nachäfft, ich hab’s noch mal abgeändert, um es zu unterstreichen.

Aber Spielberg muß hier ganz dringend raus; ganz schlimm, das zieht kurz den ganzen Absatz total runter. Damit machst Du Dir Deine eigene Sprache kaputt.
Ich seh das nicht so. Ich weiß, dass es einige stört, die auch einen anderen Zugang zum Schreiben und Erzählen haben als ich. Ich kann mir’s also entweder abgewöhnen (es ist ja auch nicht in allen Geschichten) oder einfach machen. Die Kritik hilft zumindest, es dahingehen zu sensibilisieren. Aber für mich zeigen solche Bezüge, dass eine Geschichte nicht im luftleeren Raum spielt, sondern in einem gesellschaftlichen Kontext, dass die Welt dort dieselbe ist wie die, in der der Leser lebt. Das muss man nicht so übertreiben, aber ich finde es hier zum Beispiel ziemlich organisch. Du hast da vielleicht auch eine selektive Wahrnehmung.

Das würde ohne ein paar der mans besser wirken. An sich eine schöne, melancholische Beobachtung.
Ja, auf jeden Fall. Hab ich ordentlich geändert da.

Feine Sache, ungewöhnlicher Spannungsaufbau; vllt frickelst Du ja noch am Intro und zwischendrin rum, dann wäre es runder.
Danke, schön, dass es dir mit Abstrichen gefallen hat, wahrscheinlich kommt jetzt wieder ganz anderes.

Gruß
Quinn

Hallo Andrea,

Da gibt es so viele verschiedene Töne und Fährten in der Geschichte
Ja! Das finde ich grade immer toll. Ich weiß gar nicht, wie man das negativ sehen kann. Dieses Bedürfnis nach einem stringenten Erzählen ist mir fremd.

Warum zum Beispiel muss das unbedingt ein jüdisches Mädchen sein, mit dem Hinweis auf Tagebücher denkt man sogar an Anne Frank, und das Motiv mit dem tötenden Haus am Beginn wird überhaupt nicht mehr aufgenommen.
Warum sollte man da sonst jemanden lebendig begraben? Die Idee mit dem versteckten Judenmädchen und den deportierten Hausbesitzern ist doch einleuchtend.
Und das tötende Haus war ja nur in der einen Erzählstimme, so etwas „verfluchtes Haus“ in der Nachbarschaft. Vielleicht war es der Makler. :)

Schade, dass dir die Geschichte nichts geben konnte, wahrscheinlich bist du einfach aus meiner Zielgruppe herausgewachsen ;)
Danke dir für die Fehlerliste, ich arbeite sie noch ein
Gruß
Quinn

Hallo Felix-Florian,

Danke dir für deinen Kommentar, das mit dem „gruseln“ hab ich ja schön öfter gesagt, Geschichten, gerade hier, bei denen man sich gruselt gibt’s vielleicht eine in einem Jahr – und selbst die verpasse ich wohl dann immer – Ekel ab und an, klar, aber sonst muss man da wohl recht dünnhäutig gestrickt sein.

Gruß
Quinn

 

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