Was ist neu

›V‹

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21.03.2021
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Anmerkungen zum Text

Habe von meinem Balkon aus eine V-Formation Graugänse gesehen.
Da dachte ich mir, was, wenn einer von denen ein Träumer wäre, der stetig aus der Reihe tanzt. Jeder kennt doch diesen einen Kollegen … ;)

›V‹

Es geschah über Wuppertal.
»Wechsel der Führungsspitze in drei Kilometern!«, gab Karl nach hinten durch.
»Welcher Schenkel?«, schrie Günni gegen den Wind an. »Wir oder die anderen?«
Karl reichte die Frage nach vorne weiter.
»Die anderen!«, hörte Günni kurze Zeit später Erika kreischen, welche direkt vor seinem besten Kumpel flog.
Karl drehte seinen Kopf zu ihm: »Die an...«
»Schon gut, hab’s gehört!«, rief Günni ihm zu. Wie immer flog er an letzter Position, niemanden mehr hinter sich, an den er die Info weitergeben musste. Doch genug war genug. Der Gänserich hatte den Schnabel gestrichen voll. Er brach nach links aus, verließ damit Karls Windschatten, schlug ein paar Mal kräftiger mit den Flügeln und schon war er mit ihm gleichauf. »Das ist Tyrannei! Du weißt, dass ich recht habe.«
»Alter, bitte nicht schon wieder.«
»Oh, doch! Schon wieder. Und überhaupt, warum bist du zur Abwechslung nicht mal auf meiner Seite?«, fragte Günni pikiert.
Karl schaute zum anderen Schenkel der V-Formation. »Bin ich doch«, sagte er.
»Sehr witzig. Du weißt schon, was gleich passieren wird, oder?«
»Wir lassen Wuppertal erfolgreich hinter uns?«
»Nein! Wobei … ja. Aber das meinte ich nicht. Es ist doch immer dasselbe: Uwe gibt den Ton an und übergibt ihm das Kommando.«
»Du meinst Nils?«
»Ja. Nils.«
»Na und?«, fragte Karl.
Erika meldete eine Anweisung von weiter vorn: »Kurskorrektur um drei Grad Steuerbord!«, krähte sie und glich ihre Position dem neuen Befehl an. Karl tat es ihr gleich und flog ebenfalls ein Stück nach rechts, bis in den Auftrieb ihrer Wirbelschleppe.
Günni verringerte den Abstand, erneut lagen sie auf gleicher Höhe. »Jetzt tu’ nicht so! Du hörst es doch selbst. ›Kurskorrektur um drei Grad …‹«, äffte er Erikas Mundart nach. Die Gans warf ihm einen bösen Schulterblick zu. Günni streckte ihr die Zunge heraus und ignorierte sie wieder. »Diese Typen sind totalitäre Pedanten! Umgeben von Speichelleckern, wie Wilhelm und Heinz.« Sein Kopf ruckte nach vorn zu der Keilspitze, um seine Aussage zu unterstreichen. »Ständig meinen sie, alles besser zu wissen. Und dann ihre arrogante Art …«
»Sie bemühen sich halt um Effizienz«, erwiderte Karl.
»›Pfff‹ … das tue ich auch«, maulte Günni.
»Ach ja? Wann?«
»Immer! Wie oft habe ich schon vorgeschlagen, etwas Neues auszuprobieren? Einfach mal die angestaubten Muster zu durchbrechen? Was diesem Schwarm fehlt ist Progressivität! Wenn sie mir nur einmal die Führung geben würden, dann …«
»Jetzt fang bloß nicht wieder mit der ›Raute‹ an …«, stöhnte Karl.
»Die Raute …«, fiel Günni ihm ins Wort »ist eine der vielversprechenden Flugformationen in der Geschichte der Aerodynamik!«
»Sagt wer?«
»Ich!«
Karl seufzte. »Okay, Alter. Ich spiel ausnahmsweise mit. Nenn’ mir zwei zuverlässige Quellen, die deine ›Rauten-Theorie‹ bekräftigen.«
Für einen kurzen Moment schwieg Günni der Ganter, offenbar dachte er nach, während unter ihnen der Stadtteil Elberfeld im tristen Graubraun vorbeizog.
»Dieter und Jérome«, sagte er schließlich.
»Wer soll das sein?«
»Du kennst sie! Die beiden vom Teich, du weißt schon, die immer so für Stimmung sorgen!«
Karl schnappte nach Luft. »Die beiden Spinner? Das sind Flamingos!«
»Jetzt sei mal bitte nicht so borniert, ja?«
»Was? Ich …«
»Die Raute«, begann Günni von Neuem, »ist ein majestätisches Symbol, das es als Formation zu erforschen gilt. Ich verwette meine Schwanzfedern, dass wenn es der Schwarm ein Mal, nur ein einziges Mal versuchen könnte, wir niemals mehr anders fliegen wollen würden!«
Karl schmunzelte. Nach einer kurzen Pause knuffte er seinen Kumpel ins Gefieder und fügte hinzu: »Weißt du was? Ich würde jederzeit mit dir in einer Raute fliegen.«
Günni strahlte über das ganze Gesicht. »Alter! Wir wären die Könige von …«
»Was ist hier los?«, schnitt eine strenge Stimme ihm das Wort ab.
Günni und Karl schauten beide nach rechts.
»Hallo Nils«, sagten sie unisono. Karl schlug mit einem Mal ein wenig kräftiger mit den Flügeln.
»Darf ich fragen, was das hier wird, wenn’s fertig ist?« Nils ignorierte Karl und sprach direkt mit Günni.
»Was meinst du?«, fragte dieser.
»Wieso verlässt du deinen zugewiesenen Platz?« Nils Stimme war kälter als der Nordwind.
»Was? Ich … äh … nein, wir haben nur …«, stammelte Günni.
»Studien haben ergeben, dass eine Nichteinhaltung der korrekten Flugpositionen innerhalb der Formation zu einem Energieeffizienzabfall von bis zu 37% führen kann«, blaffte Nils.
»Ja, aber …«
»Das hätte zur Folge, dass wir unser Etappenziel verspätet erreichen. Was wiederum dazu führen würde, dass wir auch im Winterquartier nicht wie geplant eintreffen. Was, wie du dir vielleicht denken kannst, absolut inakzeptabel wäre.«
Ein knarrender Bariton wehte von der Keilspitze herüber: »Nils!«
»Bin gleich da, Uwe!«, antwortete der Gänserich. Günni schwieg. Nils taxierte ihn. »Wie heißt du?«
»Gün…ther.«
»Okay, Günther, jetzt pass mal gut auf. In etwa einem Kilometer übernehme ich die Leitung und wenn ich später erfahre, dass du noch mal aus der Reihe getanzt bist, dann wird das Konsequenzen für dich haben.«
»Nils!« Uwe rief seinen Stellvertreter erneut. Dieser setzte zum Abflug an.
Günni hob einen Flügel. »Darf ich was fragen?«
Nils hielt inne, seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Was?«
»Das Winterquartier. Wird es dieses Jahr Tunesien werden?«
Der Gänserich bedachte ihn mit einem sehr langen, sehr ernsten Blick. »Wir fliegen nie nach Tunesien«, zischte er. »Niemals. Es ist Italien. War es immer. Und es wird immer Italien sein.«
Günni schluckte.
»Hab ich mich klar ausgedrückt?«, fragte Nils.
Erika entließ ein Quietschen, als sich drei wohlgenährte Ganter in einer Phalanx von vorn näherten. Der mittlere knarrte mit tiefer Stimme: »Nils! Ich habe dich bereits zweimal gerufen. Du hast deinen Einsatz verpasst. Wir verlieren wertvolle Energie!«
Günni registrierte, wie bei der Standpauke ein Ruck durch das Gefieder seines Widersachers lief. »Uwe! Heinz, Wilhelm!« Nils setzte ein gequältes Lächeln auf. »Dieser renitente Querulant hier hat mich von der Arbeit abgehalten.« Mit seinem linken Flügel zeigte er auf den Angeklagten.
»Was!«, entfuhr es Günni. »Das ist Verleumdung! Ich habe nie …«, doch ein Wink von Uwes Flügel brachte ihn zum Schweigen.
»Günther. Was ist es diesmal? Willst du unsere Ernährung auf Fleisch umstellen? Oder sollen wir uns fortan mit Störchen paaren? Nein, lass mich raten, es ist natürlich wieder einmal … ›die Raute‹!«, knarrte Uwe und wechselte einen Blick mit seinen Untergebenen. Heinz und Wilhelm glucksten, sichtlich amüsiert.
Günnis Schnabel klappte auf. Alle Augen lagen auf ihm. Die Wahrheit brannte wie ein heißer Ball in seinem Magen, langsam kroch sie ihm durch die Kehle, fast schon hatte sie die Zunge erreicht. Da sah er Nils süffisantes Grinsen. Und Karl, in dessen Augen ein Flehen lag und der fast unmerklich den Kopf schüttelte.
Günni sah zu Boden. »Es tut mir leid, wenn ich mal wieder den Betrieb gestört habe, es kommt nicht wieder vor«, flüsterte er und klappte den Schnabel zu.
»So ist’s recht«, brummte Uwe zufrieden.
»Das will ich dir auch geraten haben«, schnauzte Nils und die vier schickten sich an, abzufliegen.
Jemand stupste Günni sanft in die Seite. Er schaute auf. Es war Karl. Der flehende Blick war verschwunden. »Es tut mir leid«, sagte Karl leise und Günni erkannte, dass sein Freund Mitleid mit ihm hatte.
Die Wahrheit entfachte zu einem glühenden Ball, der lodernd aus seinem Schnabel schoss: »Hey! Ihr dämlichen Vögel! Ihr seid der Raute nicht würdig und würdet wahren Fortschritt nicht mal dann erkennen, wenn er im Gänsemarsch vor euch herwatscheln würde!«
»Äh … was?«, fragte Karl, direkt neben ihm.
»Keine Ahnung, ich bin auf hundertachtzig!«, schrie Günni.
»Es reicht!«, rief Uwe. Die vier kamen zurück und plusterten sich vor den beiden auf. »Günther, ich bin es ein für alle Mal leid. Mit deinem abstrusen Gedankengut bist du eine ernsthafte Gefahr für die Gruppe. Sobald wir das Quartier an der Adria erreicht haben, werde ich beim obersten Gänserich Eberhardt ein Straftribunal fordern. Du wirst aus diesem Schwarm ausgeschlossen. Auf Lebenszeit!«
»Weißt du was, Uwe? Leck mich am Bürzel!«
»Wie kannst du es wagen …«, echauffierte sich Nils, doch es war Erika, deren Schrei alles übertönte: »Passagiermaschine auf 12:00 Uhr! Ausweichmanöver!«, kreischte sie, legte die Flügel an und tauchte im Sturzflug ab. Karl tat es ihr gleich und riss Günni mit sich in die Tiefe.
Die Boeing 747 donnerte über ihre Köpfe hinweg, die Hitzewelle des Abgasstrahls erfasste ihre Leiber und schleuderte sie hinfort. Günni hörte über sich noch das erschrockene Krächzen von Uwe und Nils, als beide in das Triebwerk gerieten …


Karl war mit seinen Kräften am Ende.
»Land in Sicht, ich sehe die Küste!«, wehte Erikas heisere Stimme von der Spitze der Formation.
»Was habe ich dir gesagt, Alter!«, rief Günni von links, völlig außer Atem. »Wir schaffen es.«
Karls müder Blick wandte sich ab. Sie waren bloß noch zu viert. Alle anderen waren längst an Erschöpfung vom Himmel gefallen wie gefiederte Steine.
Erika flog vorn, sie hatte sich als ausgezeichneter Navigator bewiesen. Günni bildete den einen Flügel, Karl den anderen. Gustav bildete das Schlusslicht, er hatte nur durch pures Glück überlebt.
Die perfekte Raute.
»Du wirst sehen, Karl, das wird tausendmal besser als Italien«, ächzte Günni von der Seite.
»Ich rede nicht mehr mit dir!«
Schweigend flogen sie auf das tunesische Festland zu. Natürlich konnte Günni es nicht lassen: »Du weißt aber schon, was die Moral von der Geschichte ist, oder?«
Karl knirschte mit dem Schnabel. »Sag’s mir, Günni, bevor ich dich umbringe!«
Sein Kumpel wartete einen Moment, dann sagte er feierlich: »Traue niemals einem Flamingo.«

ENDE

 

Hallo @Seth Gecko ,

ich mag deinen Humor in dieser Geschichte. Ich mag ja sowieso gern andere Perspektiven und wenn Tiere ihren Kram machen, ist das oft genug zum Piepen komisch.
Ich fand die Idee deiner Geschichte gelungen, allerdings wünschte ich mir, dass du da ein bisschen mehr draus gemacht hättest.
Aber ok, das wäre dann, weil es ja eine Humorgeschichte sein soll, vielleicht doch zu viel an Text geworden und eignet sich dann nicht fürs lustige Häppchen zwischendurch. Kann ich verstehen.

Ich wäre vielleicht bei der Formation geblieben und hätte an diesem Thema weiter gearbeitet. Vielleicht könnte Günni die Mehrheit bei der nächsten Zwischenlandung überzeugen und man stimmt ab und überstimmt die Führung und probiert eine Raute, die natürlich anfänglich, auch das muss ja erst geübt werden, aussehen wird wie ein schwabbeliges Großei. Aber dann wird es irgendwann eine Raute und natürlich wird ein Teil der Vögel, nämlich die im hinteren Teil der Raute völlig platt sein vor lauter Energieaufwand und es muss deretwegen vielleicht ein Tag Extrapause eingelegt werden oder so und Günni scheitert also mit seinem neumodischen Kram. Du siehst, ich spinne diese Geschichte schon weiter.
Ich fand sie aber trotz allem amüsant, gut zu lesen und sie hat echt Witz.

bis der Vogelzug seine Formation wiederfand.
Hier könntest du noch einfügen, dass die Flugzeuge allesamt ja ziemliche Wirbelschleppen nach sich ziehen. Die Vögel dürften in diesen Luftverwirbelungen alle durcheinander purzeln und deswegen braucht es seine Zeit die Formation wieder zu finden.
Das sind Flamingos!«
Herrlich schräge!

Gern gelesen!

Lieben Gruß

lakita

Mist, ich hab ja noch was vergessen: Wieso eigentlich V? Das hab ich nicht verstanden, wenn du das, was man am Himmel sieht damit meinst, dann ist es ja ein umgedrehtes V.
Also würde hier der Titel nicht so gut passen. Aber vermutlich steh ich grad auf einem Schlauch und erkenne den Hintergedanken deines Titels nicht. Klär mich bitte mal auf.

 

Hallo @Seth Gecko ,

Humor ist ein sehr schweres Genre. Man macht einen kleinen Fehler und schon ist die ganze Geschichte ruiniert. Entsprechend bin ich gespannt darauf, wie gut du dich durchsetzen wirst.

Ständig meint er, alles besser zu wissen. Und dann seine arrogante Art …«
»Er bemüht sich halt um Effizienz«, erwiderte Karl.
»›Pfff‹ … das tue ich auch«, maulte Günni.
»Ach ja? Wann?«
»Immer!

Deine Figuren wirken auf mich so eingebildet und besserwisserisch, dass ich beim Lesen richtig aggressiv geworden bin. Das ist dir geglückt. Ich hätte mir gewünscht, dass den Vögeln etwas viel Schlimmeres als ein einfacher Rassismusvorwurf passiert wäre. Entsprechend finde ich dein Ende nicht gelungen. Zum Schluss hätte ich mir noch eine richtige Punchline gewünscht, die den Leser überrascht und ins Gesicht schlägt.

Durch deine Dialoglastigkeit gibst du deinem Text ein hastiges Gefühl. Man kommt beim Lesen regelrecht aus der Puste. Ich finde es schön, dass du das in deinem Text so gut vermitteln konntest. Auf der anderen Seite war das aber für meinen Geschmack etwas zu viel. Ich hätte mir eine Pause vom Fliegen gewünscht, wo der Text ruhiger wird. Eine Stelle, wo einer der Vögel etwas Eigenartiges sagt und daraufhin eine unangenehme Stille folgt, hätte ich auch witzig gefunden.

Insgesamt gefällt mir deine Geschichte schon ganz gut, man hätte aber mit deinen Ideen viel mehr anfangen können.

Dann noch liebe Grüße,
alexei

 

Hallo @Seth Gecko, die Idee finde ich gut, aber die Umsetzung ist mir zu wenig, der Text verbleibt im Stadium einer Szene, eines Bonmots. Für mich ist das eine halbe Geschichte, der nach der Exposition und der beginnenden Aktion der Klimax fehlt und somit auch die Auflösung danach. Du benennst einen Konflikt und hast ihn mit den Figuren angelegt, Andersdenker vs. Leader und Follower, Innovation vs. Wahrung des Status Quo, doch die Idee kommt nicht zum Tragen, weil der Konflikt nicht an die Oberfläche kommt, sondern schlicht runtergedeckelt wird, was der Geschichte nicht guttut. Den Günni bringst du dabei als nerdige Nervensäge rüber, die keiner ernst nimmt - ohne diese Karte vollends auszuspielen. Ich als Leser möchte natürlich wissen: was ist mit der Raute? Was passiert, wenn sie es probieren? Wie und wann kommt der Günni mal dazu, vorne zu fliegen? Vllt. nach den Flugzeugturbulenzen. Was verändert sich dadurch? Da könnte sich vieles draus entwickeln, was herrlich Subversives, da verschenkst du so viel, auch einen möglichen Twist, eine neue Erkenntnis. Stattdessen versuchst du mit der Afrophobie die Kurve zu kriegen, doch das kann mMn nicht funktionieren, weil es sich nicht aus der Geschichte entwickelt, sondern als neue Idee aus dem Off daherkommt. Daher wirkt das Ende für mich drangepappt, was sehr schade ist, denn einige Elemente deiner Geschichte fand ich richtig gelungen.
Peace, l2f

 

Da hat also Nils H. es geschafft, dass sein Name unter dem nomadisierenden Gänsevolk bewahrt bleibe. Eine schöne Vorstellung

Seth,

und das, wiewohl die Gans zumeist mit dem Attribut „dumm“ in Verbindung gebracht wird. Ein feiner, kleiner Happen vorm Frühstück, und dass Muttis handliche Geometrie Einzug in die große weite Welt des Federviehs gelingt, find ich ein feines DenkMal. Natürlich wäre mehr „mehr“, aber ein Mehr kann auch zu viel werden und die Pointe zerschlagen.

Bissken Flusenlese

»Studien haben ergeben, dass eine Nichteinhaltung der korrekten Flugpositionen innerhalb der Formation zu einem Energieeffizienzabfall von bis zum 37 % führen kann«, blaffte Nils.
...
»Okay, Günther, jetzt pass mal gut auf. In etwa einem Kilometer übernehme ich die Spitze und wenn ich später erfahre, dass du nochmal aus der Reihe getanzt bist, dann wird das Konsequenzen für dich haben.«
„noch mal“ auseinander, weil ein verkürztes „noch einmal“. Das Problem kannstu alternativ durch „nochmals“ erledigen

Gern gelesen vom

Friedel,
der noch einen schönen Tag wünscht!

 

Moin @lakita, @alexei, @linktofink und @Friedrichard

Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt meine kleine Gänsegeschichte zu kommentieren. Gerne gehe ich kurz auf eure Anmerkungen ein:

Ich fand die Idee deiner Geschichte gelungen, allerdings wünschte ich mir, dass du da ein bisschen mehr draus gemacht hättest.
Aber ok, das wäre dann, weil es ja eine Humorgeschichte sein soll, vielleicht doch zu viel an Text geworden und eignet sich dann nicht fürs lustige Häppchen zwischendurch. Kann ich verstehen.
Diese Ambivalenz zieht sich ein wenig wie ein roter Faden durch eure Kritik. Der Wunsch nach "mehr" zeigt mir, dass ich den richtigen Ton getroffen habe und doch sollte diese KG eben genau dass sein: kurz und knackig. Doch dazu komme ich gleich nochmal.

Hier könntest du noch einfügen, dass die Flugzeuge allesamt ja ziemliche Wirbelschleppen nach sich ziehen. Die Vögel dürften in diesen Luftverwirbelungen alle durcheinander purzeln und deswegen braucht es seine Zeit die Formation wieder zu finden.
Das ist eine tolle Idee! Wenn ich die Geschichte noch ausbaue (s.u.), werde ich das übernehmen.
Wieso eigentlich V?
Na ja, viele Zugvögel fliegen doch seit jeher in energiesparender "V-Formation". Ich fand die Idee eines einzelnen Buchstabens als Titel ganz cool und so welcher, wenn nicht dieser? ;)


Deine Figuren wirken auf mich so eingebildet und besserwisserisch, dass ich beim Lesen richtig aggressiv geworden bin. Das ist dir geglückt.
Hehe, danke für das Lob. Ja, Günni und Nils sind schon sehr anstrengende Typen. Jeder auf seine eigene Art und Weise.

Zum Schluss hätte ich mir noch eine richtige Punchline gewünscht, die den Leser überrascht und ins Gesicht schlägt.
Ich bin mit dem letzten Satz auch noch nicht zu 100 % zufrieden. Aber mir ist (noch) nichts Besseres eingefallen, was die Geschichte gleichzeitig nicht noch in die Länge gezogen hätte.

Durch deine Dialoglastigkeit gibst du deinem Text ein hastiges Gefühl. Man kommt beim Lesen regelrecht aus der Puste. Ich finde es schön, dass du das in deinem Text so gut vermitteln konntest.
Danke, doch das war nicht beabsichtigt. Fakt ist, es sind Gänse, die am Himmel fliegen und sich unterhalten. Da passiert grundlegend nicht viel anderes, was man erzählen könnte, ohne dass es arg überzogen wirkt. Eine Landung o.ä. hatte ich eigentlich ausgeschlossen (s.u.) da der Text nicht zu lang werden sollte.

die Idee finde ich gut, aber die Umsetzung ist mir zu wenig, der Text verbleibt im Stadium einer Szene, eines Bonmots. Für mich ist das eine halbe Geschichte, der nach der Exposition und der beginnenden Aktion der Klimax fehlt und somit auch die Auflösung danach. Du benennst einen Konflikt und hast ihn mit den Figuren angelegt, Andersdenker vs. Leader und Follower, Innovation vs. Wahrung des Status Quo, doch die Idee kommt nicht zum Tragen, weil der Konflikt nicht an die Oberfläche kommt, sondern schlicht runtergedeckelt wird, was der Geschichte nicht guttut.
Damit legst du mMn den Kern des hier bereits benannten Problems frei. Wie kurz darf eine Kurzgeschichte sein? Wie lang muss sie sein? Ich verstehe, was du meinst und bin hin- und hergerissen. Die eine Hälfte von mir denkt: Schreib die Geschichte weiter, mach sie größer, zeig, was mit dem renitenten Günni und seiner Hoffnung auf Veränderung passiert.
Die andere Hälfte denkt: Nein, diese Kürze war dein Experiment und sie ist gut so. Könnte man nicht auch sagen, der Klimax tritt dann auf, wenn Nils Günni mit seiner Verfehlung konfrontiert und dieser sich fügt, anstatt sich zu wehren? Und in der Auflösung weiterhin hinter vorgehaltener Hand "die da oben" anprangert, bei dem einen Freund, dem er vertraut?
Wie gesagt, ich bin mir nicht sicher und hadere ...
Passend dazu, finde ich:
Natürlich wäre mehr „mehr“, aber ein Mehr kann auch zu viel werden und die Pointe zerschlagen.


Vielleicht fertige ich eine zweite, längere Version der Geschichte an und schaue mal, wie sie wirkt. In diesem Sinne, nochmals vielen Dank für eure Anmerkungen, Meinungen, Flusenlese (die Flusen werden umgehend bereinigt) und konstruktive Kritik. Vor allem aber für eure Zeit.

Beste Grüße
Seth

 

Hallo @Seth Gecko ,

Na ja, viele Zugvögel fliegen doch seit jeher in energiesparender "V-Formation". Ich fand die Idee eines einzelnen Buchstabens als Titel ganz cool und so welcher, wenn nicht dieser? ;)
Mal ehrlich: wenn du hoch schaust und die Formation der Zugvögel siehst, dann ist es doch kein V, sondern eines auf dem Kopf stehendes.
Es sei denn, du liegt verkehrt herum auf dem Boden und blickst nach oben oder stehst mit dem Rücken zur Flugformation und blickst über die Schulter nach oben. :klug::D

 

Hallo @Seth Gecko ,
ich finde deine Geschichte gut gelungen. Im allerersten Moment dachte ich, wir fliegen bei irgendwelchen Kampfpiloten mit, bis mir klar wurde, dass es Tiere sind ?. Die Namen finde ich gut gewählt. Passt alles.
Günnis Hartnäckigkeit bezüglich der Raute hat mir gut gefallen. Irgendwie hätte ich es ihm auch gegönnt, dass er sie durchbringen kann. Schade.
Ansonsten ist mir ein kleiner Fehler aufgefallen. Boeing nicht Boing.
Gern gelesen. Gruß:)

 

Wie kurz darf eine Kurzgeschichte sein? Wie lang muss sie sein?
Hemingway hat gegen ein Klübchen von Schriftstellern gewettet, dass er eine Kurzgeschichte in sechs Worten erzählen kann. Er sammelte die Einsätze ein und schrieb auf eine Serviette: "For sale: Baby shoes. Never worn."
Länge ist also kein Kriterium, sondern die Frage, ob du das fertig erzählt hast, was du erzählen wolltest. Ich sehe also keinen Mangel in der Anzahl der Worte, ich sehe einen in der Plotkonstruktion.
Könnte man nicht auch sagen, der Klimax tritt dann auf, wenn Nils Günni mit seiner Verfehlung konfrontiert und dieser sich fügt, anstatt sich zu wehren?
Sorry, nee, das, was du als Klimax beschreibst, ist keiner, für mich kommt es nicht zum Klimax, eben weil der Konflikt unterdrückt wird. Was du stattdessen anbietest, finde ich vergleichsweise lahm, weil du das, was in der Geschichte möglich wäre, nicht ausschöpfst. Aber hey, ich will nicht weiter rumnörgeln, das ist dein Text, also deine Entscheidung.
peace, l2f

 

Seth Geco,

Du fragst

wie kurz darf eine Kurzgeschichte sein? Wie lang muss sie sein?
und link bietet einen hemingweg'schen Dreisatz und meine Antwort , da es keine allgemeinverbindliche Definition hierzu gibt und selbst literarische Seminare da auch keine allgemeingültige Antwort wissen und jeder für sich das herausfinden muss (und auch schlichtweg ohne Bauchschmerz und -grummeln kann) – es sollte mindestens ein, dann aber zumindest vollständiger und grammatisch korrekt gebildeter Satz sein (siehe hier ein „lebendiger“ Beweis:
https://www.wortkrieger.de/threads/einsatzgeschichte.35662/ )
und so lang, wie es notwendig ist.

Ach, die Misfits mal wieder zu sehn und zu hören hat mich jut jetan ...

Friedel

 

Moin @lakita, @Pepe86, @linktofink und @Friedrichard !
Danke für eure Aufmerksamkeit.

Mal ehrlich: wenn du hoch schaust und die Formation der Zugvögel siehst, dann ist es doch kein V, sondern eines auf dem Kopf stehendes.
Es sei denn, du liegt verkehrt herum auf dem Boden und blickst nach oben oder stehst mit dem Rücken zur Flugformation und blickst über die Schulter nach oben.
Ich bin ganz bei Dir. Aber die heißt doch nun mal so ... :read:
https://de.wikipedia.org/wiki/V-Formation


Die Namen finde ich gut gewählt. Passt alles.
Günnis Hartnäckigkeit bezüglich der Raute hat mir gut gefallen. Irgendwie hätte ich es ihm auch gegönnt, dass er sie durchbringen kann. Schade.
Ansonsten ist mir ein kleiner Fehler aufgefallen. Boeing nicht Boing.
Dankeschön Pepe. Der kleine Fehler wird umgehend korrigiert.


Hemingway hat gegen ein Klübchen von Schriftstellern gewettet, dass er eine Kurzgeschichte in sechs Worten erzählen kann. Er sammelte die Einsätze ein und schrieb auf eine Serviette: "For sale: Baby shoes. Never worn."
:huldig:

Sorry, nee, das, was du als Klimax beschreibst, ist keiner, für mich kommt es nicht zum Klimax, eben weil der Konflikt unterdrückt wird. Was du stattdessen anbietest, finde ich vergleichsweise lahm, weil du das, was in der Geschichte möglich wäre, nicht ausschöpfst. Aber hey, ich will nicht weiter rumnörgeln, das ist dein Text, also deine Entscheidung.
Ist angekommen. Danke Dir. Ich empfinde deine Meinung nicht als Nörgelei. Ihr helft mir, meine Texte kritisch zu hinterfragen und mich selbst auf neue Art und Weise damit auseinanderzusetzen. Im besten Fall, mich zu verbessern. Vielen Dank.


es sollte mindestens ein, dann aber zumindest vollständiger und grammatisch korrekt gebildeter Satz sein (siehe hier ein „lebendiger“ Beweis:
https://www.wortkrieger.de/threads/einsatzgeschichte.35662/ )
und so lang, wie es notwendig ist.
:sconf: Um dieses "Satzmonster" angemessen zu konsumieren, ist es noch zu früh. Aber ich werde das definitiv nachholen. Danke, für den lebendigen Beweis.


Ich denke, mit ein wenig Abstand bekommt die Story um Günni den Gänserich zeitnah ein dickeres Federkleid verpasst. Da geht noch mehr, ohne dass das Tempo zerstört wird. An euren weiterführenden Meinungen bin ich selbstverständlich interessiert.

Beste Grüße
Seth

 

Hallo @Seth Gecko ,

Ich bin ganz bei Dir. Aber die heißt doch nun mal so ... :read:
https://de.wikipedia.org/wiki/V-Formation
Stimmt. Da hab ich mir selbst übereifrig im Wege gestanden. :schiel: :Pfeif:
ch denke, mit ein wenig Abstand bekommt die Story um Günni den Gänserich zeitnah ein dickeres Federkleid verpasst. Da geht noch mehr, ohne dass das Tempo zerstört wird. An euren weiterführenden Meinungen bin ich selbstverständlich interessiert.
Perfekt! Viel Erfolg! In deinem Wikipediazitat stehen ja schon einige Hinweise, weshalb Günni wenigstens mehr Theorie faseln könnte und zwar, weshalb der V-Flug teils gar nicht so sinnvoll ist. Noch schöner wär natürlich, er würde noch die angeblichen Vorzüge der Raute erläutern. Und übrigens könntest du auch Erika noch mit einbeziehen. Wie wär es denn, wenn sie die Aerodynamik-Expertin wäre? :D So das Gegenteil einer dummen Gans sozusagen?

Bin gespannt!

Lieben Gruß

lakita

 

Moin @lakita, @alexei, @linktofink, @Friedrichard und @Pepe86,

Die Rückkehr der Wildgänse!
Jetzt ist die Geschichte mMn abgeschlossen, insgesamt runder und hat einen Höhepunkt, ein wie ich finde passendes Ende und sogar noch eine Moral.
Was denkt ihr? :naughty:

Ich wünsche euch allen ein entspanntes Wochenende,

beste Grüße
Seth

 

@Seth Gecko Hallo! Als Erstes - ich hab das Ding sehr gerne gelesen. Allein die Ausgangssituation ist originell und dein Thema passt wunderbar dazu. Auch wenn es schwierig erscheint, sich in einer V-Formation fliegend - geplegt zu streiten.

Es gibt auch einige schön witzige und pointierte Stellen. Vielleicht hätten es mehr sein können. Wenn man Effizienzmissionaren auf den Mund schaut, müsst da viel auszugraben sein.

Es geschah über Wuppertal.
»Wechsel der Führungsspitze in drei Kilometern!«, gab Karl nach hinten durch.
Ganz stolz berichte ich, dass ich sofort wusste, das müssen Vögel sein. Alternativ zu
Es geschah über Wuppertal.
.. mag ich sowas wie "Über Wuppertal, Mittwoch 17.10.21, 9:20 Uhr ..


Günni streckte ihr die Zunge heraus
Für eine Gans, die ihre Zunge rausstreckt, reicht mit die Vorstellungskraft nicht - :Pfeif:


Komma weg?

»Sie bemühen sich halt um Effizienz«, erwiderte Karl.
Sie bemühen sich nur?

Jetzt fang bloß nicht wieder mit der ›Raute‹ an …«, stöhnte Karl.
Schön!

»Du kennst sie! Die beiden vom Teich, du weißt schon, die immer so für Stimmung sorgen!«
Karl schnappte nach Luft. »Die beiden Spinner? Das sind Flamingos!«
»Jetzt sei mal bitte nicht so borniert, ja?«
Schön!

als der schneidende Nordwind.
Nach der Regel "weg mit dem Adjektiv, wenn möglich" - hier ist es möglich: schneidende.

Günni sah beschämt zum Boden. »Es tut mir leid, wenn ich mal wieder den Betrieb gestört habe, es kommt nicht wieder vor«, flüsterte er und klappte den Schnabel zu.
Wieder ein Adjektiv: beschämt. Und an dieser Stelle kauf ich es dem Ganter auch nicht ab; er ist ja nicht wirklich beschämt, oder? Er lenkt ja nur widerwillig ein, oder?

»Du weißt aber schon, was die Moral von der Geschichte ist, oder?«
Karl knirschte mit dem Schnabel. »Sag’s mir, Günni, bevor ich dich umbringe!«
Sein Kumpel wartete einen Moment, dann sagte er feierlich: »Traue niemals einem Flamingo.«
Oben haben einige das Ende kritisiert - Rassismusvorwurf - ich weiß nicht, ob sich das auf ein anderes Ende bezieht. Dieses hier finde ich gut. Im Moment nach dem Scheitern ist man natürlich nicht selbst schuld als derjenige, der die Idee durchsetzen wollte - schuld ist wer anders. Wie abwegig es auch immer sein mag, es wird gemacht: politische Mechanik in Wirtschaft und Staatsführung. :thumbsup:

 

Hi @Seth Gecko , die Geschichte hat erneut Spaß gemacht. Wieder hab ich mit Günni mitgefiebert. Finde ihn absolut sympathisch. Es ist immer wieder faszinierend, wie sehr man mit Tieren leidet. Obwohl Uwe und Nils die Geschichte lang fies zu Günni sind, tun sie mir total leid, als sie ins Treibwerk geraten ( bin auch einfach ein zu großer Tierfreund). Das Ende ist tatsächlich runder.


Weißt du was, Uwe? Leck mich am Bürzel!«
Das ist sehr lustig.
Gustav bildete das Schlusslicht, er hatte nur durch pures Glück überlebt.
Aber hier, sag mal, das hat mich kurz rausgerissen. Wo kommt Gustav auf einmal her? Mir ist klar, dass in der Formation noch mehrere fliegen, aber der Name kommt aus aus dem Nichts. Ich begann mich zu fragen, ob ich was übersehen habe. Und ist er er einer dieser Flamingos? Oder hab ich das falsch verstanden?

 

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