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#11 Kommissar Springer macht Feierabend
#11 Kommissar Springer macht Feierabend
,,Wonach sieht das hier wohl aus, Meyer? Natürlich handelt es sich hier um einen Mordfall!’’ Der Assistent hatte kurze Zeit spekuliert, dass sich der Multimillionär Jack D. Ripper selber ein Messer in den Rücken gerammt hatte. Der Kommissar konnte nur den Kopf schütteln: so etwas dämliches! Wofür hatte er eigentlich einen Assistenten, wenn der bei einem Todesfall nicht zwischen Mord- oder Selbstmord unterscheiden konnte?
,,Ziehen Sie das Messer aus dem Rücken und untersuchen Sie es bitte auf Fingerabdrücke. Nur damit wir Ihre idiotische Theorie widerlegen können!’’ Assi Meyer machte sich mithilfe der Spurensicherung an die Arbeit.
,,Wo kommt denn der bescheuerte Köter schon wieder her?’’ Kommissar Springer dachte, nicht richtig zu sehen. Der sabbernde Hund Blinddog stand vor dem Bett der Leiche und schnüffelte an dem stinkenden Bettlaken des Verstorbenen.
,,Sie wissen doch, Herr Kommissar. Blinddog fürchtet sich alleine zu Hause und dann muss ich ihn eben ab- und zu mit zur Arbeit nehmen!’’ Der Kommissar hatte für den Köter wenig Verständnis, hatte ihm in der Vergangenheit aber schon einmal die ein oder andere Chance eingeräumt.
,,Dann suchen Sie sich aber bitte in der Zukunft einen Babysitter für Ihren Köter. Ich halte es mit dem blöden Flohfänger nicht mehr lange aus!’’
Meyer versprach es hoch und heilig und untersuchte fleißig das Messer nach Fingerabdrücken.
,,Hier ist nur ein Fingerabdruck, den wir nicht zuordnen können!’’, rief Meyer dem Kommissar zu, der gerade damit beschäftigt war dem Köter dezent einen Tritt zu verpassen um ihm seine Antipathie mitzuteilen.
,,Wunderbar. Dann untersuchen Sie alle Leute, die den Toten gekannt haben und nehmen ihre Fingerabdrücke und vergleichen sie diese mit dem auf dem Messer. Währenddessen kann ich ja schon einmal Feierabend machen. Wir haben ja schließlich schon wieder fast Mitternacht. Unbezahlte Überstunden nenn ich das. Reicht ja, wenn einer von uns beiden Überstunden macht, nicht wahr, Meyer?’’
,,Ja, aber...’’ Der Assi kam gar nicht zum Erwidern. Der Kommissar war schon weg.
Zuhause erwartete den Kommissar eine faustdicke Überraschung in Form eines Blumenkübels, der von seinem Balkon direkt auf des Kommissars Haupthaar gefallen kam. Springer zog seine Glock und feuerte zigmal wild durch die Gegend. Das half ihm, den Schmerz zu überwinden. Dann öffnete er die Haustür, wo ihn seine Frau schon erwartete.
,,Hast du heute auch alles schön sauber gemacht?’’, fragte der Kommissar in seinem Befehlston.
Verschüchtert machte sich Frau Springer mit einem Staubtuch an den Pokalen des Kommissars zu schaffen, die dieser aufgrund seiner exzellenten Polizeiarbeit bekommen hatte. Auf den Pokalen standen unter anderem Sätze wie brilliantester Polizeikopf 2001 oder Tapferkeitspokal 6. Klasse oder Humphrey Bogart Gedächtnispreis 1999. Der Kommissar hatte eine ganze Vitrine voll mit diesen Pokalen. Dabei kannte keiner sein Geheimnis: er selber löste nur die spannenden Fälle, die einer fragwürdigen Logik bedurften. Alle anderen lies er von anderen Polizisten lösen. Zum Beispiel von seinem Assistenten Meyer. Aber nur solche, die der Kommissar dem Assi auch zutraute. Viele waren es also nicht.
,,Philipp Langbein heißt unser Mann. Er war lange Jahre der Butler des Millionärs, bis er aufgrund eines nicht unterdrückbaren Rülpsers gefeuert worden war!’’, sagte Meyer zu seinem Köter. Die Spurensicherung war schon lange davongeeilt. Sie hatte schließlich auch Überstunden machen müssen. Stunde für Stunde hatte der Assi alle möglichen Bekannten des Verstorbenen untersuchen lassen. Jetzt war es schon 5.00 Uhr morgens. Und gerade erst hatte er den ehemaligen Butler aus dem Bett klingeln und antanzen lassen. In einem alten Notizbuch des Verstorbenen hatte er von der Existenz des Butlers erfahren. Langbein saß im Flur des Hauses, den Meyer zum Wartezimmer umfunktioniert hatte. Viele Leute warteten hier, dem Assistenten des Kommissars ihre Fingerabdrücke machen zu lassen. Langbein knabberte nervös an seinen Fingernägeln. Meyer hatte seinen Köter dressiert, Bösewichten Handschellen anzulegen. Und da kam der Köter auch schon an und verhaftete den verzweifelten Butler, der sofort ein umfassendes Geständnis ablieferte.
Daraufhin informierte Meyer den Kommissar per Telefon von dem Erfolg seiner Untersuchung.
,,Wissen Sie, wie spät es ist?’’, schnauzte der Kommissar seinen Assi an. ,,Sie können mir morgen von dem Fall erzählen, den offiziell natürlich ich gelöst habe, klar? Sonst wird Ihr Köter morgen nämlich zu Mettwurst verarbeitet. Und es ist mir vollkommen egal, ob Hunde für Mettwurst überhaupt benötigt werden, klar?’’ Dem Assi kamen die Tränen. Langsam sagte er ja, nachdem er eine lange Zeit in die treuen Augen seines Hundes geblickt hatte. Dann ging er zu seinem Hund und streichelte ihn ausgiebig.
,,Was hat der Kommissar nur gegen dich? Du bist doch ein ganz lieber Kerl. Vielleicht lernt er dich ja irgendwann schätzen, wer weiß?’’ Der Hund sabberte des Assistenten Hand voll als Bestätigung. Dann kläffte er und zerrte Meyer zur Tür. Die Blase des Hundes hatte sich gemeldet.