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„Methaphysik der Katzen“

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02.01.2004
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„Methaphysik der Katzen“

Es macht mich wahnsinnig was die Leute alles lesen. Sie lesen nur noch was ihnen empfohlen wird von scheinheiligen Figuren die vorgaukeln Ahnung zu haben, von Leuten die im Fernsehen auftreten und behaupten sie hätten all diese Bücher gelesen und machen die Werbung nur des guten Buches wegen. Natürlich werden sie dafür vom entsprechenden Verlag nicht entschädigt, geschweige denn vorher schon bezahl. Das würde ihnen nicht einfallen. Nein sie tun es für das lesen! Und wenn die Leute die Bücher nicht kaufen und lesen, weil sie ihnen von Experten oder Bestsellerlisten empfohlen werden, dann wegen so schmissigen Titeln wie „Land der Freiheit“, „Der Alchimist“ oder gar „Sorge dich nicht, lebe“. Entweder handelt es sich um so abartige Lebenshilfebücher oder solche „die Gedanken in exotische Abenteuer entführen und den Alltag vergessen lassen“ um es mal klappentextartig zu formulieren.

Solche Machwerke haben die Betitelung Literatur gar nicht verdient. Dies ist aber der Schund den der Großteil der Leute liest. Und wird nicht das gelesen, weil man sich für einigermaßen intelligent oder auch halbwegs intellektuell hält oder es wenigstens werden will, dann greift man entweder zu ausländischer Literatur, was nicht heißt Amerika, England oder Frankreich sondern vielmehr Russland, Israel oder Südafrika meint, oder liest offensichtlich bildende Literatur vom Typ „Was sie wissen müssen“. Deutschland, das Land der Dichter und Denker, dass ich nicht lache.

So lief doch neulich ein junger Mann durch die Buchhandlung um die Ecke, in der ich mich öfters aufhalte, den ich dezent dabei beobachtete, wie er sich ein Buch aussuchte. Natürlich hatte er keine Ahnung was für ein Buch er haben möchte, denn genau mit solch einen Blick lief er durch die Gegend. Wahrscheinlich wollte er es sich bloß in den Schrank stellen, weil das gut aussieht. Natürlich, er hat ein Mädchen kenngelernt und will jetzt nicht als völliger Idiot dastehen, wenn er sie zu sich nachhause einlädt und er nicht ein Buch in der Ikea-Schrankwand zu stehen hat. Gefährlich wird es nur wenn sie ihn fragt worum es in dem Buch geht. Aber so ein Junge sucht sich kein Mädchen aus, das fragt worum es in einem Buch geht, das er in der Schrankwand zustehen hat, wahrscheinlich liest sie selber nicht mal, aber das war egal.

So lief er nun, ich hinter ihm herschleichend, durch die Regale und schaute nicht selten nervös nach links und rechts, einerseits wahrscheinlich um nicht von Freunden in einer Buchhandlung gesehen zu werden, wie peinlich und andererseits um zu kontrollieren ob er von den echten buchinteressierten Käufern, wenn es solche überhaupt in diesem Geschäft gab, gesehen wurde. Schaute tatsächlich mal eine Person zu ihm rüber legte er schnell den Zeigerfinger der linken Hand an seine Lippen, nickte leicht mit seinem Kopf und tat so als lese er sich die Inhaltsangabe bzw. die Kritiken auf den Buchrücken durch. Ja, so konnte er den Schein aufrechterhalten, das er tatsächlich ein Buch kaufen wolle das er auch wirklich lesen will. Selbstverständlich hatte er das sicher nicht im geringsten vor. Dieser naive, kleine, dumme Blick der nach einem Titel suchte der vermutlich zu seiner Persönlichkeit passte, völlig unabhängig vom Inhalt.

Nein, „Sorge dich nicht, lebe“ passt nicht zu ihm. Natürlich legt er es wieder weg und wie er es tat, geradezu als hätte er eine HIV verseuchte Spritze in der Hand. Er würde viel zu weich und unsicher, gar nicht selbstbewusst wirken mit einem solchen Buch im Schrank. Also griff er zu „Harry Potter“, welchen Teil dieser unsäglich langen Folterstrecke war nicht ersichtlich. Aber warum nicht, dachte ich mir und er sich sicher auch, Frauen stehen auf so was. Ja, ja, Infantilität ist In. Vielleicht sollte er sich noch ein Kuscheltierchen neben das Buch setzen, das kommt bestimmt an. Aber zu meiner Überraschung legte er auch dieses Buch wieder weg. Ach, wie kurzsichtig von mir, ein solcher Junge wird natürlich kein Mädchen haben oder nehmen das auf Harry Potter steht, sondern nur auf solche echten Kerle wie er einer war. Als ich sah welches Buch er als nächstes griff, war mir klar das er diese gleich wieder fallen lassen würde, denn ich sah schon von weitem das es sich um einen dreckigen Coelho handelte und wie vorrausgesehen landete dieses Ding wieder da wo es her kam. Allmählich dämmerte mir auch wie dieser Junge vorging, der bisher fein säuberlich die Bestsellerliste abarbeitete.

So einer wieder, wieso gibt es solche Menschen nur, wer tut ihnen so etwas an, wer züchtet einen solchen Analgeschmack? Und ich wusste nicht ob diesen Jungen lieber in Stücke hacken oder helfen wollte. Ich entschied mich für eine Mischung aus beiden und stampfte mit rotem Kopf und Tränen in den Augen auf ihn zu, in der Absicht ihm endlich das richtige Buch zu geben. Als er mich bemerkte war es für ihn schon zu spät und ich riss ihm das Buch aus den Händen das er scheinbar für sich nun schließlich als das entgültige gefunden hatte. „Timeline : Michael Crichton“ konnte ich gerade noch lesen, bevor ich es von uns warf. „Gib diesen Mist her“ waren die Worte die er im selben Moment von mir hörte. Der Junge schaute ängstlich und verstört zu mir auf während mir ein Schweißtropfen über die Stirn rollte, so sehe ich mich zumindest dort stehen. Er brachte kein Wort raus.

Nach zwei, drei Schnaufern stampfte ich ein Regal weiter, den Junge an einer imaginären Leine durch meinen Blick hinter mir herziehend, griff ein Buch und drückte es ihm in die Hände. Mein Puls ging, glaube ich wieder in einen normalen zustand zurück, mein Kopf bekam wieder eine natürliche Farbe. Der Junge schaute herab und las fragend, mit runzeln auf der Stirn laut vor: „Methapysik der Katzen?“ Ein Moment stille und ich dachte bei mir utopischerweise, völlig unbegründet, nun wird der Junge zum ersten mal ein richtiges Buch lesen und mir wurde schon fast warm ums Herz als er sagte: „Aber ich habe doch keine Katze!“ Und in dem kurzen Moment, wo die Wut wieder in mir hinaufkroch konnte ich meinem Geiste die Floskel nicht ersparen und dachte mir „Diese Jugend.“

Und mich zu zügeln versuchend presste ich durch meine Lippen jenen Satz, der wahrscheinlich auf alle Kunden dieses Geschäftes zutreffend war. „Du kleiner dummer Idiot.“ Im selben Augenblick griff ich mit meiner Hand den Hinterkopf des Jungen, der nicht größer war als ein Handball, allerdings einer der mit Haarwachs geschmiert war, und drehte diesen, nicht gerade zimperlich in Richtung Überschrift der Abteilung. „Kannst du lesen was dort steht?“ beugte ich mich zu ihm hinab und versuchte in einer normalen Lautstärke und ganz freundlich mit ihm zu reden, auch wenn mir danach war fester zuzudrücken und seinen Kopf zu zerquetschen. „Da steht Belletristik! BE-LE-TRIS-TIK!!“ Ich merkte das ich mich nicht mehr lange bremsen konnte und so schupste ich ihn von mir, woraufhin er das Buch fallen ließ und sogleich die Flucht ergriff. „Ja, hau nur ab du Bastard. Du kleiner Idiot. Und lass dich in dem Geschäft nicht mehr blicken.“ Schrie ich ihm dann doch noch lauthals hinterher.

Den letzten Satz hörte er mit aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr, aber ich glaube er wird auch so nicht so schnell wieder hier auftauchen. Nun kann er sein Mädchen nicht mit einem Buch im Schrank beeindrucken, der Ärmste. Und während ich im Begriff war mir einen Becher am Wasserspender zu füllen kam leicht gereizt eine Buchhändlerin auf mich zu. „Können sie mir mal bitte erklären was das bitte gerade sollte?“ Ich schlürfte an meinen Wasser. „Das ist ja wohl eine Frechheit.“ Sie bückte sich und hob das Buch auf das der Junge bei seiner Flucht fallen ließ. „Dürfte ich vielleicht erfahren...?“ Plötzlich blieb sie mitten im Satz stehen und starrte wie versteinert auf die Buchrückseite. Dann schaute sie zu mir auf. Ich trank mein Wasser um mein Gemüt abzukühlen. Sie schaute wieder auf den Buchrücken und blickte mich abermals an.
Ein breites verlegenes Grinsen zog sich über ihr Gesicht. „Herr Fröhlich...?“ Sie kicherte. „Das tut mir jetzt aber leid. Gab´s denn irgendwelche Unannehmlichkeiten...ich meine...ähh...mit dem...?“, „Nein, Nein alles in Ordnung.“ Log ich sie an, diese klein unfähige Schlampe. Das ganze Regal war noch voll mit meinem Buch und im Lager lag bestimmt noch mal soviel. „Der Junge hat mich nur ein bisschen geärgert, der kleine Rabauke...Wie läuft´s denn mit dem Verkauf.“ Jetzt hatte ich sie. „Ähh...!“ Sie kam ins schwitzen. „Das da...ähh...ist schon der Lagerbestand.“ Sie drehte sich zum Regal und steckte das Buch wieder in die Lücke damit ich ihr nicht ansah wie sie log. „Könnte ich mich im Lager mal umsehen.“, „Ahh, das ist ungünstig!....Wir renovieren gerade.“, „A-so...Tja, dann.“

Ihr hämisches grinsen machte mich wahnsinnig. Ich schüttete denn letzten Tropfen Wasser hinunter und ging, vorbei an diesen ganzen idiotischen Pseudo-Bücherlesern, diesen Literaturignoranten. Aber ich komme wieder...

 

hallo palamède,
zunächst mal herzlich willkommen bei kg.de

die idee zu deiner geschichte gefällt mir sehr gut. daraus liesse sich etwas machen. schade, dass die umsetzung sehr dürftig ist. vor allem: mir erscheint alles VIEL zu lang. straffe das ganze, und es wird spannender! und noch einvorteil: wenn es kürzer ist, gibt es weniger chancen für rechtschreibfehler! nein - im ernst: lass dich nicht entmutigen und überarbeite deine story. es lohnt sich für dich und für deine leser!
ernst clemens

 

Ja, danke erstmal für das Willkommen,

@labanc:
Schön. Das freut mich.

@arminius:
Danke für das Lob, das ich jetzt einfach mal als solches auffasse und pardon wegen der Rechtschreibfehler. Ich hätte vielleicht doch nochmal drüber gehen sollen. Kurze (Anfänger-)Frage zum Korrekturcenter:
Was ist das und wie mach ich das? Wie schiebt man da was hin

@Ernst Clemens:
Auch dir danke aber was meinst du mit:

"[...]schade, dass die umsetzung sehr dürftig ist."

Zugegeben ist die Geschichte eigentlich schon gekürzt. Sie ging vorher noch intensiver auf Gesellschaft und Gefühle des Protagonisten ein. Welche Verbesserungsvorschläge hättest du denn, was sollte denn noch gestrichen werden?

aufdringlichst:
Palamède

 

also, ich versuche, dir ein par konkrete hinweise zu geben:
du drückst dich oft sehr kompliziert aus, bzw. sagst gleich 2x was du meinst. beispiel:

empfohlen wird von scheinheiligen Figuren die vorgaukeln Ahnung zu haben, von Leuten die im Fernsehen auftreten und behaupten sie hätten all diese Bücher gelesen und machen die Werbung nur des guten Buches wegen. Natürlich werden sie dafür vom entsprechenden Verlag nicht entschädigt, geschweige denn vorher schon bezahl.

das könnte man alles in nur einem satz zusammenfassen!

das gleiche gilt für diesen abschnitt: "Solche Machwerke haben die Betitelung Literatur gar nicht verdient. Dies ist aber der Schund den der Großteil der Leute liest. Und wird nicht das gelesen, weil man sich für einigermaßen intelligent oder auch halbwegs intellektuell hält oder es wenigstens werden will, dann greift man entweder zu ausländischer Literatur, was nicht heißt Amerika, England oder Frankreich sondern vielmehr Russland, Israel oder Südafrika meint, oder liest offensichtlich bildende Literatur vom Typ „Was sie wissen müssen“. Deutschland, das Land der Dichter und Denker, dass ich nicht lache."

du hast die tendenz, alles breit auszuwalzen. bedenke bitte, dass du eine KURZgeschichte schreibst, die davon lebt, möglichst prägnant zu sein.

ernst clemens

 

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