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1 ausbruch
1. Ausbruch
Noch bevor sie von der drohenden Gefahr erfuhren, war es für viele zu spät. Sie versuchten denjenigen zu helfen, die eigentlich schon tot waren und schaufelten sich dabei selbst das Grab, in dem sie nie liegen werden. Wenige Wochen nach dem Ausbruch, war die Gesellschaft zusammengebrochen und nur wenige hatten überlebt. Waren sie die stärksten, wurden sie ausgewählt oder hatten sie einfach nur Glück?
Er hörte einen lauten Knall aus dem Zimmer seines Vaters und einen Moment lang stand die Welt still. Unterbewusst begann er sich zu bewegen, rannte die Treppe nach oben und wäre fast gestolpert. Er öffnete die weiße Tür zum Zimmer seines Vaters leise flüsternd: „Papa? Alles in Ordnung?“. Doch der surreale Anblick, der sich ihm bot lies schnell erkennen, dass nicht alles in Ordnung war. Das Blut kam aus einem Loch im Kopf seines Vaters, floss über den Schreibtisch und tropfte auf den Teppich, den es tiefrot einfärbte. Daneben glänzte das Silber des alten Revolvers. Seine Arme hingen schlaff herab, sein Blick war kalt und leer.
Während das Bild sich langsam in sein Hirn brannte, gewann er Teile seines Bewusstseins wieder. Er bewegte sich langsam und vorsichtig auf die Leiche zu als hätte er etwas vor ihr zu befürchten, konnte nicht glauben, was er sah. Er wusste nicht, wie es weitergehen sollte, griff nach der Waffe. Er kniet vor dem Leichnam seines Vaters, spürt die metallische Kälte des Laufes an seinen Schläfen. Eine Träne bahnt sich den Weg durch sein Gesicht. Er atmet langsam und ruhig und drückt ab.
Klick.
Im nächsten Moment brach er heulend auf dem Boden zusammen. Als er wieder zu sich kam hörte er laute Schläge. Knochen auf Holz. Es dauerte einige Sekunden dann begriff er, dass jemand oder besser etwas gegen die Türe schlug. Er hatte völlig vergessen wo er sich befand und das sie von lauten Geräuschen angezogen wurden. Fast panisch versuchte er sich erst auf den Händen abstützend langsam aufzurichten. Auf den ersten Blick war alles unverändert und er ging zu seinem Vater, schloss mit den Fingern dessen Augenlieder und drückte unter Tränen ein: „Wieso, Papa?“ heraus. Aus dem Erdgeschoss ist das Geräusch splitternden Holzes zu hören. Ein gedämpftes Stöhnen dringt an seine Ohren. Schritte nähern sich langsam der Treppe. Er reagiert schnell und inzwischen ohne zu denken, wie eine Maschine greift er nach der Schublade, nimmt einige Patronen heraus und platziert diese in der Trommel des Revolvers. Rennen oder Kämpfen?
Noch bevor er richtig nachgedacht hatte, zog er die Schublade ein weiteres Mal auf und nahm die restlichen Patronen, die sich noch darin befanden an sich. Er blickte sich um. Außer dem Schreibtisch waren in dem Raum nur noch mit Akten aus der „alten Welt“ gefüllte Schränke. Versicherungspapiere, Kontoauszüge. Kundendaten, nichts davon hatte noch irgendeine Bedeutung in der Welt, in der er jetzt alleine klarkommen musste. In einer Ecke neben dem Schrank stand ein gepackter Rucksack mit einem Zettel auf dem nur die Worte: „Es tut mir leid, mein Sohn“ standen. Die Schritte kamen näher und hatten fast das Obergeschoss erreicht. Alles was zwischen ihm und den Angreifern lag war ein kurzer Gang. Er hastete zur Tür, schlug sie zu, sperrte ab und suchte den Raum noch einmal nach einer
möglichen Barrikade ab. Nichts. Er packte den Rucksack und näherte sich dem einzigen Fenster im Raum. Es tötete ihn innerlich auch nur daran zu denken seinen Vater diesen Bestien zu überlassen. Doch er wusste, dass er jetzt nichts mehr für ihn tun konnte. Der Gedanke sich selbst zu töten rückte immer weiter in die Ferne, sein Überlebenstrieb hatte eingesetzt. Er öffnete das Fenster, während er am dumpfen Geräusch eines gegen die Tür schlagenden Körpers, bemerkte das etwas nur noch von eben dieser hölzernen Tür davon abgehalten wurde, ihm sein frisches Fleisch von den Rippen zu reißen. Er blickte nach unten. Waren es 3 oder vielleicht 4 Meter. Er konnte es nur schlecht einschätzen. Aber, dass er einen Sprung unbeschadet überstehen würde bezweifelte er. Hatte er eine andere Wahl? Er wusste nicht wie viele hinter dieser Tür auf ihn warten würden und was ein weiterer knall anrichten würde. Er drehte sich zur Tür um als er das erste Knacken des nachgebenden Holzes hörte und wusste, dass er das Risiko nicht eingehen konnte. Er kletterte vorsichtig aus dem Fenster, hing dann am äußeren Fensterbrett. Direkt neben ihm befand sich das Abflussrohr der Regenrinne. Er ließ los.
Unten am Boden stolperte er kurz nach hinten, fiel aber nicht hin. Er spürte einen leichten Schmerz in seinen Beinen, sie schienen aber nicht schlimmer verletzt worden zu sein. Um ihn herum Stille. Er hatte Glück, keine, der vom Schuss angelockten Gestalten hatte sich in den Garten verirrt. Den leisen stöhnenden Geräuschen nach zu urteilen, hatte sich eine Traube von 10 bis 20 Infizierten direkt vor seiner Haustür gebildet. Sie alle dürstete es nach frischem Fleisch und Blut. Diejenigen, die es schon bis ins Zimmer meines Vaters geschafft hatten, machten sich wohl gerade über den Toten Körper her. Er bildete sich ein das Schmatzen und Knacken aus dem Fenster, bis nach unten zu hören. Er blickte ein letztes Mal nach oben, senkte seinen Kopf schloss die Augen. Ein letzter Moment. Die Tränen brannten in seinen Augen. Nachdem er einige Sekunden so verweilt hatte, drehte er sich um, rannte, sprang über den Zaun, der den Garten eingrenzte, und lies ohne noch einmal zurück zu blicken sein altes Leben hinter sich.