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11:11- Der Nachtbeginn

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07.10.2018
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11:11- Der Nachtbeginn

Vor 11:00 PM​

Von ihrem kleinen Balkon aus konnte sie die roten Wangen des Horizonts noch so erhaschen. Verschwitze Fassaden mit müden Terrassen enthielten ihr den Abschied von Tag und Nacht vor. Kreischende Autos unter ihren Füssen übertönten die Zikaden und Vögel. Und doch wenn sie ihren Kopf nach oben reckte und nur den kleinen Fleck vom dunkelblauen Himmel fixierte, fühlte sie sich ein Stückchen weniger bedrängt. Sie trank warmen Tee aus einer Tasse, die an einer Ecke leicht zerbrochen war. Eines Abends ist sie angetrunken in ihre Wohnung getorkelt und beim Ausziehen ihrer Schuhe hat sie die weiße Tasse mit blauem Rand umgestoßen. Manchmal schnitt sie sich leicht an der scharfen Kante, doch wegwerfen konnte sie die Tasse nicht. Sie passte viel zu gut in ihre kleine Hand, und Kaffee oder Tee kühlte nie schnell aus in ihr. Auch dieses Mal schnitt sie sich den Mundwinkel an der Tasse und verbrannte sich die Zunge am heißen Tee. Fluchend stellte sie das Getränk ab und setzte sich auf den kleinen grünen Klappstuhl. Langsam flackerten Lichter vor ihren Augen auf. Der Tag war noch nicht ganz erloschen und schon überfluteten Straßenlichter die kleinen Gassen mit greller Farbe. Den Nordstern konnte man noch erraten, doch alle weiteren Flammen im Himmel konnten mit dem künstlichen Licht nicht mithalten. Ihr Herz fühlte sich schwer in der Brust an, als auch der Nordstern mit dem Hintergrund verschmolz.

11:11 PM​

Die Adern der Stadt pumpten die kleinen Körperchen dorthin wo sie gebraucht wurden. Sie transportierten den wichtigen Stoff, ohne den die Zellen nicht überleben konnten. Mit Taschen voll Geld und Händen voll Alkohol bewegten sich Gruppen von Jugendlichen durch die Straßen. Eine Handvoll von Mädchen wackelte auf ihren noch unerfahrenen Beinen wie kleine Fohlen. Die herabgekommenen Ecken, um die sie herumbogen, strahlten auf mit dem herzlichen Lachen von rotgemalten Lippen. Sie sprangen unsicher auf und ab, als eine ihnen einen grellen Bildschirm unter die Nase schob. Der süße, blonde Junge aus der Parallelklasse hat ihr eine Nachricht geschrieben. Mit Kuss-Smiley. Ihre größte Sorge war, was man ihm jetzt zurückschreiben würde. Fünf Köpfe grübelten angestrengt nach. Eine schrie, bevor die andere ihre Antwort übertönte. Mit Kopfnicken wurde dem zweiten Mädchen Recht gegeben. Man darf nicht sofort antworten. Wir warten lieber. Doch für den Rest des Abends würde der Blonde ihr nicht aus dem Sinn gehen. Wie schön es ist nach einem Bier betrunken zu sein. Laut zu lachen, weil man über den ungeraden Weg gestolpert ist. Lauernden Männer, die doppelt so alt sind irgendwie zu entwischen. Wie schön es ist in einer glückseligen Ignoranz zu leben und es ,,den Moment genießen‘‘ nennen. Und doch werden alle Mädchen torkelnd nach Hause laufen und abends eine Träne vergießen für die Eltern, die einen ignorieren; für die Großeltern, die einen nicht akzeptieren; für die Freunde, die sie verlieren. Vor allem für sich selbst, weil sie Angst haben in ihren Körperchen mit einer bestimmten Rolle in diesem großen System gefangen zu sein und es das Leben nennen.

Auf der kleinen Fläche hoch über den Köpfen der jungen Frauen erschien das Leben damals einfacher. Ihre schwarzen Locken versuchten mit aller Macht und mit der Hilfe der lauwarmen Brise dem strengen Zopf zu entkommen. Traurige Nostalgie machte sich auf ihrem Gesicht breit. Ihre Lippe fing wieder an zu bluten. Den Kindern auf der Straße drehte sie ihren Rücken zu und ging mit kleinen Schritten in die Küche. Sie riss ein Stück Papier ab und presste es gegen ihren roten Mund. Sie wurde mit überfälligen Rechnungen, die auf dem Kühlschrank hingen konfrontiert. Ein Teller halb leer gegessen mit ‘Instantnoodlen‘ stank auf dem Küchentisch vor sich hin. Ausgelaufene Schuhe wurden beim Eintreten in die Wohnung in die Ecke geschmissen. Ihre Schwester nannte sie liebenswürdig, die Schriftstellerin im Exil. Wenn es aus ihrem Mund kam, hatte es den Geschmack von etwas Großem und Edlen. Doch in ihren eigenen Ohren klang es überheblich und hochgestochen. Nichts Edles hatte der Anblick einer jungen, mageren Frau in einer kleinen Schachtel, die sie ihre Wohnung nannte. Die Klimaanlage seufzte unentwegt im Hintergrund. Man hätte es fast mit dem enttäuschten Seufzen ihrer Mutter verwechseln können.

Mürrisch drehte sie dem Chaos ihren Rücken zu und begab sich wieder nach draußen.

00:00 PM​

Die Straße wurde unheimlich leerer. Als würde jeder sich in einer Bar vor dem großen Bösen flüchten wollen. Kleine Laternen vor einem Gemüseladen nickten bedrohlich. Wie alte Hausfrauen, die stumm hin und her wippten und alles um sich herum wahrnahmen. Die Menschen dachten sie würde kaum etwas hören oder sehen und wurden unachtsam vor den Großmüttern. Dunkle Geheimnisse wurden beim Vorbeigehen verraten und nur die Laternen und Hausfrauen würden davon wissen. Doch sie nickten nur, wohlwissend, dass das Universum sich schon rächen würde.

Eine Katze schlängelte sich zwischen den Reifen von Autos durch. Immer geduckt und in Acht nehmend sich den stummen Laternen nicht preiszugeben. Nur manchmal reflektierte das Licht sich in ihren Augen. Das kleine Tier war ängstlich, blickte immer wieder zurück und rechts und links bevor er es unter einen anderen Wagen kroch. Sie dachte ein Bellen in der Ferne hören zu können, doch selbst vom Balkon aus konnte sie keinen Hund sehen. Sie dachte an die Wörter ihrer Mutter.

Viecher im Haus? Niemals! Ich hab doch schon zwei!

Dabei sah sie die Geschwister mit strengen Augen an. Jahre hat sie gebraucht, um sich nicht mit einem Vieh gleichzusetzten, doch beim Anblick der Katze, die um ihr Leben bangte konnte sie nicht mehr unterscheiden wer nun wer war. An allen möglichen Orten, wo sie durchatmen wollte, plagten sie Geister. Kein brennender Salbei konnte jemals die Luft um sie reinigen. Sie dachte an die scharfen Worte ihrer Schwester. Beide müssen einsehen, dass sie Frauen wären. Und Frauen wären nicht mit Männern zu messen bestimmt. Und den Männern gehörte eben die Welt. Als sie ihr diese Worte an den Kopf warf, konnte sie ihre Schwester nur stumm anschauen. Auch die Schwester versuchte sie in die Rolle eines kleinen Kätzchens zu zwingen. Gab sich selbst nicht einmal die Gelegenheit aus ihrer eigenen Rolle zu schlüpfen. Sie bemitleideten sich gegenseitig. Beide erfüllt mit Furcht. Die eine gab der Furcht jedoch nicht nach. Immer anpassen, immer sich fügen. Sie verstand den Reiz davon. Man lebte sicherer. Doch sie wollte laut weinen und lachen, wenn es ihr passte. Sie wollte schreien und rumspringen, wenn es ihr passte. Stärke besaß man, wenn man sein Inneres zeigen konnte, ohne sich dafür zu schämen. Aber vor allem war man frei. Kein Klumpen im Rachen, keine Steine im Magen oder Gewichte auf den Schultern. Man war frei. Doch ihre Schwester nahm sie nur in den Arm und flüsterte, sie soll doch nicht weinen. Mutter würde bald hereinstürzen und sie wegen der Tränen kritisieren. Und so schniefte sie, rief die letzte Träne zurück und straffte ihre Schultern. Für raue Emotionen gab es in dieser Welt keinen Platz. Für tatsächliche Freiheit gab es in ihrer Welt keinen Platz.

1:25 AM​

Die Wärme des Feuerzeugs brannte in ihren Augen. Sie zog scharf an ihrer Zigarette und atmete das Gift langsam ein. Das Wippen ihres Fußes hörte beim zweiten Zug auf. Ihre Schultern entspannten sich ein Stück. Sie schloss die Augen für einen kurzen Augenblick. Gelegentlich fuhr ein Auto ruhig die Straße entlang. Es bremste beim Anblick der roten Ampel abrupt ab, bevor es dies vorsichtig ignorierte und doch über die Kreuzung fuhr.

Ein Mann in einem Anzug, der ihm nicht passte und einer lose gebundenen Krawatte wartete auf der gegenüberliegenden Seite. Seinen Kopf vergrub er in seinen Händen. Man sah ihm an, dass er losschreien wollte. Nur ein Gähnen entwich seinen Lippen. In der Ferne mit den zerzausten Haaren und den zusammengesunkenen Schultern erinnerte sie die Gestalt an ihren Vater. Er war nie aufbrausend gewesen. Entspannt saß er in seinem Sessel. Tag ein, Tag aus. Doch je mehr man die merkwürdig dicke Figur da sitzen sah, desto deutlicher konnte man den Ausdruck von Kapitulation in seinem Gesicht sehen. Er verstand das Leben, das er lebte im Kern und gab auf. Sie kam am frühen Morgen von ihrem Spaziergang zurück. Ihre nackten Füße waren bedeckt von Tauwasser und Erde. Das Strahlen des Sonnenaufgangs spiegelte sich noch immer in ihren Augen wider. Ihr Vater begrüßte sie stumm im Wohnzimmer. Mit einem Kopfnicken deutete er ihr hin sich hinzusetzen. Zögernd tapste sie zu ihm hin. Er sprach sanft zu ihr.

Mädchen, schau dich doch an-mit Dreck unter deinen Fußnägeln und dem Nest, das du Haar nennst auf deinem Kopf. Ich glaube wirklich nicht an das Schicksal, aber dein Leben ist hier bestimmt. Gut hast du es. Essen, Kleider und ein Dach über deinem Kopf. Mehr braucht man nicht. Mehr braucht man nicht. Mehr braucht man nicht. Dein Kopf schwebt in zu hohen Lüften und wir machen uns alle Sorgen, dass du runterfallen und nicht mehr aufkommen wirst. Dein höchstes Gut ist die Vernunft. Benutz sie also.

Er sah sie mit traurigen Augen an. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Die letzten Worte schmeckten bitter in seinem Mund und klangen fremd in ihren Ohren.

Das ist die Jugend, die dich blind macht. Ich will dich warnen. Ich war wie du. Ein Künstler bin ich noch immer, tief in mir drinnen. Wieso sitz ich hier jeden Morgen so früh vorm Fenster? Ich seh‘ dem Sonnenaufgang zu, wie er einen besseren Tag verspricht und dieses Versprechen jedes Mal bricht. Mädchen, so ein Leben kann man nicht leben. Man braucht Ordnung und Regeln, jemanden, der sie durchsetzt und jemanden, der sie befolgt. So funktioniert eben die Welt.

Er verstummte. Langsam streckte er seine Hand aus und fischte ein kleines Blatt aus ihren Haaren.

Wir wollen doch nur, dass es dir und deiner Schwester an nichts fehlt. Ihr sollt nur am Boden bleiben. Nur das. Versteh uns. Versteh uns. Versteh uns

Versuch es wenigstens.


Der Mann an der Ampel torkelte ein wenig hin und her, bevor er einen Schritt auf die Straße tat. Sie sah, wie das Auto von der anderen Seite auf ihn zukam. Niemand bemerkte die Gegenwart des anderen. Sie wollten es nicht bemerken. Einen Moment lang zögerte sie. Sie glaubte nämlich an ein Schicksal. Aber auch daran, dass man es herausfordern konnte. Sie sprang auf, schrie lauthals los.

Der Mann stockte erschrocken in seinem Handeln. Das Auto fuhr vor ihm vorbei. Das Jackett flatterte noch mit dem Wind. Er verstand nicht was passierte. Er sah nicht einmal hoch, um nachzusehen woher der Schrei kam. Es schien so ,als ob er es nicht verstehen wollte. Und so setzte er seinen Gang fort. Eine Träne glitzerte mutig im fahlen Straßenlicht. Und dieses Mal gähnte er nicht, sondern schrie.

1:52 AM​

Das wild schlagende Herz hat aufgehört aus seinem Käfig ausbrechen zu wollen. Die dritte und vierte Zigarette half ihr dabei sich zu beruhigen. Der Hals kratzte ein bisschen, doch das Zittern in den Fingerspitzen war fast verschwunden. Der verlorene Mann war nicht mehr aufzufinden. Stattdessen tauchte ein anderer Mensch in ihrem Blickfeld auf. Er ging planlos die Straße runter, doch er schien einen Sinn in diesem Spaziergang zu finden. Sein Blick war auf den Boden gerichtet. Er blieb stehen und reckte seinen Kopf nach oben. Enttäuscht seufzte er, als er nur Schwarzes sah. Er setzte seinen Spaziergang fort.

Sie wurde durstig und machte sich eine zweite Tasse Tee. Die Wohnung schien enger zu werden. Sie fühlte sich einsamer. Wütend schrie die Teekanne und schon schüttete sie sprudelnd heißes Wasser in die zerbrochene Tasse. Das Handy auf dem kleinen Küchentisch leuchtete kurz auf. Eine Nachricht von ihrem Liebhaber von Zuhause. Ein kleines Lächeln machte sich unwillkürlich auf ihren Lippen breit. Dann drückte sie die Nachricht weg. Sie wollte es nicht lesen. Sie mochte keine Liebe, die mit Worten liebte. Sie setzte sich wieder nach draußen auf den grün-grauen Plastikstuhl. Er wackelte ab und zu und sie musste vorsichtig den heißen Tee an ihren Lippen führen. Er hat die Sterne genauso geliebt wie sie. Er würde sie zum nächsten Hügel im Dorf bringen, um ihr dort die verschiedenen Konstellationen zu zeigen. Geduldig zeigte er auf die verschiedenen Sterne, bis sie den großen Bären erkennen konnte. Später konnte sie von selbst den kleinen Bären mit ihrem Finger nachzeichnen. Sie träumte beim Sonnenaufgang von überirdischen Geschichten und er sorgte immer dafür, dass sie nicht zu weit flog. Wie ein Drachen schwebte sie über den Köpfen der Menschen und er war das Seil, das ihr nicht erlaubte mit dem Wind zu verschwinden. Anfangs hatte sie Angst, sich in den kalten Höhen zu verlieren. Er hielt die Schnur immer fester an seine Brust und zog sie stetig herunter. Dann merkte sie, dass es nichts Schöneres gab als schwebend durch die Welt zu treiben. Ständig sprach er von der Zukunft und das ihre in den Sternen schon festgeschrieben worden ist. Er träumte immer von einem Haus mit Garten in einer nichts aussagenden Gegend. Er wollte heiraten, Kinder haben. Er würde ein guter Vater sein. Ihren Kindern würde er von Planeten, den Sternen und dem Mysterium des Universums erzählen. Sie würden abends im Garten auf dem Rücken liegen. Fingerspitzen würden Bilder in den Himmel zeichnen. Nach einer Weile würden alle drei friedlich einschlafen. Aber dieses Leben war nicht ihres. Sie wusste schon damals, dass ihre Mutter ihren Enkelkindern soziale Konstrukte stricken würde und ihnen es als blauen Pulli und rosa Schal zu Weihnachten schenken würde. Ach, sie wird einmal eine großartige Krankenschwester werden. Und er wird den Zahlen mächtig und Physiker werden. Und was wäre, wenn er dem Großvater nachginge und Künstler werden wollte? Und was wäre, wenn sie das Weltall für sich entdecken wollte? Nur, dass beide erst zu spät merken würden, dass Pulli und Schal sie zu ersticken drohte. Sie wusste, dass sie das Weinen vorm Schlafen gehen nie mitbekommen würde, denn ihre Mutter wusste nie von ihren eigenen vergossenen Tränen. Sie würde sich nie verzeihen können, dass sie die aufgewühlten, kleinen Herzchen nicht beschwichtigen könne. Sie würde sich nie verzeihen können, dass sie den aufgewühlten, kleinen Herzchen nie sagen könne, dass sie weinen sollten. Dass es in Ordnung war zu weinen. Deswegen hat sie sich von seiner Hand losgerissen und flog auf und davon.


2:40 AM​

Es wurde etwas kühler um sie herum. Sie hat sich eine kleine, leicht verschmutzte Decke über die Beine gelegt. Ihr Magen knurrte ganz leise und sie versuchte das Schwindelgefühl, das sich in ihrem Kopf auszubreiten drohte, zu ignorieren. Schon lange ernährte sie sich nur noch von Reis, Bohnen und eingefrorenem Gemüse. Es langte aber nicht. Mit dem Essen und dem Geld. Die letzte Zigarette hat sie auch bereits fertiggeraucht. In einer Woche sollte sie wieder bezahlt werden.

Quietschend blieb ein rotes Auto mitten auf der Straße stehen. Die laute Musik wurde schlagartig ausgeschaltet. Jetzt konnte man laute Stimmen vom Inneren des Wagens hören. Das Licht im Auto beleuchtete zwei traurige Persönlichkeiten. Erst als sie die Tür öffnete, um auszusteigen, konnte man dem Streitgespräch deutlich folgen. Sie zögerte einen Moment zu lange um auszusteigen. Sie verlor sich in ihren eigenen Schuldgefühlen, die sich in seinen Augen wiederspiegelten. Rasch stieg sie aus, aber drehte ihm nicht den Rücken zu. Sie hat die Tür nicht mit voller Wucht zugeschlagen. Sie hat ihm nicht das glitzernde Kettchen vor die Füße geworfen. Doch sie weinte. Wieso weinte sie? Sie wollte nicht weinen.

Ich bin nicht mehr glücklich.

Er habe es kommen sehen sollen. Den Betrug. Den Verrat. Er hat sich eingesperrt in seine Welt. Er wollte nicht die von ihr kennenlernen. Und immer, wenn sie ihn darauf ansprach erschütterte ihn ein Erdbeben oder ein Tsunami wütete oder ein Tornado verbreitete Chaos. Sie hatte keine Angst vor ihm, sie hatte Angst für ihn. Ständig passte sie auf, dass es ihm gut ging, dass er keinen Schritt in die falsche Richtung trat. Am Anfang fühlte sie sich gebraucht. Sie hatte einen Sinn in ihrem kurzweiligen Leben gefunden. Doch sie drohte unter der Last einer ganzen Welt zu zerbrechen. Und als dann jemand auftauchte, der ihr zeigte, wie man schweben konnte, wollte sie nicht mehr die Schwere spüren. Sie wollte das Gefühl des langsamen Versinkens im Boden vergessen. Irgendwann mal würde sie an fauler Erde ersticken. Dreck in Mund- und Nasenhöhle würde ihren letzten Hilferuf erdrosseln.

Ich kann nicht mehr.

Sein Auto war eins von der teuren Sorte. Er stieg ebenfalls aus. Diamanten in den Augen und prunkende Uhren auf den Handgelenken. Ihre Mutter war erleichtert, als sie ihr diesen etwas eigenartigen, doch reichen Mann vorgestellt hat. Er würde die Zukunft ihrer Tochter sichern. Sie war gut in der Schule gewesen. Sie studierte sogar. Doch es würde noch eine Weile dauern, bis sie ihr Diplom in der Hand halten könnte. Zwei Teilzeit-Jobs ermüdeten ihren Körper und ihre Seele. Es blieb wenig Energie übrig für seitenlange Texte und feurige Diskussionen in Seminaren. Den Rest bewahrte sie für ihn und seine Eskapaden auf. Jede Woche musste sie seine Moral vom Boden abkratzen und mühsam zusammenbauen. Jede Woche musste sie ihre Moral vorm Auseinanderfallen bewahren, aber das kümmerte niemanden. Weder ihn, noch ihre Mutter und bis vor kurzem kümmerte sie das auch nicht.

Du bist meine Welt. Ich kann nicht ohne dich.

Das Türchen von ihrem goldenen Käfig war weit aufgerissen, doch der Vogel krallte sich noch immer an dessen Stange fest. Draußen wehte eine frische Brise, doch das Tierchen hatte Angst vor kräftigen Windstößen. Und so blieb es drinnen.

Er fasste sie jetzt an die Hand. Er verzieh ihr augenblicklich. Kein Stein fiel ihr vom Herzen. Es wurde nur schwerer. Sie konnte nicht gehen. Langsam stieg sie wieder ins Auto ein. Die Musik wurde wieder aufgedreht und beide fuhren davon.

3:20 AM​

Ein leises Knacksen kam von ihrer linken Seite. Ihr Nachbar trat heraus. Er sah müde, aber rastlos aus. Es schien so, als ob eine schlaflose Nacht vor ihm liegen werden würde. Beide zuckten erschrocken zusammen, als sie sich ansahen. Niemand hat den anderen auf dem Balkon um diese Uhrzeit erwartet. Wieso sollte man auch? Hinter verschlossenen Türen konnte man seine innere Unruhe gut verstecken. Ein freundliches Hallo auf dem Flur bestätigte, dass es dem anderen besser ginge als einem selbst. Er ging jeden Morgen gegen Acht aus dem Haus. Er arbeitete also. Aus seiner Wohnung duftete es immer herrlich. Er hatte die Möglichkeiten sättigende Speisen zu kochen. Er trug auch verschiedene Paar Sneakers. Ihm ging es besser als ihr, dachte sie. Und doch wohnte er in einer gleich schäbigen Wohnung neben ihr. Daran hat sie nie gedacht.

Sie grüßten sich mit einem kleinen Lächeln. Eine merkwürdige Stille umhüllte beide. Er bemerkte die leere Zigarettenschachtel und bot ihr eine an. Er streckte sie über sein Balkon aus und sie nahm sie dankend an. Die merkwürdige Stille evaporierte mit der glühenden Zigarette.

Was machst du um die Uhrzeit draußen?

Ich kann nicht schlafen.

Ich auch nicht.

Wieder Stille. Nur das leichte Knistern beim Ziehen der Zigaretten begleitete die Gedanken der beiden Einsamen. Sie schauen nach unten auf die Straße. Sie sehen aber schon lange nicht mehr die Straße mit ihrer pulsierenden Luft. Sie schauen nach unten in die Leere. Es blieb nur ein Stummel in ihrer Hand übrig und sie zerdrückte ihn im Aschenbecher. Jedoch hatte er keinen Aschenbecher oder er war nicht in Sichtweite und stand irgendwo in seiner Wohnung, doch aufstehen wollte er nicht. Er wollte hier verweilen und die Unendlichkeit der wenigen Minuten genießen. Er sah rüber zu ihr. Müde Augen verstanden sich sofort. Sie reichte ihm den Aschenbecher. Er erlosch seine Zigarette darin.

Ich mag die Welt um die Uhrzeit. Sie ist ruhig.

Sie macht mich aber nicht ruhig.

Wie kommt’s?

Ich hab dann Zeit zum nachzudenken. Und davon viel zu viel.

Verstehe.

Ich habe etwas, was dagegen hilft.


4:20 AM​

Er zündete sich einen Joint an. Reichte es rüber und sie nahm es dankend an. In wenigen Momenten fühlte sie ihr Herz leichter werden. Die eigenartige Vibration in ihrem Körper ließ nach und sie lächelte. Keine Bilder flimmerten in ihrem Kopf herum. Eine angenehme Schwärze breitete sich in ihr aus. Sie drehte ihren Kopf nach rechts und sah den Jungen zum ersten Mal richtig an. Tiefblickend in seine Augen. Er hatte freundliche Augen mit einem leicht enttäuschten Funkeln. Sie war es sich leid, Fragen über Studium oder Arbeit zu stellen, die niemand wirklich beantworten wollte. Sie wollte nicht wissen, was sein Plan für die nächsten fünf Jahre wäre, denn niemand wusste, was in den nächsten fünf Jahren passieren würde. Merken würde sie sich auch nicht, wo er herkäme oder, ob er Geschwister hätte. Dennoch war sie neugierig.

Wenn du ein Baum wärst, welcher Baum wärst du dann?

Komische Frage, aber wieso nicht?

Ich wäre irgendein Baum in irgendeinem Vorgarten.


Was meinst du?

Stell dir eine Vorortschaft vor. So typisch deutsch. Nein besser, typisch US-amerikanisch. Wie in den Serien. Ein gewisser Wohlstand hat sich dort niedergesetzt und jeder hat diesen einen Baum in seinem perfekten Vorgarten. Ein öder, normaler Baum. Kinder können nicht raufklettern, weil die Äste zu dünn sind. Und die Erde unter dem Baum ist verseucht, weil seine Wurzeln so ätzend sind. Und deswegen will man den Baum nie fällen. Lieber einen übersehbaren Baum, als ein Stück verfaulter Erde. Blühen tut er auch nicht. Manchmal verfärben sich nach Lust und Laune seine Blätter braun und man freut sich schon auf sein Sterben, doch irgendwie überlebt er auch den Sommer und den Winter. Und so steht er dann da.

Und so steh ich dann da.


Die schlaksigen,weißen Arme kreuzte er hinter seinem Kopf. Nickend sah er in den Himmel. Als wolle er sich selbst zustimmen, was auch immer er gerade dachte. Er schien nicht traurig zu sein über diese Erkenntnis. Er war eher zufrieden, dass er nun endlich wusste sich selbst zu definieren. Das war doch das eigentliche Ziel in dieser Welt, oder? Herausfinden, wo man hingehört. Und um das herauszufinden, musste man schließlich wissen, wer man war. Das dachte er jedenfalls.

Ich wünscht‘ ich wär ein Kirschbaum. Aber eigentlich, weiß ich nicht, ob ich ein Kirschbaum bin. Sie sind groß, blühen so schön auf und ich sehe Liebhaber unter dem Baum die selbstgepflückten Kirschen essen. Und das bin ich nicht. Keine Ahnung, wer ich bin. Aber ein Kirschbaum bin ich nicht.

Er bemitleidete sie ein wenig. Denn die fahlen Augen, die dunklen Augenringe und die angeknabberten Fingernägel schrien nicht nach Kirschbaum. Und er hatte das Gefühl, dass sie nie zu einem Kirschbaum werden könnte. Nicht in dieser Umgebung, die ihr nicht erlaubte zu gedeihen. Sie hatte weder fruchtbaren Boden unter ihren Füßen, noch die nötige Sonne über ihrem Kopf. Sie lebte und überlebte nur vor sich hin, in der Hoffnung, dass die Zukunft besser sein würde. Würde sie nicht werden.

5:16 AM​

Schleichend zog sich der schlaksige Typ zurück und hinterließ das Mädchen alleine auf dem Balkon. Der knurrende Magen zwang sie aufzustehen, obwohl sie wie festgewachsen hier auf dem Stuhl sich fühlte. Tapsend ging sie in ihre kleine Wohnung und schmierte sich ein kleines Brot. Sie war müde. Doch das ungemachte Bett lud nicht zum Schlafen ein. Sie ging zurück auf ihren kleinen Balkon und wurde von der aufgehenden Sonne begrüßt. Die Decke war noch immer dunkelblau angestrichen, doch die Ränder erleuchteten in einem hellen Blau. Sie seufzte zufrieden, als sie sich wieder in ihrem kleinen, wackligen Stuhl hinsaß. Sie schloss ihre Augen für einen kurzen Moment und genoss die sanften Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht. Im Hintergrund hörte sie eine leise Melodie. Jemand pfiff genüsslich vor sich hin.

Sie blickte nach unten und sah eine Gestalt mit einer Gitarre auf ihrem Rücken die Straße schlendernd runterlaufen. Die wenigen Tönen trafen sie mitten in ihr Herz. Sie fühlte sich plötzlich leichter werden und der ewige Druck in ihren Lungen fand ein Ventil, aus dem er flüchten konnte.

Sing doch! Bitte! Spiel doch! Bitte!

Sie erschreckte sich selbst vor ihrer plötzlichen Energie. Sie sprang hoch und umgriff, das rote Geländer. Hoffnungsvoll verfolgte sie den Schatten mit ihren Augen. Er blieb stehen, suchte zuerst nach der Quelle der Stimme und erblickte dann die kleine Figur, hoch oben über seinen Kopf. Verzweifelte Rehaugen trafen auf seine. Als würde ihr Leben von diesem Lied abhängen. Und so blieb der Schatten stehen. Er packte seine Gitarre aus und sang zu ihr. Zum wilden Mädchen mit den ängstlichen Augen.

Ich will
Meine Küsse verschenken,
Den Blick nie senken,
Die Schultern nie hängen lassen.
Mehr Lächeln, nein Lachen.
Ein Feuer entfachen und wie ein Verrückter um es tanzen.
Mich nicht so oft verschanzen, faulenzen, die Anderen ausgrenzen.
Ich will
Entscheidungen mit Münzen treffen.
Einmal dem Schicksal vertrauen,
Die Idee der einen Liebe verwerfen
Und der Zukunft weniger misstrauen.
Ich will
Keinem Skript folgen
Kleidung tragen die nicht unbedingt gefallen
Und das an Sonntagen.
Ich will
Schiefe Töne singen
Mit meinen Hüften schwingen
Und die Nacht mit einer Liebe verbringen.
Ich will
Rauchen,
Gras unter meinen nackten Füssen spüren,
Hände ausbreiten, die Faust auflösen und schreien,
Vom Herzen lenken lassen und führen.
Das Leben in all‘ seinen Formen spüren.
Ich will
Zu tief ins Glas schauen und den Grund entdecken.
Das Monster unter meinem Bett erschrecken
Und mit ihm die Sonne erwecken.
Die Welt in ihrer hässlichen Schönheit vor mir erstrecken sehen
Und dabei nicht den Kopf wegdrehen.
Ich will
Unverwüstlich, unzerbrechlich auf meinen Beinen stehen. Nicht weinen.
Ich meine. Jedem die Stirn zu bieten.
Ich will mir nichts verbieten lassen,
Die Freiheit fassen.
Die Freiheit fassen.
Die Freiheit fassen.

 
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Hallo Sara,

danke dir für deine Geschichte. Ein, in meinen Augen, sehr experimenteller Text, welche ich für gewöhnlich sehr mag und du hast auch einige sehr schöne Beschreibungen in deiner Geschichte.

Sie wusste schon damals, dass ihre Mutter ihren Enkelkindern soziale Konstrukte stricken würde und ihnen es als blauen Pulli und rosa Schal zu Weihnachten schenken würde.
Mochte ich zum Beispiel sehr.

Solche Beschreibungen haben immer wieder schöne Bilder in meinem Kopf aufploppen lassen. Aber...

... es waren Einzelbilder. Denn ich fühlte mich beim Lesen deiner Geschichte immer wieder verloren. Mir war oft nicht klar, bei wem ich gerade bin. Bin ich bei deiner Protagonistin, die die Stadt und ihre Bewohner beobachtet, oder bin ich jetzt bei denen, die beobachtet werden.

Einige Sätze dann wiederum haben für mich oft gar keinen Sinn ergeben:

Die Wärme des Feuerzeugs brannte in ihren Augen.

Von diesen Umschreibungen finden sich einige, die mich immer wieder aus der Geschichte werfen. Auch schließen viele Sätze oft nicht an den vorigen an:

Das Licht im Auto beleuchtete zwei traurige Persönlichkeiten. Erst als sie die Tür öffnete, um auszusteigen, konnte man dem Streitgespräch deutlich folgen.
Zwei Persönlichkeiten im Auto, dann öffnet "sie" die Tür. Das empfand ich beispielsweise als sehr verwirrend.

Zudem springst du in deinem Text des öfteren zwischen Gegenwart und Vergangenheit.

Ich denke es ist eine Mischung aus all diesen Punkten, die mich dazu gezwungen haben, Sätze oder ganze Absätze mehrmals lesen zu müssen, um sie überhaupt durchblicken zu können.
Ich hatte das Gefühl, dass du weißt, was du erzählen willst, aber die Form nicht stimmt. Dies ist aber nur eine subjektive Meinung.

Weiterhin frohes Schreiben

 

Hallo @Sara.andjeo

der Text leidet an einer Aufgeblasenheit, die in mir die Erinnerung an Pflichtliteratur während der Schulzeit weckte. Im Gegensatz zu den verschnarchten Klassikern, deren Metaphern wenigstens Sinn ergaben, strotzt diese Geschichte von widersprüchlichen bis hin zu unsinnigen Bildern. Eine Handlung, die es wert wäre verfolgt zu werden, konnte ich bis zur Mitte des Textes nicht herauslesen und habe es dann aufgegeben.
Um einige Beispiele zu erwähnen:

Verschwitze Fassaden mit müden Terrassen enthielten ihr den Abschied von Tag und Nacht vor.
Verschwitzt assoziiere ich mit feucht. Es hat wohl geregnet. Müde Terassen erzeugen überhaupt kein Bild in mir. Auf welche Art die Architektur der Protagonistin den Abschied vom Tag (wieso eigentlich auch Nacht?) vorenthält kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen.
Eines Abends ist sie angetrunken in ihre Wohnung getorkelt [...]
Hier wäre der Plusquamperfekt notwendig, um Irritationen zu vermeiden.
[...]und Kaffee oder Tee kühlte nie schnell aus in ihr. Auch dieses Mal schnitt sie sich den Mundwinkel an der Tasse und verbrannte sich die Zunge am heißen Tee. Fluchend [...]
Die thermoisolierende Wirkung der Tasse wird als Grund aufgeführt, sie zu behalten. Im nächsten Satz wird gerade das als Nachteil geschildert.
Den Nordstern konnte man noch erraten, doch alle weiteren Flammen im Himmel konnten
Flammen erzeugen warmes rötliches Licht. Sterne erscheinen uns kalt und weiß. Passt nicht.
Die Adern der Stadt pumpten die kleinen Körperchen dorthin wo sie gebraucht wurden. Sie transportierten den wichtigen Stoff, ohne den die Zellen nicht überleben konnten. Mit Taschen voll Geld und Händen voll Alkohol bewegten sich Gruppen von Jugendlichen durch die Straßen.
Die Metapher kann man bringen, wenn man sich nicht vor abgedroschenen Bildern scheut. Aber sollen die Jugendlichen (schreckliches Wort in Belletristik) mit Geld und Alkohol diesen "wichtigen Stoff" verkörpern? Passt nicht.
Ihre größte Sorge war, was man ihm jetzt zurückschreiben würde.
Perspektivwechsel kann man natürlich verwenden. Aber hier geschieht das sehr unsauber, da die Ich-Perspektive nicht eindeutig verlassen wird. Das heißt: Die Ich-Erzählerin wird plötzlich zum auktoriaen Erzähler. Sicher kann man auch das probieren. Aber hier wirkt es wie ein handwerklicher Fehler.
Kleine Laternen vor einem Gemüseladen nickten bedrohlich. Wie alte Hausfrauen, die stumm hin und her wippten und alles um sich herum wahrnahmen.
Laternen, die nicken, wie alte Frauen (was unterscheidet Hausfrauen von anderen Frauen in diesem Kontext?), ist ein nettes Bild. Aber "bedrohlich" macht es kaputt. Das verbinde ich nun wirklich nicht mit alten (Haus)Frauen.
Auf der kleinen Fläche hoch über den Köpfen der jungen Frauen erschien das Leben damals einfacher.
Nach einigem Grübeln, ahne ich, dass die Wohnung der Protagonistin gemeint ist. Immer wieder möchte ich ausrufen: Warum schreibst Du nicht einfach Wohnung, Zimmer, Heim oder irgend etwas, was normale Menschen auch mit ihrer Wohnung assoziieren?

Dieser verkrampft auf Poesie getrimmte Text macht in keiner Minute Spaß zu lesen. Ich kann nicht beurteilen, worin die Motivation liegt, so etwas zu schreiben. Ich sehe nur, was der Text nicht will: Er soll weder eine Geschichte erzählen noch unterhalten und schon gar nicht irgendeine tiefergehende Erkenntnis vermitteln.

Viel Spaß im Forum!

Schöne Grüße
Kellerkind

 
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Hallo Sara,

Dein Text war sehr, sehr lang, trotzdem ließ er sich recht flüssig "runterlesen". Ich hatte gleich Bilder im Kopf, ein bisschen wie in einem Film, ich sah ein Land im Süden mit Mädchen, die auf einem Platz rumstöckeln. Deine Protagonistin träumt davon, ein Leben als Schriftstellerin führen zu können, aber gleichzeitig muss sie studieren und hat diesen etwas unangenehmen Mann in ihrem Leben. Weil sie ihn finanziell braucht? Oder als Halt in ihrem Leben? Und da ist der Nachbar, der das Leben in dem eher häßlichen Haus, mit mehr Abstand, mit mehr Lässigkeit , mit mehr guter Laune und vielleicht einem sinnvollen Pragmatismus erträgt. Vorsichtige Annäherung zwischen dem wilden Mädchen mit den ängstlichen Augen und ihm. Das gefällt mir.

Verschwitzte Fassaden mit müden Terrassen enthielten ihr den Abschied von Tag und Nacht vor.
>>> Da hatte ich gleich ein Bild vor Augen. Die Fassaden sehen vielleicht aus, als ob sie schon lange nicht mehr gestrichen worden sind, als ob Spuren von Regen oder Wettereinflüssen die Farbe wie Rinnsale teilweise "zerstört" haben und es niemanden groß stört oder weil es einfach unwichtig ist in diesem Stadtteil, weil alle mit wichtigeren Dingen beschäftigt sind, weil kein Geld da ist und weil Fassaden nicht so clean sein müssen wie in Deutschland. Die müden Terrassen konnte ich mir auch gut vorstellen. Siesta-Stille. Menschen, die in der Sommerhitze müde werden. Vielleicht die Müdigkeit eines Viertels, wo niemand mehr einen Superjob hat.


Verschwitzte Fassaden. Müde Terrassen
In einem Roman beschrieb Kultautor Jan Wolkers einmal die stinkenden Kopfschmerzen von seinem One-Night-Stand, die ihre Monatsbinde neben das Kopfkissen gelegt hatte... Abgesehen von einer gewissen Ekeligkeit gefiel mir der Humor und besonders der Einsatz der eher selten zu lesenden rhetorischen Figur [Enallage]. Genau wie der diabetische General von Thomas Mann. Oder der braune Blick ihrer Augen (Nabokov) Viele Leser regen sich über soetwas auf, aber ich liebe das Spiel mit den Vertauschungen. Und mag auch Personifizierungen sehr wie in deinem Fall.
Dieser metaphorische Unterbau des Körperlichen macht die Beschreibung der Architektur spannend! Ich mag soetwas sehr!

Eine Handvoll von Mädchen wackelte auf ihren noch unerfahrenen Beinen wie kleine Fohlen.
:)
Ihre Schwester nannte sie liebenswürdig, die Schriftstellerin im Exil.
:) gefällt mir
Nichts Edles hatte der Anblick einer jungen, mageren Frau in einer kleinen Schachtel, die sie ihre Wohnung nannte.
:)
Die Wärme des Feuerzeugs brannte in ihren Augen.
:) Man muss nicht jeden Satz wörtlich nehmen. Dieser gefällt mir in seiner Poesie.
Mädchen, schau dich doch an-mit Dreck unter deinen Fußnägeln und dem Nest, das du Haar nennst auf deinem Kopf.
Der Spruch hätte von meiner Mutter sein können, sie bezeichnete meine frühere WG-Frau so und das Nest hatte sie sehr gestört... :D
Sie hatte keine Angst vor ihm, sie hatte Angst für ihn.
um ihn?
Und doch wohnte er in einer gleich schäbigen Wohnung neben ihr. Daran hat sie nie gedacht.
In ihrem leicht egozentrischen Weltschmerz (nicht böse gemeint, sie hat ja Grund) denkt sie nie über andere nach und hier wacht sie auf, das finde ich gut.
Und die Erde unter dem Baum ist verseucht, weil seine Wurzeln so ätzend sind.
Bäume mit ätzenden Wurzeln? Die Wurzeln scheiden Stoffe aus, die anderen Pflanzen nicht bekommt. Würde ich recherchieren.
Er bemitleidete sie ein wenig. Denn die fahlen Augen, die dunklen Augenringe und die angeknabberten Fingernägel schrien nicht nach Kirschbaum
toll formuliert. Auch die Psychologie dahinter.
Er packte seine Gitarre aus und sang zu ihr. Zum wilden Mädchen mit den ängstlichen Augen.

Hallo Sara, mach auf jeden Fall weiter, ich finde, du kannst recht gut schreiben.
viele Grüße, petdays

 
Zuletzt bearbeitet:

@Kellerkind

Laternen, die nicken, wie alte Frauen (was unterscheidet Hausfrauen von anderen Frauen in diesem Kontext?), ist ein nettes Bild. Aber "bedrohlich" macht es kaputt. Das verbinde ich nun wirklich nicht mit alten (Haus)Frauen.
>> Das ganze spielt vermutlich in einem südlichen Land. Und ich kann mir vorstellen, dass diese Hausfrauen, andere den ganzen Tag "bespitzeln" und über sie tratschen. Das gibt es als Thema in vielen Filmen und Büchern. Ich interpretiere es als Angst der Protagonistin vor dieser übergriffigen Neugier mit unabsehbaren Folgen, die durchaus etwas Bedrohliches haben können, immerhin hat die Prot eine merkwürdige Geschichte mit diesem Mann am Laufen. Da ist sie bestimmt froh, wenn seine Besuche diskret verlaufen und nicht "thematisiert" werden.

Dieser verkrampft auf Poesie getrimmte Text macht in keiner Minute Spaß zu lesen. Ich kann nicht beurteilen, worin die Motivation liegt, so etwas zu schreiben. Ich sehe nur, was der Text nicht will: Er soll weder eine Geschichte erzählen noch unterhalten und schon gar nicht irgendeine tiefergehende Erkenntnis vermitteln.
>> Jedem seine Meinung. Aber findest Du wirklich, hier ist alles verkrampft auf Poesie getrimmt? Das habe ich ganz anders wahrgenommen. Ich finde die Erzählstimme auf jeden Fall interessant, sie wirkt sehr jung und die Geschehnisse kommen mir recht authentisch, vielleicht halbautobiografisch vor... Eine Geschichte habe ich auch entdecken können. Man muss sich auf den Text einlassen, das stimmt. Aber es fiel mir nicht schwer.

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich mische mich jetzt hier einfach auch mal ungefragt ein und kommentiere die Kommentare von anderen Mitgliedern.

Aber findest Du wirklich, hier ist alles verkrampft auf Poesie getrimmt?

Ja, ich finde das ebenfalls. Es ist ein gutes Beispiel von "schrecklich schön schreiben", weil hier quasi jeder Satz wichtig klingen soll, aber das im Grunde nicht einlöst. Für mich sind das schiefe Bilder und Stilblüten. Es soll wie Literatur aussehen, es bleibt aber beim recht unbeholfenen Versuch. Und falls das hier Autofiktion sein soll - ich betreibe hier jetzt auch mal etwas namedropping - kann man sich bei Kultautor Tomas Espedal sehr schön ansehen, wie man denn tatsächlich Poesie erzeugt, nah am Geschehen bleibt und trotzdem weder schwülstig noch kitschig wird. Natürlich alles rein subjektiv betrachtet.

 

Von ihrem kleinen Balkon aus konnte sie die roten Wangen des Horizonts noch so erhaschen. Verschwitze Fassaden mit müden Terrassen enthielten ihr den Abschied von Tag und Nacht vor. Kreischende Autos unter ihren Füssen übertönten die Zikaden und Vögel. Und doch wenn sie ihren Kopf nach oben reckte und nur den kleinen Fleck vom dunkelblauen Himmel fixierte, fühlte sie sich ein Stückchen weniger bedrängt. Sie trank warmen Tee aus einer Tasse, die an einer Ecke leicht zerbrochen war. Eines Abends ist sie angetrunken in ihre Wohnung getorkelt und beim Ausziehen ihrer Schuhe hat sie die weiße Tasse mit blauem Rand umgestoßen. Manchmal schnitt sie sich leicht an der scharfen Kante, doch wegwerfen konnte sie die Tasse nicht. Sie passte viel zu gut in ihre kleine Hand, und Kaffee oder Tee kühlte nie schnell aus in ihr. Auch dieses Mal schnitt sie sich den Mundwinkel an der Tasse und verbrannte sich die Zunge am heißen Tee. Fluchend stellte sie das Getränk ab und setzte sich auf den kleinen grünen Klappstuhl. Langsam flackerten Lichter vor ihren Augen auf. Der Tag war noch nicht ganz erloschen und schon überfluteten Straßenlichter die kleinen Gassen mit greller Farbe. Den Nordstern konnte man noch erraten, doch alle weiteren Flammen im Himmel konnten mit dem künstlichen Licht nicht mithalten. Ihr Herz fühlte sich schwer in der Brust an, als auch der Nordstern mit dem Hintergrund verschmolz.

Liebe Sara,

natürlich ist beim Lesen der persönliche Geschmack entscheidend und es gibt sicher Leser, die sich bei deiner Art von Prosa unterhalten fühlen. Ich selbst jedoch stutze schon beim ersten Satz, da ich, statt weiter zu lesen, stolpere und dann die Logik des Bildes hinterfrage. Die "roten Wangen des Horizonts" z.B. machen aus dem Horizont ein Gesicht, das, deinem Bild zufolge, links und rechts rote Einfärbungen hat. Aber was für ein Horizont hat a) die Form eines Gesichts und b) rote Flecken an zwei entgegen gesetzten Stellen? Des Weiteren kann die Protagonistin die "Wangen" gerade noch so erhaschen, also fangen. Ich vermute, dass du eher die Formulierung "einen Blick auf etwas erhaschen" meintest, denn die ist weitaus geläufiger und dann auch verständlicher. Du müsstest demzufolge deinen Satz abändern/ erweitern, damit das klar wird: Von ihrem kleinen Balkon aus konnte sie gerade noch so einen Blick auf die roten Wangen (Alternative: Streifen) des Horizonts erhaschen.

Ich finde in deinem Text Ansätze für schöne (und auch in sich schlüssige) Bilder, aber im Moment fühle ich mich erschlagen von der Fülle an sprachlichen Ideen, und verzweifle darüber an der Emittlung des Inhalts. Warte noch ab, wie andere Leser reagieren, aber persönlich würde ich vorschlagen, dass du die sprachlichen Bilder fein dosierst und den Inhalt deines Textes darüber in den Vordergrund stellst.

LG,

HL

 

Hallo @Sara.andjeo,

Ich habe deine Geschichte gerne gelesen, auch wenn ab und zu eine gewisse Selbst-Wichtigkeit der Sätze etwas negativ auffällt. Aber nur etwas. Generell mag ich den stillen, melancholischen und bildhaften Schreibstil, der mich langsam und flüssig durch die Gedanken der Protagonistin trägt. Ich habe die Geschichte aber als etwas zu lang empfunden, weil nicht viel passiert. Die vielen schönen Bilder werden nicht von allzuviel Plot unterstützt. Ein kürzerer Text in dem Stil hätte besser gewirkt, finde ich.

Ein paar Kleinigkeiten:

Anfangs hatte sie Angst in den kalten Höhen sich zu verlieren
Ich fände besser: Anfangs hatte sie Angst, sich in den kalten Höhen zu verlieren.

Schon lange ernährte sie sich nur noch von Reis, Bohnen und eingefrorenem Gemüse.
Vorher hatte sie doch noch von den stinkenden Instantnudeln gesprochen.

Sein Auto war eins von der teuren Sorte. Er stieg ebenfalls aus. Diamanten in den Augen und prunkende Uhren auf den Handgelenken. Ihre Mutter war erleichtert, als sie ihr diesen etwas eigenartigen, doch reichen Mann vorgestellt hat.
Dass er reich ist, wird vorher klar, das finde ich redundant.

Ansonsten gerne mehr in dem Stil.

Viele Grüße,
Catington

 

@jimmysalaryman,

Es ist ein gutes Beispiel von "schrecklich schön schreiben", weil hier quasi jeder Satz wichtig klingen soll, aber das im Grunde nicht einlöst. Für mich sind das schiefe Bilder und Stilblüten.

Deine eigene Prosa ist in ihrer Kargheit am entgegengesetzten Spektrum, was auch seine Qualitäten hat. Aber findest du wirklich, dass sich bei Sara fast jeder Satz zu wichtig nimmt? Gerade das Bild mit den müden Terrassen kann ich mir in einem südlichen Setting sehr gut vorstellen ... Richtig schiefe Bilder sind mir nicht wirklich aufgefallen. Das Bild mit den Wangen könnte man als schief betrachten, mich hat es nicht gestört.
Vielleicht ist manches "selbstverliebt" [nicht kritisch gemeint, jeder hat solche Phasen], "weltschmerzbehaftet", "schwülstig", aber ich finde, das ist ein Teil der Charakterisierung der Protagonistin und sie leidet ja auch ein Stück unter sich selbst und ein Lichtschimmer ist am Horizont zu erkennen. Gleichzeitig empfinde ich die Protagonistin als stark, sehnsüchtig, kämpferisch, sie beißt sich durch in einem Umfeld, was vielleicht nicht ganz einfach ist. Sie geht ihren Weg, hat ihre Ziele, eigentlich finde ich die Protagonistin stimmig und auch etwas selbstironisch, was mir gefällt. Sie hat einen Sinn dafür, das Schöne im häßlichen Umfeld zu erkennen und versucht sich daran, "aufzurichten". Ohne diese Fähigkeit der Distanzierung und des Reflektierens negativer Erfahrungen, würde sie wohl untergehen in ihrem Alltag. Ich finde, die Art, wie die Prot die Umgebung betrachtet, erinnert an eine recht junge Frau, die sich noch etwas um sich selbst dreht, aber warum nicht.
Diese Gedankengänge können manchem wahrscheinlich Zahnschmerzen bereiten ... Das kann ich nachvollziehen. Deshalb ist aber die Prosa auf formaler Ebene nicht durchgängig "sich selbst zu wichtig nehmend".
Sie trank warmen Tee aus einer Tasse, die an einer Ecke leicht zerbrochen war. Eines Abends ist sie angetrunken in ihre Wohnung getorkelt und beim Ausziehen ihrer Schuhe hat sie die weiße Tasse mit blauem Rand umgestoßen. Manchmal schnitt sie sich leicht an der scharfen Kante, doch wegwerfen konnte sie die Tasse nicht. Sie passte viel zu gut in ihre kleine Hand, und Kaffee oder Tee kühlte nie schnell aus in ihr. Auch dieses Mal schnitt sie sich den Mundwinkel an der Tasse und verbrannte sich die Zunge am heißen Tee.
>> hier ein Beispiel eines klaren, einfachen Stils. Vielleicht etwas überladen. Dass z.B. der Tee warm ist, ist eher zu erwarten ...
"Schrecklich schön" ist etwas anderes.

Tomas Espedal sehr schön ansehen, wie man denn tatsächlich Poesie erzeugt,

>> schau ich mir gerne an.

viele grüße, petdays

 
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@jimmysalaryman

Leseprobe bestellt.


@Sara.andjeo

Wär schön, Du würdest hier wieder vorbeischauen und Dich an der Diskussion beteiligen.

 

Hallo alle zusammen :) Zunächst einmal muss hier gesagt werden, dass 11:11 mein erster Versuch eines Prosa-textes war. Sonst habe ich immer Gedichte geschrieben und sie auf Poetry-Slam Bühnen vorgetragen. Ich glaube, das konnte man gut rauslesen. Manche haben es als aufgesetzt empfunden, andere haben ,,das Poetische'' doch gemocht. Ich bedanke mich zunächst für jegliche Kritik und für das ein oder andere Lob.

Meine grundsätzliche Idee war es, die Linie zwischen Realität und Gedankenmonolog verschwimmen zu lassen. Die Protagonistin projiziert ihre eigenes Leben und ihre eigenen Gefühle auf die Szenen, die sich unter ihrem Balkon abspielen. Deswegen gibt es manchmal eigenartige Perspektivenwechsel.

[/QUOTE]

Perspektivwechsel kann man natürlich verwenden. Aber hier geschieht das sehr unsauber, da die Ich-Perspektive nicht eindeutig verlassen wird. Das heißt: Die Ich-Erzählerin wird plötzlich zum auktoriaen Erzähler.

Sie ist kein auktorialer Erzähler, sondern interpretiert selbst die Handlung, die sich auf der Strasse abspielt. Sie stellt sich vor, was die Mädchen gesagt haben könnten. Ob es tatsächlich so vorgekommen ist, weiss man nicht.

Zur Geschichte an sich:
Ich wollte mich mit dem Wunsch nach bedingungsloser Freiheit in der heutigen, vernünftigen Welt auseinandersetzen. Jean Anouilhs Antigone hat mich inspiriert diesen Text zu schreiben. Seine Version von Antigone habe ich geliebt und gleichzeitig gehasst. Creons Handeln konnte ich auch gut nachvollziehen aber ich habe ihn genauso verachtet wie Antigone.

In ihrem leicht egozentrischen Weltschmerz
Deswegen finde ich diesen Kommentar sehr passend! Die Figur soll man nicht wirklich mögen, aber doch ihren Schmerz fühlen bzw. nachvollziehen können.

verzweifle darüber an der Emittlung des Inhalts.

Eine tatsächliche Handlung gibt es nicht. Um ehrlich zu sein, fällt es mir generell sehr schwer eine Handlung zu schreiben. Ich habe meistens eine Idee davon, was ich vermitteln möchte, doch scheitere daran mir eine sinnvolle Handlung dabei auszudenken. Deswegen bleibt es meistens auch bei Gedichten oder solchen Prosa-Texten, die nicht für jeden sind... Ich werde in Zukunft viel mehr darauf achten müssen, dass es eine tatsächliche Handlung auch gibt.


Da hatte ich gleich ein Bild vor Augen. Die Fassaden sehen vielleicht aus, als ob sie schon lange nicht mehr gestrichen worden sind, als ob Spuren von Regen oder Wettereinflüssen die Farbe wie Rinnsale teilweise "zerstört" haben und es niemanden groß stört oder weil es einfach unwichtig ist in diesem Stadtteil, weil alle mit wichtigeren Dingen beschäftigt sind, weil kein Geld da ist und weil Fassaden nicht so clean sein müssen wie in Deutschland. Die müden Terrassen konnte ich mir auch gut vorstellen. Siesta-Stille. Menschen, die in der Sommerhitze müde werden. Vielleicht die Müdigkeit eines Viertels, wo niemand mehr einen Superjob hat.
Genau dieses Bild wollte ich vermitteln!! Ich bin erleichtert, dass es doch nicht sooooo unverständlich ist.

Das ganze spielt vermutlich in einem südlichen Land. Und ich kann mir vorstellen, dass diese Hausfrauen, andere den ganzen Tag "bespitzeln" und über sie tratschen.

Hahaha. Das ist genau was ich meinte! Die Geschichte spielt sich tatsächlich im Süden ab. Ich kenne solche Ommis allzu gut, und hoffe ihre Essenz erfasst zu haben.

aber im Moment fühle ich mich erschlagen von der Fülle an sprachlichen Ideen,
Da bist du nicht die Einzige!! Ich nehme mir die Kritik zu Herzen und werde in Zukunft daran denken, dass manchmal ,,weniger mehr ist '':)

Kultautor Tomas Espedal

Danke für den Tipp!!

Ich bin jetzt nicht auf alle Kommentare eingegangen, da ich doch etwas überfordert damit bin. Nur eins muss ich definitiv loswerden : @Kellerkind ich bin wirklich offen für jede konstruktive Kritik, doch deine Kommentare wirkten herablassend und haben mich nicht motiviert besser zu werden.
Alle andere Kritik habe ich mir wirklich zu Herzen genommen! Unnötige Stilblüten, wie @jimmysalaryman sie nennt werde ich vermeiden müssen, egal wie sehr ich sie liebe haha
Dass es doch einige wenige gab, die meinen Text zu mögen schienen, motiviert mich ebenfalls weiterzuschreiben und besser zu werden.

Danke euch allen und
Viele Grüsse
Sara

 

Hallo Sara,

schön, dass es von Dir eine Rückmeldung gab.

Jean Anouilhs Antigone hat mich inspiriert diesen Text zu schreiben. Seine Version von Antigone habe ich geliebt und gleichzeitig gehasst
>>> Das ging mir auch so, als ich vor langer Zeit das Drama gelesen habe...
Unnötige Stilblüten, wie @jimmysalaryman sie nennt werde ich vermeiden müssen, egal wie sehr ich sie liebe haha
>>> Ich glaube, bei Wortkrieger gibt es verschiedene "Geschmacks-Lager". Ich selber mag verknappte Prosa, aber liebe auch das Gegenteil, opulent, voller Bilder und Metaphern. Ich finde, es gibt eine Art Nord-Süd-Gefälle in der Literatur, was die zunehmende "Blumigkeit" angeht... Französische oder italienische Krimis lesen sich ganz anders als skandinavische oder deutsche oder englische. Das sollte man immer im Auge behalten. An Deiner Stelle würde ich mit mehreren Stilen experimentieren, aber Deinen bildhaften unbedingt weiter kultivieren! Auch wenn er nicht immer auf Fans stößt. Aber es gibt ja auch die anderen Leser, denen gerade das gefällt.
Am liebsten mag ich Autoren wie John Updike, wo es sich die Waage hält.

schöne Grüße, petdays

 

Hallo @Sara.andjeo

willkommen – wir hatten noch nicht das Vergnügen.

Ich möchte dir einen kleinen, wenn auch unvollständigen Leseeindruck hinterlassen, denn ich habe deinen Text nicht bis zum Ende gelesen (am Schluß nur überflogen).
Habe die anderen Kommentare nicht gelesen ...

Sieht für mich wie der Halbzeitstand eines Handballspiels aus, gar nicht wie eine Uhrzeit ;)

Vor 11:00 PM
Spielt die Geschichte nicht in Deutschland?
Beantworten kann der Text das nicht. Weder Orte noch Namen werden erwähnt (oder ich habe sie übersehen).

Von ihrem kleinen Balkon aus konnte sie die roten Wangen des Horizonts noch so erhaschen.
"noch so": Was heißt das? Noch so eben?

Verschwitze Fassaden mit müden Terrassen enthielten ihr den Abschied von Tag und Nacht vor.
Puh, harte Kost, finde ich. Musste ich mehrmals lesen. Verlockt mich persönlich nicht zum Weiterlesen.

Von ihrem kleinen Balkon aus konnte sie die roten Wangen des Horizonts noch so erhaschen. Verschwitze Fassaden mit müden Terrassen enthielten ihr den Abschied von Tag und Nacht vor. Kreischende Autos unter ihren Füssen übertönten die Zikaden und Vögel. Und doch wenn sie ihren Kopf nach oben reckte und nur den kleinen Fleck vom dunkelblauen Himmel fixierte, fühlte sie sich ein Stückchen weniger bedrängt. Sie trank warmen Tee aus einer Tasse, die an einer Ecke leicht zerbrochen war. Eines Abends ist sie angetrunken in ihre Wohnung getorkelt und beim Ausziehen ihrer Schuhe hat sie die weiße Tasse mit blauem Rand umgestoßen. Manchmal schnitt sie sich leicht an der scharfen Kante, doch wegwerfen konnte sie die Tasse nicht. Sie passte viel zu gut in ihre kleine Hand, und Kaffee oder Tee kühlte nie schnell aus in ihr. Auch dieses Mal schnitt sie sich den Mundwinkel an der Tasse und verbrannte sich die Zunge am heißen Tee. Fluchend stellte sie das Getränk ab und setzte sich auf den kleinen grünen Klappstuhl. Langsam flackerten Lichter vor ihren Augen auf. Der Tag war noch nicht ganz erloschen und schon überfluteten Straßenlichter die kleinen Gassen mit greller Farbe. Den Nordstern konnte man noch erraten, doch alle weiteren Flammen im Himmel konnten mit dem künstlichen Licht nicht mithalten. Ihr Herz fühlte sich schwer in der Brust an, als auch der Nordstern mit dem Hintergrund verschmolz.
doch-noch-Overkill.
M.E. überflüssige Füllwörter.

Händen voll Alkohol bewegten sich Gruppen von Jugendlichen durch die Straßen. Eine Handvoll
Unschöne Wiederholung.

Die schlaksigen,(LEERZEICHEN FEHLT) weißen Arme

Also ich wurde nicht warm mit dem Text. Mir fehlen die Personen, mir ist alles zu allgemein, ohne Bezug.
Zudem konnte ich den Text nicht flüssig lesen, blieb ich mehrmals hängen.
Stilistisch finde ich es sehr lyrisch, die Formulierungen sind recht kompliziert, anstrengend zu lesen, halt gewollt auf Lyrik getrimmt. Experimentell würde ich jetzt nicht unbedingt sagen, eher mit Adverbien und Adjektiven vollgepumpt.

Sorry, dass ich die nichts Schöneres sagen kann. Ist vermutlich auch Geschmacksache und sowieso nur die Meinung eines Lesers.

Wünsche dir noch viel Spaß hier.
Liebe Grüße, GoMusic

 

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