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#1: Kommissar Springer hört sich um
#1: Kommissar Springer hört sich um
Beim Verlassen seines Hauses haute es den Kommissar von den Socken: kleine Kinder, die ihn wahrscheinlich nicht mochten, weil er immer sehr streng mit ihnen umging, wenn sie im jungen Alter Alkohol und andere Softdrogen konsumierten, hatten am Vortag Wasser auf die Treppenstufen gekippt, das über Nacht gefroren war. Der Kommissar rieb sich seine blauen Flecken und zückte seinen Revolver. Zum Glück für die Blagen hatten sie sich gut versteckt und der Kommissar konnte sie hinter den Büschen nicht sehen. Sonst hätte er wahrscheinlich das ganze Magazin auf sie abgefeuert...
Kommissar Maik Springer war eine Legende in der Stadt, in der er ermittelte. Täglich erreichten ihn mehrere tausend Briefe von Fans, die ihn bewunderten. Der Kommissar genoss seinen Ruhm nicht, weil er sich von seinen Fans sogar schon belästigt fühlte. So aufdringlich waren sie. Dem Kommissar zur Seite stand ein blutjunger Assistent namens Thorsten Meyer, der mit seinem theoretischen Wissen die Fälle in die Länge zog.
Zur Freude des Kommissars hatte sich der Assi heute krank gemeldet. Das hies, dass er heute alleine ermitteln durfte. Hochmotoviert betrat der Kommissar heute also das Polizeipräsidium, wo ihn Polizeidirektor Günter-Franz Horst schon freudig winkend erwartete.
,,Herr Kommissar, Herr Kommissar, wir haben einen dringenden Fall auf dem Tisch!’’, rief er so laut er konnte. Springer versuchte den lächerlichen alten Mann zu ignorieren, schaffte es aber nicht, weil der Direktor den Eingang zu Springers Büro blockierte.
,,Eine Frau ist gestorben. Im See ertrunken!’’
,,Eine Nichtschwimmerin?’’ Der Kommissar hatte einen guten Instinkt.
,,Nein!’’, antwortete der Direktor, ,,Sie war wohl vorher in einen nassen Betonklotz gestolpert, hatte sich darin verfangen und war in den See gestolpert!’’
,,Also ein Unfall?’’, fragte der Kommissar. Der Direktor zuckte mit den Schultern.
,,Gehen Sie mal gucken. Ich denke, dass Ihre Anwesenheit am Tatort von Vorteil ist. Sie haben ja momentan sowieso nichts zu tun!’’
Kommissar Springer weigerte sich, seinem Vorgesetzten mitzuteilen, dass ein Haufen Fanpost darauf wartete, von ihm beantwortet zu werden.
Die Frau war tot, der Kommissar sah es sofort. Denn die Frau atmete schon nicht mehr. Und ihr Puls schlug auch nicht mehr. Außerdem war ihre Lunge voller Wasser. So etwas hatte der Kommissar schon einmal bildlich vor sich gesehen. Aus einem Klugscheißerbuch von seinem nervigen Assistenten Thorsten Meyer.
,,Ich sehe keinen Mörder!’’, sagte der Kommissar, als er sich auf die Brücke stellte, die über dem See verlief und Ausschau hielt.
,,Dann ermitteln Sie einfach mal. Vielleicht war es ja ein Unfall, wie der Polizeidirektor vermutet, aber vielleicht war auch jemand anderes am Werk!’’, sagte der Polizeiarzt Werner Hubbel.
,,Hmhm!’’, machte der Kommissar und zog von dannen.
Der Mann der Toten war in Tränen aufgelöst. Seine Frau schien sein ein und alles gewesen zu sein. Der Kommissar hatte für solche Fälle immer ein Taschentuch griffbereit.
,,Hatte Ihre Frau Feinde?’’ Der Kommissar rieb sich die Hände. Er ermittelte gerne.
,,Nicht dass ich wüsste!’’, schluchzte der Mann.
,,Haben Sie Ihre Frau umgebracht?’’
Der Mann heulte laut los. ,,Nein, ich habe sie doch viel zu gern gehabt!’’ Jetzt wusste der Kommissar Bescheid: der Ehemann war nicht der Mörder. Emotionen waren im Spiel und machten einen Mord unmöglich.
Beim Herausgehen lies sich der Kommissar noch den Freundeskreis von der Verstorbenen auf einen DIN A10 Zettel schreiben. Der Kommissar musste blinzeln um die kleingeschriebenen Namen zu erkennen, die so klein geschrieben werden mussten, weil der Zettel so klein war.
,,Fernando Capilari!’’, entzifferte der Kommissar den einzigen Namen auf der Liste. Schnell fuhr er mit seinem Auto, einem Audi A1, der nach einer Raststätte auf der gleichnamigen Autobahn benannt war, wo der Kommissar sich das Auto „geborgt“ hatte, zu dem Anwesen von Fernando Capilari. Das Auto hatte eigentlich keine Marke, deshalb hatte der Kommissar sein Auto einfach so genannt um im Kollegenkreis ein bißchen angeben zu können.
Capilari war ein kleiner untersetzter Italiener mit Halbglatze, der auch im Film „der Pate“ eine Rolle gespielt haben könnte.
,,Ich hatte keinen Streit mit der Toten!’’, sagte Capilari, ,,Auch dass Sie Ihre Schulden nicht bezahlt hat (16 Millionen Euro) habe ich ihr verziehen, also komme ich als potenzieller Mörder nicht infrage!’’
Der Kommissar war baff. Also muss es sich wirklich um einen Unfall gehandelt haben. Keiner hatte ein Motiv.
Schnell fuhr der Kommissar mit seinem Audi A1 zurück ins Präsidium. Andere Fälle warteten schon auf ihn.