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1. Mai, Tag der Arbeit oder Volkstrauertag

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28.12.2004
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1. Mai, Tag der Arbeit oder Volkstrauertag

Die Vöglein zwitschern, die liebe Sonne strahlt und man hört überall fröhliches Gelächter: Meistens über die total besoffenen Kollegen, die vollgekotzt und breit im Straßengraben liegen. Es ist erster Mai, Tag der Arbeit und die besteht heute darin, sich bis zur Besinnungslosigkeit abzufüllen. Schwere Aufgabe für die deutsche Nation, aber diese geschichtsträchtige Herausforderung wird von großen Teilen unserer Bevölkerung jedes Jahr wieder und ohne Rücksicht auf die Gesundheit oder den Verstand, angenommen. Es gilt zu zeigen, wer sich trotz der angeschlagenen wirtschaftlichen Situation und der Massenarbeitslosigkeit noch leisten kann, mal einen halben Tag im Straßengraben zu pennen und einen ganzen ausfallen zu lassen.

Eigentlich beginnt die ganze Aktion schon am Abend vorher unter dem schönen Motto: Tanz in den Mai. Hört sich richtig klassisch an, mit Geigen und einem Schlückchen Sekt unter klarem Sternenhimmel. Läuft aber ganz anders ab: Nehmen wir zum Beispiel einen Ort auf dem Lande (meinen): Zwei Tage bevor es losgehen soll, fangen die damit an, Bierwagen und Würstchenbuden aufzubauen, man will es ja auch schön haben und wer jetzt an die Kosten denkt, ist ein Partymuffel, jawoll! Also werden möglichst viele Bierwagen aneinandergepackt, man will ja nicht immer das gleiche Personal sehen. Mit den Würstchenbuden sollte man auch nicht sparsam sein, ab drei Stück aufwärts verteilen sich die Müllberge gleichmäßiger, sieht einfach besser aus. Hier noch einen Mülleimer, nur zur Tarnung, ab 20 Uhr kann eh keiner mehr zielen und schon ist das Ambiente gerichtet.

Nach Einbruch der Dämmerung geht’s los. Die ersten Eingeborenen kommen aus ihren Löchern und schleppen ihre Rotte gleich mit. Den Chef des Rudels erkennt man entweder an der 50er-Jahre-Krawatte (schlecht gebunden ist Pflicht) und daran, daß Mutti ihn heute richtig fein gemacht hat. Haare schön nach hinten und ordentlich Gel, damit es auch schön liegt. Das weibliche Pendant erkennt man am stark geblümten Kleidchen, das sich anders als bei den gängigen Fotomodellen, vorne an der dritten, großen Beule unter den zwei oberen auszeichnet. Die Zuchterfolge, die den beiden älteren Teilnehmern meistens folgen, sind ähnlich ausstaffiert. Die Knaben in zeitlos eleganten Cordhosen mit farblich nicht passenden Hemden, oder mit schicker Lederjacke, Marke Wühltisch. Die Mädels, entweder in engen Jeans, scheiß was auf den Hintern, oder in schicken Kleidchen, kommt ganz auf die Altersklasse oder den Verwahrlosungszustand an.

Nachdem man eingetroffen ist, wird erst einmal wie blöd in der Gegend rumgewunken, denn komischerweise sind auch die Nachbarn da und die hat man ja schon lange nicht mehr gesehen. Danach geht es erst einmal an einen Bierwagen, denn nüchtern halten die sich selbst nicht aus. Der Herr des Hauses macht sich mit Pils und Korn breit. Der Junior erst nur mit Bier, aber wenn der Alte außer Sichtweite ist, kommt der Korn. Die Mami kippt sich Sekt und Eierlikör oder anderen Tapetenkleister rein und Töchterchen ist natürlich ganz die Frau Mama und folgt dieser brav.

Wenn der Grundpegel erreicht ist, geht man erst einmal über den Acker, um zu sehen was so los ist. Komischerweise ist jedes Jahr das Gleiche, aber es könnte sich ja was geändert haben, also erst einmal durch die Gegend watscheln, bis zur Würstchenbude. Da wird das Fettzeug im Doppelpack reingeschoben, damit man für den kommenden Alkoholgenuß schon mal eine Grundlage hat, wie es so schön heißt. Damit ich nicht falsch verstanden werde, ich habe nichts gegen Pils und Korn, lehne es jedoch ab, mich auf Befehl, zu bestimmten Tagen, nach Aufforderung, besinnungslos zu saufen. Nachdem man endlich ein paar Bekannte getroffen hat, echt schwierig, wenn nur fünfzig Leute im Ort wohnen und man sich eh jeden Abend trifft, rottet man sich in Grüppchen zusammen. Da kann man dann mehr saufen, denn bis eine Gruppe von zehn Leuten solidarisch auf die Schnauze fällt, dauert es länger, als wenn man es allein versucht.

Aber schauen wir uns die Anwesenden doch mal näher an: Da haben wir zum einen, die Gruppe der Familienväter, die erkennen wir an den leicht ausgeleierten Bauchmuskeln unter den schicken Pullis, die in Sibirien abgelehnt wurden, weil sie zu altmodisch waren.

Die Gruppe der Mütter erkennt der geübte Beobachter an der ungebremsten Farbenfreude der ausgesuchten Kleidungsstücke, die ohne Rücksicht auf die Figuren meist hauteng getragen werden. Warum sollte ein Kleid, das schon zwanzig Maifeiertage überstanden hat, ausgemustert werden? Das hält doch noch, was man von einigen Büstenhaltern nicht mehr behaupten kann.

Doch weiter, bei der Gruppe der männlichen Jugend*lichen müssen wir zwischen zwei Arten unterscheiden: Zum einen haben wir hier die Coolen, die so cool sind, daß sie ihr Bier schnell trinken müssen, damit es nicht einfriert. Diese Enkel von Marlon Brando erkennen wir an der lässigen Haltung, noch ein bißchen lockerer am Tresen und sie fallen auf die Schnauze. Zudem zeichnet sich diese Gruppe durch ihre aggressive Kleidung aus: Lederjacke, meist bei Woolworth von Mutti ausgesucht, Jeans, meist von Mutti gebügelt, kariertes Hemd, von Mutti zugeknöpft und als absolutes Muß: weiße Socken, denn weiß ist neutral und Mutti hat gesagt, er kann sie dazu anziehen. Das dazu getragene Schuhwerk gleicht eher einem Winterreifen, als einem Herrenschuh, aber hier zählt die Standfestigkeit mehr als das Aussehen.

Die andere Ausführung ist ein bißchen feiner gemacht, auch von Mutti, ist doch klar, hat noch dämlichere Jacken, Hosen und Hemden an. Das ist dann die Altersklasse vor dem Führerschein. Die stehen ein bißchen abseits der Tränken und gaffen den Mädels nach. Denn eins wissen sie: Je länger man einer der anwesenden ‘Rotbunten’ von hinten auf den Hintern starrt, je eher dreht die sich spontan um, rast auf einen zu und reißt sich die Klamotten vom Leib. Versaut wird das alles höchstens, wenn man eine anspricht, denn dann könnte die ja was fragen und dann müßte man antworten, dabei muß man denken, kann man nicht, also läßt man es. Aus diesen Gründen hat man sich ja schließlich ins Abseits gestellt.

Dann haben wir noch die Gruppe der weiblichen Jugendlichen. Die ist sich einig, daß auf diesem Fest eigentlich nur ein paar Pop-Idole fehlen, die könnten doch auch mal reingucken und das die anwesenden Kerle diesem Ideal eigentlich weniger entsprechen. Mir ist im Moment auch keiner aus unserem Dorf bekannt, der Karriere als Teeny-Idol gemacht hat. Ich müßte aber mal den Pfarrer fragen, vielleicht kennt der einen. Aber egal, die Ansprüche dieser Gruppe sind hoch, erfüllen kann sie eh keiner und man ist eigentlich nur gekommen um sich mal der Öffentlichkeit zu zeigen. So ziehen sie dann wie eine Herde Kühe, den ganzen Abend über den Platz und schnattern wie die Gänse, damit sie auch keiner übersieht. Geht auch schlecht bei Gesäßgrößen, die jedem Landwirt Tränen des Entzückens in die Augen treiben, wenn er sich vorstellt, seine Kühe sähen auch so aus und hätten so ein strahlendes Fell.

Doch eines haben alle anwesenden Grüppchen gemeinsam: Sie hauen sich die Birne dicht, als ob Weltuntergang wäre. Das halten die bis morgens durch, dann kotzen sie noch in die Vorgärten, schwängern noch irgendeine der läufigen Kuhattrappen und legen sich dann schlafen. Was das mit Tanz in den Mai zu tun hat, ist mir irgendwie ein Rätsel.

Am nächsten Tage geht es dann heiter weiter. Sobald man sich, ohne sich übergeben zu müssen, bewegen kann macht man sich auf und trifft sich mit ein paar Bekannten, um den Tag der Arbeit angemessen zu feiern.

Das läuft folgendermaßen ab: Circa fünf bis fünfzig, noch ziemlich breite Idioten, treffen sich irgendwo mit einem kleinen Leiterwagen, der bis oben hin voll mit Alkohol ist. Gerade gehen können sie noch nicht, aber kriechen geht auch. Feiertag ist Feiertag und da muß man sich eben zusammenreißen. Wenn es gar nicht anders geht, chartert man einen Trecker mit angehängten Viehtransporter (Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung, einen besseren Transport kann ich mir nicht vorstellen), der allerdings mit Stereoanlage und Kühlschrank ausstaffiert und schön abwaschbar ist, raten Sie mal wieso? Aber egal ob zu Fuß oder motorisiert, es geht los.

Nach circa einer halben Stunde, sind alle wieder so breit wie zu den besten Zeiten des Vorabends. Egal welche Altersgruppe, egal welches soziale Umfeld, Deutschland ist auf der Straße! Grundvoraussetzung für gute Laune ist, daß der Spritspiegel kurz vor Augenstillstand ist. Man wie bescheuert in der Gegend rumgrölt und jeden beleidigt, der dem eigenen Troß näher als Fahnenweite an die eigene Karre rückt. Noch lustiger wird es eigentlich nur, wenn man in Vorgärten pinkelt, kotzt oder scheißt, dann steht die ganze Mannschaft dabei und jauchzt vor Freude. Ganz, ganz lustige Kerlchen legen sich dann voll breit auf die Straße und warten, ob die scheintoten Rentner, die heute mit ihren frischpolierten Leichenwagen und 20 km/h in der Gegend rumeiern noch ausweichen können, wenn sie überraschend auf ein Hindernis stoßen.

Außer den total Breiten und den Reanimierten ist dann noch die Gruppe ‘sauberes Deutschland’ unterwegs. Diese Gestapo-Jünger verlassen ihre vier Wände anscheinend nur, um dem Rest der Welt beizubringen was Ordnung heißt. Sie sind für die Einführung der Todesstrafe bei Falschparkern, außer bei ihnen selbst, sind für das öffentliche Auspeitschen von Leichtbekleideten, außer wenn sie selbst ihre Schmierbäuche unter den T-Shirts quellen lassen und sind für die Verbannung von allen, die kein korrektes Deutsch sprechen können, obwohl sie selbst von niemanden verstanden werden. Ohne dieses Häufchen Aufrechter würde unser Staat wahrscheinlich im Chaos versinken, wobei hier das Chaos vorzuziehen ist. Die laufen den ganzen Tag in der Gegend rum, sind noch nicht ganz besoffen oder nur teilweise nüchtern und maßregeln jeden, der ihnen in die Quere kommt. Entweder man ist nicht so, wie die es sich vorstellen oder man gehört tot. Da sie ihre Meinung im Sekundentakt ändern, gehören also alle an die Wand. Sie ziehen mit ihren Familien marodierend in der Gegend herum und sind daran zu erkennen, daß sie dauernd reden, entweder mit ihrer Frau, die eigentlich auch eliminiert werden müßte und die sie nur geheiratet haben, um ihr vollendetes Genmaterial zu vermehren, mit Fremden, die eh alle absonderlich sind oder mit sich selbst, dem einzigen akzeptablen Gesprächspartner, den sie kennen.

Schließlich haben wir dann noch die alternativen Damengruppen, entweder sportlich mit Fahrrad, oder was die Männer können, können wir auch, mit Leiterwagen und Schluck. Die erste Gruppierung ist lästig aber nicht gefährlich, die zweite ist lästig und gefährlich: Ebenso wie unsere ‘Alle-an-die-Wand-Freunde’ muß man auch bei diesen Weiberbanden Vorsicht walten lassen. Meistens sind die zwischen dreißig und fünfzig Jahre alt, provokant lustig und so emanzipiert, daß sie es diesen ‘Scheiß-Männern’ auch mal richtig zeigen wollen. Dies wird dann folgendermaßen durchgezogen: Solange sie alleine sind geht die Diskussion meistens darum, welche doch gerne mal mit wem zusammen wäre und warum das nicht geht (Weiß ich von einer Bekannten, die aus dem Nähkästchen geplaudert hat). Da sie selbst meist so gekleidet sind, daß man glaubt, die Augsburger Puppenkiste macht einen Betriebsausflug und sich auch so aufführen, liegt das Problem, daß sie selbst keinen oder das sie einen abgekriegt haben, natürlich bei den Männern. Diesen wird also bei jedem zufälligen Treffen auf der Straße dies auch erst einmal deutlich gemacht, indem man nörgelt, rumzettert und so aggressiv wie nur irgend möglich auftritt. In diesem Punkt haben sie mit den Männern schon gleichgezogen. Das dann aber die Kerle an jeden Baum pinkeln, scheint sie dann endgültig zur Raserei zu treiben. Daraufhin ballern sie sich die Birne genauso zu, wie die Herren der Schöpfung, sind genauso breit, sind genauso dämlich und in diesem Falle voll emanzipiert.

Irgendwann geht aber auch dieser schöne Tag zu Ende und wenn die Straßenwacht endlich den letzten Straßengraben kontrolliert hat, sind auch alle zu Hause. Am 2ten Mai wird sowieso nicht gearbeitet, weil ganz Deutschland einen Kater hat. Es ist aber doch erstaunlich, daß nur an solchen Tagen die Denkweise der Nation so offen auf der Straße liegt: Den Kopp ganz zu, die Beine breit, wir ham‘ den Hauch der Lässigkeit.

Was das Alles noch mit dem Tag der Arbeit zu tun hat ist mir fremd, aber eins habe ich dann doch verstanden, die Deutschen sind sehr traditionsbewußt und deswegen ist die geistige Grundeinstellung seit den Römern gleich geblieben: Korn und Spiele.

 

Hallo Spottdrossel!

Herzlich willkommen auf kg.de! :)

Dein Text scheint mir eher eine Beschreibung der Realität zu sein als eine Satire, auch wenn Du offenbar versuchst, sie lustig zu formulieren. Lustig ist aber nicht gleich Satire. Außerdem ist es keine Geschichte, nur ein Aufzählen der diversen sich besaufenden Gruppen.
Ich persönlich finde das aber auch gar nicht lustig.

Teilweise recht verworrene Sätze wie der folgende machen das auch nicht besser:

Versaut wird das alles höchstens, wenn man eine anspricht, denn dann könnte die ja was fragen und dann müßte man antworten, dabei muß man denken, kann man nicht, also läßt man es.

Was hat es eigentlich mit den Sternchen in einigen Wörtern auf sich?

Liebe Grüße,
Susi :)

 

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