02:14 Uhr
Es ist finster, alles schwarz auch dann wenn ich meine Augen öffne. Erst denke ich es ist ein Traum aber schon sehr schnell merke ich, dass es nicht so ist.
Die Bettdecke ziehe ich über meinen Kopf und meine Füße sind auch darunter vergraben. Durch den kleinen Schlitz suchen meine Augen einen Punkt den ich fixieren kann aber es ist einfach zu dunkel, ich kann nichts sehen.
Ich weiß dass es wieder da ist aber sehen kann ich es nicht, genau genommen habe ich es noch nie gesehen aber gefühlt und das sehr stark.
Ganz langsam greife ich blind nach meinem Rollo den ich ein Stück nach oben lasse.
Schnell ziehe ich meine Bettdecke wieder über meinen Kopf und bleibe so lange unter der Decke bis ich fast keine Luft mehr bekomme.
Ich schaue erneut über meine Bettdecke und langsam gewöhnen sich meine Augen an das Licht, das durch den Nachthimmel in mein Zimmer scheint. Durch mein Fenster kann ich ganz gut den sichelförmigen Mond sehen der mich langsam beruhigt und das schwache Licht füllt mein Zimmer mit blauer Farbe.
Nach einem kurzen Moment werde ich mutiger mein Blick geht langsam wieder über die Decke die ich unter meine Nase gezogen habe und schaue zum Schrank, zu meinem Schreibtisch wo auch mein kleiner Fernseher steht und zur Tür.
In diesem Moment kommt wieder die innere Kälte in mir hoch die mir sagt, es ist ganz nah bei Dir, ganz nah. Ich bekomme wieder große Angst.
Unter meiner Decke bin ich geschützt - da kommt es nicht hin obwohl es ein leichtes wäre sie mir weg zu nehmen aber das macht es nicht, vielleicht wäre es auch zu einfach.
Die nachfolgende Stille macht mich verrückt ich wünschte, dass jemand hier bei mir wäre aber es ist keiner da mit dem ich sprechen könnte. Ich schätze, dass wir zwei oder drei Uhr haben, um diese Uhrzeit wird nicht ein Einziger den ich kenne noch wach sein, anrufen kann ich auch Niemanden.
Ich kann noch nicht einmal meinen Fernseher einschalten, der steht zu weit weg und meine Eltern nebenan würden sich bedanken wenn ich zu denen rüber gehe – peinlich wäre es auch.
Ich höre ein leises Kratzen, dann ein Wischen - als ob jemand mit der flachen Hand über die Tapeten streicht um etwas zu suchen und dann höre ich Schritte leise immer näher kommende Schritte. Meinen Körper habe ich vor lauter Zittern kaum noch unter Kontrolle.
Wie gebannt schaue ich zu meiner Zimmertür die sich mit einem leisen Quietschen einen kleinen Spalt breit öffnet. „Oh nein, lieber Gott bitte, bitte nicht“ höre ich mich leise winselnd zu mir sagen und dabei zucke ich kurz zusammen ziehe meine Decke ein Stück höher und sehe wie im Bad das Licht angeht.
Erleichtert rufe ich nach meiner Mama und springe aus dem Bett Richtung Bad. Öffne meine Zimmertür und stehe wie angewurzelt vor unserem großen Spiegel im Flur, ein kalter Windstoß fährt durch mein Haar und drückt meinen Körper so stark zurück, dass ich mein Gleichgewicht verliere und nach hinten weg falle. Mit einem lautem Schlag schließt sich meine Zimmertür und ich stoße mit meinem Rücken dagegen, dass ich doch nicht umfalle.
In voller Größe sehe ich mich im Spiegel und stehe einfach nur so da, ich kann mich nicht bewegen, ich will schreien kann es aber nicht, nach mehreren Versuchen kommen dann doch seltsam leise Laute aus meinem Mund die voller Qualen und Entsetzen sind.
Im Bad erlischt das Licht und es ist wieder dunkel.
Da höre ich wieder das Geräusch, wie in fast jeder Nacht. Das erste Pochen ist noch weit weg. Beim zweiten Pochen wird es lauter. Dann folgt das dritte und vierte Pochen und es kommt deutlich näher und beim fünften Mal ist es so laut das es direkt vor mir sein muss.
Es hat mich, jetzt hat es mich, es hat mich raus gelockt, sein Atem ist kalt ich spüre den eisigen Hauch in meinem Nacken und eine Gänsehaut überflutet meinen ganzen Körper. Jedes kleinste Häarchen steht wie eine Antenne in der Luft.
Der Spiegel ich hasse diesen Spiegel und das weiß Es. Ich habe Es durchschaut es ist ein Seelenfänger, ich weiß es und dein Partner ist die Standuhr die aussieht wie ein Kindersarg. Und jetzt, jetzt hast du mich aus dem Bett gelockt. „Was willst du machen, warum ausgerechnet ich, ich bin erst 13 Jahre alt, warum ich?“
Es schaut mir Stumm und direkt in die Augen. Ich sehe zwar mich aber ich weiß ganz genau, dass du das bist.
Ich versuche meinen rechten Arm zu heben um das Licht im Flur anzuschalten. Aber die Kraft die dagegenhält ist unbeschreiblich groß und an meinem Handgelenk fängt es an zu brennen.
Plötzlich, Klick, das Licht ist an, in diesem Moment kann ich mich von meinem Spiegelbild lösen und flüchte in mein Zimmer, ab ins Bett.
Die ganze Nacht beobachte ich voller Angst meine Tür die geöffnet ist aber irgendwann werden meine Augen schwer und ich schlafe doch ein.
Als ich am Morgen wach werde ist mein Rollo nach unten gezogen und die Tür geschlossen.
Niemandem kann ich davon erzählen sie würden mich auslachen oder mich für verrückt erklären aber ich weiß, dass es da ist, dass es existiert, an meinem Handgelenk kann ich es sehen.
Es wird kommen.
Vielleicht nicht heute aber morgen und morgen ist es bestimmt wieder da um mich zu holen.