- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 12
1. Advent
Die drei Jährige saß am festlich geschmückten Weihnachtsbaum und bestaunte die bunten Lichter. Die Geschenke schienen sie nicht zu interessieren. Auch die Kugeln schienen sie magisch anzuziehen.
Ihr sieben Jahre älterer Bruder schaute ihr grinsend dabei zu. Er wollte lieber die Geschenke haben, die Kugeln konnte sie ruhig behalten. Im Hintergrund lief festliche Weihnachtsmusik und aus der Küche strömte herrlicher Duft von frischen Plätzchen.
Leise summte er die Melodie mit und schloss die Augen. Wie er Weihnachten doch liebte. Alles war schön bunt, es gab eine Unmenge an Plätzchen und alle waren glücklich und zufrieden. Natürlich freute er sich am meisten über neue Spielsachen. Doch wie er seine Mutter kannte gab es auch wieder etwas zum anziehen.
Wahrscheinlich einen neuen Schal, da er seinen vor zwei Tagen verloren hatte.
Seine kleine Schwester saß noch immer in ihrer Position. Fasziniert betrachtete er das kleine Mädchen, das sich noch immer nicht von ihrem Platz bewegen wollte. Er liebte sie abgöttisch und war sehr froh dass es sie gab, auch wenn es hieß, dass er nun weniger Geschenke bekam. Für den 10 Jährigen war sie ein Geschenk.
Behutsam, um sie nicht zu erschrecken, kniete er sich neben sie und strich über ihre blonden Locken.
Eine kleine Prinzessin war sie bereits. Ihre Kleider mussten immer funkeln und glitzern. Was das betraf hatte sie schon jetzt mit ihren drei Jahren einen ganz eigenen Kopf. Am liebsten alle auch noch in Rosa, Weiß oder Pink. Das waren natürlich ihre absoluten Favoriten.
Das Kleid, welches sie heute trug, konnte wirklich für eine Prinzessin gemacht worden sein.
Zartes Rosa, weiße Spitze an den Ärmeln und am Kragen, glitzernde Steine überall. Um das ganze perfekt zu machen befand sich auf ihrem Kopf eine kleine, silberne Krone.
Ihre Locken waren an den Seiten ein wenig zur Seite gesteckt und ihre Ohrringe funkelten ebenfalls.
Der Braunhaarige konnte nicht verstehen, was alle kleinen Mädchen daran fanden eine Prinzessin zu sein.
Die konnten sich auch nicht nur vergnügen und hübsche Sachen tragen.
Selbstverständlich würde er es ihr niemals sagen. Jeder sollte seine Träume und Fantasien haben.
Gerade begann „Stille Nacht“ zu erklingen. Sanft berührte er die Schulter seiner Schwester, die ihn daraufhin komisch musterte, so nach dem Motto musst- du- mich- jetzt- Stören?
Er deutete auf das Radio und ihre Miene erhellte sich schlagartig.
Angestrengt versuchte sie mit zu singen, was ihr noch nicht so recht gelang, da sie noch nicht alle Wörter konnte. Jedoch welche kamen klangen hell und wunderschön. Sie sang einen Engel gleich.
Aufgeragt stand sie auf und zog ihren Bruder mit sich. Sanft drehten sich die Beiden zur Musik.
Ihre Wangen färbten sich leicht rosa. Als das Lied zu Ende war verlangte sie es noch einmal.
Ergeben erfüllte er ihr diesen Wunsch.
„Jaaaa!“ jubelte sie fröhlich. Der 10 jährige überlegte kurz ob er wohl in dem Alter genauso war. Vermutlich entschied er für sich. aber jetzt war er ja schon ein großer Junge und die mussten cool sein.
Neugierig schaute der 10 Jährige zu seiner Mutter, die gerade herein kam.
„Wann kommt denn Papa?“ wollte er wissen. Sie lächelte zärtlich und strich ihm eine Strähne seiner braunen Haare hinters Ohr.
„Er müsste jeden Moment kommen. Vielleicht kannst du ja schon mal den Tisch decken.“
Willig stimmte er zu und begab sich sogleich an die Arbeit.
Die Kleine stand nun vor dem Baum und versuchte an eine blaue Kugel ran zu kommen. Als sie es einfach nicht schaffte fing sie an bitterlich zu weinen. Schnell war der Braunhaarige bei ihr und gab ihr die Kugel, die sie nun wie etwas ganz besonderes betrachte. Sie warf sie etliche Male in die Luft und fing sie auf. Beim ersten Mal dachte er noch sie würde auf den Boden fallen.
Seine kleine Schwester war sehr geschickt. Als er sicher war, dass ihr nichts passieren konnte, deckte er weiter den Tisch. Ihrer beider Mutter kam mit einen Kuchen und einen Teller voller Plätzchen ins Wohnzimmer zurück. Kopfschüttelnd betrachte sie ihre kleine Tochter. Ja, alles war perfekt. So wie sie es sich immer gewünscht hatte.
Genau im Richtigen Moment hörte man die Wohnungstür aufgehen.
„PAPA!“ kreischend rannte die drei Jährige ihm entgegen. Freudig hob er seine Tochter hoch und drehte sich mit ihr im Kreis. Seine Frau trat zu ihm und gab ihn einen Kuss bevor sie sich daran machte den Kuchen zu schneiden.
„Papa Geschenke.“ Meinte die kleine blonde Prinzessin.
Er lachte nur und setzte sie wieder ab. Dann ging er zu seinem Sohn und zwinkerte ihm verschwörerisch zu, als er noch ein weiteres Geschenk unter den Baum legte.
Der 10 Jährige zwinkerte zurück. Da wurde er schon von seinem Vater abgekitzelt. Sein helles Lachen erklang im ganzen Haus.
Die Prinzessin kam sofort eifersüchtig auf die beiden zu, stellte sich gerade hin und stemmte die Hände in die Hüfte. Es war so ein süßer Anblick das den anderen das Herz ganz warm wurde. Lächelnd begann der Braunhaarige seine kleine Schwester ebenfalls abzukitzeln. Sie haute einfach ab als er einen Moment nicht aufpasste. Jubelnd rannte er ihr hinterher.
„HAHA. Du gemein. Ich auch will“ ergeben fügte er sich in sein unvermeidliches Schicksal und ließ sie ihn nun kitzeln, was ihr sichtlich Spaß machte.
Nach ein Paar Minuten wurden sie zu Tisch gerufen.
„Habt ihr auch fleißig Gedichte gelernt?“ wollte der Vater wissen.
Ohne zu wissen was ihr Vater meinte nickte die drei Jährige eifrig. Der 10 Jährige tat es ihr gleich.
„Natürlich Papa. Sonst gibt es ja keine Geschenke. Was ich wiederum ziemlich unfair finde.“
Die Eltern lachten und die Blondhaarige sah erstaunt von einen zum anderen.
„Warum lachen?“ wollte sie interessiert wissen.
„Weil dein Bruder ein ziemlich schlauer Junge ist.“ Versuchte die Mutter ihr zu erklären.
Wild schüttelte sie die blonden Locken.
„Nicht schlau sein. Nur Junge.“ Meinte sie vollkommen ernst, was alle drei lachen ließ. Doch für die drei Jährige war es nichts zum lachen. Verdächtig begann ihre Unterlippe zu zittern.
„Nicht weinen, meine Süße. Du hast natürlich vollkommen Recht.“ Beschwichtigend redete der 10 Jährige auf seine kleine Schwester ein. Diese nickte und widmete sich wieder ihrem Kuchen. Für sie war die Welt wieder ganz in Ordnung. Nachsichtig lächelten die Eltern. Ja, ihre kleine Prinzessin war auch ziemlich schlau. Und schon sehr eigensinnig.
Nach dem Essen hüpfte die drei Jährige wieder um den Baum herum. Ihr Bruder immer hinter ihr her, obwohl er fiel lieber endlich auspacken würde, das erkannten die Eltern gleich.
Immer wieder versuchte die kleine Prinzessin die ganzen schönen Weihnachtslieder mit zu singen. Da sie selbst bemerkte das es ihr nicht wirklich gelang fing sie einfach nur leise im Rhythmus mit zu summen.
Das passte ihr wohl besser, denn von da an machte sie nur noch das.
Die Mutter saß auf der Couch betrachte ihre Kinder zärtlich. Die Weihnachtszeit war etwas ganz besonders für alle.
Endlich war es soweit die Geschenke auszupacken. Die Kinder mussten ein Gedicht aufsagen und durften sich dann über die Pakete hermachen.
Überall lag buntes Geschenkpapier herum, zusammen mit den Schleifen. Die kleine Blondine drehte ihre neue Puppe immer wieder hin und her. Staunend betrachtete sie besonders deren Haare. Fast schon ehrfürchtig strich sie über die Haare, dann über ihre eigenen. Mit kindlicher Begeisterung stellte sie fest, dass sie die gleichen hatte.
„Genauso.“ Meinte sie ernst zu ihren Eltern.
„Ja, mein Schatz. Aber deine sind viel schöner.
Grinsend nickte sie.
„Ja, viel schöner meine.“ Sagte sie noch dazu. Sie drehte sich zu ihren Bruder und sah ihn fragend an.
„Ja.“ Bestätigte auch dieser ihre Vermutung.
Damit war die kleine Prinzessin zufrieden.
Ihr Bruder spielte weiter mit seinem Flugzeug. Es war gelb und schwarz und konnte sogar selbstständig fliegen. Glücklich bedankte er sich. den neuen Schal hatte er ebenfalls schon um.
Die Duftkerzen erfüllten den Raum mit einen frischen Vanille Duft und warfen ein warmes gemütliches Licht ins ganze Zimmer. Der Kamin gab zusätzliches Licht und wohlbehagen.
Nach einer halben Stunde zogen sich die vier ihre warmen Sachen an und gingen nach draußen.
Marie, wie die Puppe getauft wurde, kam natürlich auch mit.
Draußen fielen dicke, weiße Schneeflocken und verzauberten die ganze Stadt. Alles war gelassen und ruhig. Kein geschäftiges Treiben wie an jeden anderen Tag.
Die drei Jährige tollte durch den Schnee und rannte immer wieder ein Stück voraus.
„Nicht zu weit.“ Mahnte ihre Mutter streng. Die Blondine hielt sofort gehorsam an und wartete bis ihre Eltern und ihr Bruder auf gleicher Höhe waren, dann rannte sie wieder ein Stück. Immer wieder wartete sie.
„Willst du nicht auch ein bisschen renne?“ fragte der Vater.
Der Junge schüttelte nur den Kopf und nahm seine Hand. Lächelnd gingen sie weiter.
Im Park bauten sie alles zusammen eine großen Schneemann und tauften diesen auf den Namen „Frosti“
Das war der Prinzessin als erstes eingefallen, als sie vor ihm standen. Einträchtig nickten die übrigen und so war es beschlossene Sache.
Nach einer Ausgiebigen Schneeballschlacht kehrten sie nach Hause zurück. Bei einer schönen Tasse heißer Schokolade wärmten sie ihre halbwegs gefrorenen Glieder.
Das kleine Mädchen hatte sich wieder vor den Baum gesetzt und versuchte Marie zu erklären wie alles hieß.
Es sah wirklich zu süß aus. Die kleine Blondine streckte immer wieder den Finger zu einer Stelle am Baum und meinte Kugel.
Doch leider konnte Marie ihr nicht antworten und so wurde die drei Jährige immer missmutiger. Ihre Mutter konnte es nicht ertragen und versteckte sich hinterm Baum. Als sie es noch einmal versuchte antwortet die Mutter für Marie und der drei Jährigen blieb der Mund offen. Jubelnd rannte sie zu ihrem Vater und erzählte es ihm.
„Marie redet.“ Verkündete sie vergnügt und kuschelte sich an seine warme Brust.
„Das ist ja toll, mein Schatz.“ Meinte er und streichelte über ihren Rücken. Seufzend schloss seine Tochter die Augen und konnte ein langes Gähnen nicht unterdrücken.
„Zeit fürs Bett, mein Süßen.“ Hörte man nun wieder die Mutter.
Unwillig verzog die drei Jährige das Gesicht. Ihr Bruder war schon im Bad verschwunden zum Zähneputzen. Mürrisch trottete seine Schwester hinterher. Im Bett musste der Vater noch eine kleine Geschichte vorlesen, wobei beiden Kindern die Augen zu fielen und sie selig einschliefen.
Auf leisen Sohlen verließ er das Zimmer. Seine Frau erwartete ihn schon dort. Gemeinsam sahen sie noch mal zu ihren schlafenden Kindern.
„Frohe Weihnachten Anne und Matt.“ Sagten sie gemeinsam und schlossen die Tür. Dass ihre Kinder glücklich und zufrieden lächelten sahen sie nicht mehr.
Und so verging der heilige Abend dieses Jahr. Keiner würde es je vergessen.